Samstag, 28. Dezember 2019

Winterblüher beinhart

Winterblüher gelten gemeinhin als Diven und nicht leicht zu vermehren, wenn man es nicht hauptberuflich macht. Auch gelten sie schon deshalb als die absoluten Luxusgeschöpfe, weil sie wertvollen Platz in einem ohnehin viel zu kleinen Garten wegnehmen, aber im Sommer meistens langweilig aussehen. Man denke nur an die Zaubernuss: Wenn sie blüht, sind alle hellauf begeistert, den Rest des Jahres sehen sie aus wie eine etwas breit gewordene Haselnuss, dabei sind sie auch noch schwer erziehbar, denn an ihnen herumschnippeln bei zu wenig Platz sollte man lieber nicht.

Dabei heißt es gern, Winterblüher seien doch richtig prima, weil es schließlich fast ein halbes Jahr lang Winter ist und man dann doch auch gern was Hübsches im Garten hätte. Doch leider blühen sie ja auch kein halbes Jahr lang durch. Daher gilt folgende Formel für Winterblüher: 

Tageslänge / (Tageslänge - Anzahl Arbeitsstunden pro Tag + Fahrzeit) = Genussquotient Winterblüher

Ein Wert von 1,0 ist prima, das heißt, dass man den lieben langen Wintertag auf dem Sofa mit Nach-Draußen-Gucken verbringen kann. Doch bei einem negativen Wert besteht keine Chance, den Winterblüher jemals unter der Woche bei Licht zu sehen. Außer bei Nachtschicht oder mit der Taschenlampe.

Bei Berufstätigen schneidet also nur das Wochenende richtig gut ab, ansonsten sieht man diese Ausnahmepflanzen die ganze Woche nicht. Daher habe ich keine Zaubernuss im Garten, obwohl es an so manchem kalten Februarsonntag vielleicht ganz nett wäre, sie vom Sofa aus zu sehen.

Seit Frühjahr jedoch habe ich einen richtig waschechten Winterblüher im Garten und das kann ich auch erklären: Zunächst einmal handelt es sich hierbei nur um einen Teilzeitwinterblüher, denn er kann auch ganz anders, nämlich im Frühjahr auch noch blühen bis in den April, wenn die Hummeln fliegen. Zum anderen war er geschenkt.

Es handelt sich nämlich um einen Ableger der Winter-Heckenkirsche (Lonicera x purpusii), die auch noch fantastisch duftet. Außerdem habe ich ein Herz für Geißblätter. Eine Nachbarin besitzt diesen Strauch schon lange. Er steht neben einem Naturstein-Hochbeet. Das hier ist die Mutterpflanze im April:




Irgendwann wuchs dieser Charmeur von Heckenkirsche auch oben aus dem Hochbeet heraus. Ob Absenker, Sämling oder Ausläufer konnte keiner mehr herausfinden, aber raus musste das Teil da definitiv.

Also habe ich das Stückchen Strauch im April feierlich überreicht bekommen. Hurra, mein erster Winterblüher! Und diese Winter-Heckenkirsche ist alles andere als eine Diva. Obwohl der Ableger nur einen winzigen Anteil Wurzeln hatte, dafür aber 1,5 m lange Triebe, musste er nach dem Pflanzen nur einmal gegossen werden, danach war er zufrieden. Und der April war wirklich sehr trocken.


Es bildeten sich rote Beeren, danach hielt sich der Strauch bescheiden im Hintergrund. Er wächst gern überhängend, wird also nicht allzu groß - ideal für einen kleinen Garten also. Vielleicht sollte ich aber die Kartoffel-Rose davor wegnehmen, die stört das Bild etwas und macht alles zu voll.

Und nun ist es Ende Dezember, die Blätter sind immer noch dran und das Winterwunder hat schon wieder Blüten. Es ist unfassbar. Für mich ist dieser Strauch daher der beste aller Winterblüher - ohne starken Frost wintergrün, leicht zu vermehren, duftend, schnitt- und trockenheitsverträglich und auch im Frühjahr noch schön. Für ihn sieht das Ergebnis der Formel doch schon wieder ganz anders aus...






Diese Lenzrose, die mir meine Mutter aus ihrem Garten als Ableger ausgegraben hat, blüht auch gerade. Aber diese Art Winterblüher braucht ja nicht viel Platz...

Samstag, 21. Dezember 2019

Gartenreisen in die Niederlande und Belgien

Wenn ich mit dem Zug in die Niederlande fahre, erkenne ich sofort den Verlauf der Landesgrenze, weil die Häuser an der Bahnstrecke plötzlich viel hübscher sind, und die Gärten auch. Auf der Autobahn sieht man das nicht so gut. In NRW wird eher zweckmäßig gebaut, in den Niederlanden soll es auch noch gut aussehen. Auch in Belgien staune ich immer über die schön gestalteten Vorgärten.

Dass unsere beiden kleinen, dicht besiedelten Nachbarländer sich in Sachen Gartengestaltung nicht verstecken müssen, ist mir schon mehrmals aufgefallen. Deswegen war ich schon öfter dort auf Gartenreise - irgendetwas Lohnenswertes findet sich immer. Außerdem kommt man leichter hin als nach England und auch das Klima passt besser zu unseren Gärten.

Dieses Jahr habe ich die Gärten von Appeltern besucht - eine großartige Anlage mit hunderten Mustergärten, dazwischen weitläufige Staudenbeete:










Doch gilt nicht vielleicht auch hier der Spruch "Auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner"? Dass ich mit meiner Meinung nicht alleine stehe, zeigt das Buch "Romantische Gartenreisen in den Niederlanden & Belgien" von Anja Birne und Elke Borkowski, erschienen 2019 im Callwey-Verlag:


Und die Niederlande sind nicht nur Keukenhof - der große Bildband führt nach Regionen sortiert zu den schönsten Gärten. Eine große Übersichtskarte über die Niederlande und Belgien erleichtert die Orientierung.

Es sind sowohl weniger bekannte öffentliche Gärten dabei als auch wunderschöne Privatgärten, die man oft nur am Tag der offenen Gartenpforte besuchen kann. Es macht also Sinn, die Reise gut zu planen. 

Der Garten von Mien Ruys ist genauso aufgeführt wie der botanische Garten Leiden, den ich letztes Jahr besucht habe:






Zu meiner großen Freude wird auch der große öffentliche Naturgarten Thijssepark in Amstelveen vorgestellt, den ich unbedingt noch besuchen muss.

Das Buch ist toll bebildert mit Fotos, die zur besten Tageszeit in stimmungsvollem Licht die Gärten abbilden, Hecken wirken richtig plastisch, die Anlagen sind völlig menschenleer. Am Schluss gibt es noch landestypische Rezepte.

Ein Kritikpunkt ist die Farbe der Infokästen bei den jeweiligen Gärten, die mit weißer Schrift auf pastellfarbenem Hintergrund gedruckt sind. Das kann man bei schummrigem Licht nur schwer lesen.

Ansonsten gefällt mir dieses Buch richtig gut, ich werde es auf jeden Fall bei meiner nächsten Reise in die Niederlande zu Rate ziehen, um bloß kein Gartenhighlight zu verpassen! 

Samstag, 14. Dezember 2019

Ein Tag wie Weihnachten

Mein Garten hat im Winter ein Problem, oder besser gesagt: Ich habe eins, denn ihm ist es vermutlich furchtbar egal, ob er Wintersonne abbekommt oder nicht. Möchte man aber Raureif mit Sonnenlicht fotografieren, ist es schade, wenn die Sonne einen großen Bogen um meinen Garten macht und sich wegduckt. Das kann sie gut, weil im Park genug Bäume herumstehen. Darüber kommt sie um diese Jahreszeit nicht hinaus.





Nur ein bisschen schien sie daher auf das frostige Wunder, das am Donnerstag vor einer Woche morgens alles verzauberte. Die Terrasse sah aus, als hätte es geschneit, dabei war es nur eine dicke Ladung Raureif, die dank der feuchten Witterung entstanden war. Das war wie Weihnachten.






Eigentlich soll man ja auch den Rasen bei Frost nicht betreten, aber wer könnte da schon widerstehen, wenn sich einmal im Monat die Gelegenheit zu kristallinen Fotos ergibt und - was noch seltener ist - man zufällig sogar morgens Zeit hat, das zu sehen und mit der Kamera festzuhalten?

Im Dezember kann man unbesorgt direkt in die Sonne fotografieren, das macht nichts, so fahl und kraftlos ist das Licht.


Die Silberblätter, die sich immer noch hartnäckig weigern, all ihre Samenhüllen abzuwerfen und lieber grau wie Beton in der Gegend herumstehen, sehen mit Sonne und Raureif immerhin ein bisschen adretter aus.



Das Pfaffenhütchen leuchtet mit Eiskristallen bedeckt wie Juwelen, wenn auch in einer etwas gewöhnungsbedürftigen Farbkombi. Warum die orangefarbenen Samen noch nicht alle weggefuttert sind, ist ein weiteres Rätsel.


Auch die Rosa multiflora hat sich herausgeputzt. Ihre Hagebutten sind so zahlreich, dass die Vögel da noch lange dran zu knabbern haben.


Das Laub der Kletterrosen ist teilweise noch dran, da halten die Damen immer gern möglichst lange dran fest.


Und gegen Mittag war die ganze Pracht dann auch schon wieder vorbei. Sonne weg, Raureif weg - schön, dass ich es vorher noch sehen durfte!

Samstag, 7. Dezember 2019

Gartenvokabeln: Der Hausmeisterschnitt

Der Hausmeisterschnitt ist bestimmt keine Fachvokabel, die im Gartenbau gelehrt wird, aber viele Leute lieben ihn heiß und innig. Er geht so: Man schneidet ein Gehölz, das nicht an einer Hecke teilnimmt, einfach oben rum auf die gewünschte Höhe, meistens zwischen 1 und 2 Metern, gern auch rund. Am besten wird sämtliches Strauchwerk, was da so rumsteht, auf dieselbe Art behandelt. Dadurch sehen alle Sträucher am Ende gleich aus - es handelt sich hier eindeutig um den Kommunismus unter den Schnittformen - aber vor allem sehen sie nachher aus wie ein etwas ungleichmäßiges grünes Osterei. Auch muss man sich nicht mühsam mit den Wuchstypen oder gar Blütezeiten der einzelnen Pflanzen beschäftigen, hier herrscht militärische Gleichmacherei auf höchstem Niveau, dazu braucht keiner eine gärtnerische Ausbildung. Daher der Name.



Auch an öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Sporthallen wird der Hausmeisterschnitt geliebt, denn an Fachpersonal wird gerne gespart. Jeder, der ungefähr weiß, wo bei einer Heckenschere vorne und hinten ist, darf ran.


Blöd ist diese Schnitttechnik aber nicht nur für die Gehölze, die dadurch ihr arttypisches Gesicht verlieren, sondern auch für Insekten. Denn egal, ob Frühjahrs- oder Herbstblüher, mit dem Hausmeisterschnitt zu rechten Zeit schafft man es, die Blüte komplett abzuschaffen. Auch die jungen Knospen an den Triebspitzen, die Schmetterlingsraupen so lieben, sind weg. Der Hausmeisterschnitt ist also kein Kavaliersdelikt.

Während das Laub im Sommer noch gnädig den Mantel des Schweigens über die verschnittenen Sträucher ausbreitet, offenbart der Winter gnadenlos, wie es darunter aussieht: Es bilden sich unschöne Astquirle, die immerhin vielleicht ein Vogelenst tragen können.





Möchte man einem solcherart misshandelten Strauch das Blühen später wieder beibringen, muss man sich erst einmal mit einem krüppeligen Etwas zufrieden geben, das lange braucht, bis es seine natürliche Form wiedergefunden hat. Am besten schneidet man immer mal wieder einen Ast tief am Boden komplett heraus, damit neue Zweige nachwachsen können, die von jedweder Schnitttechnik noch unbelastet sind.

Aber ist euch schon einmal aufgefallen, dass der Hausmeisterschnitt nie bei Bambus angewandt wird? Dieses exotische Grasgewächs hat den Persilschein und darf unbehelligt vor sich hin wuchern, ohne eine neue, progressive Frisur befürchten zu müssen, auch in Privatgärten. Dabei blüht Bambus noch nicht einmal. Auf diese Sonderbehandlung  - oder besser: Nichtbehandlung  - sind bestimmt alle anderen Gehölze mächtig neidisch. Zurecht.

Nur eine kann den Hausmeisterschnitt tragen, weil sie den entsprechenden Charakterkopf dafür hat: Die Kopfweide. Aber nur, wenn alles direkt über dem Stamm abgeschnitten wird.



Diese Weiden haben nicht etwa einen Bart, weil sie so alt sind, sondern weil der Möhnesee immer noch zu wenig Wasser enthält, die trockenen Sommer lassen auch die Weiden in der Uferzone auf dem Trockenen sitzen:



Hoffentlich kommt nun niemand auf die Idee, den bärtigen Bäumen auch einen Hausmeisterschitt an ihren Luftwurzeln zu verpassen...

Samstag, 30. November 2019

Die Tonne ist leer

/* Enthält Werbung */

Letzten Winter habe ich zweimal die Regentonne geleert, einmal vor Weihnachten und einmal nach Weihnachten. Beide Male sollte es kurz danach Frost geben. Nach dem ersten Mal haben wir vergessen, den Zulauf zu verschließen. Leichten Frost hält die Regentonne, die nah an der Hauswand steht, noch aus. Aber ab -3 ° werde ich ein bisschen nervös, erst recht, wenn sich schon eine dünne Eisschicht auf der Wasseroberfläche gebildet hat. Die allein ist noch kein Grund zur Sorge, denn es dauert, bis sich eine so große Wassermasse vollständig in Eis verwandelt hat. Soll es aber dauerhaft frostig werden, ist es besser, die Regentonne abzulassen. Da das Fass aus Plastik ist und einen großen Haufen Müll ergeben würde, wenn es reißt, passe ich gut darauf auf. Die Tonne würde auch nicht in die Wertstofftonne passen, das ist Makroplastik.


Da ich auch im Winter immer gern Gießwasser für die Zimmerpflanzen und etwaige Umpflanzaktionen im Garten habe, warte ich mit dem Leeren der Regentonne immer bis zur letzten Minute, man weiß ja nie, ob sich die Wettervorhersage nicht doch wieder geirrt hat und es statt einer frostigen nur eine lauschige Winternacht wird. Das heißt dann allerdings, dass ich den Behälter oft im Dunklen nach Feierabend und bei Eiseskälte in großer Eile ausschöpfen muss.

Bis jetzt sah das so aus: Gießkanne oben rein und volllaufen lassen (die Gießkanne, nicht ich), dann rausheben, ausgießen und wieder eintauchen. Das dauert, man wird nass dabei, bekommt schmerzhaft kalte Hände, ob mit oder ohne wasserdichte Handschuhe, und dem Rücken tut es auch nicht gut. Je näher der Wasserspiegel dem Boden der Tonne kommt, umso anstrengender ist es, die volle Tonne über den Rand zu wuchten. Da ich nicht besonders groß bin, laufe ich außerdem irgendwann Gefahr, kopfüber in die Tonne zu fallen.



Dieses Jahr habe ich daher einen neuen Helfer: Eine Regentonnenpumpe von Gardena, die das alles von alleine macht.


Das Gerät hat einen Akku, was zum Beispiel im stromlosen Schrebergarten praktisch ist. Er darf aber nicht nass werden, denn das vertragen Akkus nicht gut. Wenn man sich die Pumpe so anschaut, glaubt man erst nicht, wie man schaffen soll, dass der Akku nicht mit auf Tauchstation geht, denn er sitzt huckepack auf der Pumpe. Das tut er aber nur aus Gründen der Platzersparnis. Man kann ihn abnehmen, er hat einen ausklappbaren Haken, mit dem man ihn am Tonnenrand trocken aufhängen kann. Der Akku passt auch zu anderen Gardena-Geräten, die mit dem HeartBeat-System ausgestattet sind.




Die Pumpe hat einen Teleskopstiel, mit dem wird sie in die Tonne eingehängt. Das Stromkabel von Akku zu Pumpe ist wasserdicht. Das Gerät hat einen Schutz vor Trockenlaufen (Auto-Stop).

Nun kann es losgehen: Die Pumpstärke kann man über einen Knopf am Akku regeln, so kann man steuern, wie lange der Akku reicht, da er bei der höchsten Fördermenge auch mehr Strom verbraucht. Gleich daneben ist der An- und Ausschalter.


Nun schießt auch schon das Wasser aus der Tonne, 2000 l/h sind möglich. Der Strahl ist auch auf niedrigster Stufe zu stark, um ihn direkt auf den Boden zu richten, man kann aber auch einen Schlauch mit einer Brause anschließen oder das Wasser einfach in die Gießkanne laufen lassen. Dann dauert es aber länger, bis die Tonne leer ist.


Jedenfalls war das die rückenschonende Variante ganz ohne kalte Hände. Jetzt kann der Frost kommen!