Samstag, 8. Februar 2025

Ich zaudere mit der Zaubernuss

Es sollte wirklich drauf stehen: Winterblüher können die Verkehrssicherheit gefährden - vor allem in den Farben Gelb, Rot oder Orange! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie einen Gärtner, eine Gärtnerin oder in Ihrer Apotheke. Ich weiß wovon ich rede, denn meine Mutter war genauso pflanzenbegeistert wie ich  (nur nicht so begeistert von Wildpflanzen im Garten). Und so begab es sich, dass ich als Fahranfängerin fast einen Unfall gebaut hätte, weil meine Mutter als Beifahrerin plötzlich kerzengerade im Sitz saß und wild gestikulierend "Da...!" schrie. Noch während ich panisch das Verkehrshindernis, den Blitzer oder sonstige Katastrophen zu entdecken versuchte und darüber nachdachte, ob eine Vollbremsung oder das sofortige Lenkradverreißen größeren Schaden verhindern könnte, kam dann doch die Aufklärung: "...die Zaubernuss blüht!" So kann es passieren, dass die Hamamelis als alte Heilpflanze im Februar so manchen Auffahrunfall verursacht.

Und was soll ich sagen - etliche Jahrzehnte später bin ich genauso eine gemeingefährliche Beifahrerin geworden.

Ja, ich geb's ja zu - Zaubernüsse sind um diese Jahreszeit einfach herrlich und kein Strauch kann so den Winterblues vertreiben und die Sensationsgier fördern. Solche leuchtenden Blüten im trüben Grau - wo gibt's das sonst schon?






Bis auf die Virginische Zaubernuss, die eine richtige, anerkannte Heilpflanze ist, im Herbst blüht und daher nicht als Unfallverursacherin gilt, blühen alle anderen Arten im Winter. Das erregt Aufmerksamkeit und Begehrlichkeiten - wer möchte nicht etwas Blühendes im Februar im Garten haben, und dann noch auf Augenhöhe?

Die Sträucher werden allerdings sehr ausladend und ein ruppiger Schnitt zerstört schnell den Habitus, daher habe ich von einer Zaubernuss im Reihenhausgarten bisher abgesehen.

Auch ist mir der Platz zu schade, um ihn mit einer Pflanze zu füllen, die wenig für Insekten bietet. Um diese Zeit sind ohnehin wenige unterwegs und wenn die ersten Hummeln und Schwebfliegen aufwachen, ist die Winter-Duftheckenkirsche beliebter, denn sie blüht auch noch im März und später immer weiter.

Man darf aber schon annehmen, dass die auffällige Blütenfarbe der Zaubernüsse und noch dazu der Duft Insekten anziehen sollen. Nur für den Wind als Bestäuber, der auf solche Äußerlichkeiten ohnehin nicht achtet, wäre das doch zu viel Aufwand.

Bei Hamamelis mollis aus China scheint man nicht mal zu wissen, wer sie in ihrer Heimat bestäubt. In Innsbruck aber wurde es von Ende Februar bis Anfang März untersucht und es erschienen Honigbienen, die Gehörnte Mauerbiene, die Lehmwespe Ancistrocerus nigricornis, Schwebfliegen, Zehnpunkt-Marienkäfer und der Kleine Fuchs.

In den letzten Wochen war es aber einfach zu kalt für solche Beobachtungen. Ich werde später auch mal schauen, welche Blütenbesucher ich finden kann. Für Raupen ist die Zaubernuss vermutlich ziemlich unattraktiv. Daher schaue ich sie lieber gern in anderen Gärten an, auch wenn ich dabei das Unfallrisiko erhöhe, anstatt mir eine eigene in den Garten zu holen.

Man kann Zaubernüsse auch aus Samen vermehren, am besten im Herbst, wenn die Samen aus den Kapseln geschleudert werden. Dann muss man sie in Erde gesät der Kälte Winterkälte aussetzen, oft sogar zwei Jahre lang. Oder man schneidet jetzt im Februar Stecklinge. Das ist die Variante des günstigen Gärtnerns - wenn auch des äußerst geduldigen Gärtnerns...

Samstag, 1. Februar 2025

Zieräpfel - Zierde oder Zankapfel?

Neulich  - Weihnachten war längst vorbei - habe ich auf dem Friedhof einen hübschen, noch voll und dicht mit knallroten Früchten behangenen Ast einer Korallenhülse (Ilex verticillata) gefunden. Dass er trotzdem im Müll gelandet ist, dürfte wohl daran liegen, dass er als Weihnachtsschmuck gekauft worden war und im neuen Jahr etwas anderem weichen musste. Mir doch egal, ich fand ihn hübsch und habe ihn in den großen Kübel vor der Haustür gesteckt, wo er großartig aussah, auch ohne Weihnachtsfest vor der Tür. Leider gibt es kein Bildmaterial davon, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Beeren in atemberaubender Geschwindigkeit verschwanden. Erst war der halbe Ast kahlgefressen, dann hing nur noch eine mickrige Anstandsbeere daran. Die verblieb ein wenig länger am Zweig, lag dann aber irgendwann auch unten, ohne dass sie gefressen wurde. Wer die Früchte verputzt hat, ist nicht überliefert. Im Schnee waren verräterische Amselspuren zu sehen, aber es kann auch eine Maus gewesen sein.

Wenn die Vögel (oder Mäuse) doch bei meinem Zierapfel 'Golden Hornet' auch mal so gründlich wären. Nach anfänglicher Amseleuphorie mit 6 Vögeln gleichzeitig im Baum und einmal einer Wacholderdrossel ließ der Andrang bald nach, kaum dass die Äpfel schwarz geworden waren. Gelb und braun ist noch in Ordnung, schwarz und hart aber ganz und gar nicht mehr.

Nur der Kernbeißer genehmigt sich ab und zu die ganz harten Mumien.

In vielen Ratgebern und Gartenzeitschriften ist immer wieder der Satz zu lesen, dass die Äpfel durch Frost mürbe gemacht werden müssen, damit Vögel sie überhaupt anrühren. Zumindest bei 'Golden Hornet' stimmt diese Aussage nicht. Die Äpfel ähneln sehr ganz normalen Speiseäpfeln und werden im Herbst matschig, ganz egal, ob sie Frost erfahren haben oder nicht.


Hier konnte Ende Oktober sogar noch ein Admiral von den Früchten profitieren, da einige schon geplatzt waren und das Fruchtfleisch freilag:



Ab November fallen sie auch schon in Massen zu Boden und bedecken die Staudenbeete und den Rasen quadratmeterweise mit matschigen Früchten, die tief in den Rasen getreten werden, wenn man sie nicht rechtzeitig entfernt, getreu dem beliebten Motto "Lass liegen, tritt sich fest!", das man nicht zuhause im Wohnzimmer beherzigen sollte. Der ansonsten allesfressende Waschbär scheint sich offensichtlich auch nicht für sie zu interessieren.

Ganz anders viele rotfrüchtige Zieräpfel wie 'Red Sentinel'. Seine Früchte bleiben lange attraktiv und werden ab Januar nach Frost dann auch endlich mal von den Amseln gefressen.



Weitere Sorten mit Zierwirkung bis in den Januar hinein sind:

  • 'Butterball' - der ist auch sehr, sehr lecker
  • 'Cardinal'
  • 'Evereste'
  • 'Professor Sprenger'
  • 'Pom Zai'
  • 'Wintergold'

 Diese Sorten sollen auch wenig krankheitsanfällig gegen Schorf sein.



Eigentlich bräuchte man also mehrere Sorten für die Vögel, damit immer Äpfel zum Verputzen da sind. 'Golden Hornet' für den Herbst und länger knackig bleibende Sorten für den Spätwinter. Aber wer hat schon so viel Platz? Zum Bestäuben von Speiseäpfeln würde jedenfalls einer schon genügen.