Samstag, 29. Oktober 2022

Herbst unter Palmen

Die Frankfurter Buchmesse findet immer im Oktober statt. Das bedeutet, dass ich den Palmengarten Frankfurt meist nur im Herbst besuche. Seine Schokoladenseite bekomme ich also meistens nicht mit, außer ich begebe mich in eines der Tropenhäuser, wo neben Palmen auch Kakaobäume wachsen. Aber auch im Oktober muss man sich nicht grämen, denn es blüht doch noch genug oder wartet wenigstens mit hübschen Fruchtständen auf.

Im Präriegarten blüht vor allem noch die Goldaster (Heterotheca camporum var. glandulissima) aus Nordamerika.





Und wenn alle Stricke reißen, kann man wenigstens noch bunte Nymphen der Grünen Reiswanze sehen. Ein eingeschleppter Schädling ist das, der aber immerhin wie hübsch lackiert daherkommt.


Der Wappenvogel von ganz Frankfurt ist sowieso die ebenfalls nicht heimische Nilgans, die man auch im Palmengarten antreffen und ärgern kann, wenn man zu nah herangeht.


Da das Klima in Frankfurt nicht nur für Nilgänse ganz passabel ist, kann man im Palmengarten auch exotische Pflanzen im Freiland bewundern, die bei uns wohl nicht überall winterhart wären. Es gibt ausgepflanzt nah beieinander beider Arten Erdbeerbäume, den Amerikanischen und den mediterranen Arbutus unedo.


 

Der blüht gerade sehr schön mit weißen Blüten, die an Heidelbeerblüten erinnen und von Hummeln, Honigbienen und Schwebfliegen besucht werden. Die roten Früchte sind auch schon am Strauch zu sehen. Sie schmecken nicht so gut wie sie aussehen.

Dank der milden Temperaturen ist die Duftgeranien-Sammlung noch draußen zu riechen, in der Nähe versuchen die Dahlien, die Frankfurter Skyline aufzuhübschen, die man hier durch die Blume betrachten kann.

Die Pompondahlien werden jetzt im Herbst altersmilde und haben doch noch die Spendierhosen an, wenn auch sehr feminine - sie lassen doch noch ein bisschen Pollen springen für die Bienen:



 

 

Ein ganz besonderes Highlight ist gerade die Schmetterlingshalle. Wenn draußen die letzten Falter der Saison fliegen, geht es drinnen zu wie auf dem Rummelplatz - das Who is Who der tropischen Falter plus einiger Nordamerikanischer Arten flattern hier fröhlich herum, fressen als Raupe seine Lieblingspflanze oder nuckeln an den aufgehängten Früchten, die wie Weihnachtsschmuck an den Pflanzen baumeln.

Der Bananenfalter ist einer der größten und seine Raupen sind auch nicht von schlechten Eltern. Man kann sie an den Bananenpflanzen finden.


 



Hier findet gerade der Ball der Postboten (Heliconius melpomene) statt. Das Weibchen bleibt einfach sitzen und lässt die Darbietung stoisch über sich ergehen.

Das hier ist kein geringerer als seine Majestät, der Königs-Schwalbenschwanz (Papilio thoas):


Hier links hockt - wie könnte es anders sein - der Zebrafalter (Heliconius charitonius), rechts daneben die Verwandtschaft, der Goldener Hekale (Heliconius hecale):



 

Währenddessen arbeiten die Raupen der Monarchfalter noch ganz angestrengt auf das Flüggewerden hin und schielen neidisch auf die Postboten. Diese Tigerentenraupen futtern hier Seidenpflanzenblätter.



Draußen wartete dann immerhin ein heimischer Schmetterling:


Der Palmengarten lohnt doch einfach zu jeder Jahreszeit! Die Nilgänse sind auf jeden Fall da.


Samstag, 22. Oktober 2022

Apfelmus als Mulch

Ich mulche ja gern und viel, zumindest mit Dingen, die sowieso im Garten anfallen, wie Laub oder Asthäcksel. Nun hat der Zierapfel das Ganze aber selbst in die Hand genommen und meint, er mulcht mal mit. Mit Zieräpfeln, denn das ist seine Ware, da kennt er sich mit aus.

Da der Säulenapfel ja auch schon ein Rekordjahr hatte, was die Ernte angeht, hat der Zierapfel dieses Jahr möglicherweise auch mehr Früchte als sonst. Und er ist ja auch noch im Wachstum und hat seit letztem Jahr sicher noch mehr Raummeter Äste.

Und so lässt er sie kiloweise fallen. Wenn man sie nicht mindestens alle zwei Tage vom Rasen harkt, läuft man wie auf rohen Eiern und hinterlässt haufenweise Apfelmus. Außerdem wäre der Rasen nach einer Woche Zierapfelbombardement gar nicht mehr zu sehen.






Für die kleinen fleißigen Destruenten, die in aller Ruhe das Laub auf den Beeten abbauen und dabei Humus produzieren wollen, ist die Arbeit unterm Zierapfelbaum natürlich jetzt zur Gefahrenzone geworden. Ein einzelner fallender Zierapfel kann zig Kugelspringer töten, da es einfach keine passenden Schutzhelme für die kleinen Kerle gibt. Aber was soll man machen, ich kann ja schlecht alles einnetzen.





Und wohin überhaupt mit den Äpfelchen, sobald sie vom Rasen gefegt wurden? Im Kompost führen sie zu einer Wolke von Fruchtfliegen, gerade bei den für Oktober viel zu warmen Temperaturen. Auf den Beeten verursachen sie eine zentimeterdicke, gärende, kugelige Mulchschicht, also versuche ich sie gerecht überall hin zu werfen. Bald gibt es aber kaum noch freie Stellen.


Die Ringeltauben, die letztes Jahr noch Schluckspechte gespielt haben, verschmähen die Zieräpfel nun komplett. Auch sonst ist kein Vogel im Baum zu sehen. Vielleicht haben die auch Angst, eine Frucht auf den Kopf zu kriegen, wer weiß.

Bald muss der Zierapfel wohl geschnitten werden, mindestens ein bisschen aufgeastet. Dann ist das Problem mit den abgängigen Fruchtzwergen vielleicht nächstes Jahr etwas gebannt.

Samstag, 15. Oktober 2022

Seidenpflanzengelb

Was macht eigentlich das Null-Euro-Beet, das die meiste Zeit verborgen hinter den Garagen vor sich hin vegetiert und am ehesten von den Besuchern des angrenzenden Chinarestaurants  in abendfüllender Länge begutachtet weden kann, meistens geringschätzig? Dieses Jahr hat es sich nämlich zusätzlich das Prädikat "Null-Gießen-Beet" verdient, denn es hat tatsächlich nicht eine volle Gießkanne gesehen, nicht mal eine leere.

Und es sieht gar nicht mal so verheerend aus, dafür dass es mehrere Male ein Bombardement von Gehölzschnitt vom Nachbarn aushalten musste, der zwar alles selbst abschneidet, was durch den Zaun zu ihm hinüber wächst, aber das Schnittgut nicht selbst entsorgt, sondern zu mir über den Zaun wirft, denn Strafe muss sein.

Die Astern, die in meinem Garten nie etwas werden, weil sie von den Schnecken immer massakriert werden, sehen hier prima aus und haben sich sogar gegen das Seifenkraut behaupten können:

 



Der Rote Hartriegel ist ein Monster geworden und macht mich wahnsinnig mit seinen Ausläufern, da können sie noch so rot sein, da sehe ich dann auch rot. So im Gegenlicht mit Herbstfärbung sieht er aus, als könnte er kein Wässerchen trüben. Leider sind seine Beeren zu Rosinen geworden.



 
Auch nichts für schwache Nerven ist die Rosa x salaevensis, die ebenfalls lustig rotberindete Ausläufer treibt. Aich sie macht jetzt im Herbst einen auf Unschuld vom Lande mit ihren Hagebutten und bunten Blättern.



Doch wer macht denn hier einen auf Indian Summer ganz in Quitte-Gelb und lässt sich von Asternblüten wirkungsvoll kontrastieren?


Das ist die Gewöhnliche Seidenpflanze (Asclepias syriaca). Die wuchert auch ziemlich, aber noch finde ich das großartig, denn ich habe sie als kleinen Ableger aus einem Schrebergarten bekommen und nicht gedacht, dass sie sich durchsetzt. Hat sie aber. Jedes Frühjahr treibt sie mir zwar die Sorgenfalten auf die Stirn, weil nichts zu sehen ist, aber das ist normal, sie treibt sagenhaft spät aus.


Jetzt sieht man nicht nur ihre Herbstfärbung, sondern auch die Früchte, aus denen bald die seidigen Samen entfleuchen.




Das hier sind die Blüten im Juli:


Ein paar Himbeeren gab es auch zu naschen dieses Jahr im Null-Euro-Beet, was will man mehr, so ohne gießen?



Samstag, 8. Oktober 2022

Die kleine Klette

Ja, der kleine grüne Kaktus, der sticht, aber meine garteneigene kleine grüne Klette, die klettet. Und wie. Es ist natürlich keine richtige Klette, sondern der Große Odermennig, aber der klettet noch viel besser mit seinen grünen oder braunen Früchten. Die sind nämlich viele. Einmal berührt ist die Strickjacke oder der Schal übersät mit stark haftenden Samen, die sich mit Widerhaken festkrallen.
 

Oft finde ich selbst nach dem Waschen noch Klettfrüchte an der Kleidung, die danach wohl nicht mehr keimfähig sind.


 

 

Unverhofft sind die anhänglichen Strubbel sehr lästig, aber gezielt eingesetzt können sie so einige kleine Wunder vollbringen:

  • Der Kragen des Jacketts klappt immer in unvorteilhafte Richtungen? Macht nichts, einfach Odermennig drunter, hält bombenfest.

 

  • Keine Haarspange zur Hand? Einfach einzelne Strähnen mit den Klettfrüchten fixieren (nur das Herausziehen ist fies).

 

  • Es wird eine kompostierbare Brosche als kurzzeitiger Effekt gewünscht? Nichts einfacher als das, der Odermennig hilft und schmückt, am besten mit den noch grünen Samen.

 

  • Die Strickjacke weht immer auf und es wird kalt, sie hat aber keine Knöpfe? Odermennigsamen als Klettverschluss sind der Retter in der Not.

 

  • Ein Schal, der nicht vernünftig am Hals bleiben will, wird mit den Kletten gefügig gemacht.

 

  • Kardengesichter kann man damit anfertigen, die den Eierköpfen Persönlichkeit verleihen.

 






Welchen Verwendungszweck hättet ihr noch in Petto?