Freitag, 18. April 2025

Das singende Staudenbeet

Moos, wie es singt und lacht? Nein, das nicht, aber erinnert ihr auch noch an letzte Woche (hoffentlich), wie ich von der einen Kaiserkrone berichtet hatte, mit der ich zwecks Fotoshooting ein Lilienhähnchen anlocken wollte?

Hier geht die Soap-Opera über die Royals in meinem Staudenbeet nun also weiter. Es tut sich was an den königlichen Kaiserkronen!

Kaiserkronen sind zwar nicht Günstig Gärtnern, aber Lilienhähnchen fliegen einem tatsächlich so zu, wie ich feststellen durfte. Ich stand vor ein paar Tagen im Garten und sah etwas Rotes schnurstracks auf die Pflanze zufliegen. Zack, war ein Lilienhähnchen zielsicher auf der Kaiserkrone gelandet. Nun hatte sie also einen Hofnarren.




Der Käfer fraß ein wenig an den Blättern und lebte fortan nach einem kurzen Ausflug auf Lauchlaub auf der Kaiserkrone - jeder braucht mal eine Luftveränderung.

Wenn doch nur alles so einfach funktionieren würde! Wo kam der Käfer her? Weit und breit kenne ich keine einzige andere Kaiserkrone oder Lilie. Die müssen also doch sehr gute Flieger sein. In einem Jahr hatte ich sie mal am Salomonssiegel, aber keine Larven gefunden.

Nun saß dieses ausnehmend schön rot lackierte Insekt also auf der Pflanze und ich konnte meine Finger nicht bei mir behalten. Nach den Fotos habe ich es mir geschnappt. Dabei muss man eine Hand unter das Laub halten, damit der Käfer sich nicht auf Nimmerwiedersehen fallen lässt. Als ich ihn geschnappt hatte, habe ich ihn vorsichtig zwischen zwei Finger genommen und ihn ans Ohr gehalten. Es erklang ein empörtes "Mimimi!". Wirklich beeindruckend diese Sangeskunst, könnte glatt ein Hit werden, noch dazu bei diesem gut aussehenden Kerl - da sehe ich doch glatt eine rote Boygroup vor mir!

Spagat und artistische Einlagen können sie immerhin auch:

Nach dem Vorsingen ließ ich das Hähnchen frei. Es flog davon und ward seither nicht mehr gesehen. Ist das der Königsweg in der Schädlingsbekämpfung? Einmal durchkitzeln, bis er um Gnade winselt, und der Käfer hat die Schnauze voll? Vielleicht bin ich da etwas auf der Spur...

Samstag, 12. April 2025

Nobel geht die Welt zugrunde

Günstig Gärtnern? Mit Kaiserkronen eigentlich unmöglich. Die Zwiebeln dieser imperialen Frühblüher gehören wirklich zu den teuersten überhaupt. Sogar, wenn man von besonderen Sorten absieht, die selbst so etwas wie Schneeglöckchen zur Luxusware werden lassen. Nein, es sollten stinknormale Kaiserkronen werden. Doch normal sind sie eben nicht. Sie lassen sich offenbar schwerer vermehren als andere Geophyten und sind daher nicht gerade Bückware im Gartencenter. Ein bisschen sparen kann man höchstens, wenn man Packungen mit mehreren Zwiebeln als bunte Mischung kauft und die Farbe keine Rolle spielt, denn in diesen Überraschungspaketen kann von Gelb bis Orange dann alles dabei sein.

Es gibt auch Sorten mit panaschiertem Laub, wie hier im Berggarten Hannover. Da möchte ich den Preis lieber gar nicht erst wissen.

Überhaupt wurden im Berggarten wohl keine Kosten und Mühen gescheut, denn es ist alles voll mit Kaiserkronen:

Es gibt sogar lilafarbene und welche mit unfassbar vielen Blüten, wohl durch eine Verbänderung entstanden.



Meine sind nur Feld-Wald-und-Wiesen-Kaiserkronen, falls man bei Ihrer Majestät überhaupt von so etwas sprechen kann. Und auch im Unterhalt sind die noblen Blumen mit der Krone aus Blüten und Blättern auf dem Kopf nicht günstig. Sie möchten viel Dünger haben und nur die besten Plätze im Garten.

Warum ich sie dann überhaupt haben wollte? Weil sie in dem Ruf stehen, aktiv im Untergrund gegen Wühlmäuse vorzugehen. Außerdem brauche ich dringend ein Bild von Lilienhähnchen mitsamt Larven und mit Kaiserkronen kann man sie locken.

Also habe ich die Investition letztes Jahr in Kauf genommen und drei Zwiebeln mit Überraschungsfarbe erstanden.

Nun ist das gar nicht so einfach, im Herbst Blumenzwiebeln zu setzen, wenn man nicht mehr weiß, wo schon welche schlafen. Und nun hat es nur eine Kaiserkrone wirklich auf einen relativ freien Platz geschafft. Daher ist sie groß und prächtig, die anderen klein und mickrig, eingezwängt zwischen Hasenglöckchenlaub.

Die eine große Pflanze ist jetzt natürlich orangefarben, die mickrigen gelb. Umgekehrt wäre schöner gewesen, aber bei Kaiserkronen ist ja jede Farbe eine Sensation.


Mit der Zeit senken sich die Knospen herab und färben sich noch leuchtender. Bei dem Bild oben stehen sie noch kreuz und quer, beim nächsten herrscht schon mehr Ordnung in ihren Reihen:



Die Löcher in den Blättern sind leider kein Fraß von Lilienhähnchen, sondern von Nacktschnecken. Die gehen leider an Fritillaria imperialis ran, war ja wieder klar.

Die eine haben sie komplett zu Klump gefressen, die andere, die so schön gelb blühen möchte, immerhin halbwegs heile gelassen, sie ist aber bestenfalls als Kaiserkrönchen zu bezeichnen. Das war jetzt sehr teures Schneckenfutter.


Die Pflanzen haben jetzt zur Blütezeit noch etwas organischen Dünger von mir bekommen. Hoffentlich bleiben die Diven dann wenigstens noch eine Saison, mit oder ohne Lilienhähnchen. Sonst wäre das ein teurer Spaß gewesen.

Samstag, 5. April 2025

Narzissen: Mysterium oder Massenware?

Narzissen sind Massenware, vor allem zu Ostern. In meinem Garten sind sie es leider nicht. Ich pflanze und pflanze, rette weggeworfene Narzissenballen mit meistens der Sorte 'Tête à Tête' vom Friedhof und habe dann, wenn es gut läuft, im nächsten Frühjahr schöne gelbe Batzen im Garten. Aber eigentlich träume ich auch von einer Narzissenwiese oder einem Narzissenwald, wie man sie oft an alten Gehöften sieht.



Doch lange halten die Diven bei mir immer nicht, sonst gäbe es im Garten wohl nur noch Stehplätze, wenn jede der geretteten 'Tête à Tête's noch da wäre. Ich habe auch Pflanzen, die jedes Jahr zuverlässig wiederkommen, aber nur mit Blättern. Blüten wollen sie nicht rausrücken. 

Nur eine hohe Narzisse dankt mir ihre Rettung und blüht wirklich jeden Frühling. Mit genau einer Riesenblüte, die immer zuverlässig von mir wegschaut, als würde sie einen Fluchtweg aus dem Garten suchen, wo Narzissen anscheinend so sehr gequält werden, dass sie das gelbe Handtuch werfen. 


Was läuft da schief? Nun, zum einen die Schnecken, die sich gern auf die Blüten stürzen, bis es so aussieht, als wären die Narzissen verschwunden, dabei sind sie nur einfach grün, weil alles Gelbe gefressen wurde. Oft warten sie nicht mal, bis die Knospe richtig aus dem Boden ist, und vernichten sie schon zuverlässig. Auch in meiner ausdauernden Flaggschiff-Narzisse mit der einen großen Blüte habe ich schon Nacktschnecken oben aus dem Gelben rausgepult, schwindelfrei sind die Biester ja.



Und dann liest man ja immer, dass Narzissen im Gegensatz zu Tulpen einen feuchten oder frischen, nährstoffreichen Boden wollen, der nie austrocknen darf. Und wie zum Hohn wächst seit ein paar (auch trockenen Jahren) eine Narzisse im Gemeinschaftsbeet unter den Kugelahorn-Bäumen und blüht immer üppig. Sie stammt mit Sicherheit von so einem Ostertopf aus dem Gartencenter.

Also, wenn da der Boden nicht sowas von vollständig austrocknet, dann weiß ich es nicht. Niemand schneidet die sich entwickelnden Samen heraus oder düngt die Pflanze. Im Gegenteil: Unter den Ahornen ist es eher staubtrocken und die Bäume saugen mit ihren flachen Wurzeln alles an Nährstoffen weg, was sie kriegen können.

Anscheinend hat diese Narzisse die Pflegeanleitungen für ihre Gattung nicht gelesen. Hoffentlich tut sie es auch nicht. Ich werde es ihr jedenfalls nicht unter die gelbe Nase reiben.

Narzissen sind Massenware und Mysterium gleichermaßen, oder?


... und jetzt ist es ohnehin so trocken, dass die Schnecken Pause haben. Regen wäre mir aber doch lieber.

Samstag, 29. März 2025

Kompost als Spiegel der Gesellschaft

Kompost als Spiegel der Gesellschaft - was will sie denn jetzt schon wieder damit sagen? Ist die Gesellschaft etwa komplett verrottet und müffelt bisweilen? Nein, ich will damit sagen, dass ich immer viel über die Menschheit als Ganzes und über mich dabei lerne, wie ich den Komposter befülle, der so ein vermaledeiter Thermokomposter ist. Und der wird im Inneren immer gern zu feucht, nach außen aber gibt er sich blickdicht. Und genau hier beginnen die Probleme. 

Jedes Jahr, wenn ich wieder mühsam den fertigen Kompost entnommen habe und mit Ästen, Efeuranken und Ähnlichem gerungen habe, die völlig überraschend wieder nicht verrottet sind, nehme ich mir wie immer vor:

  • keine Efeuranken mehr in den Kompost
  • auch keine Äste von Kletterspindeln oder anderen Pflanzen mit ledrigen Blättern
  • schon gar keine Halme vom Bambus
  • überhaupt keine Äste
  • wirklich gar keine Äste
  • nun ist mal Schluss mit Ästen

Und wie klappt das dann? Gar nicht. Wieder stopfe ich Efeutriebe in den Behälter. Denn: Aus den Augen, aus dem Sinn. Wo ein offener Komposter mahnend bis anklagend seinen Inhalt offen preisgibt, schluckt meiner alles und macht auch alles ungesehen, aber nicht ungeschehen.

Daher kommen auch viele Probleme der Menschheit: Wir wählen oft die schnelle Lösung, wenn wir die Konsequenzen nicht sehen können oder sehen wollen. Und lernfähig sind wir anscheinend sowieso nicht, aller Evolution zum Trotz. Aber Bequemlichkeit siegt dann eben oft, die schnelle Lösung muss her, auch wenn sie langfristig nicht taugt. Das gilt leider auch bei Umweltfragen, die wir nicht gelöst bekommen, weil wir dazu unser Verhalten anpassen müssten.

Und so ist mein Komposter eine halbwegs passable Parabel auf das Verhalten der (Wegwerf-)Gesellschaft. Immerhin kommt doch irgendwann was Brauchbares raus, wenn man nur lange genug wartet und die leidigen Äste immer wieder zurückwirft, was man anderem Müll ja nicht sagen kann.

Ein anderes Problem sind die vielen Eierschalen im Kompost. Während das leere Frühstücksei noch einmal schnell mit der Hand zerdrückt wird, bevor es in den Behälter kommt, macht man das bei roh aufgeschlagenen Eiern nur noch widerwillig bis überhaupt nicht. Und so finde ich immer Unmengen von eiförmigen Eierschalen wieder, die fast noch für den Osterstrauch taugen würden (Gammel-Edition). Hier kann man einige ganze Eierschalen sehen (die Folie dagegen, die ich hier hineinwerfe, ist wirklich verrottet):

Und so verteile ich die Eierschalen dann mit dem Kompost im Garten und zerdrücke sie dann wenigstens noch schnell. Mit Handschuhen.

Als ich neulich aus dem Fenster sah, war ich dann aber doch ganz begeistert über diese Vorgehen: Eine Gruppe Spatzenmädchen hatte sich um so ein zerdrücktes Ei versammelt und knabberte die Schale. Den Kalk können sie gut für die eigene Eiproduktion gebrauchen. Auch Meisen nutzen so eine Quelle gern.

Wenn doch nur auch die Efeuranken im Kompost einen Abnehmer finden würden....

 

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Und bei der Verlosung hat gewonnen: Bea mit dem Kommentar

 

Moin,

herzlichen Glückwunsch !!!!! Du hast es verdient mit deinem Blog, einfach herrlich lesenswert...und als alter Gartenliebhaber....sehr lesenswert.

Herzliche Frühlingsgrüße Bea

 

Schick mir deine Adresse und du bekommst das Buch zugeschickt!

 

Samstag, 22. März 2025

Beste Freunde

Schon so oft habe ich versucht, Winterlinge im Garten anzusiedeln. Was habe ich für Ableger aus anderen Gärten angeschleppt oder weggeworfene Pflanzen gerettet und eingepflanzt. Hier und hier zu bewundern. Wie haben sie es mir gedankt? Gar nicht. War immer nur ein kurzes Gastspiel. Und dann bringe ich einmal von der Staudenbörse einen Batzen Kerzen-Knöterich wurzelnackt nach Hause und was ist drin? Ein Winterling als blinder Passagier. Und der lebt noch und vermehrt sich sogar, auch wenn er ruhig mal blühen könnte, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.


 
Vielleicht braucht Eranthis in meinem Garten eine Ammenpflanze, mit der er sich gut versteht. Die beiden sind unzertrennlich. Im wahrsten Sinne, denn selbst wenn ich wollte, ich würde den zarten Geophyten wohl nicht aus der innigen Umarmung der Knöterich-Wurzeln reißen können, die sich wie ein fetter Lindwurm durchs Beet winden.

Und dann ist da noch dieses Carex 'Evergold', das 90 % des Jahres nicht zu sehen ist, weil die Lenzrose ihre Riesenblätter darüber legt, bis es komplett im Dunkeln hockt. Dann schwingt sich später noch der Wasserdost auf und macht noch mehr Schatten. Jedes Frühjahr zur Lenzrosenblüte erbarme ich mich und schneide das Gras frei. Und wundere mich, dass es überhaupt noch da ist.


Die Helleborus, die als einzige meiner Lenzrosen beim Austrieb eine wunderschöne violette Laubfärbung zeigt, ist mein ganzer Stolz, denn ich habe sie als Sämling vor über 10 Jahren bekommen.



Die Märzenbecher, deren Blüten auch in diesem Jahr von den Schnecken gefressen wurden, habe ich in letzter Minute wieder mit einem antischneckistischen Schutzwall aus Kardenblüten umgeben - ob es was nützt?




Während der weiße Krokus 'Miss Vain' immer weniger wird, sind allein die Elfen-Krokusse eine echte Erfolgsgeschichte in meinem Garten. Die brauchen keinen Aufpasser, sie vermehren sich auch so, blühen reichlich und bilden inzwischen einen richtig schönen rosa Teppich. Man weiß zwar nicht mehr, wo man auf dem bisschen Rasen noch hintreten soll, aber das nehme ich dafür in Kauf. Die Blütenblätter, die mal heller, mal dunkler, sind, sind einfach zu schön!











Die vor Ewigkeiten gesetzten Crocus vernus 'Pickwick' mit den schicken Streifen sind weniger geworden über die Jahre, aber sie sind noch da, und ich glaube, sie haben sich vermehrt, denn es sind neue Stellen von ihnen besiedelt worden und es gibt auch mal weiße zwischendrin. Ich las mal, dass Elfen-Krokusse in der Nähe dazu führen, dass sich auch die Garten-Krokusse vermehren - kann das sein, wo es zwei unterschiedliche Arten sind?




Bei der Zweifarbigen Sandbiene sieht man auf jeden Fall, dass Elfen-Krokusse nicht knausern, was den Pollen angeht. Die Körner sind riesig und reichlich. Rechts im Bild müsste Crocus tommasinianus "Barr's Purple" sein, den ich zu Weihnachten geschenkt bekam. Die späte Pflanzzeit im Dezember hat ihm offensichtlich nicht geschadet. Zumindest glaube ich, dass er es ist, denn ich kann mich in dem Beet an keine anderen lila Krokusse erinnern und 'Ruby Giant', der seit Jahr und Tag an derselben Stelle im Rasen wächst, ist steril. Man kann sich auch nicht alles merken und auch nicht alle Pflanzstellen markieren.



Eins steht fest: Ein Frühling ohne Krokusse ist doch einfach nichts!
 
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Die liebe Xenia von Berlingarten hat übrigens ein schönes Interview mit mir gemacht. Ihr findet es hier. Ganz herzlichen Dank an Xenia, die sehr kluge Fragen gestellt hat!