Ist ein Apfelbaum umgefallen oder an der Pflaume muss gesägt werden? Nicht schlimm, solange das Holz im Garten bleiben darf, denn viele Tiere freuen sich darüber. Je großvolumiger, desto besser, aber auch Kleinholz ist prima. Oft bekommt man Holzreste kostenlos von den Nachbarn, besonders in Kleingartenanlagen kann man sich durchfragen. Ist erst einmal bekannt, dass man ein dankbarer Abnehmer für Altholz ist, bekommt man es sogar schubkarrenweise frei Laube geliefert und muss es nur noch im Garten drapieren. Es kann sogar eine Kräuterspirale aus Totholz entstehen oder eine Beetabschlusskante.
Käfer finden sich schnell ein, deren Larven im Totholz leben. Wenn sie schlüpfen, entstehen Löcher für Wildbienen und andere Hohlraumbewohner, ohne dass wir überhaupt den Bohrer holen müssen. Käferfraßgänge sind einfach viel besser und von Profis gebohrt. Hier ein Gefleckter Schmalbock:
In diesem Stück Pflaumenbaum hat eine Wald-Pelzbiene Nistgänge angelegt. Sie hat nicht etwa das massive Stück Totholz angeknabbert, sondern die schmaleren Aststummel. Die Rötliche Kegelbiene (im Bild) läuft immer wieder in den Gang der Biene hinein, um dort Eier abzulegen. Ihre Larven werden bei der Wildbiene parasitieren. Im Totholz gibt man sich also die Klinke in die Hand.
Es geht aber auch eine Nummer kleiner, dann sind auch die Bewohner kleiner und unauffälliger. Markhaltige Stängel fallen zum Beispiel beim Rosenschnitt an. Oft stößt man im Inneren der Sträucher auf so tote wie wehrhafte Äste. Die könnte man jetzt einfach an der Spitze kappen, damit das Mark zugänglich wird, und an Ort und Stelle belassen, oder man entfernt sie aus optischen Gründen und bringt sie senkrecht an Zäunen oder am Bienenhotel an. So ist man sich auch immer bewusst, dass sie zu etwas nütze sind und schneidet sie nicht irgendwann doch aus Versehen ab. Die Stacheln sind zwar ein Sicherheitsrisiko, erleichtern aber das Anbinden ganz ungemein, so kann nichts mehr verrutschen!
Ich habe das am Wochenende so gemacht und ein paar Tage später war schon Kundschaft da. Ein winziges Insekt, die Grabwespe Rhopalum coarctatum, grub sich gleich in das Mark des Rosenastes ein. Diese schwarze Solitärwespe mit den bunten Beinen fängt Blattflöhe, Blattläuse, Fliegen oder Mücken und verstaut sie in den selbstgegrabenen Gängen. Dabei ergibt sich durchaus ein logistisches Problem, denn da die Gänge senkrecht nach unten gegraben werden, ist der Abraum immer im Weg und lässt sich nur entgegen der Schwerkraft abtransportieren. Meine Wespe scheint einfach alles an Ort und Stelle belassen zu haben.
Statt Rosenästen funktionieren auch Holunder, Brombeere, Königskerze und andere.
Auch Blattlausgrabwespen der Gattung Passaloecus finden sich schnell ein, nehmen aber auch fertige Gänge im Bienenhotel an.
Wer wirklich Glück hat, wird sogar Wildbienen an den Stängeln finden können, aber das ist mir noch nicht vergönnt gewesen.
Probiert es einmal aus, die Zeit ist günstig!