Was, wenn man etwas für die Artenvielfalt tun möchte, dies dann auch klappt und die Artenvielfalt gnadenlos zurückschlägt? So geschehen bei meinem Gemüse-Ampfer dieses Jahr. Bei der Saatgutbörse im März fand ich Samen von diesem Ampfer, die man kostenlos mitnehmen konnte. Prima, ich wollte schon immer einen essbaren Ampfer haben, der groß wird, in meinem Garten nicht untergeht, aber auch immer wiederkommt. Außerdem sollen die Raupen vom Kleinen Feuerfalter auch diese Art nicht verschmähen, auch wenn ihnen Sauer-Ampfer lieber ist.
Also habe ich die kostbaren Samen ausgesät. Das dauerte aber auch. Der lateinische Name Rumex patientia heißt wohl, dass man Geduld braucht? Auf Englisch wird er tatsächlich auch patience dock genannt. Aha, wehte daher der Wind?
Im Frühjahr setzte ich die winzigen Pflänzchen ins Beet, bevor es in den Urlaub ging und sie im Topf vertrocknet wären. Sie wuchsen auch ein wenig, aber bald zeigte sich die Artenvielfalt selbst in diesem zarten Alter mit Macht: Die Blätter wurden miniert und starben ab. Vermutlich handelte es sich um Larven der Minierfliege Pegomya solennis. Weg war der Ampfer. Und es war gerade mal Sommer, nicht Herbst. Mist! Aus der Traum vom eigenen ausdauernden Gemüse? So hätte ich mir das mit der Förderung der Biodiversität aber nicht vorgestellt! Wenn die Larven wenigens das Wort Entschuldigung oder wenigstens Sorry in das Blatt miniert hätten, aber so viel Anstand hatten sie nicht.
Dann geschah ein Wunder: Im Spätsommer erschienen neue Blätter, die sogar größer waren als die ersten im Mai.
Und weil ich das erst jetzt mal wieder für diesen Beitrag dokumentiert habe, gibt es nun novembermäßig matschige, dunkle Bilder - aber steht doch wie ne Eins, das kleine neue Blatt, oder?
Jetzt gilt es noch zu bangen wegen der Schnecken, aber vielleicht heißt der Ampfer doch Rumex patientia, weil er geduldig einige Unbilden erträgt und einfach wiederkommt? Ich hoffe es! Hier ist er jedenfalls schon wieder angefressen:
Und weil Ampfer so toll ist, habe ich auch noch einen kleinen Blut-Ampfer von einem Schuttberg in einer Schrebergartenanlage geholt.
Auf diesem Bild ist ein größeres Exemplar zu sehen, das habe ich dagelassen:
Der wuchs in einem großen Haufen Schotter einfach so, hatte sich dort erfolgreich ausgesät. Sogar Hornveilchen und Sämlinge der Mittelmeer-Wolfsmilch wachsen dort.
Blut-Ampfer ist nicht nur lecker, sondern sieht auch sehr gut aus, der ist schon der Schönling unter allen Ampfer-Arten. Und wenn er in Steinen wächst, ist Ampfer eventuell allgemein sehr geduldig? Da hat er mir jedenfalls einiges voraus...