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Samstag, 9. März 2024

Saatgutbörse und Klimastarke Gemüse

Kann nach dem langen, verregneten Winter, in dem man die Sonnentage an einer Hand abzählen konnte, ein sonniger Sonntag als schlechtes Wetter gelten? Wenn man eine Saatgutbörse in einem Saal betreibt schon. So geschehen am Sonntag. Jeder andere wäre vom Wetter her passender gewesen, aber der Termin ging auch nur von 14 bis 17 Uhr, also haben sich viele Besucher doch nicht abhalten lassen. Immerhin gab es so auch keinen Sonnenbrand. Dafür strahlten die Standbetreiber und die bunten Samentütchen, die oft selbstgemacht waren, um die Wette.

Bei diesen handgefertigten und -beschickten Päckchen hat man ja schon echte Skrupel, solche kleinen Kunstwerke aufzureißen! Vielleicht gaaaanz vorsichtig und dann mit eigenen Samen befüllen, wenn die Nachzucht gelungen ist? Sowas kann ja eine tolle Motivation sein, für anständig Pflanzennachwuchs zu sorgen. Für manche Tütchen braucht man allerdings eine Nähmaschine.

Diese hier stammen aus einem Kleingartenverein:





Es gab aber nicht nur Saatgut, sondern auch bequemere Möglichkeiten, Pflanzen zu bekommen oder Gemüse anzubauen.

Die Biobaumschule Upmann hatte Stauden und Sträucher im Angebot.



Der Stand von Hof Jebel bot Saatkartoffeln in Hülle und Fülle. Vom Bamberger Hörnchen bis hin zu lilafarbenen Sorten wie die Blaue Anneliese.







Aber nicht alles aufessen, sondern anbauen, auch wenn sie so lecker aussehen!

Auch in Sachen Naturschutz und Naturgärten gab es Stände.

Und weil man jeden Tag eine gute Tat tun soll und gegen das Insektensterben ankämpfen muss, habe ich mir noch schnell die arme Graue Gartenwanze geschnappt, die von innen an der Fensterscheibe hockte und gefangen war. Bevor ihr also auch noch graue Haare gewachsen wären, habe ich sie mir gegriffen und draußen wieder freigelassen.


So konnte sie den sonnigen Sonntag doch noch im Freien verbringen und musste sich nicht am Ende aufs Gemüse stürzen!


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...und wenn das mal keine perfekte Überleitung ist zum ersten Buch meiner Bloggerkollegin Sigrun Hannemann, die im Haupt-Verlag das Buch "Klimastarke Gemüse – Reiche Ernte mit robusten Sortenveröffentlicht hat.




Das Buch besteht hauptsächlich aus sehr ausführlichen, doppelseitigen Pflanzenportraits. Der Titel würde zunächst vermuten lassen, dass es sehr viele Gemüse-Arten bzw. -Sorten gibt, die auch mit wenig Wasser auskommen, doch in der Einleitung betont Sigrun, dass die meisten Gemüse tatsächlich sehr durstig ist und man am besten vorbeugt, indem man den Boden mulcht und so wasserspeicherfähig macht. Erprobt hat sie dieses Wissen im sehr trockenen Franken, wo sie auf einem SoLaWi-Acker gegen die Dürre gekämpft hat. Dazu gibt es Wissen zu Nützlingen im Garten.

Doch es gibt auch echte Klimahelden, die mehr Trockenheit und/oder Hitze wegstecken. Dazu gehören Amaranth, Artischocke, Portulak und Kichererbse.

Da die Sommer immer heißer werden, rät Sigrun auch zu Pflanzen, die früher nur im Gewächshaus gezogen werden konnten. Zum Beispiel kann man mittlerweile gute Ernten bei Auberginen oder sogar Melonen einfahren. Hier ist der Wasserbedarf aber trotzdem hoch.

Auch einige weniger bekannte Gemüse wie der Malabarspinat werden vorgestellt. Wenn richtiger Spinat zum Schossen neigt, können andere Arten, die es gelassener angehen und bei Hitze nicht gleich in Panik verfallen, in die Bresche springen.

Malabarspinat



Und so zeigt Sigrun auf, dass es sich durchaus lohnt, mal über den Tellerrand zu schauen, Erdnüsse und Tomatillos anzubauen, aber auch die Klassiker wie Tomate und Paprika. Sicher ist für jeden etwas dabei in diesem Buch!

Hier könnt ihr noch etwas zur Entstehungsgeschichte des Buches lesen - als Interview mit der Autorin.

Wer jetzt Lust auf den Gemüseanbau bekommen hat - vielleicht gibt es bei euch auch eine Saatgtutbörse?

Samstag, 24. März 2018

Bielefelder Saatgutbörse

Da kann man schon mal böse werden, wenn nach einem so tollen Frühlingswochenende der Winter zurückkehrt, und zwar so schlimm, dass einem die Gesichtszüge einfrieren. Und was sollen die Pflanzen da draußen bloß sagen? Während ich abends im warmen Wohnzimmer sitzen kann, müssen sie sich erbarmungslos tiefkühlen lassen. Da kann man sagen, was man will, die wichtigsten Erfindungen sind nicht Raumfahrt oder Staubsauger, sondern Zentralheizung und Wollmütze. Ich verlange einen sofortigen Importstopp von asiatischer Kaltluft bis mindestens Dezember! So.




Trotz allem, nach dem produktiven Wochenende mit den warmen Temperaturen konnte ich an dem sibirischen Sonntag kaum stillsitzen. An Gartenarbeit war aber nicht im entferntesten zu denken. Das einzige, was ich gemacht habe, war, den Goldlack als Gespenst zu verkleiden, indem ich ihm ein altes Bettlaken übergeworfen habe, damit nicht auch noch die wenigen lebendigen Triebe erfrieren.

Wie gut, wenn man sich wenigstens in Innenräumen mit dem Grün beschäftigen kann. Es gab am 18. März nämlich die 7. Bielefelder Saatgutbörse, und ich hatte kurz vorher davon erfahren. Zu blöd und auch ein bisschen peinlich, dass ich das damit also schon sechs Mal verpasst hatte. Naja, beim verflixten siebten Termin hat es ja nun doch geklappt.

Und es gab viel zu sehen. Unkraut in Töpfen zum Beispiel, um zu zeigen, dass sie auch schön sind und einen Platz im Garten verdient haben. Das war der Stand von Jutta Langheineken, Bielefelder Gartenbuchautorin. Sie war leider gerade nicht da.



Man konnte mitgebrachte Samen gegen andere tauschen. Leider wurde von diesem Angebot wenig Gebraucht gemacht. Kaufen ging da schon besser. Viel Gemüse war dabei, wie diese interessanten Tomatensorten:


Dieses Gemüse hier ist dagegen schon verzehrfertig, aber trotzdem hat es keiner lieb. Es wurde von den Supermärkten weggeworfen, weil kein Platz mehr im Regal war, eine von 6 Zitronen schimmelte oder der Salat ein bisschen an Spannkraft verloren hatte. Die Aktion Foodsharing hat die armen Dinger eingesammelt und man durfte sich kostenlos was mitnehmen, um die Verschwendung von Lebensmitteln zu bekämpfen. Ich habe eine dicke lila Möhre gerettet.



Wie ein richtig schlechtes Bienenhotel aussieht, konnte man sich an einem anderen Stand anschauen. Bei diesem Modell links im Bild ist so ziemlich alles verkehrt gemacht worden (splittrige Bohrungen, nutzlose Rindenstücke und Kammern, zu große Löcher). Wie man es richtig macht, konnte man auch lernen. Es wurden hohle Stängel in Konservendosen gesteckt. Leider konnte keiner sagen, was das für fantastische Äste mit Hohlraum waren. Es wurde Himbeere vermutet, meine ist allerdings nicht hohl.


Auch Schmetterlinge waren ein Thema, sogar die Weißlinge haben ein ganzes Poster spendiert bekommen. Dort wird die Anwesenheit des Karst-Weißlings in Bielefeld bestätigt, ich habe ihn auch schon hier gesehen.



Eine Baumschule zeigte insektenfreundliche Pflanzen:


Nach dem Besuch der Börse war ich ein bisschen weniger depriminiert wegen des eiskalten Ostwinds. Trotzdem habe ich ihn weiterhin zur Hölle gewünscht. Hat ja dann auch irgendwann geklappt.

Samstag, 25. März 2017

Je oller, je doller

Jetzt kommt man im Supermarkt unweigerlich an bunten Regalen mit Blumensamen vorbei. Stets sind sie so strategisch günstig platziert wie die Schokolade - beide wecken natürlich auch gleich Begierden. Die Bilder mit den Blümchen lassen uns vom Sommer träumen - ein perfider Trick, wenn es draußen gerade trübselig ist. Beim Einkauf muss ich mich also immer arg zusammenreißen, nicht zu viele Tütchen mitzunehmen. Am besten gar keine. Finger weg! Der Platz auf meiner Fensterbank ist schließlich begrenzt und der im Beet sowieso. Am Ende werde ich doch wieder nichts aussäen, das wäre doch schade.

So geschehen auch vor 10 Jahren, als ich bei Thompson&Morgan selbst online nicht widerstehen konnte und meinem damals noch nicht so vollgewucherten Garten ein paar Blumen schenken wollte. Ich weiß noch, dass die Saat nicht billig war und am Ende ist sie nie aufgegangen, weil ich die Anzucht auf das nächste Jahr verschoben hatte. Oder übernächstes. Jedenfalls waren die Tütchen irgendwann aus den Augen und aus dem Sinn, dann gar nicht mehr wiederzufinden.

Nun sind sie jedoch beim Aufräumen wieder aufgetaucht, im Jahr ihres 10-jährigen Jubiläums - was nicht gerade für meine Ordnung spricht. Nun ist das wirklich kein Grund zum Feiern, denn auch mit Keimschutzverpackung ist das ein stolzes Alter für Blumensamen - die reifen nicht wie ein guter Wein. Die haben schon nach wenigen Jahren viel von ihrem jugendlichen Ehrgeiz eingebüßt. Aber aufgeben wäre zu einfach. Jetzt habe ich es also mal in Angriff genommen und die Samen ausgesät.

Es handelt sich um Schleierkraut (Gypsophila elegans), Strahlen-Breitsame (Orlaya grandiflora) und Spinnenblume. Letztere wäre besonders interessant, weil sie schön blüht und von Kohlweißlingen gefressen wird. Das Saatgut ist so alt, dass die Pflanze mittlerweile sogar umbenannt wurde. Hieß sie damals noch Cleome spinosa, firmiert sie jetzt unter Tarenaya hassleriana. Wer soll sich das alles merken?

Die Samen kann man nun ruhig dicht säen, denn die Keimquote wird höchstwahrscheinlich nicht im hohen Prozentbereich liegen, eher im Promillebereich.

Und was sehe ich da? Das Schleierkraut hat sich eine Tapferkeitsmedaille verdient und keimt tatsächlich! Sogar sehr viele Keimlinge sind es, die es nun wirklich wissen wollen.


Die anderen altersschwachen Kandidaten leider bis jetzt gar nicht...

Weil das alles ein bisschen trostlos ist, habe ich zum Glück noch fertige Blümchen auf der Terrasse stehen - denn wer beim Bloggertreffen letztes Jahr bei Volmary dabei war, hat ein Paket mit Blumen zugeschickt bekommen. Mit dabei waren Bellis, weiße Hornveilchen und die besonders schönen Stern-Primeln 'Jupiter' - sind die nicht herrlich retro? Wie die Prilblumen früher, nur mit Nektar.








Ich werde gut drauf aufpassen und hoffen, dass die 'Jupiters' in meiner Umlaufbahn bleiben - so wie auch das altehrwürdige Schleierkraut, wenn es mal erwachsen ist..

Mittwoch, 6. Mai 2015

Kraut-Funding

Viele fragen sich bestimmt: Was macht eigentlich das Null-Euro-Beet dieses Jahr so? Hat es immer noch keinen Cent gekostet oder ist dort mittlerweile der Wohlstand ausgebrochen? Seht selbst, was inzwischen passiert ist:

Vergissmeinnicht hat sich über wirklich nur homöopathische Kompostgaben eingeschummelt und blüht in großen Tuffs. Frühlings-Margeriten sind einfach aus dem Nichts erschienen. Kleine Pflänzchen von Geranium phaeum aus meinem Garten haben trotz ihrer Jugend schon Blüten.


Der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias) geht es ebenfalls blendend, zur Sicherheit wurde sie noch durch weitere Ableger ergänzt, falls das mit dem Wuchern wider Erwarten nicht so klappen sollte.



Meine Nachbarin von schräg gegenüber hat noch einen stattlichen Ausläufer ihrer Purpur-Schlehe (Prunus spinosa 'Purpurea') gesponsert und als Zugabe Spornblumen aus Pflasterfugen und Spanische Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus), die sich nach einiger Anstellerei und vielen Notwasserungen nun doch zum Mitblühen entschlossen haben.


Aus meiner Winterzweige-im-Wasserglas-Aktion stammen Hartriegel und Liguster. Ich bin außerdem ganz stolz, dass ich die geglückte Bewurzelung von Roter Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) in der Vase bekannt geben kann! Der Strauch ist winzig und ziemlich zerrüttet, aber er lebt.

Josta- und Johannisbeere haben netterweise mit Absenkern und Stecklingen zur weiteren Auffüllung des Beetes beigetragen. Beim Thema spontane Bewurzelung macht denen ja so schnell keiner was vor.

Dazu noch ein Sämling vom Schmetterlingsflieder sowie allerlei Ausläufer meiner gesammelten Wildrosen und der Grundstock an Sträuchern steht, wenn auch noch nicht raumgreifend.

Efeu-Ableger und eine kleine Clematis vitalba haben die anspruchsvolle Aufgabe bekommen, den Zaun irgendwann blickdicht zu machen.

Dank des großzügigen Bodenumbruchs im neuen Beetteil, entstanden durch den Zaunbau, keimen reichlich Mohnpflanzen, die sicher Jahrzehnte im Boden auf ihren großen Augenblick gewartet haben. Sie dürfen natürlich blühen, meinen Segen haben sie. In das Erweiterungsbeet habe ich noch Phacelia ausgestreut, das sich im alten Teil durch Selbstaussaat erhalten hat, ebenso wie das Mauretanische Leinkraut.

Die Dahlien und Gladiolen vom letzten Jahr sind wieder glücklich unter der Erde, nachdem sie den Winter auf meinem Dachboden in Dunkelhaft verbracht haben. Von denen sieht man natürlich noch nicht allzu viel.

Und was wäre ein zünftiges Null-Euro-Beet, wenn nicht auch ein paar unbekannte Partycrasher teilnehmen würden, damit auch ja keine Langeweile aufkommt? Zur Fahndung ausgeschrieben sind diese beiden Opportunisten:



Ich freue mich außerdem, dass Anette vom Blog "Neuer Gartentraum" mir beim Kraut-Funding für's Null-Euro-Beet behilflich ist, denn sie hat mich nominiert für den OBI-Frühlingsgruß, das ist ein Sämereienpaket mit tollen Arten, wie Erdbeerspinat, Schnittknoblauch, Lupine und vielen anderen. Die Samen wurden in der Blumenstadt Erfurt produziert. Vor allem die Lupinen werden sich in dem sandigen Boden sicher wie zuhause fühlen.

Ich darf nun zwei weitere Blogs nominieren, die das Samenpaket erhalten können, wenn sie möchten. Ich habe mich entschieden für Patchgarden und Gartenbuddelei, weil beide einen großen Garten haben, der sicher noch viel freien Platz bietet.

Donnerstag, 26. Mai 2011

Das Ende ist nah, oder?

Ein Datum kann sich für jeden anders anfühlen.
Während es den einen in Ehrfurcht erstarren lässt, etwa weil sich sein Alter mit einem Mal ohne Rest durch Zehn teilen lässt, lässt es jemand anderen völlig kalt.

 
Auch volkstümliche Daten wie Freitag der 13. oder gar der 11.11. sind Geschmackssache, entweder man verbindet etwas damit oder nicht.

Wo aber für jeden ganz individuell der Spaß aufhört, ist das gute alte Mindesthaltbarkeitsdatum, auch unschön Verfallsdatum oder einfach nur MHD genannt.



Das Überschreiten desselben ohne vollständigen Verzehr eines Nahrungsmittels lässt einen ins Grübeln geraten. Ein wenig kann man es immer guten Gewissens strecken, aber irgendwann ist Schluss damit.

Es muss sich dabei nicht immer um Lebensmittel handeln, die uns schon über Wochen und Monate im Kühlschrank Guten Morgen gewünscht haben.

Es kann durchaus passieren, dass wir ein eben im Supermarkt erlegtes Stück erst genüsslich zum Abendbrot verspeist haben und dann beim routinemäßigen Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum mit Entsetzen eine böse Übertretung feststellen. Supermärkte sind leider nicht unfehlbar. Was folgt, ist ein unterhaltsamer Abend, an dem man jedes noch so kleine Lebenszeichen seines Magen-Darmtraktes mit Argwohn zur Kenntnis nimmt. Kein schönes Gefühl.

Auf der anderen Seite kann man mit dem Verfallsdatum für einigen Gesprächsstoff sorgen - wer bei der Gammel-Olympiade das älteste Exemplar hervorzaubert, hat gewonnen. Am besten eignen sich dazu luftdicht verpackte Lebensmittel, die optimalerweise auch noch eine undurchsichtige Verpackung haben. Solche Wettkämpfe finden bevorzugt in Firmenküchen statt bei der jährlichen Kühlschrankinventur. Meist geht ihnen eine hochnotpeinliche und bebilderte Email voraus.

Eine der wenigen Warengruppen, wo wir getrost auf das Mindesthaltbarkeitsdatum auf der Packung pfeifen können, ist Saatgut. Pflanzensamen halten mehr aus als man denkt. Zugegeben, manche Mimosen keimen auch wenige Stunden jung nicht sonderlich gut. Andere dagegen können steinalt werden und wie Phoenix aus der Asche auferstehen.


Wer ganz sicher gehen möchte, macht eine Keimprobe auf feuchtem Küchenpapier. Bei manchen Kandidaten kann man sich das auch gleich sparen.

Diese Erbsen hier (aus der schon etwas derangierten Packung oben) heißen nicht nur Kleine Rheinländerin, sondern sind auch eine echte rheinische Frohnatur, die auch Ewigkeiten nach Ablauf des empfohlenen Zeitpunkts noch alles geben. Die Packung ist wirklich von 2003 und wird einfach nicht leer!




Wer das ganz große Glück hat, noch freie Stellen im Garten zu sehen, der kann einfach alle abgelaufenen Samen dorthin verklappen. Manche Saat wird garantiert aufgehen, zur Überraschung aller.
Also bloß nicht in den Müll schmeißen!

Schließlich hätten es viele Pflanzen nicht so weit gebracht in der Evolution, wenn sie sich schon in wenigen Jahren entkräften ließen.
Selbst, wenn sie den ersten runden Geburtstag feiern, sind sie noch taufrisch.

Samstag, 10. April 2010

Unkraut?

Vor Wochen habe ich den Kompost im Garten verteilt. Darauf scheinen sämtliche in der Erde verborgenen Samen nur gewartet zu haben - es ist Keimzeit!
Überall winzige Pflanzenbabies mit ein oder zwei Keimblättern. Wenn man da nicht höllisch aufpasst, bringt man sich beim Unkrautjäten um die schönsten Pflanzen. Einkeimblättrige Invasoren vedienen besondere Beachtung: Das kann ein angehendes Blausternchen oder eine Traubenhyazinthe sein, oder auch nur ein lästiges Gras.
Die Nachbarpflanzen helfen manchmal beim Raten. Wenn Ameisen beim Aussäen behilflich waren (das machen sie besonders gern bei Borretsch, Bärlauch oder Lerchensporn), kann die Elternpflanze auch mal etwas weiter wegstehen.
Wenn man im Zweifel ist, ob es Unkraut, eine Sonnenblume aus dem Vogelfutter oder eine schöne Staude ist, die lieben Kleinen lieber wachsen lassen, bis die zweite Blattgarnitur erschienen ist - Faulheit ist hier absolut angezeigt! Also erstmal abwarten und Tee trinken.
Irgendwann bekommt man dann so viel Übung, dass man seine üblichen Verdächtigen schon aus zwei Metern Entfernung zwei Tage nach dem Keimen erkennt.

Hier eine kleine Auswahl, die ich gerade eben im Garten fand:

Übrigens sehen alle Storchschnabelkeimlinge in meinem Garten so aus wie der vom Knotigen links unten. Ganz typisch also und leicht zu bestimmen.

Wenn man Freund oder Feind dann erkannt hat, kann man weitermachen - das Unkraut kommt auf den Kompost, die Freunde werden umgepflanzt oder eingetopft, wenn sie an ihrem Platz Gefahr laufen, von größeren Mitbewohnern in den Schatten gestellt zu werden. Das macht man am besten erst, wenn sie mindestens die ersten richtigen Blätter nach den Keimblättern bekommen haben.

Die Pflanzen, die sich so bereitwillig selbst aussamen, sparen nicht nur Geld, sondern wirken auch aktiv an der Gestaltung des Gartens mit - sie tauchen an immer neuen Stellen auf und verändern das Gartenbild, suchen sich neue Nachbarn, mit denen sie vielleicht ganz großartig wirken, oder produzieren Kreuzungen nie gesehener Farben oder Formen.

Meine einstmals uniform blauen Akelei (einer meiner Lieblings-Gartengestalter), tragen mittlerweile nach mehreren Generationen auch gern Rosa und Weiß:

Meine über mehrere Jahre immer weiter vermehrten Ringelblumen zeigten irgendwann ganz bizarre, neuartige Formen:
Diese Variante setzte dann der Ringelblumenkreativität die Krone auf: Krakenhafte Monster mit Blüten auf zwei Etagen zeigten sich!

Der Pflanzennachwuchs ist auch ein prima Tauschmittel! Gartenfreunde, die ein Dasein ohne Akeleien fristen müssen, freuen sich bestimmt über so ein Mitbringsel und man bekommt vielleicht etwas im Tausch zurück!

Also raus in den Garten, runter auf die Knie und  - viel Spaß beim Rätselraten, wer denn da wächst.