Samstag, 31. Dezember 2022

Gute Vorsätze

Gute Vorsätze für mich hätte ich genug, aber heute möchte ich mal anderen ein paar empfehlen, nämlich den Schnecken. Wäre doch toll, wenn sie die auch mal beherzigen würden, damit wir Waffenstillstand schließen können - nach dem Motto: Radula zu Pflugscharen!

Da ich nämlich nicht weiß, ob die sibirische Woche mit Kahlfrost dieses Jahr im Dezember gereicht hat, um meiner Hundertschaft an Nacktschnecken einen nachhaltigen Dämpfer zu verpassen, möchte ich zusätzlich an die Vernunft in der Molluske appellieren.

 


Also, liebe Freunde der Nacht und des Morgentaus, hier einige Vorschläge für euch:

  • Esst weniger Gemüse! Fresst doch zur Abwechslung mal Falllaub oder irgendwelchen pflanzlichen Gammel, der sowieso zu Schneckenscheiße verarbeitet werden soll. Den Grünkohl würde ich gerne mal behalten.

 

  • Seid nett zu Schnirkelschnecken! Immer freundlich grüßen und ihnen auch mal einen Happen übrig lassen, das wäre super und ein großer Schritt in Richtung Weltfrieden!

 

  • Bleibt am Boden! Wäre total nett, wenn ich euch nächstes Jahr nicht so oft auf den Stauden sehen würde, dort wo die Blüten wären, wenn ihr sie nicht fressen würdet.

 

  • Schenkt mehr Blumen! Lasst also mal welche übrig, anstatt sie zu grünem Schleim zu zermahlen.

 

  • Auch mal eine Mahlzeit auslassen, vor allem, wenn die Mahlzeit Salomonssiegel oder Glockenblume heißt!

 

  • Rettet die Bienen! Da wären wir noch mal beim Appell pro Glockenblume.

 

  • Bewegt euch mehr! Vor allem raus aus meinem Garten, bitteschön. Aber hurtig!

 

Meint ihr, die lesen das hier? Ich glaube nicht, denn sie verwenden Schneckenpost statt WLAN. Ich werde es ihnen wohl ausdrucken müssen. Auf ein Blatt Lollo Rosso.

Samstag, 24. Dezember 2022

Frohe Weihnachten

Heute wünsche ich euch nur mal schnell Frohe Weihnachten! Doch ich entlasse euch natürlich nicht einfach so in die Festtage. Wer Langeweile hat, kann ein kleines Rätsel lösen, denn am letzten Wochenende haben sich die Planzen so schön verkleidet.

Bielefeld, Sparrenburg



Und statt "The Masked Singer" haben wir daher heute "The Masked Staude". Wer erkennt, welche Pflanzen sich hier hinter den weißen Bärten und Eiskristallen verstecken, die sie sich wie Lametta umgehangen haben? Da ich die meisten Fotos im neuen Apothergarten des Botanischen Gartens Bielefeld gemacht habe, sind auch einige Giftpflanzen dabei, die man eher selten im Garten findet.

Die Auflösung gibt's dann unten, bevor der Haussegen deswegen zu Weihnachten schief hängt..


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 Auflösung:

 1: Bittersüßer Nachtschatten

2: Nachtkerze

3: Schwarzes Bilsenkraut

4: Brennnessel

5: Rosmarin

6: Fenchel

7: Echinacea purpurea

8: Virginische Zaubernuss

9: Feld-Ahorn

 

Und nun aber Frohe Weihnachten!





Samstag, 17. Dezember 2022

Das blühende Büro

Heute mal ein paar Bilder aus der guten Stube. Doch halt, gut? Denn auch bei Zimmerpflanzen gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn. Stellt man seine Lieblinge zu weit ab unter, vergisst man das Gießen nur zu leicht. Selbst im Schlafzimmer ist es schon nicht selbstverständlich, die Dürstenden hinter dem semi-transparenten Vorhang rechtzeitig wahrzunehmen, vor allem, wenn man im Winter eher im Dunklen durschhuscht.

Seit ich im Home-Office bin, habe ich aber das Arbeitszimmer noch mehr als blühendes Büro entdeckt. Hier schaue ich wachsame acht Stunden lang und mehr auf die Zimmerpflanzen, da kann nicht so viel schiefgehen. Das funktiponiert so gut, dass einige glückliche Gewächse eher umgetopft werden als früher, mit dem Ergebnis, dass ich des Öfteren nicht allein im Home-Office tätig bin, sondern mir den Platz mit zig Trauermücken teilen muss. Die sind gar nicht mal so fleißige Mitarbeiter, sondern sitzen morgens gern auf dem Monitor herum und tun so, als ob sie laufende Kommata wären. Ganz schön nervig.

Davon abgesehen erfreut mich die Zimmerpflanzen-Armada aber immens. Ich habe sogar ein lange dumm und ungenutzt herumstehendes Blumenregal wiederentdeckt und meine Lieblinge darauf arrangiert.

 

Alle diese Pflanzen hier habe ich selbst aus Ablegern gezogen, als da wären: Ein Binsenkaktus (Rhipsalis), den ich als dürres Ästchen vor zwei Jahren auf der IPM vom Boden aufgelesen habe. Er bildet mittlerweile einen grünen, stachellosen Schleier. Seinen verschnörkelten Übertopf habe ich auf dem Friedhof gefunden.


Darunter ein Philodendron scandens 'Brazil', dessen Triebe im Wasser leicht Wurzeln schlagen. Da er nach unten rankt, hat man immer genug Material zur Vermehrung.


In dem Minigewächshaus wächst ein Roter Glücksklee (Oxalis triangularis). Er bildet immer neue Knollen und lässt sich so jederzeit ausgraben und teilen. Die Farbe und windmühlenartige Form der Blätter ist ebenso spektakulär wie sein Schlafverhalten: Wenn es dunkel wird, legt er seine Blätter feinsäuberlich zusammen und schläft.


Daneben wohnt ein Korallenkaktus, der eine ganz besondere Odyssee hinter sich hat. Er kam als Einladung zu einem Bloggertreffen in einem Schlüsselanhänger aus Plexiglas. Ich habe erst gedacht, es wäre ein Kunststoffgewächs. Es war grün und winzig klein, nur eine Triebspitze in ein bisschen Substrat gesetzt. Also schnell den Anhänger aufgehebelt und den Insassen, der aussah wie in einer Raumkapsel, befreit und eingepflanzt.

Hier habe ich ihn mal zum Vergleich eine Etage höher zum anderen Kaktus gestellt: 



Und nun ist er schon so groß und blüht sogar!


Die Metallgießkanne muss schon 30 Jahre alt sein.

Alle diese Zimmerpflanzen eignen sich übrigens ganz hervorragend als Weihnachtsgeschenk für Leute mit dem grünen Daumen (im Falle von Oxalis triangularis geht auch der rote Daumen). Schnell vermehrt, eingetopft und schön verpackt sind sie ein umweltfreundliches Geschenk ohne Pestizide, Plastik und Torf. Am allerschnellsten lässt sich der Glücksklee vermehren, aber auch die sich schon an der Mutterpflanze von selbst bewurzelnden Triebe vom Rhipsalis sind schnell Last Minute getopft.

Über welche Pflanze würde ihr euch zu Weihnachten am meisten freuen? 

 



Samstag, 10. Dezember 2022

Schnee in Osnabrück

Manche Botanischen Gärten machen sich gern rar und wollen erobert werden. Der in Osnabrück ist so einer, der ziert sich neuerdings gern. Im Winterhalbjahr ist er nun samstags geschlossen, was ärgerlich ist, wenn man gerade den ganzen Weg vom Hauptbahnhof aus hin gelaufen ist, sich wie immer dabei verfranst hat und dann nur sehnsüchtig durch Zäune auf Gewächshaus und Pflanzenpracht schauen kann.

Hier zum Beispiel ein Baum, der am Zaun ohne Schild Rätsel aufgab. Zierapfel, Eberesche oder was bitte war dieses merkwürdige Gewächs mit den vielen kleinen kitschig rosa Früchten? Nach einiger Recherche (im Zug auf der Rückfahrt hat man Zeit) handelt es sich um die Erlenblättrige Eberesche (Sorbus alnifolia).


 



Aber ein Baum vorm Zaun ist nun wahrlich nicht abendfüllend. Was macht man also? Man geht einfach weiter, denn hier gibt es nichts zu sehen. Und welche glückliche Fügung: Es war ein Schrebergartengebiet in der Nähe, ebenso verschneit wie der Botanische Garten, nur begehbarer.

Die Gärten wirkten ein bisschen überrascht vom plötzlichen Wintereinbruch, mit den Äpfeln am Baum und den Cosmeen im Beet.

 









 


Das Besondere hier waren die Lauben. Es war in jedem Garten das identische Modell. Doch was die Gartenbesitzer daraus gemacht haben war jedes Mal anders. Die Farbe verlieh jeder Laube eine eigene Persönlichkeit, manche waren dekoriert und natürlich waren auch die Gärten immer etwas anders.







Welche Laube gefällt euch am besten?

Samstag, 3. Dezember 2022

Findelpflanze XXL

Im Sommer Zimmerpflanzen zu vermehren oder anzuschaffen ist einfach, sie können alle auf der Terrasse wohnen. Im Winter kommt dann das böse Erwachen - vor allem für die Zimmerpflanzen, wenn man sie bei Frost nicht rechtzeitig reinholt. Tut man dies aber, stellt sich plötzlich die Frage, wohin mit dem ganzen Grünzeug?

Im Sommer begab es sich, dass ich mit dem Fahrrad in die Stadt fuhr und auf dem Rückweg eine in bester Innenstadtlage ausgesetzte Pflanze vorfand. Ich bin erst einmal nach Hause gefahren und habe das Erlebte sacken lassen. Es handelte sich um einen Bleistiftstrauch (Euphorbia tirucalli), ein Wolfsmilchgewächs mit dünnen verzweigten Trieben, aus denen ganz minimalistische Blättchen wachsen. Das Preisschild war auch noch dran, es belief sich auf 12,99 Euro. Nun war die Pflanze mittlerweile ziemlich aus der Form geraten, hatte sich unschön einseitig verzweigt und unglaublich dicke Triebe entwickelt. Da hatte man nun also einen ordentlichen Zuwachs für die eingangs investierten 12,99 Euro bekommen, aber das war offenbar zu viel des Guten gewesen. Und schon stand sie an der Straße.

Zuhause ließ mir die Euphorbie keine Ruhe. Sukkulenten sind ja immer prima, die machen im Urlaub keine Scherereien. Das Besondere bei Euphorbia tirucalli ist, dass sie in Kalifornien gern als Hecke um die Häuser gepflanzt wird und zusammen mit anderen heldenhaften Sukkulenten wie Geldbaum und Aloe einen Waldbrand kurz vorm Wohnhaus stoppen kann, weil die sukkulenten Triebe einfach verkochen, aber nicht weiterbrennen, während Kiefernnadeln und ähnliches einen Brand nur noch mehr anfeuern. So hat Euphorbia tirucalli schon so manches Eigenheim gerettet. Bezeichnenderweise wird besonders gern die Sorte 'Sticks on Fire' gepflanzt, weil sie so schöne rötliche Triebe hat. Wer wollte also nicht sicherheitshalber die Feuerwehr im Haus haben, vor allem, wenn sie so genügsam ist?

Beim nächsten Innenstadtbesuch war der Unglücksrabe tatsächlich noch da und ich habe ihn mir geschnappt. Auf einen Fahrradgepäckträger passt doch mehr als man denkt. Zunächst kam der Findling auf die Terrasse. Kommt Herbst, kommt Rat.

Und nun war es soweit, es sollte Frost geben. Ich betrachtete mir den Bleistiftstrauch und war dann doch der Ansicht, dass er mir so nicht ins Haus kommt. Er war umfallgefährdet, kopflastig und schief gewachsen, sah einfach nicht mehr schön aus. 

Aber man kann aus der Pflanze ganz leicht Stecklinge machen, das ist nur eine ziemliche Sauerei, weil so viel Milchsaft heraustropft, den man sich nicht ins Auge reiben sollte. Oder ablecken. Oder so.

Hier die Stecklinge nach ein paar Monaten. Wenn der Steckling anwächst zeigt er das unmissverständlich durch die Bildung von kleinen Blättchen an den Zweigenden. 

 

 

Also habe ich alles vermehrt, was ging, nur das Unterteil ist jetzt draußen erfroren. Das sieht sehr traurig aus, aber der passte beim besten Willen nicht mehr ins Zimmer, so aus der Form geraten wie er war. Die Spitze habe ich gekappt, die seht ihr weiter unten im Topf.

 

Der Bleistiftstrauch taugt auch als Weihnachtsbaum. Das hier ist die abgeschnittene Spitze:





Langer Rede kurzer Sinn: Auch völlig aus der Form geratene Zimmerpflanzen kann man oft noch durch Stecklinge retten und muss sie nicht gleich an der Straße aussetzen.