Stellt euch vor, ihr seid an einem Ort, wo ihr von Pflanzen umgeben seid, die nur darauf warten, von euch mitgenommen zu werden, und ihr könnt euch nicht entscheiden, welche besser zu euch und eurem Garten passt. Es muss ja auch nicht bei einer Pflanze bleiben, denn sie sind alle viel zu schön und besonders.
Nein, dieser himmlische Ort ist nicht das Gartencenter, und für die Stauden muss man sich teilweise sogar die Finger schmutzig machen, denn sie sind untenrum unbekleidet, also ohne Topf. Noch nicht mal einen Einkaufswagen gibt es. Dafür ist aber alles kostenlos, denn man kann mit grüner Währung bezahlen, nämlich mit anderen Pflanzen, die man selbst übrig hat.
Und ich war letzten Samstag in so einem paradiesischen Tauschrausch. Im botanischen Garten Gütersloh war Staudentauschbörse und dort konnte man sich zwei Stunden lang die Taschen füllen, bis Tüten oder Garten voll sind, was auch immer zuerst eintritt.
Die Gärtner des Stadtparks haben vorher kräftig ausgemistet und so gab es quadratmeterweise Stauden in Form von mehr oder minder handlichen Wurzelballen. Wenn einem Interessenten die Stücke zu groß waren, wurde
ihm mit einem Spaten zur Wunschgröße verholfen (dem Wurzelballen, nicht
dem Interessenten).
Die Auswahl war sensationell und hat alle meine geheimsten Wünsche erfüllt. Vor lauter Angeboten wusste ich gar nicht mehr, wohin ich zuerst schauen sollte - da konnte einem schon schwindelig werden. Viele Angebote waren natürlich äußerst unmoralisch meinen vorhandenen Stauden gegenüber, aber manchmal muss man tun, was man tun muss, und so richtig die Contenance verlieren.
Die Auswahl war sensationell und hat alle meine geheimsten Wünsche erfüllt. Vor lauter Angeboten wusste ich gar nicht mehr, wohin ich zuerst schauen sollte - da konnte einem schon schwindelig werden. Viele Angebote waren natürlich äußerst unmoralisch meinen vorhandenen Stauden gegenüber, aber manchmal muss man tun, was man tun muss, und so richtig die Contenance verlieren.
Mit dabei waren Kerzen-Knöterich (Bistorta amplexicaulis), Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum virginicum) (von dem ich nur ein winziges Stück mitgenommen habe, weil mein Boden bestimmt zu trocken für ihn ist), Ruten-Hirse (Panicum virgatum), Dreimasterblume und Kaukasus-Beinwell. Als Zugabe war auch ein Kilo Traubenhyazinthe im Angebot. Das alles gab es ohne Plastikverpackung.
Wer nichts eigenes dabei hatte, konnte gegen eine Geldspende Pflanzen mitnehmen.
Wer nichts eigenes dabei hatte, konnte gegen eine Geldspende Pflanzen mitnehmen.
Zum Tauschen hatte ich Töpfe mit Braunem Storchschnabel und Pentaglottis mitgebracht, beschriftet mit Eisstilen - auf die Idee waren auch andere Anbieter gekommen.
Der Kerzen-Knöterich musste natürlich mit, da wurde nicht lange gefackelt. Ich habe mir ein Stück der weißblühenden Variante ausgesucht, das inklusive blinden Passagieren in Form von Winterlingen daherkam. Im Gartencenter hätte es stattdessen höchstens Moos als Dreingabe gegeben.
Dazu ist mir noch ein Würzelchen von Crambe cordifolia ins Netz gegangen und eine ganz kleine Kugeldistel, wirklich noch ein Baby. Beide sind im Null-Euro-Beet gelandet. Den Wald-Geißbart habe ich in meinen Garten gepflanzt. Auch er war ein lang gehegter Wunsch.
Die Tauschbörse lohnt aber nicht nur zum Pflanzenergattern. Es gab auch einen Stand vom GNU (Gemeinschaft für Natur- und Umweltschutz im Kreis Gütersloh e.V.), an dem man wirklich gut verarbeitete und garantiert bienenfreundliche Insektenhotels kaufen konnte. Die Nisthilfen sind dekorativ und mit Sachverstand aus Eichenholz hergestellt - in der Qualität findet man das nicht im Baumarkt.
Dazu wurden Samentütchen mit bienen- und schmetterlingsfreundlichen Wildblumen verteilt, damit man den Insekten neben einem Nistplatz auch was im Beet anbieten kann.
Gegenüber konnte man lernen, wie man ein Bienenhotel aus Bambusstäben und einer Blechdose herstellt: Die Stäbe ganz dicht stecken und am Ende mit der Holzhammermethode draufhauen. Das fertige Wohnhaus durfte kostenlos mit nach Haus kommen. Jetzt hängt es bei meinen anderen Nisthilfen.
Tauschbörsen sind also in jedem Fall zu empfehlen, auch wenn der Garten am Ende unter Völlegefühl leidet. Die in Gütersloh hat ein Angebot, das einen wirklich umhaut - und das alles im blütenreichen botanischen Garten, den man bei der Gelegenheit auch gleich mal besuchen kann. So, Bielefeld, wo ist dein Angebot zum Tauschrausch? Ich warte!