Samstag, 30. August 2014

Von Moor und Müll

Eine Sommerwanderung durch ein Hochmoor ist etwas gar nicht Schauriges - seltene Tiere und Pflanzen gibt es dort, wie man sie sonst kaum zu Gesicht bekommt. Im Großen Torfmoor bei Minden/Lübbecke staunte ich über das Aufgebot an Sumpf-Calla (Calla palustris)  - in unschuldigem Weiß wuchs sie in quasi jeder Pfütze. 



Dazu kamen Sumpf-Ziest (Stachys palustris) und Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica), umschwärmt von Insekten. Der Wasserschlauch (Utricularia) trieb sein Unterwasser-Unwesen als fleischfressende Pflanze und blühte obenrum knallgelb und verlockend - da wo es drauf ankam wollte er die Insekten dann doch lieber nicht verprellen.


Libellen gab es zuhauf, ein unglückliches Heidelibellen-Männchen landete dummerweise im Netz einer Wespenspinne.





Nach so viel Naturfreuden und persönlichen Premieren bemerkte ich am Parkplatz mit geschultem Blick etwas, das in dieses Naturschutzgebiet nicht hingehörte - ein Haufen Gartenabfälle garniert mit den ortsüblichen leeren Flaschen vermutlich ehemals alkoholischen Inhalts. Ein kecker kleiner Wilder Wein machte es sich schon gemütlich im kleinen Wäldchen. Aber da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht! Flugs griff ich zu und befreite die Stauden aus dem Würgegriff des Ausländers. Na, wenn das kein praktischer, wenn auch kleiner, Einsatz für den angewandten Naturschutz war. Wenn ich die Pflanze noch im Garten brauchen könnte, hätte ich so sogar noch eine Jungpflanze umsonst bekommen.

Mein Stolz über die gelungene Aktion währte allerdings nicht lang - denn als mein Blick wieder Richtung Himmel schweifte (es fehlte dramatische, unheimliche Musik), sah ich es plötzlich: Alle Bäume dicht bepelzt mit Wildem Wein - kilometerlange Ranken würgten die Gehölze bis hinauf in luftige Höhen.

Tja, da hatte der illegale Einwanderer offenbar bereits zugegriffen, wahrscheinlich aus vorherigen Gartenabfall-Ladungen stammend.

An einem anderen Ort entdeckte ich neulich eine Grube im Wald, wohl ein alter Bombenkrater, randvoll mit Gehölz- und Staudenschnitt. Da kann ich demnächst noch mal hin und Bergenien retten.

Trotz der Gelegenheit, kostenlos an neue Pflanzen zu kommen, ist es mir eine Herzensangelegenheit, zu betonen, dass das Verklappen von Ästen, Staudenresten und Rasenschnitt keine Wonne für die Natur ist. Das ist zwar äußerst billig, weil sich da jemand die Müllgebühren spart, aber alles andere als ein Kavaliersdelikt. Da freuen sich nur die Neophyten drüber.

Einmal hörte ich sogar das Argument, dass diese Haufen doch guter Dünger seien oder dem Igel als Unterschlupf dienen würden. Doch ich habe meine Zweifel, ob ein stinkender Haufen Rasenschnitt eine Wohltat für eine Igelnase darstellt. Auch reichern diese Grünschnittberge den Waldboden mit allzu viel Stickstoff an und lassen Buschwindröschen und andere zarte Waldpflanzen eingehen.

Allen mit zuviel Schnittgut gepeinigten Rasenbesitzern sei dringend ein Mulchmäher ans Herz gelegt - dieser zerkleinert die Grashalme so gut, dass sie an Ort und Stelle liegen bleiben können und den Rasen sogar kostenlos und organisch düngen.

Gegen Wilden Wein hilft das natürlich auch nicht. Und so werde ich auch beim nächsten Mal wieder kräftig zugreifen, wenn ich kleine Pflänzchen am Waldboden sehe, die da partout nicht hingehören...

Montag, 25. August 2014

Eine echte Perle

Ja ja, ich weiß. Ich hatte erst vor gar nicht allzu langer Zeit versucht, die Zaunrübe von ihrem Unkraut-Image zu befreien. Nun ist sie hier leider schon wieder in der Werbetrommel zu finden, denn es gibt neue Heldentaten von ihr zu berichten: Das Männchen aus meiner Hundsrose ist nun anerkanntermaßen so stark wie Herkules, denn es hat dem jahreszeitlich unangepassten Sturmtief "Wilma" klaglos Paroli geboten.

Und das kam so: Als eine meiner Moschusmalven hinfällig wurde und nur noch im Weg herumlag wie ein Häufchen rosafarbenes Elend, habe ich sie mit einer meterlangen, schon fast vertrockneten Zaunrübenranke einfach an den Säulenapfel gebunden.


Und obwohl mein armer Apfel 'Arbat' dieses Jahr von sich aus schon genug Gewicht zu tragen hat mit einer Bombenernte, hat er das Gezerre der gefesselten Malve stoisch hingenommen.


Diese gelungene Verbindung hält noch heute, was eine echte Meisterleistung ist nach den bösen Böen, die wir Anfang letzter Woche erdulden mussten. Ich konnte mich selbst kaum auf den Beinen halten, aber die Malve hat nichts aus ihrer Ranken-Verankerung reißen können. Der Doppelknoten und das Naturseil hielten bei jedem Wetter.

Das Zaunrübenmännchen kann ich persönlich jetzt nicht mehr dafür loben, denn das ist schon wieder unter der Erde verschwunden und verpasst den Rest des Jahres in seiner Knolle. Das Schläfchen sei ihm gegönnt, seine sterblichen Überreste werden noch lange von sich reden machen.

Was auch mittlerweile als Lüge zu entlarven war, ist die Tatsache, dass ich behauptet hatte, ich hätte kein Weibchen im Garten. Hab ich aber sehr wohl, denn das hat sich dieses Jahr zunächst unbemerkt über die Westflanke der Efeuhecke zwischen Wildem Wein und Zaunwinde herübergeschlichen und mir dann hübsche Girlanden voller roter Beeren in die Johannisbeere gehängt.

Und jetzt schaut mal, was man mit denen Schönes anstellen kann:



Eine Perlenkette für Blumentöpfe, filigran und unaufdringlich. Genausogut kann man sie in Kränze einflechten oder als Vogelfutter in Sträucher hängen, wo Mensch und Tier sie gut sehen können. Das ist als Forschungsprojekt geeignet zum Thema: Wer frisst was?

So, nun seid ihr vielleicht bis auf Weiteres erlöst von der Dauerwerbesendung zum Thema "Meine Zaunrübe und ich". Ich hoffe, ihr verzeiht mir den erneuten Lobgesang.

Montag, 18. August 2014

Neue Blumen braucht das Land

Der Alltag ist schon grau genug, sollte man meinen. Manche können aber dennoch nicht genug von dieser Trendfarbe bekommen und holen sich das Grauen auch nach Hause: Über die Maßen viele Gartenbesitzer finden es momentan schick, ihre paar Quadratmeter vor dem Haus in ein steinernes Meer zu verwandeln - grauer Schotter oder sonstwelche Schwergewichte weit und breit, Blumen Fehlanzeige. Die Wackersteine welken wenigstens nicht und säen sich auch nicht unverschämt aus, so!

So wie hier sieht das dann ungefähr aus: Welche dieser beiden Beetansichten ist die ansprechendere? Linker Hand haben wir Buchsbaum an Steinhaufen, garniert mit Moosbeilage. Rechts wurde heimisches Seifenkraut mit Purpur-Leinkraut 'Canon J. Went' angerichtet.


Ich würde mich jederzeit für das rechte Bild entscheiden. Damit das noch mehr Menschen tun, sind zwei neue Bücher erschienen, die hoffentlich den grässlichen Trend zum Vorgartengrau wieder umkehren können:


Das Buch von Frau Wächter, "Blumen-Gärtnern", befasst sich mit Einjährigen, Stauden und Kletterpflanzen und zeigt Pflanzkombinationen sowie Artportraits. Es ist zwar gut geschrieben, aber leider nicht immer gut bebildert. Manche Fotos sind stärker vergrößert als die Auflösung hergibt oder nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Mich stört an diesem Band vor allem der konsequente Verzicht auf lateinische Pflanzennamen. So bleiben die vorgestellten Blumen eher auf Baumarktware beschränkt, die man auch ohne genaue wissenschaftliche Bezeichnung finden kann. Für Anfänger ist das Buch daher geeigneter als für Fortgeschrittene.


Die Gärten von Katrin aus "Immerblühende Beete ganz einfach" werden viele aus ihrem Blog kennen und schon ausgiebig bewundert haben. Das sind wahre Wunderwelten aus unbekannten Stauden, wogenden Blütenmeeren und auch schönen Winterbildern. Nun gibt es diese tollen Gartenansichten als Buch, zusammen mit Tipps, wie man Stauden auswählt, pflanzt, bei Laune hält und kombiniert. Welche wuchern, bei welchen ist das erwünscht, welche muss man im Zaum halten, welche sehen im Winter gut aus? Darauf gibt es Antworten mit Beispielen aus dem Gartenalltag.



Katrins Werk hat mich in allen Punkten überzeugt und ist für Einsteiger wie Gartenerfahrene gleichermaßen ein Gewinn. Ausführliche Pflanzenportraits gibt es hier nicht, es geht eher um das Gemeinschaftsgefühl im Beet. Dafür zeigt sie beeindruckende Beete im Wandel der Jahreszeiten und Kombinationsbeispiele aus anderen Gärten, meist aber aus ihren eigenen. Die Fotos sind ausnahmslos sehr gut und stets von ihr selbst aufgenommen - Hut ab, so etwas schaffen nur wenige Autoren.


Meine Empfehlung also für das Buch von Katrin - wer ihren Blog mag, wird das Buch lieben - und hoffentlich bald ganz viele Stauden pflanzen!

Alle Pflanzenfotos in diesem Artikel von mir, aufgenommen im Umweltzentrum Heerser Mühle in Schötmar - auch das allererste mit dem Beet des Grauens, das dort als abschreckendes Beispiel dient - hoffentlich zeigt es Wirkung.

Mittwoch, 13. August 2014

Männersache

Um diese Zeit ist mein Garten größtenteils in Rosa gekleidet, nicht in sonniges Gelb wie es im Sommer vielerorts üblich ist. Schuld daran ist die Staudenwicke (Lathyrus latifolius), die so sehr an allem herumgriffelt und in die Breite gegangen ist, dass ich von der Terrasse aus sowieso kaum etwas anderes sehe als den pastellfarbenen Rosenbogen, an dem auch das Wald-Geißblatt rankt. 

Daneben steht die Moschus-Malve (Malva moschata) und drängt sich ebenso rosafarben ins Gartengeschehen.



Auf Bodenhöhe blüht das wuchernde Seifenkraut (Saponaria officinalis) und zwar - wie könnte es anders sein - in ganz zartem rosé.




Der Oregano (Origanum vulgare) (hier links mit Purpur-Zünsler, der immerhin nicht rosa ist) mischt da fröhlich mit, zusammen mit Herbst-Anemone und Purpur-Leinkraut - über allem thronen erhaben die pinkfarbene Kletterrose 'Manita' und eine lachsfarbene Stockrose. In der alleruntersten Etage schließlich blüht das Herbst-Alpenveilchen.

Eigentlich daher ein eher weiblich gefärbter Garten, oder? Was für Mädchen eben. Wären das alles auch Pflanzen, die gärtnernden Männern gefallen würden? Mein ehemaliger Nachbar jedenfalls hätte alle diese schlüpferfarbenen Kandidaten aus dem Garten verbannt. Bei ihm sollte es streng nur in Weiß und Blau blühen.

Vor meiner Haustür aber steht sorgsam getopft in einem - man höre und staune - blauen Kübel eine Pflanze mit pinkfarbenen Blüten, die über jeden Zweifel erhaben sein sollte. Ist die Blütenfarbe allein noch ein bisschen auf der weiblichen Seite, so lassen die Blätter doch eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht vermissen. Braune Flecken auf grünem Kleeblatt und das ganze Schauspiel in Massen - wenn diese kleine Pflanze nicht Manns genug ist, dann weiß ich es auch nicht.


Was da nun schon seit Mai ununterbrochen blüht und fröhlich Blätter schiebt, ist Glücksklee (Oxalis tetraphylla, syn. Oxalis deppei) 'Iron Cross' - ein Sauerklee mit einem äußerst ernsten Sortennamen, aber einer unbändigen Lebensfreude. Wenn man das Gießen nicht vergisst, ist er eine wahre Frohnatur.

Technisch begabt ist er auch über die Maßen - klappt bei starker Sonne oder wenn er abends müde wird - seine Blätter wie ein Regenschirm nach unten. Ein echter Kerl eben.

Alles, was man für die Inbetriebnahme dieser Pracht braucht, sind ein paar Knollen, die man im Frühjahr in ausreichend Blumenerde setzt. Sobald die kleinen Dinger gepflanzt sind, legen sie auch schon los. Das funktioniert deutlich besser als bei diesen schwindsüchtigen Kandidaten, die um Silvester herum inklusive Schornsteinfeger-Deko in viel zu kleinen Töpfen verschenkt werden und vielleicht Glück bringen, aber selbst keines haben.

Der Sommer ist eher seine Lieblingszeit, dann legt der Klee sich so richtig ins Zeug. Als Kübelpflanze ist er mein diesjähriger Preisleistungssieger - so viel Spaß hat man selten im Topf. Der Glücksklee macht wirklich glücklich, soviel steht fest.

Sogar für den Eintopf wäre der was, denn essbar sind die Knollen auch noch!


Ich werde aber versuchen, den kleinen Mexikaner in Form seiner unterirdischen Speicherorgane trocken zu überwintern, damit ich auch im nächsten Jahr wieder so ein Mannsbild im Vorgarten stehen habe.

Mittwoch, 6. August 2014

Licht aus der Konserve

Unglaublich, es ist Sommer - die Stockrosen blühen, die Wicken wollen den Himmel berühren und die Tomaten fangen endlich an, reif zu werden. Könnte man das alles doch irgendwie konservieren für schlimme Wintertage, vor allem die Tomaten. Aber zum Glück tun das ja andere für uns, nämlich professionell und für die Ewigkeit. Naja, fast - zumindest für eine kleine Ewigkeit.


Konzentrierte konservierte Paradeiser heißen dann Tomatenmark - diese Essenz des Sommers ist meist tief dunkelrot und lässt sich im Winter prima für Saucen verwenden. Es kommt in kleinen Dosen daher - im doppelten Wortsinne. Warum ich das bittschön jetzt mitten im Sommer erzähle, wo ich mir meine Tomaten nur von der Terrasse zu pflücken brauche?

Darum: Das hier waren Tomatenmarkdosen. Leer gegessen im Herbst oder Winter, schmückend nun den Garten im Sommer.



Irgendwann fiel mir endlich einmal auf, dass diese Döschen perfekt um ein Teelicht herum passen. So ein Zufall. Gut gereinigt sind sie Behältnisse dann zwar innen erhellend, aber außen noch zu schlicht und vor allem eben ein Werbeträger für Tomatenmark.

Doch dem kann entgegengewirkt werden mit: Schere, Klebe, Buntpapier. Einfach die Dose außen herum vermessen (vor allem die Höhe ist wichtig, die Länge kann passend gemacht werden, zur Not durch überlappende Enden), ein Stück hübsches Papier zurechtschneiden und außen auf den Behälter kleben. Fertig!

Es geht einfach alles - Geschenkpapier, Birkenrinde, Zeitungen, Landkarten oder einfach ein ausgedruckter Schriftzug. Man möchte gar nicht mehr aufhören mit dem Basteln und überlegt sich immer mehr Rezepte, an die unbedingt Tomatenmark gehört.

Die bunten Döschen können aber noch mehr beherbergen als Kerzen. Sie sind so leicht, dass man sie zum Zelten oder mit in den Garten nehmen kann. Auf einer Pflanze abgestellt kann man an einer anderen bequem darin Samen sammeln - sowas ist eine Kleinigkeit für das Schmuckstück. Falls man das passende Papier mit dem pflanzlichen Samenspender aufgedruckt zur Hand hat, kann dies ein schön verpacktes Gartengeschenk werden. Auch kleine Pflänzchen können für kurze Zeit darin wachsen und so den Besitzer wechseln.


Nett sind auch kleine Urlaubsmitbringsel verpackt in einer Dose, und zwar beklebt mit der Landkarte vom Ferienort. Wenn es etwas mehr sein darf, sind größere Konserven angesagt. Klebstoff gegenüber sind sie alle nicht abgeneigt.

Nur wasserdicht sind sie nicht und lassen bei Regen alsbald die Hüllen fallen. Das dürfte aber zu verschmerzen sein, im Fall der Fälle einfach wieder ein Stück konservierten Sommer ins Essen geben...