Die Amseln haben mir in alter Tradition wieder mal alle Süßkirschen weggefressen. Nicht ohne ausgiebig mit mir zu schimpfen, sollte ich mich erdreisten, zufällig gerade dabei anwesend zu sein. Das Gelage beginnt sicherheitshalber zu einem Zeitpunkt, wo die Kirschen noch grün hinter den Ohren sind und ich sie unter Garantie nicht ernten möchte. Wenn sich eine außergewöhnliche gute Ernte ankündigt, netze ich den Baum auch schon mal ein, aber dieses Jahr hätte sich die Mühe nicht gelohnt. Also haben die Amseln kurzen Prozess mit den wenigen Früchten gemacht. Zusätzlich wurden aus anderen Gärten entwendete Kirschen eingeflogen und demonstrativ auf meinem Rasen schnabuliert, um mir zu zeigen, was ich verpasse.
Obwohl ich Amseln wirklich sehr schätze, bin ich nun durchaus in Versuchung, es den Vögeln mit gleichen Mitteln heimzuzahlen und Mundraub, oder besser: Schnabelraub, zu begehen.
Ich habe nämlich die Früchte der Felsenbirne verkostet und bin begeistert. Die Sträucher in der Umgebung sind voll mit diesen leckeren kleinen Dingern, so dass die Amseln gar nicht alles auf einmal schaffen. Sind sie reif, wechseln die Beeren ihre Farbe von rot nach blau - und so schmecken sie dann auch! Das Aroma erinnert stark an Blaubeeren, köstlich!
Nur die Kerne sollten besser nicht in großen Mengen zerkaut werden, ansonsten sind die Beeren der Felsenbirne absolut ungiftig. Und so lecker! Ein Jammer, dass zwar viele Gärten einen Strauch beherbergen (meist die amerikanische Kupfer-Felsenbirne Amelanchier lamarckii), aber die Besitzer gar nicht zu wissen scheinen, welch kulinarischer Schatz da im Wind baumelt!
Einheimisch geht es auch mit Amelanchier ovalis. Beide Arten sind so nah miteinander verwandt, dass die Vögel gar nicht merken, ob der Strauch nun aus Übersee stammt oder nicht. Die Beeren stehen in jedem Fall bei den gefiederten Gartenbesuchern hoch im Kurs und man möchte sich beim Rezitieren des Gattungsnamens ständig verschreiben in Richtung Amselanchier.
Und ich mag die Früchtchen jetzt auch! Wozu teure, oft sogar importierte Heidelbeeren kaufen, wenn man welche inkognito im Garten hat! Ein Felsenbirnen-Pfannkuchen ist der Renner der Saison, obwohl ich sagen muss, dass mir die Beeren roh am besten schmecken.
Probiert es einmal aus, wenn ihr eine Felsenbirne im Garten stehen habt. Immerhin durften die Amseln ja auch die Kirschen und einige Johannisbeeren haben, da können sie ruhig auch mal mit uns teilen.
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Und nun noch die Auflösung des Rätsels von letzter Woche - wer hat hier gemampft?
Hier ist nun der kleine Übeltäter bei der Arbeit - eine Gelbhalsmaus, die die Zweige des Knotigen Storchschnabels (Geranium nodosum) einfach mit ihrem eigenen Fliegengewicht niederringt, um an die noch unreifen Samenstände zu kommen. Ein bisschen klettern kann sie aber auch. Die grüne Beute wird nach Art eines Mini-Maiskolbens in den Pfoten gewendet und unten herum abgeknabbert.
Da die Maus so überaus kurzsichtig ist, sind uns beim gemütlichen Sitzen auf der Terrasse diese seltenen Bilddokumente aus kurzer Entfernung gelungen. Immerhin frisst das niedliche Nagetier auch das dicke Ende von Ahornsamen, das erspart mir das Jäten der Sämlinge...