Glockenblumen sind großartig!
Das finden allerdings auch die Schnecken, daher wachsen in meinem Garten eigentlich nur Pfirsichblättrige Glockenblumen unbehelligt, denen die Beete aber zu vollgestopft sind. Große, um nicht zu sagen, großartige, geradezu größenwahnsinnige, Hoffnungen habe ich mir daher wegen der Nesselblättrigen Glockenblume (Campanula trachelium) gemacht. Eine geschenkte wächst an der Terrasse so prächtig im lichten Schatten, dass ich noch mehr haben wollte - auch für die auf Glockenblumen spezialisierten Wildbienen. Die sind zwar Dank der Haare in den Blüten oft sehr schlecht zu fotografieren, aber das ergibt auch oft schöne Bilder wie mit Weichzeichner.
Manchmal begeben sich sogar sommerliche Kugelspringer auf die Blüten - das hier ist Seine Winzigkeit, der überaus entzückende Deuterosminthurus pallipes:
Auch die ein oder andere riesige Nacktschnecken habe ich an meiner bisher einzigen schon angetroffen, doch im Großen und Ganzen wird die Pflanze ignoriert und kommt gut zur Blüte. Versamt hat sie sich aber noch nicht - vielleicht werden die Sämlinge auch gefressen?
Jetzt bekam ich noch mehr Pflanzen, die von einem Bremer Balkon stammen und dort zu groß geworden sind. Ich hörte was von rhabarbergroßen Blättern - ob sie auch als Sonnenschirm durchgingen? Drei Töpfchen habe ich bekommen, die aus Transportgründen mehr oder weniger erstmal blattlos waren.
Eines habe ich vor den Rosenbogen gepflanzt, eines weiter hinten im Garten und das dritte ist noch unverändert.
Nun begab es sich aber, dass das hintere, schattigste sofort gefressen wurde, das vordere gar nicht. Also panierte ich den Boden rund um das Opfer mit Schafwollpellets, was keine Verbesserung brachte. Jeder Neuaustrieb musste wieder dran glauben - und das, obwohl die Stelle auch die Balz-Arena eines Igelpärchens war, das mindestens durch Drauftreten eine Wirkung hätte erzielen können.
Nun hatte ich auch noch Lebermoosextrakt bekommen, der gegen Schnecken helfen soll. Man muss eine verdünnte Lösung ansetzen, nachdem man nachgeforscht hat, wieviele Teelöffel denn 5 ml sind (einer), und die Pflanzen (oder was davon übrig ist) tropfnass einsprühen.
Da ich nur einen sehr kleinen Zerstäuber aus Glas habe, war das Unterfangen recht mühsam, aber irgendwann tropften die mitleiderregenden Stängel ganz gut.
Dummerweise wusch der Regen in der Nacht aber die mühsam geduschten Blätter wieder frei von jeglichem Lebermoosextrakt. Da zeigte sich ein Dilemma: Regnet es, hält die Lösung nicht auf den Blättern, regnet es nicht, braucht man keinen Schutz vor Schnecken und der Beweis, ob die Maßnahme gewirkt hat, ist nicht zweifelsfrei zu erbringen. Jedenfalls kann ich sagen, dass der erneute Versuch der Pflanze, in Blätter zu investieren, auch mit Lebermoosextrakt vergeblich war, nach dem zweiten Mal Einsprühen gedeiht die Pflanze aber prächtig, obwohl es auch dann noch mal geregnet hatte.
Hat es also gewirkt? War es etwas ganz Anderes? Hat die arme Glockenblume mittlerweile einfach selbst dafür gesorgt, dass ihre Blätter ungenießbar wurden? Bitterstoffe einzulagern und Stickstoff aufgebraucht zu haben kann ja helfen.
Nun bin ich also gespannt, ob beide Glockenblumen nächstes Jahr blühen werden. Für die dritte wird immer noch ein strategisch günstiger Standort gesucht.
Übrigens: Wenn die Nesselblättrige Glockenblume dann zur Blüte kommt, sollte man nicht zu voreilig sein mit der Schere! Auch vollständig abgeblühte Stängel bilden gern noch einmal Blüten. So hat man beides: Samen und neuen Pollen für die Glockenblumen-Scherenbienen.
Naja, und jetzt ist es wieder so nervig trocken und heiß, dass die Schnecken gerade mal keine Probleme bereiten.
Hach, schön. Glockenblumen sind in jeder Größe und Form toll. Ich wusste gar nicht, dass sich die auch auf dem Balkon halten (und das sogar in Bremen). Meine Versuche in diese Richtung beschränken sich bisher auf diese Supermarkt-Polster-Glockenblumen, die ungefähr eine Woche lang wunderschön sind und dann sang- und klanglos eingehen. Vielleicht sollte ich es mal mit Wildfängen probieren (keine seltenen, natürlich!).
AntwortenLöschenDer gelbe Kugelspringer ist wirklich überaus entzückend! :D
LG
Centi
Jetzt wollte ich nachsehen, ob sie bei uns auch weitere Blüten bildet - wech isse! Die Pfirsichblättrigen Glockenblumen standen dieses Jahr hier auch wieder auf der Speisekarte der Schleimer. Immerhin sind die noch da ...
AntwortenLöschenViele Grüße
Susanna
Guten Morgen liebe Elke,
AntwortenLöschenes ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich manche Pflanzen in verschiedenen Gärten gedeihen. Die nesselblättrige Glockenblume war ohne mein Zutun plötzlich da und sie vermehrt sich in unserem Garten sehr üppig. Überall tauchen Sämlinge auf, die noch nie abgefressen wurden. Allerdings hält sich bei uns die Nacktschneckenpopulation sehr in Grenzen. Die pfirsichblättrige Glockenblume verhält sich hier fast wie Unkraut, sie taucht oft mitten in anderen Stauden auf, versamt sich in Pflasterritzen und wächst auch noch im steinigsten Boden. Über die Blüten der beiden Glockenblumen freuen sich die Insekten - und wir - vom Frühling bis zum Herbst.
Viele Grüße Inge