Meinen Garten pflege ich am liebsten mit Naturprodukten: Im Frühjahr bekommt er eine Gesichtsmaske aus Kompost, im Sommer ein Gesichtswasser, im Winter eine heilsame Schlammpackung. Antifaltencreme braucht er nicht, ebensowenig wie ein Deo, denn meistens riecht er recht gut.
Aber was ist eigentlich mit mir? Pflege ich mich auch nur mit Natur? Mitnichten - mein Garten hat es in der Hinsicht weitaus besser getroffen als seine Gärtnerin. Ich achte zwar darauf, dass meine Gesichtscreme kein Paraffin enthält, aber spätestens beim Duschzubehör fehlt mir komplett der Durchblick bei der langen Zutatenliste mit ihren wenig wohlklingenden chemischen Inhaltsstoffen.
Das wollte ich ändern und habe deshalb Hilfe gesucht bei Cosima Bellersen Quirini und ihrem Buch "Naturkosmetik - einfach selbst gemacht", brandneu und frühlingsfrisch aus dem Ulmer-Verlag.
Das Werk mit dem viel-versprechenden, hübschen Einband beeindruckt schon beim ersten Durchblättern mit einer schier unendlichen Fülle an Rezepten zum Kosmetikrühren - Von Kopf bis Fuß, von der Creme über das Shampoo bis zur Zahnpasta ist für jede Lebenslage und jeden Hauttyp etwas Passendes dabei. Alles ist verständlich erklärt und schön bebildert.
Aber bevor es so richtig an die Tiegel und Töpfe geht, muss man sich erst einmal über seinen Haut- und Haartyp im Klaren werden. Danach gibt es einige erläuternde Worte zur Rohstoffkunde, zum Material, zum Einkauf und zu den handwerklichen Grundlagen. Erfreulich ist, dass man zwar auf professionelle Rührstäbe und Bechergläser zurückgreifen kann, die Autorin aber immer auch einfache, günstige Hilfsmittel nennt, die man sowieso im Haushalt hat - wie ein Ess-Stäbchen oder ein leeres Marmeladenglas.
Wie wichtig aber eine exakte Waage ist, konnte ich gleich bei meinem ersten Selbstversuch erfahren: Ich hätte auf die Autorin hören sollen, denn auch wenn das Gerät angeblich grammgenau messen kann, muss das nicht klappen: Als das gute Stück sich auch nach löffelweisem Schaufeln von Pülverchen nicht rührte, wurde ich misstrauisch. Zu meiner Rettung schritt zum Glück eine Tabelle im Buch ein mit ungefähren Angaben, wieviele Messerspitzen in etwa ein Gramm Pulver sind (nicht so viele, wie ich schon in den Tiegel verklappt hatte...).
Damit aus der ersten Creme nicht gleich die Ursuppe wird, wird auch erklärt, wie man sauber arbeitet und seine eigene Mixtur mit für Naturkosmetik zugelassenen chemischen oder ganz natürlichen Konservierungsmitteln haltbarer macht.
Damit aus der ersten Creme nicht gleich die Ursuppe wird, wird auch erklärt, wie man sauber arbeitet und seine eigene Mixtur mit für Naturkosmetik zugelassenen chemischen oder ganz natürlichen Konservierungsmitteln haltbarer macht.
Die Rezepte schrecken zunächst ab mit ihren vielen jeweiligen Zutaten, man kann sich aber alles relativ schnell in der Apotheke, im Reformhaus oder in speziellen Läden (zum Beispiel "Spinnrad") besorgen. Teuer ist das aber in jedem Fall - jeder der
unzähligen Rohstoffe, die man für eine einzige Creme braucht, kommt in einer winzigen Packung daher. Ich hoffe, dass die meisten Zutaten wenigstens lange halten, da man oft nur
wenige Tropfen benötigt.
Gewünscht hätte ich mir deshalb eine Tabelle, wo man welche Zutat am besten auftreiben kann - denn die preiswertesten Rohstoffe gab es tatsächlich in der Apotheke, obwohl gerade dort in Handarbeit abgewogen wurde.
Gewünscht hätte ich mir deshalb eine Tabelle, wo man welche Zutat am besten auftreiben kann - denn die preiswertesten Rohstoffe gab es tatsächlich in der Apotheke, obwohl gerade dort in Handarbeit abgewogen wurde.
Ansonsten bleiben kaum Wünsche offen: Im Anhang befinden sich Auflistungen mit allen wichtigen Rohstoffen, woher sie stammen und welche Wirkung sie erzielen. So kann man selbst kreativ werden, auch Dank der Grundrezepte, die man beliebig abwandeln kann.
Die Aussicht auf perfekt auf mich abgestimmte Produkte mit genau meinem Lieblingsduft ist jedenfalls so verlockend, dass ich auf jeden Fall noch mehr ausprobieren werde. Und wie das alles duftet! Ich fand allein schon den Geruch von "Benzoe Siam" (einem natürlichen Konservierungsmittel) so fabelhaft, dass ich bei meiner ersten Creme auf weitere Duftstoffe komplett verzichtet habe. Und sollte sich der Lieblingsduft je nach Jahreszeit ändern, nimmt man einfach einen anderen - ein großer Vorteil gegenüber gekaufter Kosmetik.
Ein Wermutstropfen für Gärtner bleibt: Die in den einleitenden Kapiteln angekündigte Nutzung von Heilpflanzen aus dem Garten bleibt mehr oder weniger auf die Theorie beschränkt - in den Rezepten findet sich kein selbst gemachter Frauenmanteltee oder eine Mädesüßtinktur. Auch das Rezept für den Klassiker, die Ringelblumensalbe, ist komplett käuflich und bekommt nichts aus dem Garten verpasst.
Ansonsten ist das Buch eine ansprechend gemachte Schatztruhe von Rezepten für jeden Anwendungsfall. Ob das Selbermachen wirklich günstiger ist, als Naturkosmetik im Bioladen zu kaufen, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Individueller ist es auf jeden Fall.
Vielen Dank an BloggDeinBuch und den Ulmer-Verlag für das Rezensionsexemplar.