Samstag, 30. Oktober 2021

Modenschau der Pilze

Ich schmolle ja immer noch ein wenig, weil der Schopftintling mich nicht mehr mit seinem Pilzhintern anguckt. Nebenan im Garten treiben ganze Herden von diesen stattlichen, leckeren Pilzen ihr Unwesen, bei mir sind es nur ein paar versprengte, die sich dann auch gleich die Nacktschnecken vorknöpfen. Da würde ich als Pilz auch lieber das Weite suchen.

Jetzt schaut euch diesen Anblick mal an, ist das, was man da im Nachbargarten zu sehen bekommt, nicht himmelschreiend ungerecht?



Da gibt es bald keinen Stehplatz mehr für die Tintlinge. Rasenmähen geht hier auch nicht mehr, ohne Pilz-Geschnetzeltes zu produzieren.

Und dieser Tintling ist wirklich unterhaltsam, weil er nicht nur seinen Aggregatzustand von fest nach flüssig, sondern auch seine Farbe von weiß nach tintenschwarz ändert. Die weißen Exemplare sind noch prima essbar, die tuscheartigen lieber nicht.

An der Nordsee habe ich jetzt andere Pilze entdeckt, die auch gern in meinem Garten wohnen dürften. Sie sehen aus wie gelbes Fallobst mit interessanter gemusterter Oberfläche. Die passen richtig gut zu Halloween, denn manche ziehen eine Fratze, wenn sie aufplatzen und ihre Sporen dem Wind überantworten.



 

Das sind Dickschalige Kartoffelboviste (Scleroderma citrinum) und könnten für eine kurze Zeit über eine gescheiterte Kartoffelernte hinwegtrösten. Aber nur kurz, denn wenn man vorsichtig an ihnen riecht, strömt einem wahrlich kein zarter Duft nach Pommes um die Nase, sondern ein sehr widerlicher nach Aas und anderen Gammeldingen. Daher hat er auch so tolle Spitznamen wie Nonnenfürzle oder Eselsforz.


Hier habe ich mal einen aufgeschnitten - puh, das stinkt!

 

Dieses Exemplar hier rechts versucht sich mit Schmuck gefälliger erscheinen zu lassen:

Im Garten werde ich auch diese Stinkbomben wohl nicht ansiedeln können, denn der Kartoffelbovist mag die feine Gesellschaft von Buche, Birke oder Fichte auf sandigem Boden. 

Der Fliegenpilz ist ebenfalls ein ganz hübscher, den sicher viele gern im Garten hätten, oder? Auch er mag gern Birken und bildet an ihren Wurzeln eine nützliche Mykorrhiza.

Der Werdegang eines Fliegenpilzes





 

Wenn es doch nur einen Symbionten für meinen Zierapfel mit schönen Fruchtkörpern gäbe - aber stattdessen muss ich mich um diese Jahreszeit an den Fruchtkörpern des Zierapfels selbst erfreuen. Die sind auch so gelb wie der Kartofelbovist, aber garantiert essbar...

Samstag, 23. Oktober 2021

Übergriffige Zimmerpflanzen

Erinnert sich noch jemand an die Monstera, die ich letztes Jahr als selbstgezogenen Sämling geschenkt bekommen habe? Die macht schon richtig was her und ist mein heimlicher Homeoffice-Liebling geworden! Ohne sie wäre mein Schreibtischalltag viel weniger tropisch und grün. Da hilft ja der schönste Bildschirmschoner nichts, es muss schon richtiges Grün sein.

Nur hat sie sich unbemerkt an die Raufasertapete herangemacht. Kaum war ich mal zwei Wochen im Urlaub, hat sich die große Luftwurzel einfach mal an die Wand gehängt. Als ich sie abzog, kam sogar ein bisschen Tapete mit, so anhänglich ist meine übermotivierte Monstera.

Nun, diese Pflanze möchte ja auch hoch hinaus und hätte ich sie gelassen, wäre sie so richtig die Wände hochgegangen. Ich wollte ihr doch lieber einen Rankstab spendieren. Im zweiten Baumarkt habe ich dann sogar einen gefunden - auch diese Dinger haben momentan Lieferschwierigkeiten, ist das zu fassen! Mein Modell kam unverpackt und damit ganz plastikfrei daher und besteht aus Holzkern umwickelt mit Kokosmatte, das ist ja schon mal nicht schlecht. Man kann den Stab verlängern, indem man oben einen zweiten hinein steckt. So etwas müsste die Monstera doch motivieren?

Jetzt sieht es erstmal so aus, als hätte ein Neandertaler seine Keule im Gebüsch abgestellt, aber ich bin sicher: Das verwächst sich und bald ist das Ding vor lauter Blättern nicht mehr zu sehen.

 





 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nach dem Einkauf und viel zu spät habe ich mich gefragt, ob man so einen Rankstab nicht auch selbst machen kann? Aus Raufasertapete vielleicht? Die ist ja erprobtermaßen im Monstera-Test nicht durchgefallen. Oder aus Rindenstücken, die man um einen Holzstab wickelt? Ob ich die Pflanze nicht einfach an den alten Kratzbaum lehnen kann? Leider bin ich ja handwerklich nicht so begabt wie meine im Freeclimbing erfahrene Zimmerpflanze - habt ihr noch Ideen für einen Rankstab Marke Eigenbau und ohne Lieferschwierigkeiten?

Samstag, 16. Oktober 2021

Pingpong im Wohnzimmer

Jetzt kommt so langsam wieder die Zeit der Zimmerpflanzen. Und die sind teilweise genauso unterhaltsam wie das winterharte Grünzeug da draußen...

Ich hatte ja schon von meiner Anzucht von Dorstenia hildebrandtii berichtet. In der Zwischenzeit sind die Dinger verblüffend schnell gewachsen. Bei einer sukkulenten Pflanze erwartet man ja eher die Wachtsumsgeschwindigkeit einer Wanderdüne, aber die werden schneller groß als man eine Koalition im Bundestag gefunden hat...


 

Dieses enorme Tempo setzt sich auch in der Samenbildung fort. Denn das D in Dorstenia steht eindeutig für dynamisch! Die Blüten, die mich immer an das erinnern, was die Freiheitsstatue auf dem Kopf hat, neigen sich erst bescheiden  nach unten.

 





Ist ja auch blöd, wenn's da rein regnet. Passiert im Zimmer zwar selten, aber in ihrer Heimat Afrika sicher das ein oder andere Mal. Sobald die Samen reifen, schauen die Blüten aber nach vorn - und in die Zukunft, denn die Pflanze kann ihre Samen meterweit verschießen, besonders, wenn man sie berührt, doch wenn dies unterbleibt, wird Dorstenia ungeduldig und macht auch ohne fremde Hilfe von ihren Schießkünsten Gebrauch.

Das macht sie auch ganz hemmungslos im Zimmer und schon bald ist der Tisch vollgekrümelt und es keimt aus sämtlichen Töpfen. Zwei Pflanzen dicht beieinander sehen also immer so aus, als wollten sie Tennis spielen. Oder eher Tischtennis - die Samen sind nämlich auch passenderweise weiß.


So unterhaltsam sind nur Brutblätter, doch deren Kindel fallen gemäß der Schwerkraft eher nach unten und schaffen es höchstens auf die Fensterbank, aber nie auf den Sofatisch. Der Name Babywerfer ist also hier unangebracht, es müsste eher Babyfallenlasser heißen.


Eine ganz sittsame Pflanze, die nicht zu den Scharfschützen gehört, habe ich vor ein paar Wochen als Ableger bekommen. Es ist keine geringere als Philodendron scandens 'Brasil'. Diese wunderschön gezeichnete Sorte ist sehr begehrt und so habe ich mich riesig gefreut, sie von einer netten Bielefelderin geschenkt zu bekommen - plastikfrei in einer Glasflasche.




Zuerst waren da nur braune Luftwurzeln im Wasser - und jetzt bekommen sie weiße Söckchen! Noch ein paar Wochen und ich kann den blattbunten Brasilianer sicher einpflanzen. Und schon wieder wird das Homeoffice ein Stück bunter!

Samstag, 9. Oktober 2021

E wie Efeu

Ja, ich weiß, das E in Efeu kann für Elend stehen, nämlich dann, wenn man ihn in mühevoller Kleinarbeit aus Blumenbeeten, Sträuchern oder von der Hauswand ziehen muss, wenn diese nicht für seine Haftwurzeln geeignet ist. Auch sind seine Blüten wenig spektakulär und können ein wenig müffeln, wenn man ganz nah rangeht.

Jetzt im Herbst blüht der Efeu und man kann an ihm die letzten Schmetterlinge des Jahres beobachten. Und allein die sind es wert, die immergrüne Kletterpflanze in den Garten in zu holen. Besonders das Tagpfauenauge und der Admiral sitzen gern auf den kugeligen Blütenständen, während Kohlweißlinge lieber vorbeiflattern, sie haben andere Lieblingsblumen.



Dazu gesellen sich Schwebfliegen, Honigbienen, Hummeln, Wespen und wo sie vorkommt auch die Efeu-Seidenbiene, die nur an Efeu Pollen sammelt und damit auf ihn angewiesen ist. 



Totenkopfschwebfliege und Erdhummel

Efeu-Seidenbiene

Hornissenschwebfliege

Admiral

Außerdem ist Efeu sagenhaft günstig zu bekommen - man muss nur bewurzelte Triebe einpflanzen, etwa, wenn man sie andernorts ausgräbt, oder aber man stellt Äste in die Vase, wo sie auch Wurzeln schlagen. Macht man dies mit den blütentragenden Trieben, die nicht klettern können, hat man einen strauchförmigen Efeu, der nicht klettern kann und damit die Nerven und die Gartenschere schont.

Strauchefeu kann man auch kaufen, aber das ist ja nur der halbe Spaß.


Samstag, 2. Oktober 2021

Nimm das, Neophyt!

Wenn ich mal eine Dekoidee aus einer Zeitschrift nachbasteln möchte, sieht das am Ende immer eher wie ein Unfall aus als wie eine umwerfend schöne Dekoration. Selbst die Anleitungen, die wirken, als könnte man sie mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen und einer Augenbinde zusammenschustern, sehen bei mir dann eher aus, als hätte das Machwerk eine Fünfjährige produziert (mit auf dem Rücken zusammengebundene Patschehändchen und Augenbinde).

Die Sache mit dem invasiven asiatischen Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) als Vase wirkte aber simpel genug, um im Wald mal ein paar grüne Stangen abzusäbeln. Viel hilft viel, dachte ich, und so habe ich gleich die dicksten mit dem Messer abgetrennt. Das geschieht dem Einwanderer ganz recht!


Alsdann habe ich jede Stange unterhalb eines Internodiums durchgesägt (ein normales Küchenmesser war eher ein zahnloser Tiger...). Nun kommt der Teil, wo man nicht nur keine auf dem Rücken zusammengebundenen Hände braucht, sondern am besten vier davon. Zwei sollten die Stangenteile zusammenhalten, die anderen beiden müssen eine Schnur fest genug drum herum schnüren. Ich habe es mit nur zwei Händen versucht und entsprechend wackelig wurde die Konstruktion.


 

Naja, mit genug Hin- und Herruckeln stand das Ding dann wie eine grüne, windschiefe Eins. Nun habe ich Hagebuttenzweige in die Öffnungen oben gesteckt. An mir ist wahrlich keine Floristin verloren gegangen, weshalb ich Blüten und andere dekorative Pflanzenteile meist da lasse, wo sie hingehören: An die Pflanze.


Und jetzt kommt der Moment, wo der Elefant das Wasser lässt: Das hier ist meine Neophyten-Deko mit den grünen Reagenzgläsern:






 

Nur echt mit neophytischem Knöterich und asiatischer Rosa multiflora. Ich weiß schon, warum das hier kein Dekoblog ist....

Ihr könnte das sicher besser, oder?

 

Übrigens sollte man die Stängelteile vor dem Kompostieren gut durchtrocknen lassen, denn bei dem Knöterich weiß man nie, ob er nicht doch aus dem kleinsten Fitzelchen wieder böse Wurzeln treibt...