Geht es auch auch so? Dank des milden Winters laufen die Nacktschnecken mal wieder Amok im Garten. Ich hatte ja bereits mein Leid geklagt, dass kaum Blüten zu sehen waren, weil Schneeglöckchen, Scillas und Narzissen feinsäuberlich und feinschmeckerisch entmannt wurden.
Und dann liegen auch noch überall abgefallene Birkenkätzchen auf den Pflanzen, die von weitem aussehen wie eine Nacktschnecke und sofort Schnappatmung bei mir hervorrufen.
Was hilft eigentlich wirklich? Kaffeeprütt habe ich jetzt in mehreren Lagen um die Schwarznessel drapiert, die dennoch einfach nicht hochkommt, weil sie jede Nacht wieder auf die Höhe einer Briefmarke zurechtgestutzt wird. Auch Schafwolle, selbst in dicken Teppichen, hatte bei mir keinen durchschlagenden Erfolg.
Dann wird immer geraten, Nützlinge zu fördern. Feuersalamander zum Beispiel fressen nicht nur Regenwürmer, sondern auch Nacktschnecken. Im Botanischen Garten haben wir zusätzlich zu Kröten und Mauereidechsen einen Bestand von mehreren Tausend Feuersalamandern, einen der größten in NRW, und trotzdem werden nächstens die wertvollen Anzuchten vernichtet. So einfach scheint es also nicht zu sein und die Gleichung viele Nützlinge = keine Schneckenplage scheint nicht aufzugehen.
Glühwürmchen habe ich sogar im Garten, aber auch die schaffen es nicht, eine Plage zu verhindern.
Dazu kommen immer neue gefräßige Arten, die eingeschleppt werden, wie die Gefleckte Weinbergschnecke oder der Gewächshausschnegel.
Der ärgste Feind der Nacktschnecken ist nun mal Frost, und der ist vom Aussterben bedroht. Dadurch kommen auch wehleidige Arten aus dem Mittelmeerraum prima über den Winter.
Jetzt fand ich sogar einige Schleimer an Wald-Ziest, Bärlauch und Gilbweiderich, was sie normalerweise nicht anfressen.
Immerhin gibt es tatsächlich Pflanzen, die sie überhaupt nicht mögen. Die Akeleiblättrige Wiesenraute zum Beispiel, die wird wie die Akelei auch komplett ignoriert, nicht mal bestiegen.
Auch das Hasenglöckchen kommt mehr oder weniger ungeschoren davon, vor allem aber kann es blühen!
Die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis) wird ebenso verschmäht.
Der Gemüse-Ampfer schießt endlich so ins Kraut, dass zwar immer noch Anschläge auf ihn verübt werden, was sich in Löchern oder durchgebissenen Blattstielen äußert, aber im Großen und Ganzen scheint er über den Berg zu sein.
Dieser Anblick in einem Schaugarten hat mich das Fürchten gelehrt, denn so groß kann der Gemüse-Ampfer mal werden (trotzdem hat er Löcher):
Meine neue Wald-Anemone, eigentlich schneckenverträglich, hatte schon so schöne Knospen, die aber in einer Nacht- und Nebelaktion abgebissen wurden. Sie lagen daneben und es gab Schleimspuren, also war es keine Maus.
Um das Einjährige Silberblatt muss ich immer kämpfen, es kommen nur die stärksten Pflanzen zur Blüte. Die, die an ungünstigen Stellen stehen oder ein Zeichen von Schwäche zeigen, werden aufgefressen und gründlich zugeschleimt.
Neu im Garten ist der Scharfe Hahnenfuß, den ich aus dem Müll gerettet habe. Bei dem kann es noch sein, dass die Blüten dran glauben müssen. Er zeigt schon Knospen und sich auch sonst ganz dankbar für seine Rettungsaktion.
Ein echter Lichtblick ist die Gewöhnliche Erdkastanie (Bunium bulbocastanum), ein heimischer Doldenblütler mit essbaren Wurzeln, der fröhlich wächst und den die Schnecken komplett in Ruhe lassen.