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Samstag, 1. Februar 2025

Zieräpfel - Zierde oder Zankapfel?

Neulich  - Weihnachten war längst vorbei - habe ich auf dem Friedhof einen hübschen, noch voll und dicht mit knallroten Früchten behangenen Ast einer Korallenhülse (Ilex verticillata) gefunden. Dass er trotzdem im Müll gelandet ist, dürfte wohl daran liegen, dass er als Weihnachtsschmuck gekauft worden war und im neuen Jahr etwas anderem weichen musste. Mir doch egal, ich fand ihn hübsch und habe ihn in den großen Kübel vor der Haustür gesteckt, wo er großartig aussah, auch ohne Weihnachtsfest vor der Tür. Leider gibt es kein Bildmaterial davon, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass die Beeren in atemberaubender Geschwindigkeit verschwanden. Erst war der halbe Ast kahlgefressen, dann hing nur noch eine mickrige Anstandsbeere daran. Die verblieb ein wenig länger am Zweig, lag dann aber irgendwann auch unten, ohne dass sie gefressen wurde. Wer die Früchte verputzt hat, ist nicht überliefert. Im Schnee waren verräterische Amselspuren zu sehen, aber es kann auch eine Maus gewesen sein.

Wenn die Vögel (oder Mäuse) doch bei meinem Zierapfel 'Golden Hornet' auch mal so gründlich wären. Nach anfänglicher Amseleuphorie mit 6 Vögeln gleichzeitig im Baum und einmal einer Wacholderdrossel ließ der Andrang bald nach, kaum dass die Äpfel schwarz geworden waren. Gelb und braun ist noch in Ordnung, schwarz und hart aber ganz und gar nicht mehr.

Nur der Kernbeißer genehmigt sich ab und zu die ganz harten Mumien.

In vielen Ratgebern und Gartenzeitschriften ist immer wieder der Satz zu lesen, dass die Äpfel durch Frost mürbe gemacht werden müssen, damit Vögel sie überhaupt anrühren. Zumindest bei 'Golden Hornet' stimmt diese Aussage nicht. Die Äpfel ähneln sehr ganz normalen Speiseäpfeln und werden im Herbst matschig, ganz egal, ob sie Frost erfahren haben oder nicht.


Hier konnte Ende Oktober sogar noch ein Admiral von den Früchten profitieren, da einige schon geplatzt waren und das Fruchtfleisch freilag:



Ab November fallen sie auch schon in Massen zu Boden und bedecken die Staudenbeete und den Rasen quadratmeterweise mit matschigen Früchten, die tief in den Rasen getreten werden, wenn man sie nicht rechtzeitig entfernt, getreu dem beliebten Motto "Lass liegen, tritt sich fest!", das man nicht zuhause im Wohnzimmer beherzigen sollte. Der ansonsten allesfressende Waschbär scheint sich offensichtlich auch nicht für sie zu interessieren.

Ganz anders viele rotfrüchtige Zieräpfel wie 'Red Sentinel'. Seine Früchte bleiben lange attraktiv und werden ab Januar nach Frost dann auch endlich mal von den Amseln gefressen.



Weitere Sorten mit Zierwirkung bis in den Januar hinein sind:

  • 'Butterball' - der ist auch sehr, sehr lecker
  • 'Cardinal'
  • 'Evereste'
  • 'Professor Sprenger'
  • 'Pom Zai'
  • 'Wintergold'

 Diese Sorten sollen auch wenig krankheitsanfällig gegen Schorf sein.



Eigentlich bräuchte man also mehrere Sorten für die Vögel, damit immer Äpfel zum Verputzen da sind. 'Golden Hornet' für den Herbst und länger knackig bleibende Sorten für den Spätwinter. Aber wer hat schon so viel Platz? Zum Bestäuben von Speiseäpfeln würde jedenfalls einer schon genügen.


Samstag, 18. Mai 2024

Die Amsel, dein Freund und Helfer

Sie können nicht nur unglaublich gut singen, sondern sind auch als Nützlinge im Garten empfohlen, weil sie Schnecken fressen: Die Amseln. Gut, manchmal zerlegen sie Töpfe mit Sämlingen in alle Einzelteile oder räumen Mulch aus dem Beet dahin, wo er nicht hingehört, aber so macht es eine hungrige Amsel eben, Laub und anderes von A nach B zu befördern, ist nun mal ihr Beruf. Im Sommer mausern sie sich zum Feinschmecker und sind keine Kostverächter, wenn es um Beeren und Kirschen geht. Außerdem fressen sie Regenwürmer und keiner wäre ihnen deswegen böse.

Doch was frisst eine Amsel denn nun eigentlich sonst noch? Und sind sie wirklich ein singendes Allheilmittel gegen Schnecken, ein schädlingsbekämpfender Barde?


Nachdem es hier wochenlang trocken war (zu trocken schon wieder), kam gestern ein bisschen Regen und schon waren die Nacktschnecken wieder überall und nahmen sich vor, meine Lieblingspflanzen in Grund und Boden zu fressen. Auch futterten sie die Blüten vom Einjährigen Silberblatt, wo der Aurorafalter kürzlich Eier abgelegt hatte. Solche Fressattacken seitens der Schnecken kann ich also nicht dulden. Aber ob mir die Amseln dabei helfen können?




Um herauszufinden, was die Amseln an Beute ergreifen, habe ich mich mit dem Tele auf die Lauer gelegt und mal geschaut, ob ich es erkennen kann. Das muss man natürlich nur versuchen, wenn sie Junge füttern, denn dann ist die Beute über längere Zeit im Schnabel sichtbar und landet nicht gleich im Magen.






Das meiste waren Regenwürmer. Amseln nehmen den Schnabel aber gern zu voll und man fragt sich, wie sie dabei noch singen und noch mehr Beute aufnehmen können. Ich fand also auch Tausendfüßler, große Spinnen, Fliegen, Schnaken, grüne Raupen und noch mehr Würmer.

Auffällig dabei: Sie bewegen sich auf dem Rasen (im Wald auch in der Laubstreu, aber da ist es auch weniger zugewachsen als im Garten) oder laufen an den Rand der ungemähten Bereiche und klauben vom Rasen aus weg, was sie erreichen können. Sie sind also nicht dafür geeignet, Schnecken aus den Staudenbeeten zu holen, wenn diese zu sehr zugewachsen sind (so wie meine im Moment), sie kriechen nicht ins Dickicht hinein.

Da es die Tage aber so trocken war, entdeckte ich plötzlich, dass ein Amselweibchen vom Rasen aus Schnecken aus den Pflanzen oder unter Objekten hervor kramte. Dann begann die mühsame Arbeit. Die Nacktschnecke wurde gedreht, gewendet und auf dem Rasen hin und her gerollt wie ein Spanferkel, bis sie halbwegs verzehrbar war. Dann wurde sie zu den Jungen ins Nest gebracht. Ich denke aber, aufgrund der mühevollen Zubereitung wird eine Amsel, die nicht zu viel Freizeit hat, diese Prozedur nur auf sich nehmen, wenn es nicht genug Regenwürmer gibt, also bei Trockenheit.

Die Gelege der Nacktschnecken wird sie eher im Winter oder Frühjahr ausräumen. Und Singdrosseln sind sowieso ein Fan von Konserven und futtern lieber Schnirkelschnecken.


Habr ihr schon mal die Amseln beim Schneckenfressen beobachtet?

Samstag, 22. November 2014

Die Vögel

Dieses Jahr sind die Vögel in meinem Garten komisch. So früh wie sonst nie sind die Hagebutten von Rosa multiflora komplett weg-schnabuliert worden. Sogar der aus Versehen abgeschnittenen Ast, der als Deko auf der Terrasse endete, ist nun seines Schmuckwerts einigermaßen beraubt. Auch die Zieräpfel vom 'Golden Hornet', den sie sonst äußerst widerwillig erst nach kapitalem Frost in Angriff nehmen, werden dieses Mal schon seit Oktober kollektiv bearbeitet. Bis zu fünf Amseln gleichzeitig, je nach Sozialneid, hocken im Baum und picken sich gegenseitig die Früchte weg. Der Vogel mit dem goldenen Schnabel frisst die goldenen Äpfelchen, so soll es sein.


Das Brutgeschäft wurde im Sommer ähnlich ambitioniert unter Amsel-Fittiche genommen: Mein winziger Stadtgarten hatte dieses Jahr gleich zwei Nester gleichzeitig - eins hinten im Wald-Geißblatt, das andere gegenüber auf der anderen Gartengrenze in der Rosa multiflora. Die bei soviel Nähe unvermeidlichen Hahnenkämpfe fanden daher bevorzugt mitten im Garten statt, wo ordentlich Federn gelassen wurden.

Dass die Aufzucht von Jungvögeln nichts für Zartbesaitete ist, konnte ich vor wenigen Wochen feststellen. An einem schönen Oktobermorgen gab es plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall, dicht gefolgt von ordentlich Geschepper. Instinktiv habe ich zuerst im Badezimmer nachgeschaut, wo ich die Fensterbank seltsam leer vorfand. Kein Wunder, Blumentöpfe und eine der zur Deko umgerüsteten Grappaflaschen lagen ja auch alle in einem wilden Haufen in der Badewanne. Mein heißgeliebter Crassula 'Hottentott' hatte sich bei seinem unfreiwilligen Purzelbaum sämtliche oberen Triebe abgebrochen und somit viel von seinem Rasta-Locken-Charme eingebüßt.

Nachdem ich die Bescherung beseitigt hatte, fiel mir beim Blick nach oben erst der riesige Fettfleck in Taubenform an der Scheibe auf. Und richtig - auf dem Dach unterhalb vom Fenster hockte eine gerade flügge gewordene Ringeltaube und sah ziemlich angeschlagen aus. Um das Tier nicht noch weiter zu strapazieren, habe ich auf das Anfertigen von Bilddokumenten, und seien sie noch so diskret, verzichtet. Zum Glück erholte sich der Pechvogel und wurde zum zweiten Mal flügge, denn der Spatz in der Hand ist in jedem Fall besser als eine tote Taube auf dem Dach.

Bei dem Sturz vom Fensterbrett war auch der Verschluss der Grappa-Flasche zerbrochen - der Korkanteil war vom Holzstöpsel getrennt worden. Toll, dachte ich, dann schneid ich den Rest auch noch ab und nehm das Ding als Pflanzenstecker. Einfach einen Holzstab in den Kork gerammt und das Holz oben beschriftet - fertig.

So sieht das dann aus:

Dank der Kamikaze-Taube habe ich endlich eine sinnvolle Verwendung für die vielen gesammelten Korken mit Holzdeckel. Danach bin ich erst einmal Fensterputzen gegangen.

Und so bin ich jetzt für's Erste bedient und brauche keine weiteren gefiederten Selbstmordversuche an der Fensterscheibe. Dann schau ich lieber den Amseln beim fachgerechten Zerlegen der Zieräpfel zu...
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Zur Erinnerung: Fotowettbewerb bis 6.12.

Dienstag, 31. Mai 2011

Kirschkarneval

Ich habe den Kirschbaum verkleidet.
Als Scheusal.
Er sieht jetzt aus wie ein Mahnmal gegen die Vermüllung und die Überfischung der Weltmeere in einem.


Das war eigentlich das, was ich mir immer geschworen hatte, nicht zu tun.
Schließlich ist der kleine Baum der Mittelpunkt meines Kleinstgartens und also solcher sehr prominent von überall sichtbar. Und wer die Hauptrolle spielt, der sollte nicht am schlechtesten angezogen sein.

Wenn ich ihn aber nicht einnetze, verschwindet die gesamte Kirschenernte in den Amseln. Bevor sie rot ist.
Also besser ein paar Wochen einen Schandfleck im Garten, als gar keine roten Früchtchen. Die schmecken wirklich gut. Finden die Amseln auch.

Dabei wollte ich doch so gerne ohne das filigrane Machwerk aus Plastik auskommen.
Die Meisenbabies auch, die so gern in den Ästen auf Futter warten.


Also habe ich zunächst auf die abschreckende Wirkung einer Silberscheibe gesetzt, die man bis vor einigen Jahren ständig ungefragt im Briefkasten hatte, um auch außerhalb von Amerika jeden zu vernetzen. AOL gibt es nun nicht mehr. Was uns geblieben ist, ist ein Film mit Meg Ryan. Und mehrere unnütze CDs.
Meine hing nun mitten im Kirschbaum, baumelte lustig vor sich hin und war noch einigermaßen dezent. Im Dunkeln.
Die Amseln jedoch interessierte sie sowieso nicht die Bohne. Und weg waren die Kirschen.


Dann bekam ich das grüne Netz geschenkt. Dummerweise hatte der Schenkende wohl gerade anderes im Kopf, denn es war ein Netz für Obststräucher - elend lang und als Schleppe zu tragen, anstatt groß und quadratisch, um es einmal über den Baum zu werfen.
Daher also die rustikale Wäscheklammerntechnik. Wegschmeißen wäre ja auch nicht die feine Art gewesen.

Früher wäre so etwas nicht möglich gewesen, einen ganzen Süßkirschenbaum mit einem mickrigen Netz vollständig zu verhüllen. Süßkirschen waren mächtige Obstbäume, die man sich tunlichst nicht in den Reihenhausgarten pflanzte, wenn man noch die Sonne sehen wollte und in Frieden mit den Nachbarn leben.

 
Dafür waren diese Bäume aber auch so groß, dass ein einzelnes Amselpärchen sie nicht hätte kahlfressen können. Dazu bedurfte es schon eines mittelprächtigen Starenschwarms mit großem Hunger. Was eine Tautologie ist.
Die Zeiten sind vorbei. Dank moderner Veredelungstechniken bekommt man mittlerweile kleinbleibende Bäume auf der schwachwachsenden Unterlage GiSelA 5 (Giessener Selektion für Avium Nr. 5).


Nun könnte sich jeder Reihenhausgarten eine Süßkirsche gönnen. Tut er aber nicht, das wäre zu einfach. Und so ist meine Gisela die einzige weit und breit. Ohne Bestäuber in der Nähe muss es also eine selbstfruchtbare Sorte sein. Wir haben uns für die Celeste entschieden.
Da der Baum so allein auf weiter Flur ist, ist er eben auch ein echter Insidertipp bei den Amseln.

Aber damit ist Dank des grünen Netzwerks jetzt Schluss. Die Kirschen gehören mir.
Der zerstörte Ausblick auch.

Noch günstiger ist die Gardinenvariante, falls man noch ein größeres Exemplar auf dem Dachboden oder sonstwo auftreiben kann. Falls sie zu schwer ist, sollte man sie dem Baum zuliebe zusätzlich mit Stangen abstützen.
Gewinnt aber auch keinen Schönheitspreis, höchstens die Recyclingmedaille.


Also freue ich mich gleich doppelt auf den Tag, an dem meine Gisela feierlich enthüllt wird.
Denn dann gibt es süße Kirschen und endlich wieder einen richtigen Baum im Garten ohne Zusatzstoffe.