Samstag, 29. Dezember 2018

Danksagung an David Austin

Am 18. Dezember ist David Austin gestorben, der Großmeister der Englischen Rosen. Er hat uns viele wunderschöne, duftende Sorten beschert, denn darauf hat er großen Wert gelegt. Bei ihm sollte eine Rose vor allem romanisch sein. Das können Rosen ja sowieso von Hause aus schon ganz gut, aber Austin-Rosen setzen dem Ganzen dann noch einmal die Krone auf.




Und obwohl ich aus Platzgründen keine einzige Austin-Rose im Garten habe, habe ich seine Sorten immer bewundert und mich in die romantischen, wenig gefüllten verliebt, wie 'Wild Edric', 'Kew Gardens' oder 'The Lady of the Lake'.



Auch bei den Sortennamen waren Austin-Rosen immer ganz gut dran und konnten nicht meckern. Sogar die Gleichberechtigung kam nicht zu kurz, denn die ansonsten unterrepräsentierten männlichen Namen (es heißt ja schließlich nicht "König der Blumen") sind durchaus vertreten, wie 'Graham Thomas' oder 'Brother Cadfael'. Manche wurden in der Vergangenheit aber auch schon mal umbenannt, wie 'Crocus Rose', die dann plötzlich 'Emanuel' hieß. Vielleicht war der Name doch zu verwirrend, weil man eine etwa auf Knöchelhöhe im März blühende Rose erwartete, die wie ein Krokus aussieht?





Entgleisungen wie bei anderen Rosenzüchtern gab es aber anscheinend nicht. Man denke da nur an die unsägliche 'Atombombe' - ein echter Knaller. Eine Rose, die so getauft wurde, wird doch ihres Lebens nicht mehr froh. Andere doofe Namen sind 'Rest in Peace' oder 'Frolic' - ob die wohl nach Hundefutter riecht?

Herr Austin hat mehrere dicke Bildbände herausgebracht und so auch mal ganz neue Erkenntnisse beschert. Bei der altehrwürdigen 'Rose de Resht' war er sich sicher, dass es eine Portland- und keine Damaszenerrose ist.


Meine Hochachtung gilt auf jeden Fall David Austins Züchtungsleistung, besonders, nachdem ich das Ergebnis meiner eigenen Rosenzucht gesehen habe. Da wäre der passende Name wohl 'Stacheldraht', oder wie Herr Austin gesagt hätte: 'Barbed Wire'.

Ein großer Traum von mir ist noch, einmal die Schaugärten der Austin-Rosen zu besuchen. Sie liegen in Wolverhampton, Großbritannien. Der Eintritt ist frei - zumindest, wenn man sich im angeschlossenen Gartencenter beherrschen kann und keinen 'Wild Edric' mitnimmt.


Danke, Mr. Austin, für die vielen schönen Sorten, von denen ich schon so lange träume. Vielleicht habe ich irgendwann doch eine im Garten?

Samstag, 22. Dezember 2018

Der Weihnachtsmarkt hat einen Vogel

Sich einen auf dem Weihnachtsmarkt zu zwitschern, ist ja sehr beliebt, vor allem bei großer Kälte. Doch manchmal kann es lohnen, nicht immer nur zu tief ins Glühweinglas zu schauen, sondern den Blick auch mal nach oben zu lenken.





In Bielefeld zwitschert es nämlich sehr auf dem Weihnachtsmarkt in der Bahnhofstraße. Hunderte Bachstelzen haben hier ihren Winterschlafplatz und versammeln sich jeden Abend in den Platanen, die die Glühweinbuden von oben beschirmen.







Nicht nur bei Nacht sind alle Bachstelzen grau - so sieht der Vogel bei Tageslicht und im Sommer ohne Weihnachtsmarkt aus:


Die Vögel stören sich nicht an den menschlichen Weihnachtsmarktbesuchern, sie wollen einfach nur schlafen. Die Temperaturen in der Innenstadt sind ein bisschen höher als im Umland und auch nächtliche Fressfeinde trauen sich nicht in die Fußgängerzone - weder zu Fuß noch fliegend.


Nur komisch, dass kaum jemand die Tiere bemerkt, obwohl sie aussehen wie schwarzweiße Weihnachtskugeln und sehr schmückend sind.


Im Halbdunkel ist sogar noch Zeit für die Gefiederpflege:

Haarig wird es für die gefiederten Schläfer wieder im Februar, wenn die Platanen bis auf die Astquirle heruntergeschnitten werden, damit sie ihre Form behalten. Das macht man aus Gründen des Vogelschutzes, damit ab März keine Vogelnester zerstört werden. Tja, nur dummerweise nistet dort sowieso keiner, aber den Bachstelzen wird durch den Schnitt grünlich die Nachtruhe gestört. Ohne die Äste wissen sie nicht, wo sie sich hinsetzen sollen.


Und so endet das Schauspiel jeden Februar viel zu früh. Die Ornithologen bemühen sich und schreiben immer wieder die Stadt an, um den Baumschnitt zu verschieben. Vielleicht wirkt es dieses Mal und die Bachstelzen können weit über Weihnachten hinaus ihren geliebten Schlafplatz nutzen.


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Und jetzt wünsche ich allen Bachstelzen und meinen Lesern:
❈…❈  Frohe Weihnachten! ❈…❈
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Samstag, 15. Dezember 2018

Pflanzen mit Pelzmantel

Es ist frostig draußen. Zum Glück tragen manche Pflanzen Pelz. Nicht, weil sie versnobt sind, sondern weil sie sich gern ihre Knospen warmhalten. Diese Kuschelknospen sehen hübsch aus und man möchte sie ständig anfassen. Die schönsten Handschuhe an ihren Blütenknospen tragen zweifelsohne die Magnolien. Groß sind sie und dadurch besonders knuddelig.




Gegen Kälte sind die Pflanzen mit ihrem Pelzmantel ganz gut gewappnet, nicht aber gegen fiese Stürme. Und schon war bei der Magnolie im Park wieder mal ein kapitaler Ast abgebrochen. Das passiert bei ihr so oft, dass es an ein mittleres Wunder grenzt, dass überhaupt noch Äste dran sind.

Als ich mit dem Fahrrad an dem verunfallten Zweig vorbei kam, kam mir die Idee, es damit mal in der Vase zu versuchen. Die Äste ließen sich ganz leicht abbrechen, ohne eine Schere holen zu müssen.

Und dann passierte in der warmen Stube zwei Wochen lang mal gar nichts. Die Knospen waren unverändert kuschlig, rührten sich aber nicht weiter. In der dritten Woche konnte man erahnen, dass sie gewachsen waren.



Und nun fangen sie tatsächlich an zu blühen. Unter den Fellmützen kommt vornehmes Purpur zutage. Das ist ja fast wie Ostern und Weihnachten gleichzeitig.







Schade nur, dass die Knospen dabei ihren Pelzmantel ausziehen müssen. Aber den brauchen sie nun ja auch nicht mehr. Zumindest die Zweige nicht, die mir im Wohnzimmer hocken. Die anderen da draußen werden sicher noch froh sein, nicht auf die milden Temperaturen hereingefallen zu sein.

Samstag, 8. Dezember 2018

Botanische Gärten in Vancouver

Vancouver wird immer wieder zur lebenswertesten Stadt überhaupt gewählt. Warum eigentlich? Immerhin gibt es auch in den dortigen Grünanlagen keine Hundehaufen-Fee, wie dieses Schild hier zweifelsfrei beweist:


Aber einen sehr guten Grund für die Beliebheit der Stadt habe ich entdecken können: Neben etlichen Urban-Gardening-Projekten und einer tollen Landschaft gibt es gleich 2 botanische Gärten - in Worten: Zwei! Das können nun wirklich nicht alle Städte von sich behaupten. Bielefeld schon mal nicht.

Der erste Garten, den wir im Mai besucht haben, gehört zur Universität von British Columbia und wird von einer großen Straße in zwei Teile geteilt. Hier wächst garantiert nie zusammen, was zusammengehört. Macht aber nichts: um auf die andere Seite zu kommen, muss man durch einen Tunnel laufen und schon ist man wieder im Paradies. In einem ganz anderen.

Der erste Teil ist waldartig mit Teichen und großen Exemplaren von Thuja plicata. Darunter wächst die Falsche Alraunwurzel mit Knöterich oder Sibirischem Tellerkraut (Claytonia sibirica).



Hier ist der Tunnelausgang in den anderen, offenen Gartenteil:


In diesem Garten bin ich das erste Mal auf den Begriff "Garry Oak Prarie" gestoßen. Diese offene, trockene Landschaftsform mit Garry Oak, Oregon-Eiche (Quercus garryana), kam vor allem auf Vancouver Island vor, wurde durch Siedlungs- und Weinbau aber stark dezimiert. Es gibt noch ein großes Schutzgebiet, das Cowichan Garry Oak Preserve, das aber für Besucher nur selten zugänglich ist. Schade, denn hier läuft ein großes Wiederansiedlungsprojekt für Hüttensänger: Bring back the Bluebirds.

Im botanischen Garten kann man sich in komprimierter Form anschauen, was man alles verpasst.


Was den Briten ihre Blue Bells sind, wird hier durch Massen an Camassia quamash repräsentiert - die Prärie macht blau.





Der formale Kräutergarten, umgeben von Hecken:


Am Steingarten angekommen konnte man sich vor fliegenden Schätzen kaum retten. Eine Gruppe Goldzeisige (American Goldfinch) machte sich über Sämereien her, während die Sumpfschwalben (Tree swallows) mit der Inneneinrichtung ihres Nistkastens beschäftigt waren. Ist das nicht schön, wenn man  den Schwalben einfach einen Meisenkasten aufstellen kann? Er sollte nur bitte frei stehen, im Baum muss er nicht hängen.



Am Ausgang gibt es einen kleinen Laden, wo man Pflanzen, Bücher und diese schönen Kränze kaufen kann:


Auf dem Parkplatz gab es zum Abschluss noch den Goldspecht (Northern Flicker), der gar nicht scheu nach Ameisen fahndete - und mit seinem schwarzen Schlabberlätzchen sowieso ganz entzückend ist:



Der zweite botanische Garten ist der Van Dusen Botanical Garden, der schon durch einen wahrlich imposanten Eingangsbereich neugierig macht. Aktuelle Blüten sind vorne im Reagenzglas ausgestellt - nicht als Versuchskaninchen, sondern um Besucher hinein zu locken. Hat auch geklappt.




Der Außenbereich ist natürlich kostenlos zu besichtigen und an sich schon eine Wucht mit dem riesigen Staudenbeet:


Innen gibt es alles von heimischen Pflanzen bis zum Rosengarten, immer sehr gepflegt.








 

Eine Ecke zeigt, was man für die Gartenvögel tun kann. Natürlich ist wieder der Goldzeisig abgebildet, den kennen wir schon aus dem anderen Garten.




Hier hat es dann auch mal mit dem Anna-Kolibri geklappt, er liebt Geißblatt und Fackellilien:



Und bei diesen frechen, feengleichen Vögelchen kann man über das völlige Fehlen der Hundehaufen-Fee dann auch mal hinweg sehen...