Das Gute am Herbst ist: Man kann am Wochenende endlos in den Federn liegenbleiben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Während man im Hochsommer am besten schon vor Sonnenaufgang aufsteht, um bestes Fotolicht zu haben, kann man es im Oktober ruhig und verschlafen angehen lassen. Keine böse Mittagssonne, die irgendwann kommt und zur Eile treibt, da sie aus dem Zenit heraus jedes schöne Motiv zu flacher Langeweile verkommen lässt mit ihrem Geltungsdrang. Stattdessen gibt es Licht so sanft wie ein Lämmchen von morgens bis abends. Selbst der Frühtau wird gar nicht so früh aufgeführt, dass er nicht bis nach dem Frühstück warten könnte. Oder bis nach dem zweiten.
Blöd nur, wenn die angekündigte Sonne auch zum Mittagessen noch nicht aufkreuzt, sondern alles unter einer Feuchtigkeitsmaske aus Nebel bis Hochnebel vor sich hin tropft. So ging es mir in Frankfurt, wo ich gern strahlende Herbstfarben im morgendlichen Gegenlicht eingefangen hätte.
In den Ostpark bin ich gelaufen. Dort war die Sonne auch nicht. Dafür gab es einen Blühstreifen mit Einjährigen, die im Morgentau auch bei bewölktem Himmel so taufrisch und adrett aussehen, dass es doch zu einer Fotosafari gereicht hat.
Taufrische Jungfer im Grünen:
Marokkanisches Leinkraut:
Wegerichblättriger Natternkopf:
Unbekannte Doldenblütler:
Hirtentäschel:
Jungfer im Grünen:
Türkischer Drachenkopf (Mitte):
Duft-Steinrich, Nelken-Leimkraut (Silene armeria) und Cosmee:
Und kaum war Mittag, war die Sonne dann auch mal aufgestanden und leuchtete den arg gebeutelten Bethmannpark zum Niederknien schön aus (Eintritt kostenlos). Ein asiatischer Pavillon war dort von jemandem niedergebrannt worden, der vermutlich auch sonst nicht besonders sympathisch ist. Daher war ein Teil des Parks nicht zugänglich. Der andere hatte sich aber herrlich herausgeputzt mit Astern und Mangold-Gold in allen Farben - wie man sieht, klappt es auch kurz vor Mittag noch mit dem dekorativen Gegenlicht in bunten Blättern (im Sommer müsste man sich um die Uhrzeit schon unter das Mangold-Laub legen, was in öffentlichen Gärtern komischerweise verpönt ist):