...umso schöner die Gäste! Der Efeu ist der letzte Massenblüher des Jahres. Wo er Mauern oder Zäune beranken darf und mehr als 10 Jahre alt ist, blüht er üppig und reichlich, wenn auch etwas müffelig. Dazu muss er aber klettern können. Bodendeckender Efeu blüht nicht, das tut er nur, wenn er sich zu Höherem berufen fühlt. Und obwohl man im Oktober kaum mehr mit interessanten Blütenbesuchern rechnet, ist gerade das olle Friedhofsgewächs ein Magnet für all die späten Insekten, die jetzt noch unterwegs sind.
Hornissen sind Stammgäste, andere Wespen auch, wobei die Hornissen als große Raubtiere sich dann entscheiden müssen, ob sie Wespen jagen oder Nektar schlürfen sollen.
Auch Grabwespen sind hier unterwegs, wie die Kotwespe. Dazu noch kleine Insekten wie die Gemeine Halmfliege, hübsch gezeichnet wie eine Wespe, aber winzig.
Gewöhnliche Strauchschrecke wollte auch gern Nektar naschen, aber die Gegenwart der Hornisse war ihr unheimlich, also ist sie lieber davongehüpft.
Schwebfliegen sind auch immer gern am Efeu, genauso wie Admiral und Tagpfauenauge.
Und nun ist die Efeu-Seidenbiene auch in Bielefeld angekommen. Mit dem Klimawandel hat sie ihr Verbreitungsgebiet immer weiter nach Norden ausgedehnt. Im warmen Osten von Deutschland ist sie schon länger zuhause.
Nun ist sie da und das setzt einen natürlich ein bisschen unter Druck. Was soll man ihr anbieten? Wo soll im Kleinstgarten Efeu wachsen? Ich hatte tatsächlich mal eine schöne Terrassentrennwand voll mit blühendem Efeu, die ein Orkan im Februar 2022 umgeworfen hat. Seitdem ist sie kahl. Hinten im Garten blüht auch noch Efeu an einem Zaun, oder besser gesagt, das, was vom Zaun hoch in die Rosen gerankt ist. Das ist wenig. Gern würde ich Strauch-Efeu ins Beet pflanzen, aber seit Jahren gelingt es mir nicht, ihn heranzuziehen. Dabei braucht man dafür nur einen Trieb, der blühen kann, aber nicht klettern, erkennbar an den ovalen Blättern. Am besten reißt man die Spitze vom Zweig ab, da Risslinge mit der größeren Wundfläche besser Wurzeln bilden. Mein letzter Versuch startete im Herbst, aber alle Stecklinge sind wieder mal vertrocknet und haben rasch die Blätter abgeworfen.
Vielleicht muss ich es noch mal im Frühjahr probieren. Strauch-Efeu ist nämlich sehr praktisch. Da er aus den nicht-rankenden Trieben gezogen wird, kann er nicht klettern. So bleibt er kompakt und passt ins Beet. Auch später erinnert er sich nicht daran, dass man als Efeu die Wände hochgehen kann, er wächst immer so strauchig weiter. Eine Hecke aus Strauch-Efeu kann also die Efeu-Seidenbienen versorgen, ohne dass man eine Wand dafür braucht, was eher akzeptiert wird von Hausbesitzern.
Ich möchte aber keinen kaufen, sondern ihn selbst ziehen. Und das dauert und man braucht gute Nerven. Aber ich bleibe dran! Wäre doch gelacht, wenn ich der Efeu-Seidenbiene kein Begrüßungsgeschenk pflanzen könnte!