Mittwoch, 28. April 2010

Hotel zur Gießkanne

Mit der Metall-Gießkanne in der Hand auf rutschigen, nassen Holzplatten unterwegs - das musste ja schiefgehen.
Mein verlängerter Rücken hat mir den Ausrutscher irgendwann verziehen - die Gießkanne nicht: Die Tülle war abgebrochen. Für ihre ursprüngliche Aufgabe war sie so natürlich nicht mehr zu gebrauchen, aber zu was dann?
Oben und unten Sempervivum reinpflanzen wäre eine Idee gewesen. Oder die Hauswurz nur oben und unten keck einen Schnittlauch aus der Öffnung wachsen lassen, wo ehemals die Tülle war. Hätte sicher nett ausgesehen und zu meiner Ansammlung von verzinkten Töpfen gepasst.
Aber es kam anders. Meine Mauerbienen (Osmia rufa) sind immer auf der Suche nach neuen Nisplätzen, und so habe ich die Kanne mit Bambusstäben gefüllt und waagerecht aufgehängt. Die zweite, nun nach unten zeigende Öffnung habe ich mit Stroh gestopft, für die Ohrenkneifer:


Die Tülle hat auch eine Aufgabe bekommen: Mit der Spitze in den Topf mit der Zucchinipflanze gesteckt dient sie nun als Wasserspeicher und Gießhilfe.

Mein "großes" Bienenhotel ist auch aus Resten gebaut: Ein Stück Abflussrohr aus Kunststoff ebenfalls mit Bambusstäben gefüllt und mit einer Schilfmatte umwickelt. Bis auf die Schilfmatte, die man alle paar Jahre auswechseln muss, hält das ganze schon über 10 Jahre.
Die Mauerbienen fliegen gerne auf Bambusstäbe. Der gekaufte Holzbeton-Nistblock wird zwar auch angenommen, ist aber immer nur zweite Wahl.

Also hängt die olle Gießkanne nun da und wartet auf die ersten Mieter. Ich bin gespannt, wann sie einziehen.

Dienstag, 27. April 2010

Inspirationen für lau

In fremde Gärten schauen macht man doch immer gerne. Wenn sie dann noch von Profis gepflegt werden, umso besser.
Man findet heraus, was wann blüht, oder welche regionalen Obstsorten besonders gut gedeihen.

Die folgenden Gärten sind alle sehenswert, vor allem aber kosten sie keinen Eintritt:

Stadtpark und Botanischer Garten Gütersloh
Besonderheiten: Große Obstwiese mit regionalen Birnen-, Kirsch- und Apfelsorten:


Empfehlenswert ist ein Besuch zur Narzissenzeit und natürlich zur Obstblüte.

Schaugarten von Noack-Rosen, Gütersloh

Zeigt die Züchtungen von Noack im Zusammenspiel mit architektonischen Gartenelementen und vielen Stauden.



Botanischer Garten Bielefeld
Besonderheiten: Schöner Steingarten, Blumenzwiebelwiese, Nutz- und Kräutergarten.
Zur Azaleenblüte geradezu kitschig schön.


Umweltzentrum Heerser Mühle, Schötmar
Besonderheiten: Beeindruckende Konstruktionen aus Weide: Laubengänge, Zäune, Tipis. Teiche, Flusslandschaft, Heilkräutergarten, Hühnerstall.



Flora Köln
Besonderheiten: Sehenswerte Gewächshäuser, imposante Wasserspiele



Planten un Blomen, Hamburg
Besonderheiten: Rosengarten mit alten und modernen Rosen, Tropenhäuser. Weitläufige Anlage.


Botanischer Garten Hamburg
Besonderheiten: Bauerngarten mit Fachwerkhaus (Bild), Nutzgarten, Geschichte der Rosen


Botanischer Garten Frankfurt am Main
Nicht zu verwechseln mit dem Palmengarten - der residiert gegenüber, kostet aber Eintritt, der sich aber in jedem Fall lohnt, vor allem für die vielen Erdteil-Gewächshäuser.

Spurengärten Berlin
Wer am Berliner Hauptbahnhof aussteigt, sollte schnell einmal über die Brücke in den Spreebogenpark laufen. Die Spurengärten dort sind nicht groß, aber sehenswert:


Wem noch mehr kostenlose Gärten einfallen, her damit!

Montag, 26. April 2010

Schrottgarten

Mit Schrottgarten meine ich ausnahmsweise nicht diese besenreinen Gärten aus Thuja, Rasen und ein paar verloren in die Gegend schauenden Stiefmütterchen, sondern in der Tat einen Garten aus Schrott.
Gesehen habe ich ihn in einem Schaugartengelände und fand ihn ganz spannend, aber schaut selbst:



Betritt man den Garten durch das Tor, fällt der Blick als erstes auf den alten Trabant, dem mittlerweile eine stattliche Birke aus dem Armaturenbrett wächst. Am Steuer sitzt ein Silberblatt:



Die Beeteinfassung links auf dem oberen Bild und unten besteht aus halbierten Fahrradfelgen, darüber ein Rankgestell aus alten Fahrrädern:


Als Umrahmung für das Auto macht sich selbst der Giersch hier ganz schick:


(Wild)Kräuterspirale mal anders:


Alte Spaten als Zaunersatz:


Wegbelag mit einzementierten Gebrauchsgegenständen:


Skulpturen aus Schrott:


Dieser Garten wird weitgehend sich selbst überlassen. Wenn man gärtnerisch eingreift und auch noch richtig viel Platz hat, kann der Schrott noch besser zur Geltung kommen.
Mal sehen, was der nächste Sperrmüll so hergibt... ;-)

Freitag, 23. April 2010

Schneckenalarm!

Der lange, kalte Winter hatte auch Vorteile: Es wurde nicht monatelang durchgefressen!
In milden Wintern sind die Nacktschnecken dagegen nicht untätig und mampfen heimlich Pflanzen in sich hinein, die sie sonst mit den Stielaugen nicht angucken.
In so einem Nicht-Winter musste ich mich einmal zwischen die plumpe Plage und meinen (dummerweise auch noch wintergrünen) Heilziest (Stachys officinalis) werfen, um Schlimmeres zu verhindern.
In meinem Garten wimmelt es nämlich nur so von Schnecken und so musste ich meine pazifistische Grundhaltung bald zu den Akten legen.
Selbst vor Luftangriffen ist man nicht sicher:



Schneckengeplage Gärtner können entweder tonnenweise teures Schneckenkorn streuen (natürlich nur das mit dem Wirkstoff Eisen-III-Phosphat, alles andere bekommt den Igeln schlecht), oder aber aus den doch recht zahlreichen Stauden wählen, die nicht auf dem Speiseplan der Mollusken stehen:
  • Akelei
  • Frauenmantel
  • Pfingstrose
  • Oregano
  • Schnittlauch
  • Wollziest
  • Brandkraut (Phlomis russeliana)
  • Vergissmeinnicht
  • Kaukasus-Vergissmeinnicht
  • Beinwell (der wächst sowieso schneller nach als eine geschmacksverirrte Schnecke fressen kann)
  • Erdbeeren
  • Duftveilchen
  • Alle Storchschnäbel
  • Wolfsmilch
  • Jakobsleiter
  • Tränendes Herz
  • Sonnenhut
  • Heuchera
  • Stauden-Nachtkerze
  • Lerchensporn
  • Bärlauch
  • Glockenblumen
  • Japananemone
  • .... und viele andere
 Gefingerter Lerchensporn (Corydalis solida) - wird von Schnecken gemieden.

Keine Freude dagegen sind beispielsweise Rittersporn, Funkien und Dahlien - die sind nur durch Materialschlacht oder Mordlust zu retten. Eine gute Alternative zum Rittersporn ist Eisenhut, den meiden die Schleimer, wahrscheinlich ist er selbst ihnen zu giftig.

Natürlich hilft alles nichts - wenn man sich in eine Staude verguckt hat, muss man sie haben, auch wenn die Schnecken schon die Messer wetzen.
Um Schneckenkorn zu sparen, sollte man auf folgendes achten:
Die Körner abends bei Regen ausbringen oder mit der Gießkanne nassmachen, sonst werden sie von den Amseln oder Mäusen gefressen.
Nicht in dicken Haufen um die Pflanze verteilen, sondern breitwürfig und dafür weniger dick aufgetragen.

Wer eine Nacktschnecke im Garten findet, die wie ein Leopard aussieht, sollte sie unbedingt leben lassen - das ist der Tigerschnegel, und der macht seinem Namen alle Ehre und ernährt sich unter anderem von Nacktschnecken!
http://de.wikipedia.org/wiki/Tigerschnegel

Freitag, 16. April 2010

Grüne Wände zum Nulltarif

Bei einem Spaziergang durch die Altstadt im Herbst fielen mir die Beeren vom Wilden Wein (Parthenocissus quinqefolia) an einer Hauswand auf.
Die Seitenwände an der Terrasse konnten dringend eine lebendige grüne Tapete vertragen, also habe ich ein paar Beeren abgepflückt und mitgenommen.
Zuhause habe ich die Samen vom Fruchtfleisch gelöst, in Töpfe ausgesät und den ganzen Winter über draußen stehen lassen.
Und natürlich völlig vergessen....
Gegen April erschienen die Keimlinge und ich hätte sie niemals als Wilden Wein erkannt, aber zum Glück war meine Neugier größer als mein Ordnungssinn und so habe ich auf die ersten richtigen Blätter gewartet.
Dann war nicht zu übersehen, was da wuchs - das Experiment war geglückt: Ich war stolze Besitzerin von winzigen Weinpflänzchen:

Nach zwei Jahren hatten sie schon meterlange Triebe!

Da ich ihnen an ihrem Standort nur begrenzten Wurzelraum anbieten konnte, kam mir die Aussaat sehr entgegen: Ein gekaufte Pflanze mit ihrem riesigen Wurzelballen hätte ich nur mit einem Presslufthammer untergebracht. So konnte ich die Pflänzchen in ein kleineres Loch pflanzen, wo sie sich selbst noch tiefer in den Schotter graben können.

Efeu lässt sich ebenfalls einfach vermehren: Entweder man bewurzelt einen Ast im Wasserglas, lässt sich einen bewurzelten Ausläufer schenken oder man wartet auf die Vögel, die früher oder später Samen im Garten verteilen.

Aufpassen muss man in jedem Fall, damit das Haus nicht irgendwann so aussieht:

Sonntag, 11. April 2010

Kleine Überlebenskünstler

Blumenzwiebeln können bekanntermaßen süchtig machen.
Das kann ganz schön ins Geld gehen. Ich schleiche auch jeden Herbst wieder durch die Gartencenter und kann nicht widerstehen.
Mit den meisten Narzissen steht mein Garten allerdings auf Kriegsfuß. Die billigen vom Aldi blühen im ersten Jahr prächtig, im nächsten schon schauen allerhöchstens noch müde Blätter aus der Erde, meistens veschwinden sie aber sang- und klanglos auf Nimmerwiedersehen.
Ausnahme: Die sündhaft teuren Dichernarzissen Narcissus poeticus "Actaea"  - die sind ihr Geld aber tatsächlich wert. Das sind einfach treue Seelen, die jedes Jahr wieder auf der Bühne erscheinen und willig blühen.
Und duften tun sie auch - ein Mehrwert, den nicht jede Narzisse bietet.



Eine andere zähe Sorte ist die winzige, aber sehr früh blühende Narzisse "Tête à Tête" (Narcissus cyclamineus). Die bekomme ich zu Ostern immer geschenkt, oder kaufe sie wie andere Wintergeplagte als erstes Lebenszeichen des Frühlings. Die nicht-gärtnernde Verwandtschaft bringt mir ihre abgeblühten Zwiebeln dann gerne mit und ich pflanze sie dankbar in den Garten, wo sie ebenso dankbar jedes Jahr wieder erscheinen:

Krokusse sind nicht solche Zimperlieschen - die Elfenkrokusse im Rasen (Crocus tommasinianus Ruby Giant) erscheinen jedes Jahr mit mehr Blüten aus dem Winterschlaf:


Auch der feiste Frühlingskrokus "Pickwick" ist eine treue Seele.


Nachdem ich im botanischen Garten aber das hier gesehen habe, steht für mich fest, den muss ich haben:



Wer so zäh ist, dass er in Pflasterfugen gedeiht, kommt sicher auch in meinem Garten zurecht!
Sogar durch Stauden mogelt er sich durch (hier Stachelnüsschen):


Auch das ist ein Elfenkrokus (Crocus tommasinianus), aber im Gegensatz zu seinem großen Verwandten "Ruby Giant" nicht steril - viele Krokusbabies sind also sicher!
Da ist das Preisleistungsverhältnis natürlich unschlagbar!
Und niemand wollte doch so ein hübsches Kerlchen als Unkraut bezeichnen?

Samstag, 10. April 2010

Unkraut?

Vor Wochen habe ich den Kompost im Garten verteilt. Darauf scheinen sämtliche in der Erde verborgenen Samen nur gewartet zu haben - es ist Keimzeit!
Überall winzige Pflanzenbabies mit ein oder zwei Keimblättern. Wenn man da nicht höllisch aufpasst, bringt man sich beim Unkrautjäten um die schönsten Pflanzen. Einkeimblättrige Invasoren vedienen besondere Beachtung: Das kann ein angehendes Blausternchen oder eine Traubenhyazinthe sein, oder auch nur ein lästiges Gras.
Die Nachbarpflanzen helfen manchmal beim Raten. Wenn Ameisen beim Aussäen behilflich waren (das machen sie besonders gern bei Borretsch, Bärlauch oder Lerchensporn), kann die Elternpflanze auch mal etwas weiter wegstehen.
Wenn man im Zweifel ist, ob es Unkraut, eine Sonnenblume aus dem Vogelfutter oder eine schöne Staude ist, die lieben Kleinen lieber wachsen lassen, bis die zweite Blattgarnitur erschienen ist - Faulheit ist hier absolut angezeigt! Also erstmal abwarten und Tee trinken.
Irgendwann bekommt man dann so viel Übung, dass man seine üblichen Verdächtigen schon aus zwei Metern Entfernung zwei Tage nach dem Keimen erkennt.

Hier eine kleine Auswahl, die ich gerade eben im Garten fand:

Übrigens sehen alle Storchschnabelkeimlinge in meinem Garten so aus wie der vom Knotigen links unten. Ganz typisch also und leicht zu bestimmen.

Wenn man Freund oder Feind dann erkannt hat, kann man weitermachen - das Unkraut kommt auf den Kompost, die Freunde werden umgepflanzt oder eingetopft, wenn sie an ihrem Platz Gefahr laufen, von größeren Mitbewohnern in den Schatten gestellt zu werden. Das macht man am besten erst, wenn sie mindestens die ersten richtigen Blätter nach den Keimblättern bekommen haben.

Die Pflanzen, die sich so bereitwillig selbst aussamen, sparen nicht nur Geld, sondern wirken auch aktiv an der Gestaltung des Gartens mit - sie tauchen an immer neuen Stellen auf und verändern das Gartenbild, suchen sich neue Nachbarn, mit denen sie vielleicht ganz großartig wirken, oder produzieren Kreuzungen nie gesehener Farben oder Formen.

Meine einstmals uniform blauen Akelei (einer meiner Lieblings-Gartengestalter), tragen mittlerweile nach mehreren Generationen auch gern Rosa und Weiß:

Meine über mehrere Jahre immer weiter vermehrten Ringelblumen zeigten irgendwann ganz bizarre, neuartige Formen:
Diese Variante setzte dann der Ringelblumenkreativität die Krone auf: Krakenhafte Monster mit Blüten auf zwei Etagen zeigten sich!

Der Pflanzennachwuchs ist auch ein prima Tauschmittel! Gartenfreunde, die ein Dasein ohne Akeleien fristen müssen, freuen sich bestimmt über so ein Mitbringsel und man bekommt vielleicht etwas im Tausch zurück!

Also raus in den Garten, runter auf die Knie und  - viel Spaß beim Rätselraten, wer denn da wächst.