Samstag, 11. Januar 2025

Wintervögel

Macht ihr mit bei der Stunde der Wintervögel dieses Wochenende? Eine Stunde zählt man, welche Vogelarten in welcher Anzahl im Garten auftauchen.

Eine Stunde klingt lang, sie geht aber doch schneller rum als man denkt. Die Aktion hilft, Bestandstrends zu entdecken - und gewinnen kann man auch etwas.

Was nur leider immer typisch ist: Seltenere Arten, die man so gern gemeldet hätte und noch einen Tag vorher gesehen hat, glänzen genau in der Stunde der Wahrheit durch Abwesenheit. Mir ist die Türkentaube jedes Jahr wieder mit dabei oder der Kernbeißer, der im Winter gern die Fruchtmumien am Zierapfel kaut. Die Erlenzeisige oder Bergfinken kommen zuverlässig genau dann, wenn man das Formular schon abgeschickt hat.


Ob diesmal mehr als dieser einsame Stieglitz erscheinen wird?


Dieses Jahr kommt durch den Wintereinbruch noch ein weiterer Nachteil hinzu: Viele Leute, die sonst nicht füttern, stellen jetzt Futter auf, wodurch meine Monopolstellung bröckelt. Und neues Futter ist immer besser als das ewig gleiche tagein, tagaus. Bei so viel Konkurrenz können selbst die sonst so zuverlässigen und mannschaftsstarken Spatzen ausfallen.

Immerhin das Rotkehlchen ist in doppelter Ausfertigung da, aber vermutlich nicht mehr lange, denn es wird jedesmal heftig gestritten, wenn sich die beiden Kampfhähne begegnen. So niedlich es aussieht, aber bei Artgenossen kennt es kein Pardon.

Mal schauen, ob wenigstens die Wacholderdrossel erscheinen wird...

Samstag, 4. Januar 2025

Der Kanarengarten

Wenn ich in anderen Ländern bin, die so gar nicht unserer Klima- und Vegetationszone entsprechen, überlege ich immer, wie ich wohl dort meinen Garten gestalten würde. Selbst wenn es nur Urlaub in Brandenburg ist, wundere ich mich, warum die Leute nicht einfach die Natur machen lassen und warten, bis Natternkopf und Reseden freiwillig in den Garten kommen, anstatt es krampfhaft mit Hortensien zu versuchen - immerhin stehen die hübschesten Pflanzen doch schon vor dem Gartenzaun und warten auf Einlass. Auf den Kanaren ist es dann aber noch interessanter, denn hier wachsen nicht nur sehr hübsche heimische Pflanzen, sondern auch tropische und subtropische Gewächse aus Asien und Südamerika, die mitunter sogar noch essbare Früchte abwerfen.

Wie also würde mein Garten dort aussehen? Vermutlich wäre auch ich nicht abgeneigt, Papayas und Bananen anzubauen. Die brauchen auch nicht viel Platz und lassen sich unterpflanzen, ein Exemplar pro Art reicht ja schon dicke. Vielleicht auch noch eine Avokado?


Vielleicht hätte ich auch einen Weihnachtsstern, einfach nur, weil es geht. Insekten wie der Monarchfalter, die Raupenfliege Linnaemya comta und die bei Käferlarven schmarotzende Dolchwespe Micromeriella hyalina besuchen die Blüten immerhin ganz gern.




Dann aber würde ich doch wieder auf die heimischen Pflanzen zurückkommen, denn die sind bei den Insekten um Längen beliebter.

Ein guter Kompromiss zwischen essbar und bei Tieren gefragt, ist der Kanarischer Erdbeerbaum (Arbutus canariensis).

Seine kleinen heidelbeerähnlichen Blüten locken Schmetterlinge an, wie hier den Kanarischen Admiral (Vanessa vulcania). Die orangefarbenen Früchte sind wohlschmeckend. Der Knaller ist auch seine glatte Rinde.


Ein paar Nummern kleiner ist das fantastische Aeonium arboreum, ein kanarischer Endemit. Auf der Fensterbank würde es nur mickrig bleiben, draußen aber wird es ein kleiner Strauch mit gestreiften sukkulenten Blattrosetten und leuchtend gelben Blüten. Hier finden sich auch Schmetterlinge wie der Distelfalter ein und wieder unsere alte Bekannte, die Dolchwespe.





Passend dazu mit kontrastierendem Wuchs und anderer Blütenfarbe ist der Kanarische Lavendel (Lavandula pinnata). Er entwickelt sich zu einem Halbstrauch mit leuchtend blauen Blüten. Leider riecht er nicht so gut wie der mediterrane Lavendel, aber die Insekten lieben ihn.


Der Bienenwolf ist dort zu finden sowie eine Langhornbienenart und diverse Pelzbienen.




Genauso beliebt ist der Riesen-Natternkopf (Echium giganteum). Der Strauch mit den weißen Blütenkerzen lockt Zottige Rosenkäfer und ebenfalls die Damenwelt unter den Pelzbienen, die sich von den Blüten Pollen auf den Rücken pudern lassen. Hier ist immer was los - man sollte ihn viel öfter pflanzen.

Anthophora alluaudi

 Anthophora orotavae

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata

 Weiße Bindenpelzbiene - Amegilla quadrifasciata


Riesen-Natternkopf

Auch die Fleckenbiene, ein Brutparasit von Pelzbienen, lässt sich von ihm locken, geht aber auch gern an exotische Blüten.


Ein paar nicht ganz so spektakuläre Pflanzen dürften aber auch nicht fehlen, wie hier der Mauer-Gänsefuß (Chenopodiastrum murale), dessen Samen der Kanarengirlitz so gerne futtert.


Natürlich muss man auch etwas für die vielen Kanarienvögel zu bieten haben im Kanarengarten, oder?


Samstag, 28. Dezember 2024

Weihnachten bei glücklichen Weihnachtssternen

Weihnachten mal nicht zuhause verbringen, sondern im Süden? Diese Idee hatten wir dieses Jahr mal und haben Last Minute eine Woche Teneriffa gebucht, wo die Weihnachtssterne artgerecht unter freiem Himmel gehalten werden. Aber erst einmal muss man einen Flug über sich ergehen lassen, wo man sich ganz und gar nicht artgerecht behandelt fühlt, sondern eingequetscht wie eine Sardine in der Blechbüchse sitzen muss. Noch dazu wird neuerdings auf diesen Flügen alles nur noch gegen Geld serviert, einen Film gibt es auch nicht mehr, außer man bringt sich selbst ein Gerät mir, auf dem man was mit dem WLAN an Bord gucken kann. Früher hat mal ein Kopfhörer gereicht. Endlich angekommen wartet man ewig auf den Koffer und muss dann mit schon dröhenden Kopfschmerzen die Busfahrt zum Hotel erdulden. Mehrfach bereut man, diese Reise angetreten zu haben.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus und man staunt, was hier alles wächst! Sämtliche Zimmerpflanzen scheinen draußen vertreten zu sein und dazu tropische Gewächse. Papageien fliegen herum (gut, das tun sie in Düsseldorf auch) und Eidechsen huschen die Mauern entlang.

Ein Muss ist der Besuch im Botanischen Garten von Puerto de la Cruz, der eigentlich keiner sein sollte, sondern dazu gedacht war, exotische Gewächse zu akklimatisieren für ihre neue Heimat Europa. Das hat nur so leidlich geklappt und daher sieht man nur hier die merkwürdigsten tropischen Gewächse in einem Garten vereint. Wer hätte gedacht, dass es Malvengewächse auch in Baumform gibt?

Zur Begrüßung erwartet uns ein wie mit Lametta behängter Baum. Das ist doch fast schon wie Weihnachten.

Uralte Ficus-Bäume mit beeindruckenden Luftwurzeln sind ein weiteres Highlight.



Aloen in Bäumchenform blühen überreich. Palmenarten und Bananen finden sich hier, dazu Avokados, Yuccas, Agaven, Papayas und Cycas-Arten.






Damit es aber auch etwas Zoologisches zu Bestaunen gibt, hatte ich eine Felsenkrabbe vom Strand mitgebracht, um sie dort zu fotografieren. Es war keine lebende Krabbe, sondern eine Exuvie, also die Überreste einer frisch gehäuteten. Sieht aber einer quietschfidelen Krabbe täuschend ähnlich. Ich war nämlich zu faul und zu vorsichtig, um die ganze Fotoausrüstung am Strand herauszuholen, und dachte, im Bot. Garten mache ich das sowieso, dann setze ich sie da in Szene, um ein paar Nahaufnahmen von den Mundwerkzeugen zu machen. Nur hat das zu einiger Irritation bei den anderen Touristen gesorgt, ich musste mehrfach erklären, dass diese Krabbe nicht im Botanischen Garten vorkommt.


Nachdem das geklärt war, habe ich weiter Pflanzen fotografiert. Das hier ist der Rote Puderquastenstrauch, Calliandra haematocephala:


Manche Bäume sind wehrhaft bis fast an die Wurzel:


Der Rückflug heute Mittag wird genauso so schlimm wie der Hinflug, aber immerhin bin ich entspannter. 



Samstag, 21. Dezember 2024

Weihnachtliche Erdarbeiten

In der Woche vor Weihnachten habe ich dieses Jahr etwas ganz und gar unweihnachtliches getan, und zwar habe ich - nicht mal mit dem Festtagsspaten - Blumenzwiebeln eingepflanzt. Da es so mild ist, geht das immer noch und die Händler haben auch immer noch Ware im Angebot, die sie vernichten müssen, wenn sie nicht verkauft werden. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Verkäufer nicht an die Arbeit machen und die Restposten wieder unter die Erde bringen. Daher gibt es sie jetzt zum Schnäppchenpreis.

Oh, die Zwiebelige also, statt Christbaumkugeln aufzuhängen habe ich in gebückter Haltung Blumenzwiebeln verlegt - sehr zum Ärgernis der Regenwürmer. Aber als Weihnachtsschmuck eignen sie sich einfach nicht, da sind sie im Boden besser aufgehoben.

Meine 150 neuen Bio-Blumenzwiebeln habe ich nämlich am Sonntag geschenkt bekommen und mich sehr darüber gefreut, denn Narzissen habe ich nicht so viele und Elfen-Krokusse und Traubenhyazinthen kann man nie genug haben.

Man sieht hier auch gut, dass sie bis auf die Krokusse noch nicht ausgetrieben hatten - und bei den Krokussen ist es auch noch nicht schlimm und schon gar nicht zu spät zum Pflanzen. Da die Winter immer milder werden, wachsen die auch noch an.




Muscari aucheri 'White Magic' hatte ich sogar noch nie, das sind ganz edle kleine Träubchen.

Die Ware erst einmal auf dem frisch aufgeschütteten Mulchweg auszukippen war allerdings nicht die beste Idee - dort sind die Zwiebeln sehr gut getarnt.



"Es ist ein Krokus entsprungen" trifft aber hoffentlich nicht zu und ich habe wirklich alle unter die Erde gebracht, auch ohne dabei Weihnachtslieder zu singen oder Lamette im Haar zu haben.


Dann wünsche ich euch mit oder ohne Blumenzwiebeln Frohe Weihnachten!

Samstag, 14. Dezember 2024

Botanik im Winter und Kohlmeisen in der Hand

Die Kohlmeise auf der Hand ist besser als die Ringeltaube auf dem Dach, oder? Vor 12 Jahren war ich mal im Botanischen Garten Dresden und hatte beobachtet, dass Eichhörnchen und Kohlmeisen dort Wegezoll kassieren, nur leider hatten wir keine Leckereien dabei. Seitdem habe ich mir immer vorgenommen: Solltest du noch einmal nach Dresden kommen, bringst du Nüsse mit. Am letzten Samstag war ich dann tatsächlich dort, um für die Regionalgruppe der Gesellschaft der Staudenfreunde einen Vortrag über das Leben in der Laubstreu und im Boden zu halten, und zwar in einem Gebäude im Botanischen Garten. Ich hatte ein Päckchen ungesalzene Erdnüsse dabei und wollte mal testen, ob die Meisen immer noch so zudringlich sind. Sowas mitzuführen ist ja immer praktisch, falls der ICE irgendwo strandet (tat er zum Glück nicht, zumindest nicht für länger 😬 ).


Ich konnte es mir dann nicht verkneifen, am Freitag und am Samstag in den Botanischen Garten zu gehen, schließlich hatte ich sehr viele Erdnüsse dabei.

Hier hätten jetzt eigentlich die Eichhörnchen kommen müssen, aber sie hatten mehr Angst als Hunger:

Auf die immer neugierigen Kohlmeisen war aber Verlass: Kaum war ich am hinteren Ende des Geländes angekommen, schauten sie sehr forsch aus den Ästen und ich habe einfach mal eine halbe Erdnuss auf der ausgestreckten Hand hingehalten. Dreimal habe ich es geschafft, dass eine Kohlmeise landete und die Erdnuss geholt hat. Der Nachteil ist, dass der Vogel damit erstmal sehr lange beschäftigt ist und so bald keinen Hunger mehr hat, aber es waren ja genug Meisen da. 


Nachdem das Varieté-Programm erfolgreich beendet war, ging es weiter mit der Kamera durch den Botanischen Garten. Nun ist da im Dezember nicht mehr allzu viel Blühendes los und wer den Winter nicht mehr ertragen kann, geht in eines der Gewächshäuser und kommt mit beschlagener Brille wieder heraus, um sich die Welt fortan mit Weichzeichner anzusehen, was keine Dauerlösung ist. Also hält man Ausschau nach schönen Samenständen, Rinden und Früchten. Und da gibt es eine ganze Menge.

Im neu angelegten Senkgarten steht noch der Kohl, während andere Nutzpflanzen erfroren sind, wie die Chilis.






Eingefrorene Schärfe:


In den Randbeeten steht das Löwenohr und sieht auch nach Frost noch schön aus, wie die orangefarbenen Blütenreste aus den Samenständen leuchten.



Im Reich der Korbblütler und Gräser sieht man jetzt ganz besonders schöne Samenstände.

Rudbeckia

Vernonia fasciculata
Amsonia illustris


Spanische Golddistel (Scolymus hispanicus)

Spanische Golddistel (Scolymus hispanicus)

Die Physalis lässt sich auch nicht lumpen im Dezember:




Leuchtende Berberitzenbeeren:


Golden strahlende Kopfweide:




Diese merkwürdige Schlingpflanze ist Stinkwein (Paederia foetida), gestunken hat sie nicht mehr:


Eine Clematis mit typischem Wuschelkopp:

 Der Spargel hat sich geschmückt wie ein Weihnachtsbaum:


Immergrüne kontrastieren im Winter besonders gut mit den warmen Farben einziehende Pflanzen, hier Ilex (links) und die abblätternde Rinde vom Vielblütigen Doppelschild neben Elfenblumen:


Kohl mit Gräsern:



Bei aller Liebe: Jetzt würde ich diesen Garten aber doch mal im Frühling oder Sommer sehen! Wenn er im Dezember schon so schön ist, wie muss das erst im Sommer sein? Vielleicht gibt es dann allerdings weniger Kohlmeisen...

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....und dann kam die Tage ein Paket aus der Schweiz bei mir an von der lieben Yase, die ich schon lange von ihrem Blog Alltagsaufhübscher kenne. Sie ist eine begnadete Künstlerin an der Nähmaschine und mit den Stricknadeln - und überhaupt, schaut unbedingt mal rein bei ihr!

Sie hat mir tatsächlich wunderschöne, warme Socken gestrickt - ich bin ganz von den selbigen!

Schaut her, sind sie nicht toll? Sie mussten gleich zur Fotorunde in den Park mitkommen und ich hatte keine kalten Füße!



Ganz herzlichen Dank, liebe Yase, ich bin überwältigt!