Samstag, 14. September 2024

Kartoffelrosen-Katastrophen

Die Kartoffel-Rose (Rosa rugosa) ist eine kolossale Pflanze, die als einzige Wildrose - vermutlich auf der ganzen Welt - immerblühend ist. Sie bekommt einfach den Hals nicht voll. Erst öffnen sich riesige, meist pinkfarbene, selten weiße, Blüten, dann reifen die unglaublich dicken roten Hagebutten. Bis zum Herbst erscheinen immer noch neue Blüten. Sie wächst auf sandigen, salzigen Böden und treibt Ausläufer, befestigt also duftend Dünen. Wegen ihrer immer neuen Blüten, derer sie einfach nicht müde wird, hat sie Karriere gemacht. Alles an ihr ist einfach schön, das runzlige Laub, das dem der Kartoffel ähnelt, ist gesund, die Blüten angeberisch groß und duftend, die Hagebutten ebensolche Kolosse. Man kann sie essen und es ist weniger mühsam, das Juckpulver loszuwerden, als bei anderen Wildrosen.





Dummerweise ist sie in den Dünen dann auch eine mittlere Katastrophe, denn die befestigt sie ungefragt einfach sehr engagiert, auch gern in Naturschutzgebieten. Ob Ost- oder Nordsee ist ihr dabei wurscht, sie nimmt sich der sandigen Sache an und verdrängt mit ihren Ausläufern so manches heimische Dünengewächs.

Deswegen ist sie im Naturschutz nicht gut gelitten. Sie zu entfernen ist mühsam und man braucht Handschuhe. Grünlinge futtern die Samen aber ganz gern aus den Hagebutten, mancherorts sind die Kartoffelrosendünen daher erfüllt von ihren Rufen - und Grünlinge sind ja selten geworden. Aber vermutlich ist dies kein hinreichendes Argument, sie zu dulden, außerdem wachsen sie auch außerhalb von Schutzgebieten ganz hervorragend, und da nimmt sich der Sache niemand an.


Auch Spatzen versammeln sich gern in den stachligen Ästen.


In Innenstädten ist sie nicht so schlimm, dort habe ich sie zumindest noch nicht verwildert gesehen. Hier stören im Garten eher die Ausläufer, weswegen manche kleine Sorten auch zärtlich 'Roadrunner' genannt werden. Durch die Schösslinge bekommt man eine Kartoffelrose auch kostenlos, man nur einen abstechen und wieder einpflanzen.

Auch ich hatte mal eine, eine weißblühende. Vor zwanzig Jahren habe ich sie gepflanzt. Sie ist nur einmal in den ersten Jahren zum Nachbarn rüber gewandert, als sie noch jung und dynamisch war, danach hat sie sich das verkniffen. Sie wirkte auch immer viel zu schmächtig, war staksig und hat kaum geblüht. Vor ein paar Jahren habe ich sie entfernt. Nicht etwa ausgegraben, sondern einfach kurz überm Boden abgeschnitten. Sie kam nur einmal schüchtern fragend wieder und da hat sie mir sehr leid getan. Den neuen Trieb, für den sie ein halbes Jahr gebraucht hatte, habe ich trotzdem wieder abgeschnitten und seitdem ist Ruhe. Den Platz konnte ich gut gebrauchen, aber ihre Hartnäckigkeit und ihren Lebenswillen habe ich dennoch bewundert.

Ich denke, der Boden hat ihr nicht gepasst, es war nicht sonnig genug und da es Containerware war, hatte sie sich nie richtig an den neuen, ungebundenen Standort anpassen können. Wer weiß, wie lange sie überhaupt schon in dem Topf ausharren musste, bevor sie befreit wurde. Mit Ausläufern ist man vermutlich deutlich besser bedient als mit Topfware, die sind noch flexibel und unverdorben.

Irgendwie verbindet man Kartoffelrosen aber auch eher mit Meer und Dünen als mit nordrhein-westfälischen Innenstädten, oder? Auch wenn sie gerade da besser aufgehoben wäre als am Strand...


8 Kommentare:

  1. Deine Erfahrungen zum Naturschutz kann ich nur bestätigen. Hier im Norden wurde sie dort schon aufwendig gerodet. Sie passt an Autobahnen, und auf Friesenwälle, wo man sie mit Schnittmaßnahmen im Zaun halten kann. Überhaupt sollte man historische Rosen lieber nicht wurzelecht sondern veredelt kaufen. Nur so ist man sicher, dass sie sich nicht zu sehr überall verbreiten. Diesen Tipp erhielt ich mal von der rosenbaumschule Schlüter, die sich auf historische Rosenzucht spezialisiert haben.
    Leider erfuhr ich es zu spät, so üwuchert nun bei mir auch einiges auf dem Wall. Doch dort stört es nicht. Liebe Grüße von Frauke, die gerade auf der Insel Föhr viel Kartoffelrosen erlebt.

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  2. Guten Morgen Elke,
    die Kartoffelrose möchte ich nicht im Garten haben, eben wegen der Ausläufer, aber die dicken Hagebutten sind schon toll.
    Liebe Grüße
    Susanna

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  3. Hallo Elke,
    wenn man das mit den Dünen nicht weiß, käme ich nicht auf den Gedanken, sie mit dem Norden zu verbinden. Ich sehe die Kartoffelrose bei uns recht oft. Am Höchster Industriepark umgibt sie die riesigen Parkplätze, ebenso die an der Jahrhunderthalle oder in Hattersheim am alten Posthof. Da möchte ich ihr fast schon den Namen Parkplatzrose verpassen. Bei mir im Garten kann ich sie mir eher schlecht vorstellen.
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende – Elke

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  4. kann mir gut vorstelle dass sie sandbodiger boden liebt : hatte auf einem urlaub in Batz-sur-mer so eine weisse rose gesehen und habe dann hier im garten die rosa-sorte gepflanzt. sie hat sich am zaun ausgebreitet aber nur nach draussen und hatte sehr schöne blüten ! leider voriges jahr im frühling keine blätter mehr ... aber weiter weg ist ein kleiner rosenast mit einer blüte wieder da !
    liebe grüsse
    mo

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  5. Ohja diese Wildrose sieht man bei uns sehr oft, aber eigentlich nie wuchernd. Wahrscheinlich mag sie den sandigen Boden lieber.

    Einen schönen Sonntag
    wünscht Dir
    Anke

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  6. Liebe Elke,
    bei uns fand ich eine Obstanlage damit umzäumt, das kommt gut bei den Insekten an. Ich fand sie in Massen an der Ostsee, dort sah es wunderbar aus. Ich werde mal den Obstbauern fragen, ob ich die Früchte wider ernten darf, dann mache ich wieder Marmelade draus, das geht flott wegen ihrer Größe.
    Liebe Grüße
    Edith

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  7. Jetzt habe ich Fernweh nach Nord- und Ostsee! Ich weiß noch, wie wir im Urlaub als Kinder eine Massenproduktion von Juckpulver gestartet haben. Und dann kommen gleich die Bilder von Dünen, Meer und windigen Stränden wieder hoch. Hier im Süden sind Kartoffelrosen sicher ein eher seltener Anblick und ich kann sie ehrlich gesagt nicht von anderen Wildrosenarten unterscheiden. Aber der Duft der meisten Sorten ist wunderbar und manchmal rieche ich sie, bevor ich sie entdecke.

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  8. Hallo Elke, stimmt, die Kartoffelrose liebt den sandigen Boden an der Küste. Ich kann das bestätigen. An unserem hiesigen Küstenstreifen ist sie auch überall zu sehen.
    Ich habe zwar keinen sandigen Boden in meinem Garten, aber dennoch wächst eine Kartoffelrose in ihm. Sie ist allerdings von ihrem Benehmen her recht zahm. Wahrscheinlich weiß sie, dass sie in meinem Minigarten nur geduldet wird, wenn sie sich benimmt 😉
    Herzliche Sonntagsgrüße von Marianne

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