Samstag, 29. September 2018

Schlankheitskur im Herbst

/* Kooperation mit IKRA */

Der Zierapfel 'Golden Hornet' steht nun 13 Jahre in unserem Garten und das hat ihm bis jetzt kein Unglück gebracht. Außer ein bisschen von Katzen als Kratzbaum missbraucht zu werden, ist ihm nichts Bedrohliches zugestoßen. Viele Obstbäume haben in diesem Sommer ja sehr unter der Dürre gelitten und Äste abgeworfen wie sonst nur Blätter. Nicht so unser Goldstück, das steht da wie eine (ziemlich breite) Eins und trägt Äpfelchen, als gäb's kein Morgen mehr. Das sind dieses Jahr sogar ganz frühreife Früchtchen, schon Anfang September goldgelb und außergewöhnlich dick und hübsch. Auch der Säulenapfel 'Arbat' hat sehr gut getragen, aber auch früh hingeschmissen - der Anteil Fallobst war beträchtlich.




Doch leider musste da mal ein Auslichtungsschnitt passieren, damit beim Sturm nicht doch etwas passiert durch unkontrollierten Astbruch bei diesem tonnenschweren Apfelbehang. Außerdem wurde es mittlerweile etwas dunkel im Garten, weil 'Golden Hornet' seine Äste wie eine gelbe Krake überall in die Sonne hing. Er sollte also verschlankt werden. Doch wie soll man das anstellen bei gut acht Meter hohen Apfelbäumen?

Rechts vom 'Golden Hornet' steht 'Arbat'.

Zum Glück hat mir die Firma IKRA einen Hochentaster zum Testen angeboten, nämlich die Elektro-Teleskop-Astsäge (Hochkettensäge) IEAS 750. Damit kann man seinen leiterlosen Aktionsradius auf bis zu vier Meter beträchtlich erhöhen (wenn man ein Verlängerungskabel für Strom besitzt).

Damit das Kettensägenmassaker losgehen kann, muss das Gerät aber erst zusammengebaut werden, denn geliefert wird der Entaster als zahnloser Tiger. Man muss also die Kettenabdeckung abnehmen, die Kette richtig herum einlegen und das Gehäuse wieder zuschrauben. Das geht zwar ohne Werkzeug, allerdings war das Verschließen etwas mühsam, weil ein spezieller Bolzen in einer speziellen Öffnung liegen musste, um die Abdeckung anbringen zu können. Im Blindflug passte das die ersten Male nicht richtig. Als die Kette dann endlich angebracht war, fiel uns auf, dass der Tiger noch Öl braucht. Also schnell in den Baumarkt geradelt und Bio-Kettenöl gekauft. Schön, dass es sowas gibt, denn man möchte ja kein Mineralöl im Garten verteilen!

Da ist sie nun also, die fertig montierte und geschmierte Kettensäge:


Also hoch den Entaster? Nach ein paar Versuchen war schnell klar, dass mir das Gerät viel zu schwer ist mit seinen 3,5 kg, obwohl das sogar eines der leichteren ist. Die Säge ist eben sehr kopflastig und durch den langen Hebel wirkt sie auch mit angelegtem Schultergurt noch viel anstrengender als man denken würde.


Also musste mein Mann das Raubtier bedienen. Am Boden liegende Äste hat er auch noch damit klein gesägt, wobei der Rasen dabei gleich unfreiwillig vertikutiert wurde.



Der erste, sehr weit unten ansetzende Ast, der schräg zum Nachbarn über die Hecke wuchs, wurde komplett entfernt - erst von unten ansägen, damit die Rinde nicht reißt:


Das Schnittbild sieht so aus - eigentlich müsste man mit dem Messer noch nacharbeiten, wenn man nur drankommen würde:


Dummerweise hatte die Hundsrose einen der querstehenden Äste als Stütze gewählt, so dass sie uns nun haltlos um die Ohren flog, Fußangel genauso wie Frisurzerstörer spielte und immer im Weg war. Also wieder mühsam irgendwo auffädeln - mit Leiter, da die Triebe auch schon gute 3 Meter lang waren. Die kann man besser im Frühjahr mal schneiden, wenn die Hagebutten weggefressen wurden.

Hier ein vorher-nachher Bild vom Zierapfel:



Sein Nachbar, der Säulenapfel 'Arbat', wurde in der Höhe auch gleich etwas zurückgenommen.

Und nun habe ich ein ganz schlechtes Gewissen, ein Kilogramm Äpfel in Wodka eingelegt und noch mehr entsaftet und zu komisch brauner Marmelade verarbeitet. An den nun ziemlich verschlankten Zierapfel muss ich mich noch gewöhnen.


Fazit: So ein schneidiger Hochentaster ist ungefährlicher als eine kippelige Leiter, aber weil Mann so mühelos damit abschneidet, fehlt am Ende mehr vom Apfelbaum als frau wollte. Aber naja, das wächst schon wieder, denn 'Golden Hornet' lässt sich nicht so schnell kleinkriegen.

Samstag, 22. September 2018

Fundgrube Rasen

Still war es diesen Sommer. Das samstägliche Geräusch der Rasenmäher wurde ersetzt durch das leisere Plätschern der Rasensprenger, welche aber weitaus seltener sind. Es gab ja auch nichts zu mähen, sodass die Dürre den Maschinenpark sehr geschont hat, wenn auch nicht die Gießkannen.

Nun hat es mal ein bisschen geregnet und der braune Rasen ist tatsächlich auch ohne Bewässern wieder grün geworden - und gewachsen ist er auch. Ein Rasenmäherdurchgang steht also so langsam doch an - der erste seit Juni. Das war wirklich ein langer Sommerurlaub für den Rasenmäher, so einen üppigen hätte ich auch mal gern.

Bevor aber der Rasen gekürzt werden kann, sollte man einmal in gebückter Haltung über die Grasnarbe schleichen und Keimlinge suchen. Denn ist der Rasenmäher aus dem Haus, tanzen die Sämlinge auf dem Tisch, also der Wiese.

Diese Kindchenschema-Keimlinge sind Babies vom Einjährigen Silberblatt, die im Schutze der Tautropfen speichernden Gräser gewachsen sind. Manche sind weitab von der Mutterpflanze erschienen, Wind sei Dank.



An einigen Stellen sind sie vom Pfennigkraut umwuchert und man muss beim Jäten der kriechenden Triebe aufpassen, dass man die Silberblättchen nicht köpft. Aber wenn man die Sämlinge sortenrein umpflanzen möchte, ist es besser, vorher jedweden Beifang loszuwerden.




Möchte ich die ganze Mannschaft umsiedeln und vor den Zähnen des Rasenmähers retten, wartet da ein gutes Stück Arbeit auf mich - immer auf den Knien. Das mühsame Puhlen hält sicher jeder für seltsam, in dessen Garten sich Lunaria annua wie die Axt im Walde verhält. Aber auf meinem Grund und Boden weiß man nie, ob die Schnecken was übrig lassen - also ran an den Speck!

Mit der Schaufel vorsichtig unter die Pflanze stechen und mit dem Finger noch vorsichtiger freirütteln - geschafft, die springt mir nicht mehr von der Schüppe! Nach dem Einpflanzen gut angießen.




Auch Stockrosen findet man bei der Rasen-Recherche leicht. Noch sind sie klein genug, um sie umzupflanzen. Keimlinge der Moschusmalve sehen ein bisschen zarter aus (links im Bild):



So mitgenommen der Goldlack durch den Spätfrost auch war, hat er doch Keimlinge im Rasen verteilt:


Das hier ist Feldsalat - eine ganze Hundertschaft:



Man wundert sich, wie der Oregano schon vor einigen Wochen in der vertrockneten Wiese keimen konnte, obwohl die älteren Pflanzen alle paar Tage welk wurden und gegossen werden mussten.


Lästiges gibt es auch, aber das macht der Mäher zu Kleinholz - wie die Ausläufer der Bibernellrose, Rosa pendulina, der Brombeere oder Robiniensämlinge, die die Dolce Vita im Sommer zu ihrem Vorteil genutzt haben, Dürre hin oder her.




Und so beschert uns dieser wirklich schlimm trockene Sommer doch noch ein paar Geschenke, die es mit wöchentlichem Mähen nicht gegeben hätte. Trotzdem hoffe ich darauf, dass das nächste Jahr mehr Regen bringt.

Samstag, 15. September 2018

Stachlige Überraschung am Meer

Da ist man zufällig im Urlaub in Belgien, in Blankenberge, und möchte mal eben von der Unterkunft an den Strand laufen. Eigentlich eine Strecke, die man unter einer halben Stunde schaffen kann. Kurz vor den Dünen muss nur noch ein Parkplatz überquert werden. Komisch, da steht ein tschechischer Lieferwagen rum, der mit Kakteenbildern beklebt ist und mit der Aufschrift versehen, dass der Fahrer die stachlige Fracht entweder ex- oder importiert. Naja, auch ein Handelsreisender in Sachen pieksender Flora will vielleicht mal Urlaub an der Nordsee machen. Gerade, wenn man ständig die Unberührbaren im Rücken hat, braucht man Erholung, möglichst in Gesellschaft von handzahmer Botanik, die nicht ihre eigene Security dabei hat. Ein paar Meter weiter parkt aber noch so ein Vehikel, ebenso farbenfroh mit Stachelpflanzen beklebt, diesmal aus Frankreich. Und warum haben die Fahrer anderer Autos statt Strandmatten und Badesachen leere Körbe im Kofferraum, wie man sie auf dem Wochenmarkt findet?



Jetzt habe ich endgültig Witterung aufgenommen und folge den Massen unauffällig, die ihre leeren Körbe in Richtung eines großen Gebäudes schleppen. Ich ahne etwas, das mit Pflanzen zu tun haben könnte. Der Strand kann mal kurz warten.

Und wie der Zufall es so will, bin ich da geradewegs in die alljährlich im September stattfindende Konferenz der Kakteen- und Sukkulenten-Liebhaber gestolpert - die Europäische Länderkonferenz, kurz ELK, da muss ich natürlich hin. Irgendwie passt das ja auch - die Vollversammlung der Flora arider Gebiete direkt neben den Sanddünen.





Ein großer Saal und ein noch größeres Zelt sind bis zum Rand vollgestopft mit Verkaufsständen internationaler Anhänger der adipösen Flora. Einfach unglaublich, was für Raritäten hier an jeder Ecke lauern! Neben Kakteen in allen Daseinszuständen und kreativen Formgebungen gibt es auch Tillandsien, Euphorbien, Hawaii-Palmen, Lebende Steine, Adenia-Arten, Hoya und andere extravagante Kreaturen.






Man kann winzige Kakteenkinder kaufen, das Stück zu 70 Cent, oder aber riesige Kawenzmänner für einen dreistelligen Eurobetrag, bei denen man nachher zuhause keinen einzigen Fehler machen sollte.




Ableger von Stapelia liegen neben Samentütchen anderer Kakteen. Sogar das passende Substrat kann man hier erwerben. Internationale Experten halten außerdem Vorträge, das ist kostenlos.




Doch nicht nur die Ware ist bizarr, auch die Käufer und Aussteller sind ein illustres Völkchen. Man ahnt, dass dieses Hobby auch die Nerds unter den Pflanzenfreunden begeistert, die nicht nur ein schickes grünes Ausstellungsstück neben der Leselampe stehen haben wollen. Diese Kakteen-Koryphäen haben sicher einen randvoll mit Raritäten gefüllten Wintergarten. Das ist so ein bisschen wie die Giftschlangenhalter unter den Haustierbesitzern. Aber es nötigt mir auch großen Respekt ab, wenn man diese mitunter doch heiklen Zimmer- oder sogar Gartenpflanzen zum Wachsen und Blühen bewegen kann. Ich glaube, ich könnte das nicht. Daher versuche ich mich lieber an Bleistiftkakteen. Die gab es anscheinend auf der Veranstaltung gar nicht. Vielleicht sind sie einfach zu einfach.

Samstag, 8. September 2018

Brooklyn in Köln und andere Fundsachen auf der Gartenmesse

/* Enthält Produktplatzierungen, aber auch meine ehrliche Meinung. */

Wo kann man Anfang September schon geschmückte Weihnachtsbäume sehen, aber keinen Spekulatius essen, dafür Kaffee trinken, während ein paar Meter weiter Regenwürmer dabei sind, in Wohnzimmeratmosphäre Kaffeesatz zu verspeisen?

Sowas geht sicher nur auf einer Gartenmesse, wie sie gerade mit der spoga+gafa in Köln stattfand. Leider fiel der Tag des Gartens unter freiem Himmel dieses Mal aus, was sehr schade war. So gab es eher den Tag des Indoor-Gartens in den Messehallen. Der einzige Auslauf, den ich hatte, war daher der Weg über die Deutzer Brücke vom Hauptbahnhof zur Messe und am Ende alles umgekehrt, diesmal aber mit vollem Rucksack und einer Kamera voller Bilder.




Links Kannenpflanze, rechts Kalanchoe thyrsiflora (Verkehrsopfer?):




Was sind also die diesjährigen Trends? Einer ist die Anzucht von Pflanzen im Zimmer mit Hilfe von LED-Beleuchtung. Das soll so einfach sein wie Kaffeekochen und sieht auch so aus, da die Samen teilweise in Erde-Pellets eingepresst sind und direkt in die Systeme eingeklinkt werden. Leider ist dabei aber viel Plastikmüll im Spiel, das geht sicher auch einfacher und günstiger mit eigenen Samen und eigener Erde - der Stromverbrauch ist dabei noch das kleinste Problem.


Stylisch wie ein Wohnzimmermöbel ist dieser Wurmkomposter. Gassigehen muss man mit den Würmern zwar nicht, aber ab und an muss man ihnen mal etwas zu fressen geben oder sie umbetten, damit unten Wurmtee und Kompost herauskommt. Das kann zumindest kein anderes Möbelstück leisten.


Während andere Aussteller ihre Pflanzgefäße mit Kunstblumen ausgestattet präsentierten (die ich auf ihre Unechtheit fachmännisch durch hemmungsloses Angrabbeln kontrolliert habe), tat sich der Stand von Scheurich wieder wohltuend hervor, da er mit lebenden Pflanzen dekoriert war und viele Keramikartikel zeigte. Auch diese Retrotöpfe haben mir gut gefallen. Es gibt sie noch nicht zu kaufen, aber bei der Bloggertour haben wir vier der kleinen Töpfe geschenkt bekommen. Mal schauen, ob ich die auch so schön bepflanzt bekomme. Zum Beispiel mit dem abgebrochenen Ast von Rhipsalis cassutha, den ich entführt habe (ich schwöre, es war rein gar keine Gewalt im Spiel, der lag schon unten und wäre am Ende in den Müll gefegt worden! Und wozu sonst ist eine leergegessene Butterbrotdose bitte gut?).









Ich war auch wieder missionarisch unterwegs, was verkorkste Bienenhotels angeht. Nützt aber sicher alles nichts, denn schließlich wurden die mit Biologen entwickelt und Splitter in den Bohrungen sind daher nach Meinung der Firma halb so wild - wilde Bienen werden trotzdem nicht einziehen.



Die neue Nisthilfe von Neudorff ist da schon besser geraten, wie auch der ganze Stand mit Blumen überzeugte:
 

Noch was neues: Blähton gibt es jetzt auch eingefärbt für Orchideen oder andere Pflanzen, bei denen es auf Transparenz ankommt:



Bei Landgard erfuhren wir noch viel über nachhaltige Pflanztöpfe. An Papp-Tabletts für den Transport wird bereits erfolgreich gearbeitet, aber mit dem Ersatz für Plastik hapert es noch, denn schließlich hat ein Topf aus Maisstärke keinen Startknopf, mit dem man die unverzügliche Verrottung einleiten kann, während er vorher monatelang brav und makellos im Verkaufsraum zu stehen hat. Und der wohnliche Wurmkomposter will die Behälter lieber nicht im Bauch haben.

Auch einen Vortrag eines Gartencenterbesitzers aus Brooklyn gab es noch bei der Bloggertour, wo ich mich nach Kräften mit meinem Englisch blamiert habe, denn so einseitig war der Vortrag gar nicht und der nette Joe Franqinha hat sich tatsächlich vorher alle unsere Blogs angeschaut und Fragen dazu gestellt. Sein Laden sieht recht nett aus und jetzt will ich schon wieder verreisen. Man muss also kein Freund von Weihnachtsbäumen im September sein, denn irgendwas Spannendes findet man immer auf der Gartenmesse, und wenn es ein Ast von einem Bleistiftkaktus ist...