Im Frühjahr sah ich ein Video vom britischen Biologen Dave Goulson, wo er zeigte, welchen Erfolge er mit selbstgemachten Bienenhotels für Frühlings-Pelzbienen hat. Bis dahin hatte ich noch nie davon gehört, dass man Hotels explizit für Anthophora plumipes, unsere Liebslings-Hektikterin des Frühlings, aufstellt. Lehmfächer in Nisthilfen für alle möglichen Insekten, das war mit bekannt, aber nicht eigens für den Pelzbienen-Pummel.
Er zeigte, wie er "potting clay", also Töpferton, in einen Holzkasten gab, der so so groß war wie ein Meisenkasten, und ihn an der Schuppenwand aufhängte. Wenige Zentimeter tiefe Löcher wurden hineingebohrt, damit die Bienen einen Ansatzpunkt zum Graben bekommen, denn ihre Gänge legen sie von dort aus grabend tiefer im Ton an. Und tatsächlich flogen dort kurz darauf Pelzbienenweibchen ein und aus und bauten ihre Nester. Wow! Das wollte ich auch haben.
Nun ist es eine Wissenschaft für sich, den richtigen Lehm für eine Nistwand zusammenzurühren, damit er nicht zu hart ist, aber auch nicht beim Trocknen auseinanderbröselt. Es gibt Lehmpulver zu kaufen, oder man mischt Lehm mit Sand, um die richtige Mischung zu erreichen - mit dem Fingernagel soll man das Material noch abkratzen können, wenn es trocken ist. In jedem Fall hat man am Ende einen großen Beutel gekauft, von dem man nur einen Bruchteil in einem kleinen Garten verbauen kann.
Hier das Bienenhotel bei uns im Botanischen Garten Bielefeld, wo die unteren Fächer von Frühlings-Pelzbienen und Schornsteinwespen zum Nestbau genutzt werden:
Aber so ein großes wollte ich ja gar nicht. Da erschien mit das mit dem Ton doch viel einfacher. Der ist im Einzelhandel schnell zu bekommen, wenn man plötzlich merkt, dass das Frühjahr vor der Tür steht, und es gibt ihn in kleinen 10kg-Packungen.
Also bin ich in den Bastelladen und habe mir ein Paket mitgenommen. Gut, wie schwer 10 kg dann wirklich sind, merkt man erst, wenn man den Brocken nach Hause bringen muss. Schon das Herunterwuchten vom Kassentresen in den Rucksack war nicht einfach. Ich hätte mit dem Rad bis vor den Laden fahren sollen, das wäre rückenschonender gewesen.
Zuhause habe ich den Ton dann in einen alten Blumenkasten gestrichen. Das Abflussloch habe ich vorher mit einer Tonscherbe bedeckt. Dann noch ein paar Lochansätze rein und fertig.
Die Pelzbienen haben sich allerdings nicht dafür interessiert - war der Ton doch zu hart oder hatten sie schon was Besseres gefunden?
Später baute eine Frühe Lehmwespe (Ancistrocerus nigricornis) zwei Löcher zu, aber verschloss sie mit braunem Matsch und erweiterte offensichtlich den angetäuschten Gang auch nicht.
Dann sah ich im Sommer plötzlich, dass im gebrannten Ton-Niststein Löcher mit verräterisch weißem Ton verspachtelt worden waren. Da hatte jemand offenbar nachgedacht und Ton in Ton gearbeitet, zwar nicht farblich passend, aber mit gleichem Material. Man braucht keine Spurensicherung, um zu wissen, woher das Diebesgut wohl stammt. Anscheinend war das Material dann doch von handelsüblichen Mandibeln gut zu bearbeiten und es war klar: Die Pelzbienen stellen sich an.
Der schwere Quader hat dann aber am Ende doch noch zu einem Happy-End geführt: Damit er auf jeden Fall trocken seht, hatte ich ihn auf ein Stück morschen Holzbrettes gestellt. Dann hatten wir die Idee, stattdessen einen Strangfalzziegel dafür zu nehmen. Also Holzbrett weg. Dann sah ich, dass kleine Grabwespen völlig verzweifelt an der Stelle suchten, wo vorher das Holz gewesen war. Und zwar auf beiden Seiten. Also alles wieder hochwuchten, Brett drunter, Strangfalzziegel und Quader drauf und die winzigen Wespen waren wieder glücklich.
Es handelte sich um Weibchen der Grabwespe Crossocerus, die Gänge in Totholz anfertigen und Zikaden als Larvenproviant eintragen. Sie hätten ohne das Tonprojekt wohl keinen Nistplatz gehabt. Immerhin etwas also.
"Anscheinend war das Material dann doch von handelsüblichen Mandibeln gut zu bearbeiten und es war klar: Die Pelzbienen stellen sich an." :D Die sind aber auch pienzig!
AntwortenLöschenNaja, den Versuch war es wert... vielleicht hilft es, wenn du das einfach noch länger stehen lässt? Ich habe den Eindruck, dass zumindest einige Insekten Dinge erst gut finden, wenn sie einen gewissen Vintage-Charme angenommen haben.
LG
Centi
Wie schade, dass deine Halbfertighäuser nicht angenommen wurden. Woran mag es liegen, dass es bei Herrn Goulson geklappt hat und bei dir nicht?
AntwortenLöschenLiebe Elke,
AntwortenLöschendiese Bienen scheinen sehr anspruchsvoll zu sein, vielleicht muss es feinster China Clay sein, oder gar Ton aus der Whichford Pottery ( lach). Es kann ja sein, dass die Bienen eine bestimmte Zusammensetzung des Materials wünschen, weniger Quarz, weniger oder mehr Kaolin ? Nein, im Ernst, es ist oft einfach nicht nachvollziehbar, nach welchen Kriterien die Insekten ihre Nisthilfen aussuchen.
Hier im Garten hat eine Schwarze Holzbiene tagelang reges Interesse an den Balken einer alten Mostpresse gezeigt um dann doch unverrichteter Dinge abzuziehen. Dafür hat sie brav den ganzen Muskatellersalbei bestäubt, Blüte für Blüte, bis sie eine weiße Holzbiene war.
Lieber Gruß
Inge