Donnerstag, 24. Oktober 2013

Kompost-Komik

Mein großer grüner Thermokomposter gewinnt zwar keinen Schönheitspreis, aber er steigert das Bruttosozialprodukt meines Gartens ganz ungemein. Er schluckt nicht nur anstandslos die Küchenabfälle inklusive Eierschalen und Kaffeetrester, sondern ist auch Staudenschnitt, Laub und Unkraut nicht abgeneigt.


Und weil ich jedes Jahr auf's Neue wieder begeistert bin, was er mit Hilfe ganzer Heerscharen an Kompostwürmern aus all diesen gammeligen Resten für wunderbare, duftende Erde zaubert, schlage ich manchmal ganz gehörig über die Stränge, wenn es gilt, diese Nutztiere und letztendlich den ganzen Garten bei Laune zu halten.

Zwar frage ich beim Einkaufen auf dem Markt nicht nach einer Extra-Portion Grün (etwa Möhrenlaub) für meine Würmer, aber als Beispiel wäre der letzte Berlin-Ausflug mit der Bahn zu nennen: Ich bestand darauf, die Schalen der als Wegzehrung mitgereisten Bio-Bananen nicht etwa irgendeinem dahergelaufenen Restmülleimer zu überantworten, sondern sicher verschlossen in einer nun leeren Tupperdose wieder mit nach Hause zu nehmen - dem Kompost zuliebe. Bei einer Flugreise wird dieses Vorgehen dringend nicht empfohlen, aber so kam ich damit durch und der Garten zu einer Extraportion Bananenschalen.

Reste von Pilzen, die es nicht in eine Mahlzeit geschafft haben, landen sowieso im schnellen Brüter, in der Hoffnung irgendwann einmal eigene Champignons im Garten begrüßen zu dürfen. Bis jetzt hat es noch nicht geklappt.



Ich gestehe außerdem, dass ich mich beim Anblick von Pferdeäpfeln mitten auf Wanderwegen immer ganz gehörig zügeln muss - denn welcher ernsthafte Kompostgärtner könnte an diesen kostenlosen, mit organischem Dünger vollgepumpten Kraftpaketen tatenlos vorbeigehen? Meist schaffe ich es aber doch, der Nase zuliebe.



Neulich allerdings habe ich es wirklich übertrieben. Ganz hinten im Küchenschrank fand sich eine uralte, ungeöffnete Packung Früchtetee, Geschmacksrichtung Kirsche. Das Mindesthaltbarkeitsdatum offenbarte Schockierendes - dieser Tee war schon fast volljährig. Auch damit würde mein großer Kumpel Komposter doch wohl fertig, oder nicht? War doch schließlich alles Natur, oder? Ich streute also den Inhalt der Packung in den grünen Behälter, nicht ohne einen unerhört künstlichen Kirschgeruch wahrzunehmen, der die Jahre offenbar unbeschadet überstanden hatte und alles andere als wohlriechend war. Egal, Klappe zu, das Herausklauben wäre ohnehin unmöglich gewesen. Nur - der Gestank war so penetrant, dass er selbst aus dem geschlossenen Komposter heraus noch die ganze Terrasse ungenießbar machte. Gut, dass schon Herbst war...

Ich hoffe, dass sich die Kompostwürmer an dem Zeug nicht den Magen verrenken - und dass der garstige Geruch ganz bald verduftet. Man sollte vielleicht doch nicht alles versuchen zu kompostieren, auch wenn's schwerfällt...

Und wer noch keinen eigenen Komposter besitzt - auch im Herbst kann noch einer aufgesetzt werden und das ganze Laub schlucken! Das stinkt nicht und es lohnt sich in jedem Fall- denn daraus entsteht der beste und günstigste Dünger, den es gibt (abgesehen von Pferdeäpfeln)!

Sonntag, 20. Oktober 2013

Geburtstagsgemüse

Wenn ich manche Bücher lese, möchte ich am liebsten zum Spaten greifen und das letzte Stück Rasen opfern, um Sinnvolleres anzupflanzen. Ich möchte stattdessen Gemüse ziehen, es selbst vermehren und dadurch ein ganz kleines bisschen die Welt retten, so wie es die engagierten Gärtner im Buch "Die Vielfalt kehrt zurück: Alte Gemüsesorten nutzen und bewahren" von Ina Sperl tun.

Die Autorin hat Menschen besucht, die sich alle für samenfeste, seltene Nutzpflanzen engagieren, sie nicht nur anbauen, sondern die Saat auch weitergeben, auf dass sie in anderen Gärtern aufgehen möge, um ein Zeichen gegen die großen Saatgutkonzerne mit ihren hoch sensiblen Hybridsorten zu setzen.

Jeder Gärtner wird in Wort und Bild vorgestellt. Sie bauen zwar meist mehrere Gemüse an, aber ihr Herz hängt doch an bestimmten Lieblingsarten. Man staunt, wie viele verschiedene Möhrensorten, Rote Bete-Varietäten oder Salate es gibt - das Familienfoto zum Karottenkapitel würde sich auch als hübsches Poster in der Küche gut machen, so schön ist es - und daher auch mein Favorit im Buch.

Insgesamt 15 Reportagen sind für das Buch zusammen gekommen, manche mit ganz regionalen Sorten.


Besonders gefreut hat es mich daher, dass auch ein Herr aus meiner Region, nämlich Lemgo, vorgestellt wurde, der sich auf Johannislauch (Allium lusitanicum) spezialisiert hat. Diese Art habe ich nicht nur schon mit eigenen Augen verwildert in Ostwestfalen gesehen, dazu erscheint sie mir auch noch ganz besonders attraktiv, weil man sie an meinem Geburtstag ernten kann.
Jedes Kapitel endet mit einem genauen Steckbrief des jeweiligen Lieblingsgemüses der Personen. Hier erfährt man alles Wissenswerte zur Anzucht und vor allem zur Gewinnung von Samen zur erneuten Aussaat im nächsten Jahr - und das ist bei zweijährigen Arten wie Möhre und Roter Rübe gar nicht so einfach, da man sich dann natürlich einige Pflanzen vom Munde absparen muss, um sie geschützt zu überwintern, damit sie schließlich blühen können. Das ist nicht nur günstiger, sondern auch ungemein wichtig, um an das Klima angepasste Pflanzen auf Dauer zu fördern.


Der Leser lernt auch ungewöhnliche Anbaumethoden kennen, wie die Zucht von Plastinaken (Pastinaken in Plastikröhren - das Kunstwort steht nicht im Buch, das habe ich gerade erfunden) - eine geniale Idee für beengte Verhältnisse wie Terrassen oder Balkons. Schade nur, dass von den nicht so gängigen Gemüsearten, wie dem Baumspinat, nicht der komplette Werdegang eine Pflanze abgebildet ist. Dafür gibt es in jedem Kapitel ein Rezept obendrauf.

Gefallen hat mir, dass viele Fotos aus den vorgestellten Gärten in etwa so aussehen wie meiner: Manchmal wild, aber immer artenreich, und bestimmt voll mit glücklichen Insekten.

Und so soll Gärtnern doch sein: Neues entdecken, gut essen und dabei die Welt retten. Zumindest ein ganz kleines bisschen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Hosta la vista

Nanu, dachte ich letzte Woche eines Abends, als ich in der Dämmerung vom Wohnzimmerfenster aus in den Garten schaute: Wer hat denn da hinten vor der Hecke Licht angemacht? Als ich genauer hinsah, erkannte ich, was das merkwürdige Wetterleuchten zu bedeuten hatte: Die komische Sonne, die da am Boden vor sich hin glimmte, war niemand Geringeres als eine meiner vielen Hostas.


Denn die guten alten Stauden namens Funkien leben nach dem Motto: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Völlig ohne Not und vor allem ohne Frost ziehen sie sich schon im Oktober aus dem aktiven Gartenleben zurück und wollen nur noch eines: endlich in den Winterschlaf. Das haben diese Stauden mit der Ballonblume (Platycodon) gemeinsam: Beide treiben im Frühjahr erst aus, wenn kaum noch kalte Nächte zu erwarten sind, und sind im Herbst bereits Kompost, wenn andere Pflanzen noch blühen. Man geht also auf Nummer sicher.

Wenn sich das Laub der Hostas über Nacht vergoldet, weiß man, dass der Sommer Geschichte ist. Trotz dieser traurigen Gewissheit sind die großen gelben Blätter aber ein wunderschöner Anblick im Herbstgarten.

Überhaupt sind die Funkien gern gesehene Schattenstauden: Sie lassen sich prima mit Zwiebelblumen vergesellschaften, da sie so spät Laub produzieren. Ihr Austrieb im Frühjahr ist die Wucht in Tüten, danach können nur Schnecken die Freude an ihnen trüben. Allerdings kommt es in meinem Garten höchstens zu Lochfraß, nie zum kompletten Verschwinden.

Die Blüte im Sommer ist so prachtvoll, dass es eine Schande wäre, sie als Blattschmuckstauden zu bezeichnen. Die Hummeln jedenfalls lieben sie.


Trotz der imposanten Blätter kommen meine Pflanzen erstaunlich gut mit sommerlicher Dürre zurecht, solange sie nur schattig stehen.



Vermehren kann man Hostas entweder über die Samen, die sie im Herbst reifen lassen, oder aber über Teilung, die nahezu immer gelingt. Die Aussaat ist besonders spannend, da man auf diese Weise seine eigenen Züchtungen erhält. Meine Pflanzen stammen alle als Ableger aus anderen Gärten, andere wurden vom Friedhof gerettet (immer im Herbst), eine sogar von einer wilden Wald-Müllkippe bestehend aus Gartenabfällen mitgenommen. Eine einzige Pflanze wohnte bereits im Garten, als ich ihn übernahm, und ich habe sie bereits mehrfach geteilt. Die genauen Sortennamen kenne ich daher überhaupt nicht.

Gekauft habe ich jedenfalls keine einzige, und das ist auch gut so, denn nur allzu leicht schleicht sich dadurch der Hosta-Virus X in den Garten ein, der sehr unschöne helle Flecken auf dem Laub verursacht.

Meine Lieblingssorten sind die panaschierten, aber auch die großblättrigen mit dem gehämmerten Laub mag ich sehr gern. Das Flaggschiff unter meinen Funkien aber ist eine ganz ordinäre, einfarbig grüne Varietät, die mittlerweile zu einem riesigen Hosta-Horst herangewachsen ist. Das war auch die, die so schön gelb geleuchtet hat. Auch die vermeintlich unscheinbarsten Exemplare haben also im Herbst ihren großen Auftritt.

In diesem Sinne: Hosta la vista, bis zum nächsten Jahr! Und schlaft gut, ihr Funkien alle!




Dienstag, 8. Oktober 2013

Fruchtzwerge

Neulich brachte ein Kollege jeden Tag kiloweise Äpfel und Birnen aus seinem Garten mit ins Büro, die er nicht selbst verbrauchen konnte. Ganz uneigennützig halfen alle beim Vertilgen der Obstschwemme mit, und so konnten wir uns eine ganze glückliche Woche lang gegenseitig zu unserer gesunden Lebensweise gratulieren, bis der vitaminreiche Strom schließlich zum Erliegen kam und die Schokolade wieder zum Grundnahrungsmittel Nummer Eins am Arbeitsplatz aufstieg.



Diese kleine Geschichte von Äpfeln und Birnen zeigt eines ganz deutlich auf: Manche haben das Schlaraffenland zu hause, andere nicht. Ich gehöre leider nicht zu den vom Erntesegen verwöhnten Gartenbesitzern, denn ich habe weder das dazu nötige Grundstück noch den obligatorischen großen Obstbaum.

Einen Apfelbaum habe ich zwar auch, aber der lässt sich eher als Sonnenuhr denn als Schattenspender verwenden. Es ist ein Säulenbaum der Sorte 'Arbat' und wir kennen uns jetzt seit ziemlich genau 5 Jahren. Dieses kleine Jubiläum soll zum Anlass dienen, ihn einmal vorzustellen.

Arbat mag Sonne und macht sich unglaublich dünn. Er ist durch seine schlanke Silhouette wie geschaffen für Reihenhausgärten und sonstige beengte Verhältnisse. Als Bestäuber hat er seinen großen Kumpel, den Zierapfel 'Golden Hornet', gleich nebenan. Eine geglückte Pollenspende setzt allerdings eines voraus: Blüten. Und da hapert es bei Herrn Arbat ein wenig. Während große Obstbäume eine Alternanz zeigen und in einem Jahr reichlich, im nächsten kaum Früchte tragen, geht mein Fruchtzwerg noch einen Schritt weiter und lässt gleich die ganze Blüte weg.

Letztes Jahr zum Beispiel konnte ich die rekordverdächtige Zahl von 15 leckeren Tafeläpfeln essen, dieses Mal genau einen, was eine unglaublich gute Quote ist bei nur drei Blüten, die er präsentierte. Es gab auch schon ein Jahr, in dem er gar nicht blühte.

Wenn er aber Lust hat, sich rosa zu kleiden im Frühjahr, ist er wahrlich ein schöner Anblick - auch später, wenn die Äpfelchen wachsen.

Weil ich bei ihrem Anblick immer so gierig werde, versäume ich regelmäßig und mit voller Absicht das Ausdünnen des Fruchtansatzes. Würde ich Arbat ein wenig entlasten, würde das mit seiner kreativen Alternanz sicher weniger drastisch ausfallen.


Zum Schluss noch ein Spartipp: Die Säulen werden in guten Gartencentern und Baumschulen meistens als Containerware angeboten. Meiner Erfahrung nach oft in mehreren Größen. Man kann hier guten Gewissens die kleinste Darreichungsform nehmen, die ist nicht nur günstiger, sondern übersteht den Umpflanzschock in richtige Gartenerde auch besser.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass man keine Wunder von so einem Säulenapfel erwarten sollte. Kiloweise Äpfel für die Kollegen sind einfach nicht drin, da muss man auch mal an sich denken.

Wie sind denn eure Erfahrungen mit Säulenäpfeln?

                                                                                              

Es gibt heute einen Gastartikel von mir zum Thema Rosen auf Urtes Blog Elfenrosengarten! Vielen Dank, liebe Urte, für das wunderbare Aufbereiten meiner Bilder und deine netten Worte!

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Die purpurnen Flüsse

Es gibt Gemüse, das kennen viele nur als Fertigprodukt. Rote Bete zum Beispiel ist so eines. Wer hat sie nicht schon einmal aus dem Glas konsumiert oder als farbgebendes Element im Heringssalat mitgegessen, ohne diese Zutat groß zu beachten? Denn wenn sie eines kann, dann Farbe bekennen. Rot bis lila wird das Essen dann. Aber ansonsten scheint sie zur bloßen Beilage degradiert zu sein, darf höchst selten die Hauptrolle auf dem Teller spielen.

Dabei hat sie Besseres verdient. Sie schmeckt frisch aus dem Garten nicht nur viel besser als in Essig eingelegt aus dem Glas, sondern ist auch optisch eine echte Bereicherung für Beete und Kübel.



Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass die Rote Rübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris) das schönste Gemüse auf der ganzen Welt ist und unbedingt ins Blumenbeet gepflanzt werden sollte! Das meine ich durchaus ernst, denn die rote Farbe wartet nicht nur unterirdisch, sondern pflanzt sich bis in die wunderschönen großen Blätter fort! Ein solches Kontrastprogramm im Laub mit der Grundfarbe Grün und fantastisch roten Blattadern bietet wahrlich nicht jedes Gemüse. Mangold kann da noch mithalten, wenn man eine der bunten Züchtungen erwischt. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich gehören beide Farbspieler der gleichen Art an, denn auch Mangold nennt sich Beta vulgaris subsp. vulgaris - der Züchtungsschwerpunkt war hier nur ein anderer.

Obwohl man die Rote Bete wohl nicht auf prächtiges Laub hin selektiert hat, kann sie es trotzdem, einfach so.

Selbst die Keimlinge veranstalten schon eine große Show und sind wunderbar anzuschauen. Man kann die Blätter auch jung in den Salat werfen. Sie schmecken ein bisschen erdig und schon unverkennbar nach der Rübe. Aber so eine frühe Ernte bringt uns natürlich um selbige, also habe ich das nur mal ausprobiert, als ein Hagelschauer junge Blätter abgeknickt hatte.



Die Bete ist aber bei all ihren Dekorationsqualitäten keine Diva, sondern nicht allzu schwierig im Anbau. Die Samen keimen im April leicht und zuverlässig. Man sollte aber ein Auge auf Schnecken haben. Äußerst praktisch ist, dass sie auch im Halbschatten wächst. Nur genug Wasser möchte sie bitte haben, für die großen Blätter.

Ich habe sie dieses Jahr im großen Kübel auf der Terrasse angebaut, zusammen mit Zuckerschoten als Nachbarn. Die Sorte Robuschka habe ich dafür ausgewählt, denn kugelige Sorten eignen sich besser für Töpfe als lange.



Die eigene Anzucht aus Samen ist nicht nur günstig und einfach, sondern auch ästhetisch kein Problem - dass der Topf keine bunten Blumen enthält, stört überhaupt nicht, dafür sorgt die Rote Bete schon mit ihrer Effekthascherei, und das zuverlässig die ganze Saison lang.

Essen kann man sie schließlich auch noch - und jetzt darf man die kleinen Rüben ernten.

Leider hat es nur eine meiner Pflanzen zu marktfähiger Größe geschafft. Die nächstkleineren waren schon sehr schwierig zu schälen, die restlichen hatten erst gar keine Kugel ausgebildet.


Köstlich waren sie, keine Frage. Das nächste Mal werde ich allerdings darauf achten, sie besser auszudünnen. Obwohl die Amseln beim Vereinzeln tatkräftig mitgeholfen haben und viele Pflänzchen samt Erde für den Nestbau verwendeten, standen sie wohl immer noch zu dicht.

Das Gute an Roter Bete aber ist: Wenn es mit dem Anbau doch nicht so gut klappt, erntet man einfach die Blätter und nennt sie Mini-Mangold!

Verschwendet war der Terrassenplatz jedoch auf gar keinen Fall - das schönste Gemüse der Welt war schließlich den ganzen Sommer über ein einziger Augenschmaus!