Ich weiß nicht, warum die Martinis bei James Bond unbedingt geschüttelt, aber nicht gerührt sein müssen, und es ist mir auch ziemlich wurscht, aber in ausführlichen, mitunter schmerzhaften Versuchsreihen konnte ich zweifelsfrei belegen, dass es für alle Beteiligten gesünder ist, wenn man Insekten nur berührt, aber nicht schüttelt.
Das fing schon im Frühjahr an, als ich einen Ölkäfer auf den Finger nahm, um zu demonstrieren, wie harmlos dieser als giftig verteufelte Käfer ist. Er ist absolut gefährdet, aber wirklich giftig ist er nur bei absoluter Fehlbehandlung. Tatsächlich verhielt sich der korpulente Käfer auf dem Finger tadellos. Nun wollte ich aber irgendwann weitergehen und dachte, ich könnte ihn mal eben herunter schütteln. Nun saß er aber auf dem Pullover und hatte sich so festgekrallt, dass er nicht einfach abzuschütteln war. Stattdessen ging er sofort in Alarmbereitschaft und stieß Tropfen mit Gift aus. In dieser Situation kann man mehrere Fehler machen. Man könnte sich den Käfer ins Auge halten oder ihn verschlucken. Beides wäre sehr dumm, auch für den Käfer. Ich habe davon abgesehen und ihn dann doch lieber wieder sanft ins Gras komplimentiert. Passiert ist nichts.
Nun bin ich aber anscheinend nicht lernfähig. Denn als ich letzte Woche eine Erdhummelkönigin gestrandet auf der Straße fand, ließ sich sie auf den Zeigefinger krabbeln, der in einem dünnen Handschuh steckte. Wieder hatte ich es eilig und wieder dachte ich, es wäre eine hervorragende Idee, die Hummel auf eine Blume zu schütteln. Die Hummel dachte anders, hatte sich so in den Handschuh gekrallt, dass sie nicht schnell abrutschen konnte, und stach kurzerhand zu.
Ich kann euch sagen: Macht das nicht zuhause nach! Diese Hummelkönig war wie eine Bulldogge und ließ den Stachel unbeirrt im Finger drin. Sie hatte ganz augenscheinlich einen Scheißtag, war sowieso schon auf der Straße gelandet und ließ sich ab jetzt nichts mehr bieten. Das tat mehr weh, als wenn man mal kurz von einer viel kleineren Arbeiterin gestochen wird (habe ich schon ausprobiert), die auch nur einen Bruchteil der Giftmenge im Gepäck hat. Irgendwann krabbelte ihre Majestät doch auf eine Blüte, sie hatte noch was anderes vor als zum Dauerbienenstich zu werden.
Noch über eine Stunde lang brannte die Einstichstelle wie Hölle und der Finger wurde immer dicker. Noch drei Tage lang hatte ich eine Schwellung, die den ganzen Zeigefinger bis zur Hand runter einschloss, sodass er sich nicht mehr vollständig krümmen ließ. Dazu kam hin und wieder Juckreiz.
Wer hätte gedacht, dass die kuschlige, gemütlich wirkende Hummel am Ende gefährlicher ist als ein unkuschliger Ölkäfer, vor dem die Medien jedes Jahr völlig hysterisch warnen? Zumindest, wenn man sie schüttelt.
Also, nach diesen zwei Erlebnissen kann ich sagen: Insekten möchten nicht geschüttelt werden. Wenn man das mit ihnen machen möchte, sollte man sie wenigstens vorher auf Stichwaffen kontrollieren. Ich habe davon abgesehen, abschreckendes Bildmaterial anzufertigen. Hoffentlich glaubt ihr es mir auch so.