Als ich klein war, hieß es immer: Plastik kannste dir Millionen Jahre lang in die Ecke legen und es sieht immer noch aus wie neu. Heute weiß man, dass Plastik sehr wohl altern und verfallen kann, was es ja irgendwie wieder menschlich macht. Nur leider bröselt es dann so vor sich hin und findet sich irgendwann auf einer Reise durch alle Weltmeere wieder. Und da möchte man es doch bitteschön nicht haben, denn dort hat es keinen guten Einfluss.
Kunststoff hat also heutzutage niemand mehr so richtig lieb und trotzdem werden wir es nicht los. Es läuft uns bei jedem Einkauf nach. Plastiktüten nehme ich schon keine mehr, und doch rennen sie mir die Bude ein. Meine Mutter zum Beispiel packt da immer ihre Mitbringsel drin ein und lässt sie dann bei uns.
Und einen großen Vorteil haben die doofen Tüten ja doch, seien wir mal ehrlich: Wie sollten wir Pflanzenverrückten denn sonst die ganzen Findelpflanzen nach Hause transportieren, ohne dass wir danach unseren Rucksack von Grund auf sanieren können?
Letztes Wochenende beim Spaziergang war es wieder soweit: Am Wegesrand lagen gerodete Sträucher mit halbem Wurzelballen, darin Unmengen mitleiderregender Märzenbecher. Tja, mitgefangen, mitgehangen - das Kompostierwerk macht keine Unterschiede. Aber ich konnte die Zwiebeln dann doch nicht ihrem schweren Schicksal überlassen. Zum Glück hatte ich eine lebensrettende Plastiktüte dabei. Alle Zwiebeln, die beim Ziehen an den Blättern nachgaben, habe ich eingesammelt und in den Garten gepflanzt (das Foto entstand nach der Rupfung).
Nur das Riesenstück Wurzelballen, das neben den Sträuchern lag, passte nicht mehr. Dann war ich auch noch krank und konnte die Unglücksraben nicht so schnell wieder besuchen und mitnehmen.
Würden sie an Ostern noch da sein? Statt auf Eier- ging ich also auf Zwiebelsuche. Diesmal aber - Achtung, Innovation! - mit einer alten, geräumigen Stofftasche! Würde es auch ohne Plastik gehen?
Und welch Jubel, die Märzenbecher hatten auf mich gewartet. Bückt sich denn außer mir keiner für eine notleidende Zwiebel? Diesmal habe ich sie alle eingesackt, was für ein tolles Ostergeschenk. Auf dem Rückweg hielt die Stofftasche und hat mich nicht von oben bis unten mit Erde vollgekrümelt. Jetzt kann sie in die Wäsche, das hat sie sich verdient.
Die Märzenbecher stehen nun im Garten und haben vielleicht einen Trojaner mitgebracht, denn irgendein Rhizom hielt die ganze Bande so gut zusammen. Aber egal was es ist, die Märzenbecher waren es wert.
Die Märzenbecher stehen nun im Garten und haben vielleicht einen Trojaner mitgebracht, denn irgendein Rhizom hielt die ganze Bande so gut zusammen. Aber egal was es ist, die Märzenbecher waren es wert.
Die Praxis hat gezeigt: Wenn die Findelpflanzen nicht allzu schlammig oder durchweicht sind, geht es auch ohne Plastiktüte. Was für ein Glück...