Vorher-Nachher-Bilder gehören ja immer zum Beliebtesten, das die Gartenwelt zu bieten hat. Aber nur, wenn es dadurch zu einer gut erkennbaren Verschönerung kommt. Der allgemeine Verfall von Material und Mensch ist dagegen als Thema meist weniger beliebt. Aber warum soll man immer nur den Trends folgen? Hier möchte ich einmal den Werdegang meiner Orangenkiste vom Wochenmarkt, Jahrgang 2019, aufzeigen, denn es ist doch gut zu wissen, wie lange sowas hält. Erinnert sich noch jemand an die schicke Kiste mit dem Flugzeug-Aufdruck, der die Pflanzen darin beflügeln sollte?
So sah sie mal aus, als sie noch jung und schön war, aber auch da schon weitgereist von Spanien auf den Bielefelder Wochenmarkt:
Und nun sah sie so aus. Etwas angestrengt und mürbe war sie geworden:
Der Boden war weggerottet und die Seitenwände haben sich in zwei Schichten aufgelöst, in deren Zwischenraum locker eine Heckenbraunelle passt, sie hat es nämlich demonstriert. Der Flieger musste also nun als letzte Reise in den Restmüll fliegen. Da würden übrigens auch die dünnen Obstkisten vom Wochenmarkt landen, auch wenn sie noch jung und faltenfrei sind, also darf man sie ruhig mitnehmen - aber besser vorher fragen.
Und weil das Fragen so gut klappt, habe ich am Wochenende eine neue geholt. Zur Abwechslung kommt diese Apfelsinenkiste aus Sizilien, hat zwar mehr Spalten, durch die die Erde rieseln kann, aber das Holz ist auch dicker und nicht im Zweischichtenmodell verbaut wie bei der alten. Ausgekleidet habe ich sie mit dickem Verpackungs-Papier. Die alten Pflanzen, nämlich Erisymum, Vergissmeinnicht und Purpur-Leinkraut, die sich alle selbst in die alte Kiste gesät hatten, sind mit einem mehr oder minder unfallfreien Schwung umgezogen:
Ich bin gespannt, wie lange der sizilianische Blumenkasten halten wird.
...und da freue ich mich über eine neue, kostenlose Kiste, damit ich wieder einen Bruchteil eines Quadratmeters mehr Platz zum Gärtnern habe, während Peter Janke in anderen Dimensionen denkt. Ich habe sein neues Buch Mein Garten im Wandel des Zeitgeistes und des Klimas: Ökologisch, pflegeleicht, stilbewusst gelesen und war beeindruckt, wie groß und vielfältig sein Garten in Hilden ist. Zum Glück erwähnt er auch, dass er Angestellte hat, was auch nötig ist bei so einem Anwesen. Dieser tolle Bildband ist im Becker-Joest-Volk-Verlag erschienen und vorwiegend mit Fotografien von Jürgen Becker bebildert.
Rauling |
Peter Janke zeigt auch, wie man die frostempfindliche Gunnera einpackt, ohne Plastik zu verwenden - man wirft ihr einfach ihr altes Laub wie einen Regenschirm über, was ich auch schon im Botanischen Garten Hamburg so gesehen habe:
Auch der Klimawandel ist ein großes Thema. Peter Janke hat schon hunderte Quadratmeter Rasen in trockenheitsverträgliche Beete umgewandelt, damit er nicht monatelang auf rascheltrockenes Gras schauen muss. Bewässert wird in seinem Garten kaum, was ich sehr ressourcenschonend und sympathisch finde. Auch in Hilden werden die Sommer trockener und der Garten wandelt sich dadurch. Nur der Kiesgarten, den er nach seiner Mentorin Beth Chatto angelegt hat, ist immer vital und summt nur so vor Insektenbesuch.
Mir gefällt dieses Buch sehr und ich werde es noch öfter zur Hand nehmen, um nachzuschlagen - es hat völlig zu Recht den Deutschen Gartenbuchpreis als bester Bildband gewonnen. Genial ist auch die Idee, auf einer Seite beschriebene, aber nicht abgebildete Pflanzen mit einem Seitenverweis zu einem Foto auszustatten, damit man sie auch anschauen kann.
Der Nachteil an dem Buch: Jetzt habe ich den Traum, diesen Garten einmal zu besuchen. Vielleicht lässt mich Herr Janke einmal schauen, was so alles in seinem Garten summt und brummt. Ob es ein Traum bleiben muss?