Posts mit dem Label Akelei werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Akelei werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 13. April 2024

Der Schneck muss weg!

Geht es auch auch so? Dank des milden Winters laufen die Nacktschnecken mal wieder Amok im Garten. Ich hatte ja bereits mein Leid geklagt, dass kaum Blüten zu sehen waren, weil Schneeglöckchen, Scillas und Narzissen feinsäuberlich und feinschmeckerisch entmannt wurden.

Und dann liegen auch noch überall abgefallene Birkenkätzchen auf den Pflanzen, die von weitem aussehen wie eine Nacktschnecke und sofort Schnappatmung bei mir hervorrufen.


Was hilft eigentlich wirklich? Kaffeeprütt habe ich jetzt in mehreren Lagen um die Schwarznessel drapiert, die dennoch einfach nicht hochkommt, weil sie jede Nacht wieder auf die Höhe einer Briefmarke zurechtgestutzt wird. Auch Schafwolle, selbst in dicken Teppichen, hatte bei mir keinen durchschlagenden Erfolg.

Dann wird immer geraten, Nützlinge zu fördern. Feuersalamander zum Beispiel fressen nicht nur Regenwürmer, sondern auch Nacktschnecken. Im Botanischen Garten haben wir zusätzlich zu Kröten und Mauereidechsen einen Bestand von mehreren Tausend Feuersalamandern, einen der größten in NRW, und trotzdem werden nächstens die wertvollen Anzuchten vernichtet. So einfach scheint es also nicht zu sein und die Gleichung viele Nützlinge = keine Schneckenplage scheint nicht aufzugehen.

Glühwürmchen habe ich sogar im Garten, aber auch die schaffen es nicht, eine Plage zu verhindern.

Dazu kommen immer neue gefräßige Arten, die eingeschleppt werden, wie die Gefleckte Weinbergschnecke oder der Gewächshausschnegel.

Der ärgste Feind der Nacktschnecken ist nun mal Frost, und der ist vom Aussterben bedroht. Dadurch kommen auch wehleidige Arten aus dem Mittelmeerraum prima über den Winter.

Jetzt fand ich sogar einige Schleimer an Wald-Ziest, Bärlauch und Gilbweiderich, was sie normalerweise nicht anfressen.

Immerhin gibt es tatsächlich Pflanzen, die sie überhaupt nicht mögen. Die Akeleiblättrige Wiesenraute zum Beispiel, die wird wie die Akelei auch komplett ignoriert, nicht mal bestiegen.



Auch das Hasenglöckchen kommt mehr oder weniger ungeschoren davon, vor allem aber kann es blühen!


Die Frühlings-Braunwurz (Scrophularia vernalis) wird ebenso verschmäht.


Der Gemüse-Ampfer schießt endlich so ins Kraut, dass zwar immer noch Anschläge auf ihn verübt werden, was sich in Löchern oder durchgebissenen Blattstielen äußert, aber im Großen und Ganzen scheint er über den Berg zu sein.



Dieser Anblick in einem Schaugarten hat mich das Fürchten gelehrt, denn so groß kann der Gemüse-Ampfer mal werden (trotzdem hat er Löcher):


Meine neue Wald-Anemone, eigentlich schneckenverträglich, hatte schon so schöne Knospen, die aber in einer Nacht- und Nebelaktion abgebissen wurden. Sie lagen daneben und es gab Schleimspuren, also war es keine Maus.


Um das Einjährige Silberblatt muss ich immer kämpfen, es kommen nur die stärksten Pflanzen zur Blüte. Die, die an ungünstigen Stellen stehen oder ein Zeichen von Schwäche zeigen, werden aufgefressen und gründlich zugeschleimt.


Neu im Garten ist der Scharfe Hahnenfuß, den ich aus dem Müll gerettet habe. Bei dem kann es noch sein, dass die Blüten dran glauben müssen. Er zeigt schon Knospen und sich auch sonst ganz dankbar für seine Rettungsaktion.


Ein echter Lichtblick ist die Gewöhnliche Erdkastanie (Bunium bulbocastanum), ein heimischer Doldenblütler mit essbaren Wurzeln, der fröhlich wächst und den die Schnecken komplett in Ruhe lassen.





Obwohl man es also schafft, einen immerhin grünen Garten zu bekommen, bin ich ehrgeiziger. Ich hätte gern Schneeglöckchenblüten und Narzissen, aber was tun außer immerzu Razzia zu machen?

Donnerstag, 4. Juni 2015

Weitgereiste Pflanzenstützen

Für jeden kommt irgendwann die Zeit, wann er sich zu alt fühlt zum Zelten. Beim einen früher, beim anderen später. Sei es die Angst vor einer Luftmatratze, die mitten in der Nacht plötzlich eine große Leere in sich spürt, oder vor dem nächtlichen Gang auf's stille Örtchen, der doch immer gefühlte fünf Kilometer weit ist und generalstabsmäßig vorbereitet werden muss. Früher kam noch die Furcht vor einer Blamage beim Aufbauen des Zeltes hinzu, was oft einem Ringkampf mit eingebautem Puzzlespiel glich und nicht immer zu unseren Gunsten ausging. Heute sind die Behausungen für unterwegs immerhin halbwegs gezähmt worden und bestehen nicht mehr aus dreiundvierzig Einzelteilen.

Doch was ist, wenn das Zelt eher als man selbst zu alt wird zum Zelten? Reif für den Schrott oder was? Nein, auch eine durch Hassliebe gekennzeichnete Beziehung zu einem Gebrauchsgegenstand muss nicht so enden.

Alte Zeltplanen können noch zum Auskleiden von hölzernen Pflanzgefäßen dienen, einfach in Gemüsekisten getackert - so habe ich das bei meiner gemacht. Da stört auch ein eventuelles Leck nicht.

Die Zeltstangen gehören auch noch nicht zum alten Eisen, vor allem bei Zelten, die ein paar Jahrzehnte alt sind, denn damals waren die tragenden Teile noch massiv und schwer.

Hier dient das Gestänge sogar als stabile, selbstgebaute Hängemattenstütze. Das andere Ende hängt dann am Zierapfelbaum. Der Kranz aus Efeuzweigen ist aber nur Zierde und hat keine tragende Rolle:

Haben die Stangen am unteren Ende noch einen richtig schönen Piekser, eignen sie sich perfekt als Pflanzenstützen.


Um die Metallteile noch ein bisschen zu verschönern, habe ich sie mit Ducktape in Blümchenmuster beklebt - dafür ist man ja schließlich nie zu alt.


Für's Foto durften sie zunächst neben Pentaglottis und Akelei posieren, bevor sie ihre endgültige Bestimmung in den Tomatenkübeln gefunden haben, wo das Blau zum Gelb der Blüten und später - wenn es gut läuft - auch der Früchte kontrastiert. Das Klebeband ist wasserfest und bleicht hoffentlich nicht allzu schnell aus in der Sonne.




Fertig sind Pflanzenstützen voller Erinnerungen und Reisegeschichten. So werden sie endlich mehr oder weniger sesshaft und können in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Sie haben es sich verdient!

Freitag, 29. Mai 2015

Pflaster-Flora

Das Geld liegt auf der Straße. Manchmal zumindest - und mit Sicherheit in den vielen Fugen von gepflasterten Wegen und Hauseingängen. Da siedeln sie nämlich, die mutigen Stauden und andere, die sich gern in die kleinste Ritze versamen und dort Wurzeln schlagen - wenn auch immer etwas zweidimensional.

Manche Stauden mimen den Lückenbüßer geradezu hauptberuflich, wie das Gefleckte Habichtskraut (Hieracium maculatum), das meist - wie hier im botanischen Garten - in der Sorte 'Leopard' gepflanzt wird. Diese ist sagenhaft schick im "Animal Print". Die Art ist geeignet für das Blackbox-Gardening und samt sich bereitwillig in alle möglichen und unmöglichen Lücken aus.



Besonders gern nutzen bei mir diese Arten freie Zwischenräume, wenn die Konkurrenz noch schläft:

  • Frauenmantel
  • Akelei
  • Wald-Erdbeere
  • Hain-Veilchen (Viola riviniana 'Purpurea')
  • Pfirsichblättrige Glockenblume
  • Wald-Scheinmohn (Meconopsis cambrica)
  • Wilde Malven
  • Schnittlauch
  • Feldsalat
  • Kronen-Lichtnelke (Lychnis coronaria)
  • Mauerpfeffer
  • Spornblume
  • Nachtkerze
  • Stachelbeere
  • Orangerotes Habichtskraut (Hieracium aurantiacum)
  • Winter-Portulak





Die Bedingungen sind aber alles andere als optimal, selbst für wirklich hartgesottene Sämlinge. Die kleinen Pioniere müssen mit großer Hitze und viel Trockenheit zurechtkommen. Gibt es nur einen Platzregen, läuft das Wasser schnell oberirdisch davon, ohne die Pflänzchen zu erreichen. Auch Platz und Dünger sind Mangelware in den Engstellen. Und so schaffen es nur die Besten der Besten der Besten.

Falls die Spontanvegetation nicht den Ordnungssinn stört, ist die Pflaster-Flora also eine tolle Kaderschmiede für wahre Superhelden - Angepasstsein ist hier kein Schimpfwort.

Wird der Typ der Keimlinge aber anderswo verlangt, kann man die Knirpse auch frühzeitig aus ihrer Zwangslage befreien und in richtige Erde setzen. So lassen sich Lücken im Beet kostenlos und schnell füllen. Auch der Pflanze wird geholfen, denn sie wird in Gartenboden sicher besser blühen und ganz froh sein, wenn ihr Rhizom nicht für immer platt wie eine Briefmarke ist.

Zum Herausprokeln eignet sich am besten ein altes, stumpfes Messer. Damit hebelt man vorsichtig unter die Pflanzen (im Bild Akelei) und lockert ihren minimalistischen Wurzelballen. Damit habe ich bis jetzt die besten Erfolge erzielt. Nur mit der Hand an den Keimlingen zu ziehen führte oft zum Abreißen der Wurzeln - und das will man ja nicht.

Sogar die Moschusmalve, die dummerweise direkt vor der Stufe zum Hauseingang ihre Nische gefunden hatte, konnte ich mit dem Messer endlich erfolgreich befreien, nachdem ich ihr vorher mehrfach mit den Fingern nur die Blätter abgerissen hatte.


Mauerpfeffer und die Vielzahl der Habichtskräuter können am rechten Fleck, zum Beispiel vor einer Wand, aber ganz kleidsam aussehen. Deshalb lasse ich die kleinen Asphaltcowboys dort gern gewähren. Zuviel Ordnung muss ja auch nicht...

Mittwoch, 6. Juni 2012

Mäusezirkus

Es steht in jedem Selbsthilfehandbuch für schneckengeplagte Gärtner: Die Akelei wird gemieden und gehört damit in alle Gärten, die hauptsächlich aus Mollusken bestehen.
Dem kann ich auch nicht widersprechen - auch in meinem Garten lassen sie ihre Raspelzunge von der Aquilegia, obwohl man bei der stetig wachsenden Anzahl von Sämlingen ja sowieso nie merken würde, ob eine fehlt.


Eventuell gibt es auch irgendwo eine Nacktschnecke, die gerne Akelei zum Frühstück verspeist - und damit Schande über ihre ganze Zunft bringt. Da kann man sich nie ganz sicher sein, schließlich soll es auch Menschen geben, die gerne Rosenkohl essen. Oder Schlimmeres. Aber im Großen und Ganzen ist die Akelei nun mal kein Rittersporn und genießt damit eindeutig eine gewisse Schneckenimmunität.


Sollte aber doch einmal eine Akelei plötzlich mit Stumpf und Stiel abhanden gekommen sein, könnte ein ganz anderes Tier dafür verantwortlich zeichnen. Ein Tier, das auf der Beliebtheitsskala der Gartenkreaturen von der Nacktschnecke in etwa so weit entfernt ist wie ein Schokopudding von einer mittelgroßen Portion Spinat - obwohl dieses Tier vermutlich beides gerne fressen würde. Sympathiepunkte hat es in jedem Fall deutlich mehr und hinterlässt auch keine Schleimspuren.

Das akeleiverschlingende Tierchen ist plüschig, hat große Knopfaugen und ist trotzdem extrem kurzsichtig. Daher weiß ich auch, was es so treibt, denn es sieht mich meistens nicht rechtzeitig.


Diese äußerst putzige Rötelmaus bereitet sich aus diversen Stauden gerne einen Salat oder was auch immer zu, mit dem Ergebnis, dass ganze Pflanzen einfach verschwunden sind. Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst gesehen hätte: Die Maus kommt aus ihrem Versteck, läuft und schnuppert ein bisschen herum, um dann - happs - zielsicher ein Akeleiblatt ganz unten abzubeißen und mitzunehmen. Das funktioniert auch mit Oregano und Christrose (Helleborus niger) ganz hervorragend, und stets mit chirurgischer Präzision. Und dann lässt sie es wie einen Unfall aussehen.



Blöderweise bleiben auch Christrosenblüten nicht verschont, das ist besonders ärgerlich.

Wer also besondere Sorten von Aquilegia im Garten hat, muss bei gleichzeitiger Anwesenheit des kleinen Pelztierchens aufpassen, sie nicht an die üblichen Mäuserennstrecken zu pflanzen. Ganz besonders beliebt sind Holzterrassen. Diese erlauben es dem Nagetier, unbehelligt vom Untergrund aus ein recht großes Areal von floralen Delikatessen zu überwachen - während die Katzen dumm aus der Wäsche gucken bei soviel Holz vor der Tür. Seltene Pflanzen und Holzdecks sollten also fein säuberlich getrennt werden. Gefährlich ist auch alles andere, was einen komfortablen Hohlraum für Mäuse mit eingebautem Raubtierschutz bietet.

Und so sitzen die Nager gemütlich in ihrer hölzernen Souterrain-Wohnung, während die Katzen oben schier wahnsinnig werden, können sie die Beute doch riechen und hören, aber nicht erreichen.

Akelei-Samenstände mit Prachtstorchschnabel

Doch jedes Ding hat zwei Seiten, und so haben auch die Rötelmäuse eine sehr begrüßenswerte Eigenschaft: Wenn die Ahornbäume in der Nachbarschaft alljährlich Flugstunde haben und ihre Propellersamen auf die Terrasse hinabschweben lassen, sind die Nager prompt zur Stelle, um wieder klar Schiff zu machen auf dem Holzdeck - und zwar besenrein! Die großen Früchte schmecken ihnen nämlich offenbar auch.

Dass sie aber auch Nacktschnecken fressen, habe ich leider noch nicht beobachtet. Dann würden wir trotz Akelei-Angriffs richtig beste Freunde.

Samstag, 18. Juni 2011

Mein Überraschungsgast

Diese Staude sieht aus, als hätte sie sich nicht entscheiden können, ob sie lieber ein Vergissmeinnicht oder ein Borretsch wäre. Ein eindeutiger Fall von gespaltener Persönlichkeit: Die Blüten sehen aus wie ein Myosotis auf Testosteron, die Blätter sind reibeisenähnlich wie von Borago.


Meiner naiven Meinung nach sollte das sowieso etwas ganz anderes werden, nämlich ein Fingerhut. Für diesen hielt ich den winzigen Sämling nämlich zunächst, als ich ihn gejätet und weggeworfen im botanischen Garten fand.
Ihn vor dem sicheren Tod durch Vertrocknen oder Zertrampeln zu retten, war natürlich Ehrensache. Für einen Fingerhut tu ich fast alles.

Im nächsten Frühjahr bekam ich dann doch erste, ganz leise Zweifel. Die Blätter wuchsen und wuchsen zu einer stattlichen Blattrosette heran, wurden aber immer spitzer und vor allem immer rauher!
Ab sofort schied Fingerhut aus. Die Borretschverwandtschaft war nicht mehr zu leugnen, allerdings ist der bekanntermaßen nicht über den Winter zu bringen, während diese Pflanze hier ganz frech mit immergrünen Blättern angab.

Dann erschienen die ersten Blüten und ich hatte endlich einen Anhaltspunkt, die Identität dieser Staude zu lüften. Ich betrieb also Ahnenforschung im Internet (was haben wir früher bloß ohne gemacht?) und konnte den Namen von Mr. X am Ende doch noch herausfinden:
Mein Überraschungsei war eine Pentaglottis sempervirens, eine Immergrüne Ochsenzunge.
Auf Englisch heißt sie Green Alkanet, was auf ihre frühere Bedeutung als Färberpflanze hindeutet - hennafarben soll das werden.

Heute findet man Pentaglottis nicht mehr in Gärten, höchstens aus Versehen, wenn sie irgendwo keck aus einer Hecke spitzt. Seit ich ihren Namen kenne, sehe ich sie plötzlich sowieso überall. Sie verfolgt mich regelrecht.
Aber nie darf sie einen Platz in der Staudenrabatte bekleiden - nur der botanische Garten hat sie mit voller Absicht ausgestellt.

Dabei ist sie durchaus wertvoll. Sie bringt Farbe in schattige Gartenbereiche und blüht gute zwei Monate durch. Die Hummeln und Bienen lieben sie.

Mittagssonne ist ihr verhasst, sie quittiert so eine Frechheit mit wehleidig welken Blättern. Das kann man aber ruhig erstmal ignorieren. Sieht sie am Abend im Schatten immer noch nicht besser aus, kann man sie gießen, aber meistens beruhigt sie sich von allein wieder.

Als Beetschwestern kann ich Akelei und Geranium phaeum empfehlen, sowie die bezaubernde Baptisia australis - Färberpflanzen unter sich:


Baptisia ist eigentlich ein Sonnenfreund. Da kann man mal sehen, wie tolerant Pentaglottis in ihrer Standortwahl doch ist - hier haben sich beide auf Halbschatten geeinigt.

Mit Akelei und Braunem Storchschnabel:






Die Samenstände ähneln sehr dem Borretsch:


Pentaglottis sät sich bereitwillig selbst aus. Das hat sie vom Vergissmeinnicht.
Was sie wiederum vom Borretsch hat, ist das fettreiche weiße Samenanhängsel, das Elaiosom, das Ameisen gnädig stimmen und zum Verschleppen der Samen animieren soll:


Scheint zu helfen. In meinem Garten finde ich immer neue Sämlinge.

Die Samen dort oben habe ich für euch gesammelt. Dabei lief mir eine riesige Zecke auf die Hand (was ich nicht alles für euch tue). Was nicht heißen soll, dass Pentaglottis ein stadtbekannter Zeckenmagnet ist. Sie wächst nur dummerweise am Rötelmausbunker.

Wer also diese mit großer Wahrscheinlichkeit nicht im Handel befindliche Wildstaude für schattige Bereiche in seinem Garten ziehen möchte, der schreibe mir das als Kommentar und bekommt die Samen zugeschickt.
Sollte wider Erwarten mehr als eine Beifallsbekundung eingehen, entscheidet das Los.
Bei ganz großen Sympathieäußerungen für Pentaglottis wäre ich auch noch einmal bereit, mich zwischen die Zecken zu werfen.

Also, wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Sonntag, 30. Mai 2010

Die fabelhafte Welt der Akelei

Susanne Wiborg schwärmt von der Akelei, dass sie die Fähigkeit hätte, immer genau dort aufzutauchen, wo sie bisher gefehlt hat. Und dann noch in genau der richtigen Farbkombination zu den Nachbarstauden. "Wie machen sie das bloß?" fragt Frau Wiborg.
Haben Akeleien einen Sinn für Form und Farbe? Sind sie die besseren Designer?
Was die Farben angeht kann ich es nicht beurteilen, die meisten Pflanzen in meinem Garten stammen noch von genau der einen blauen Aquilegia vulgaris ab, der ich vor mehr als 10 Jahren bei einem Gartenbesuch ein paar Samen entführt habe, um sie dann zunächst jahrelang auf meinem Balkon weiterzupflegen. Als ich dann einen Garten hatte, sind sie natürlich mit umgezogen, und - aus dem Korsett des Blumenkastens befreit - verbreiten sie sich seitdem mit spielerischer Leichtigkeit von selbst - aber immer nur in blau und mittlerweile auch in weiß:


Die dunkleren Rosatöne fehlen meinem Garten also. Da sich Akeleien mit allen Artgenossen kreuzen, die sie nur irgendwie erreichen können, bleiben die Sämlinge selten der Farbe der Mutterpflanze treu - was immer wieder überraschende Wirkungen ergibt.

Was ich in meinem Garten schon vorfand, war ein Exemplar der unvergleichlichen Aquilegia atrata in herrlich dunklem, samtigen Violett:


Auch sie verbreitet sich, allerdings bleibt die dunkle Schönheit lieber unter sich.

Letztes Jahr begann ich dann aber ebenfalls an die verborgenen Talente meiner Akeleiensippschaft zu glauben, als sie unverhofft und völlig ohne Nachhilfe meinerseits eine perfekte Diagonale durch mein Terrassenbeet zauberten:


Einfach unglaublich, dachte ich, und plante, ihnen eine kreuzende Diagonale aus Iranlauch anzubieten. Mal sehen, was sie dazu sagen würden. Was die können, kann ich schließlich auch. Dachte ich.
Leider erschien eine der 5 Zierlauchzwiebeln gar nicht erst auf der Bildfläche, eine zweite schaffte es gerade mal, sich 10 cm über den Boden zu erheben (der Blütenstiel war mit einem Blatt verwachsen und krümmte und wand sich mitleiderregend) - aber die anderen drei sind ein Traum.
Nur hatte ich die Rechnung ohne die Rötelmäuse gemacht. Unglaublich niedliche kleine Nager, die unter der Terrasse Quartier bezogen haben, und in gar nicht niedlicher Manier die terrassennächste Akelei als Salat abrupften, bis nichts mehr an sie erinnerte außer ein paar klägliche Stumpen. Nein, die immer unter Generalverdacht stehenden Schnecken waren diesmal wirklich völlig unschuldig, ich habe die kleinen Pelztiere schließlich mit eigenen Augen dabei erwischt.
Wo sind die Katzen, wenn man sie mal braucht?

Jedenfalls hatte die schöne Akeleienreihe nun keinen rechten Anfang mehr:


Trotzdem: Der Sinn der Akelei für Muster war doch verblüffend. Sich selbst aussäende Stauden gibt es ja genug, aber nur die Akeleien bringen es fertig, aktiv den Garten zu gestalten.
Wie machen sie das bloß?

Mittwoch, 26. Mai 2010

Wilde Rosen

Wildrosen sind die Maiglöckchen unter den Sträuchern - verbreiten sich so gut, dass man sie von überall geschenkt bekommt - wenn man in der glücklichen Lage ist, Gärtner zu kennen, die Wildrosen besitzen, oder besser gesagt: von ihnen besessen werden.
Wildrosen machen keine Kompromisse - wenn man ihnen einen Platz im Garten einräumt, nehmen sie ihn mit Begeisterung an, blühen obenrum sensationell, während sie heimlich im Untergrund an der Eroberung der Welt, oder zumindest des Nachbargartens, arbeiten.
Ein gutes Verhältnis zu seinem Nachbarn braucht man also schon, wenn mal wieder ein Ausläufer rübermacht, aber ansonsten können sich die pflanzlichen Piraten zum Glück nicht mit solchen Plagen wie dem legendären Essigbaum messen. Wildrosenausläufer kann man relativ leicht wieder entfernen - und dann weiterverschenken, wie Hermann, den Sauerteig.
Wenn man einen Hang begrünen und befestigen möchte, sind Wildrosen die erste Wahl - hier können sie sich mit ihrem Ausbreitungsdrang sogar nützlich machen.
Wenn man wirklich niemanden finden sollte, der einem einen Ausläufer abtreten kann, macht das auch nichts. Im Handel werden sie günstig angeboten, und sogar die großen Rosenzüchter und Rosenschulen haben aus Samen vermehrte Wildrosen zu niedrigen Preisen im Programm.

Meine absoluten Favoriten für den Maigarten sind diese beiden hier, die auch duften:

Bibernellrose (Rosa spinosissima):
Dieser Traum in Weiß möchte immer der erste sein. Blüht im Mai, sogar bevor es die sprichwörtliche Mairose (Rosa majalis) tut.


Ich habe die Bibernellrose kombiniert mit Akelei und Zierlauch (ach, was red ich denn da eigentlich: kombiniert haben die Akeleien schon selbst, aber der Zierlauch war Absicht!) - für mich die schönste Zeit im Jahr:


Sie braucht unbedingt Sonne und kommt auch mit schlechten, trockenen Standorten zurecht - die Wildrose der Wahl, wenn sonst nichts wachsen will.
Eine kleine Kratzbürste ist sie schon, hat die dichteste Bestachelung von allen, die an frischen Zweigen knallrot ist:


Die Insektenwelt liebt diese Rose, leider konnte ich noch keinen Vogel entdecken, der die ungewöhnlichen, schwarzen Hagebutten frisst.


Rosa pendulina x salaevensis

Eine Kreuzung aus der Alpenheckenrose, an die schwer dran zu kommen ist. Zum Glück habe ich eine Nachbarin, die mir gerne ein paar Ausläufer geschenkt hat.
Diese Rose blüht ebenfalls jetzt im Mai in dunklem Rosa:


Wenn der Garten nach dem Winter noch kahl ist, ist sie die erste, die frisches Grün zeigt.
Ihre Hagebutten sind knallrot, flaschenförmig und lange haltbar.
Ein weiterer Clou ist die rote Winterfärbung der Zweige: Hartriegel war gestern, diese Rose hat eindeutig mehr zu bieten!

Samstag, 10. April 2010

Unkraut?

Vor Wochen habe ich den Kompost im Garten verteilt. Darauf scheinen sämtliche in der Erde verborgenen Samen nur gewartet zu haben - es ist Keimzeit!
Überall winzige Pflanzenbabies mit ein oder zwei Keimblättern. Wenn man da nicht höllisch aufpasst, bringt man sich beim Unkrautjäten um die schönsten Pflanzen. Einkeimblättrige Invasoren vedienen besondere Beachtung: Das kann ein angehendes Blausternchen oder eine Traubenhyazinthe sein, oder auch nur ein lästiges Gras.
Die Nachbarpflanzen helfen manchmal beim Raten. Wenn Ameisen beim Aussäen behilflich waren (das machen sie besonders gern bei Borretsch, Bärlauch oder Lerchensporn), kann die Elternpflanze auch mal etwas weiter wegstehen.
Wenn man im Zweifel ist, ob es Unkraut, eine Sonnenblume aus dem Vogelfutter oder eine schöne Staude ist, die lieben Kleinen lieber wachsen lassen, bis die zweite Blattgarnitur erschienen ist - Faulheit ist hier absolut angezeigt! Also erstmal abwarten und Tee trinken.
Irgendwann bekommt man dann so viel Übung, dass man seine üblichen Verdächtigen schon aus zwei Metern Entfernung zwei Tage nach dem Keimen erkennt.

Hier eine kleine Auswahl, die ich gerade eben im Garten fand:

Übrigens sehen alle Storchschnabelkeimlinge in meinem Garten so aus wie der vom Knotigen links unten. Ganz typisch also und leicht zu bestimmen.

Wenn man Freund oder Feind dann erkannt hat, kann man weitermachen - das Unkraut kommt auf den Kompost, die Freunde werden umgepflanzt oder eingetopft, wenn sie an ihrem Platz Gefahr laufen, von größeren Mitbewohnern in den Schatten gestellt zu werden. Das macht man am besten erst, wenn sie mindestens die ersten richtigen Blätter nach den Keimblättern bekommen haben.

Die Pflanzen, die sich so bereitwillig selbst aussamen, sparen nicht nur Geld, sondern wirken auch aktiv an der Gestaltung des Gartens mit - sie tauchen an immer neuen Stellen auf und verändern das Gartenbild, suchen sich neue Nachbarn, mit denen sie vielleicht ganz großartig wirken, oder produzieren Kreuzungen nie gesehener Farben oder Formen.

Meine einstmals uniform blauen Akelei (einer meiner Lieblings-Gartengestalter), tragen mittlerweile nach mehreren Generationen auch gern Rosa und Weiß:

Meine über mehrere Jahre immer weiter vermehrten Ringelblumen zeigten irgendwann ganz bizarre, neuartige Formen:
Diese Variante setzte dann der Ringelblumenkreativität die Krone auf: Krakenhafte Monster mit Blüten auf zwei Etagen zeigten sich!

Der Pflanzennachwuchs ist auch ein prima Tauschmittel! Gartenfreunde, die ein Dasein ohne Akeleien fristen müssen, freuen sich bestimmt über so ein Mitbringsel und man bekommt vielleicht etwas im Tausch zurück!

Also raus in den Garten, runter auf die Knie und  - viel Spaß beim Rätselraten, wer denn da wächst.