Samstag, 22. März 2025
Beste Freunde
Samstag, 1. März 2025
Jedes Jahr dieselbe Frage
Oft stellt man sich Fragen, da fragt man sich, ob man die einzige ist, der sie in den Sinn kommen: Was ist Bio-Mineralwasser? Wurde das aus artgerecht gehalten Wasserbüffeln mit Auslauf gewonnen? Und: Muss man sich vor der Zahnreinigung die Zähne putzen?
Eine andere, gerade viel diskutierte Frage kommt aber jedes Jahr garantiert wieder: Wann schneidet man die Staudenstängel? Und für wen lässt man sie überhaupt stehen?
Die einen lassen alles bis Mai an Ort und Stelle, weil dann noch Insekten aus den Strünken schlüpfen können. Andere schneiden im Februar oder März alles ab, wenn die Krokusse und Schneeglöckchen sonst in dem Gestrüpp verschwinden würden. Es wird in den sozialen Medien oft behauptet, dass in den Stängeln sowieso nichts überwintert, was Beine hätte oder irgendwann Beine bekommen würde.
Die Wahrheit liegt sicher irgendwo dazwischen und auf jeden Fall gilt: Nichts Genaues weiß man nicht.
Der Aurorafalter oder der Schwalbenschwanz zum Beispiel heften sich als Puppe gern an Stängel. Da sollte man vorher nachschauen. Hat man sowieso keine ihrer Futterpflanzen im Garten gehabt, ist es sicher unwahrscheinlich, dass sie beim Rückschnitt über die Klinge springen.
Wildbienen in den Stängeln sind eher nicht da, denn dafür müssten wir Stängel vom vorletzten Jahr immer noch im Garten haben.
Und je exotischer die Stauden im Beet sind, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sich jemand dafür interessiert, aber ganz auszuschließen ist das auch wiederum nicht, denn es gibt Nachtfalter, die sich als Raupe von sehr vielen, auch fremdländischen Pflanzen ernähren. Und dies muss gerade im Falle von Mark-Bewohnern nicht mal erforscht sein, zu versteckt sind sie darin.
Auch ich finde es natürlich gut, wenn ich die Krokusse ungehindert sehen und fotografieren kann. Daher recherchiere ich, welche Stängelbewohner in meinen Stauden theoretisch vorkommen könnten, idealerweise finde ich auch noch heraus, ob sie den Winter darin verbringen.
Beim Gewöhnlichen Wasserdost (Eupatorium cannabinum) gibt es zum Beispiel einige, unter anderem die Kletteneule, deren Raupe im Stängel bohrt. Sie überwintert aber als Ei. Es gibt auch Minierfliegen, wie Melanagromyza eupatorii, die in den Stängeln leben können - und hier wird es noch schwieriger, herauszufinden, wann sie ihn verlassen, es deutet sich aber nach Recherche an, dass sie im Stängel überwintern.
Dann wäre da noch das Federgeistchen Adaina microdactyla, das auch im Mark von Eupatorium cannabinum frisst. Und seine Puppe oder Raupe kann sich tatsächlich noch im April in den letztjährigen Stängeln befinden.
Oder nehmen wir den Dichtpunktierten Walzenhalsbock. Seine Larven fressen in den Stängeln vom Natternkopf, bewegen sich aber anscheinend zur Überwinterung bis hinunter zur Wurzel, sind also ungefährdet bei einem Rückschnitt.
Ich gehe also so vor: Die Stängel vom Wasserdorst schneide ich ab, wenn sich die Blüten der Schneeglöckchen zeigen, aber nicht bis zum Boden, und dann lagere das Schnittgut im Garten.
Auch die Wiesenrauten und das Herzgespann lasse ich als Rest stehen. In den hohlen Thalictrum-Stängeln finden sich dann Asseln und Schillerwanzen ein. Tiere, die hohle Stängel nutzen, welche durch Windbruch oder die Schere entstehen, ruhen hier oder fressen auch mal an dem verrottendem Material, in diesem Fall ist es dann auch kaum ein Unterschied, ob es eine heimische oder exotische Staude ist, der der hohle Stängel gehört.
Das hier ist der Rest vom Blutweiderich. Der stört jetzt zugegebenermaßen bei den Fotos von den Elfen-Krokussen.
Wenn man unsicher ist, lieber die Stängel noch im Garten stapeln oder in eine Ecke stellen. Es ist also alles nicht so einfach mit dem Abräumen, aber auf keinen Fall kann man sagen, dass niemals ein Insekt dort überwintern wird. Irgendeinen Kollateralschaden gibt es immer.
Samstag, 18. Februar 2023
Der smarte Garten
In Zeiten, wo die KI erschreckend mächtig geworden ist, habe ich langsam Angst um meine beiden Jobs. Sowohl als Autorin als auch in der IT werde ich wohl über kurz oder lang nicht mehr wirklich gebraucht, oder? Vom Bloggen mal ganz zu schweigen. Da kann man ja von Glück sagen, dass im Garten noch alles analog zugeht.
Die Elfenkrokusse wachsen ohne Akku, und ihre Zwiebel wollen wir mal nicht als solchen bezeichnen... Die Schneeglöckchen nicken mit Windkraft und nicht durch Strom betrieben. Die Honigbienen sind keine Drohnen und die Lenzrosen brauchen auch kein Kabel. Seltene Erden brauchen wir nicht, nur Humus soll es sein. Die Pflanzen nutzen ihre eigenen Solarpaneele, die effizienter sind als die künstlichen.
Obwohl, nicht alles im Garten ist gänzlich unsmart. Wo der Mähroboter halbwegs schlau seine Kreise zieht und dabei die analogen Krokusse übermäht, die sowieso unter seiner Würde sind, oder wo der Rasensprenger computergesteuert anspringt, weil's Not tut, ist mir das doch schon zu viel des Guten. Im Garten möchte ich entschleunigen und keine Kabel verlegen, ich verlege lieber neue Blumenzwiebeln. Auftanken soll meine Domäne sein und nicht die der Elektrogeräte.
Doch, was, wenn sich plötzlich alle Gartengeräte irgendwie intelligent anstellen? Man denke nur an eine rasend clevere Regentonne, die sich Wasser aus dem Internet bestellt, wenn sie leer ist, oder der darbende Kübel, der sich Dünger von einer Drohne schicken lässt. Beide sind hoffentlich Zukunftsmusik. Nicht auszudenken, wenn sich die Terrasse vorwurfsvoll Öl bestellen würde, weil sie mal wieder eine Massage haben möchte.
Vielleicht haben wir ja bald so viel Zeit wie wir möchten für den Garten übrig, wenn die KI uns ersetzt hat. Und dann ist es umso wichtiger, wenn man Pflanzen im Garten hat, die nicht von smarten Bewässerungsanlagen im riesigen Gewächshaus herangezogen wurden, sondern in der eigenen Gartenerde - selbstversamende Stauden sind wichtig, wenn die KI unseren Job macht, denn sie macht es ohne Lohn, den wir dann ja nicht mehr bekommen.
Doch bis es soweit ist, freue ich mich an der natürlichen Intelligenz der Eichhörnchen und Meisen.
Samstag, 27. Februar 2021
Die Bäume schlagen aus
Mit dem Wetter wurde es aber auch nicht langweilig in den letzten Wochen... Von einem Montag zum anderen gab es einen Temperatursprung von fast 30 Grad. Der Schnee taute überall, nur in meinem Vorgarten nicht, und plötzlich war es warm und sonnig. Der erste Zitronenfalter flog durch den Garten - jetzt sollten auch die vertrockneten Stängel aus dem Garten fliegen, alle Krabbeltiere waren nun auch wach. Die alten Blütenstände vom Einjährigen Silberblatt (Lunaria annua) habe ich selbstredend vorher eigenhändig auf Puppen vom Aurorafalter untersucht, denn der fliegt nicht so früh wie der als Falter überwinternde Zitronenfalter.
Und dann war es wie immer beim Frühjahrsputz: Beim Sport soll man sich aufwärmen, bei der Gartenarbeit lässt man meistens das Stretching weg, schnappt sich die Schere und legt los. Macht ihr das anders? Ich gehe immer gleich in die Vollen bzw. in die Hocke, denn wie macht man Aufwärmübungen für die Scherenhände? Es ist ja auch nur Gartenarbeit und kein Hochleistungssport, obwohl man den ersten Muskelkater des Jahres vom Staudenbeeteabräumen eigentlich schon kennen sollte und es besser wissen müsste.
Diesmal allerdings passierte schon am ersten Tag etwas, das mich etwas überrumpelt hat. Auf allen Vieren im Null-Eurobeet wollte ich die morschen Himbeeräste abschneiden. Der genaue Tathergang ließ sich später nicht mehr rekonstruieren, aber irgendwie bin ich an eine wie ein Flitzebogen gespannte Himbeerrute geraten und habe es knüppeldick mit selbiger bekommen - sie ist mir mit Schmackes ins Gesicht geschlagen. Erst viel später beim Blick in den Spiegel habe ich gemerkt, dass ich die ganze Zeit mit blutender Oberlippe herumgerannt bin. Ich würde jetzt gern sagen: Da müsst ihr erstmal den anderen sehen, aber selbstverständlich durfte die auffällig gewordene Himbeerrute dran bleiben, schließlich hat sie bewiesen, dass sie nur so strotzt vor Saft und Kraft und Spannkraft.
Da lobe ich mir ja die Zwiebelblumen. Die sind niemals gewaltbereit, zumindest nicht gegenüber dem Gärtner. Was sie unten rum so treiben und ob sie andere Zwiebeln mobben, bekommt man ja nicht so mit.
In jedem Fall sind sie gerade die wichtigste Nahrung für Hummelköniginnen (hier eine Gartenhummel) und Honigbienen.
Und es werden immer mehr Zwiebelzwerge in meinem Garten! Die Elfen-Krokusse haben offenbar eine kritische Masse erreicht und jetzt geht die Vermehrung plötzlich ganz rapide vonstatten. Während Crocus vernus immer weniger wird, wenn man nicht immer wieder nachstopft, gibt Crocus tommasinianus den Platzhirsch,
Hier eine Luftaufnahme, die die Ausmaße der rosafarbenen Invasoren zeigt. Diese Szene hat etwas von einer Herde Flamingos, die über eine Klippe springen, um dann auf einer Cocktailparty herumzustehen.
Apropos Flamingo: Keine Angst vor Ringeltauben, diesen grauen Riesen mit den rosa Füßen. Die dicken Kawentsmänner sehen nur aus wie gefiederte Abrissbirnen, treten aber auf keinen Krokus, der ihnen beim Watscheln auf dem Rasen im Weg steht.
Der gewitzte Elfen-Krokus hat es sogar geschafft, sich in die geschlossenen Reihen vom weißen Krokus 'Miss Vain' zu drängen - eine Sorte, die sich als sehr langlebig erwiesen hat, hoffentlich auch mit den subversiven Zwiebeln, die sie infiltrieren.
Auch der VIP-Krokus ist noch da und mit den Jahren - es sind jetzt acht - ein ganz schöner Blumenstrauß geworden.
Die Wilde Karde, die ich mal gejätet in einem öffentlichen Garten am Wegesrand fand und mitgenommen habe, hat sich als sehr durchsetzungsstark erwiesen und mit ihrer Blattrosette alle einfach überwachsen - zumindest, bis die Krokusse und Traubenhyazinthen einfach durch die hindurch gewachsen sind. Nun spielt sie Fakir.
Wie man sieht, ist es im Garten oft ein Hauen und Stechen - nur meistens bekommt der Gärtner dabei keinen Schlag ins Gesicht...
Samstag, 15. Februar 2020
Achtung (Krokus-) Baby
Das Rotkehlchen hat bestimmt seinen Spaß dabei, wenn es mir zuschaut. Leichtfüßig wie es ist, hat es sicher andere Probleme als zertretene Krokusse.


Und die armen Tulpen, Tulipa turkestanica, die ich selbst in den Rasen gepflanzt habe, vergesse ich jedes Frühjahr zuverlässig - oder mittlerweile jeden Winter, denn sie treiben auch immer früher aus - und zertrete ihnen die Blätter. Und ärgere mich schwarz über meine Schusseligkeit.