Samstag, 25. September 2021

Larven, die schnorcheln

Fliegen sind nicht jedermanns Sache. Da können sie noch so elegant grünmetallisch daherkommen wie die Schmeißfliege, meistens haftet ihnen doch eher ein fragwürdiger Ruf an. Nicht den Duft der weiten Welt verbinden wir mit den kleinen Flugkünstlern, sondern eher den nach Misthaufen und Kläranlage.

 


Jeder mag aber doch Schwebfliegen, oder? Die sind schließlich nicht nur hübsch, sondern auch nützlich, weil sie Blattläuse verputzen und auf hübschen Blumen herumsitzen. Das tut die Schmeißfliege zwar auch gern, doch weiß man bei der nie, ob sie sich die Füße gewaschen hat, bevor sie sich auf die Ringelblume gsetzt hat. Schwebfliegen aber sind die Saubermänner.

 

Das hier ist eine diese vorbildlichen Tierchen, eine Hainschwebfliege, deren Larven mit Vergnügen Blattläuse vertilgen, sogar die am Kohl:

 


Allerdings sind nicht alle Schwebfliegen als Larven Blattlausvertilger. Es gibt auch Arten mit Larven, die unter Wasser leben, so zum Beispiel die der Mistbiene - eine eher bräunliche dicke Schwebfliege, die einer Honigbiene täuschend ähnlich sieht.





Und um diese Arten zu fördern, ist ein Trend aus England zu uns herübergeschwappt: Die Hoverfly-Lagoon. Was soll das denn bitte sein? Das ist einfach nur ein Behälter mit möglichst modrigem Wasser, in das die Schwebfliegenweibchen Eier legen. Alsbald schlüpfen dann ihre Rattenschwanzlarven, die Bakterien aus der Brühe verputzen.

Eine Rattenschwanzlarve sieht aus wie eine Made mit Schnorchel im Hinterende. Dieser Rattenschwanz kann bei Bedarf an die Wasseroberfläche gehalten werden. So atmet die Larve. Hat auch nicht jeder, so ein Atmungsorgan am Hintern.


 

Ich wollte diese bleichen Tierchen auch gern einmal sehen und habe mir daher schon diverse Lagunen aus Tontöpfen gebaut. Man füllt sie mit allem, was modrig werden kann: Grasschnitt oder Laub zum Beispiel. Laub auf der Oberfläche erleichert die Eiablage und hält Mücken fern. So sahen meine Lagunen im Frühling aus:




 

Bisher hatte ich aber schlechten Geruch und nur andere Tiere in diesem Wasser gehabt. Da waren zum Beispiel Bärtierchen und Springschwänze.

Dieses Jahr habe ich endlich eine funktionierende Hoverfly-Lagoon gebaut - und zwar ganz aus Versehen.

Als ich im Urlaub war, ist in einen Übertopf, in dem eine Tomatenpflanze stand, Regenwasser gelaufen. Man kann sich vorstellen, wie diese Brühe gestunken hat. Ich wollte den Topf schon leeren, als ich zwei Rattenschwanzlarven gesehen habe. Die konnte ich natürlich nicht mit dem Bade auskippen, also blieb die Brühe stehen. Wenn man das Wasser in Ruhe lässt, stinkt es zum Glück nicht mehr.

Und so hat mein Garten dann doch noch ein paar Mistbienen hervorgebracht!

Samstag, 18. September 2021

Das unentdeckte Land

Kennt ihr das auch? Ich als Frau muss ja dauernd auf's Klo. Kaum sind wir irgendwo angekommen, wo es schön ist, ist meine erste Amtshandlung: Toilette suchen. In Nordamerika ist das nicht so ein Problem, man sucht und findet, denn dort hat jeder Laden eine Kundentoilette. In Deutschland aber ist der Kunde meist doch nicht so viel König, der soll gefälligst zu Hause müssen.

Manchmal zahlt es sich aber sogar aus, wenn ich auf Mission Toilettenfahndung bin. Botanische Gärten haben meistens eine im Angebot und diese Anlagen besuche ich ja immer ganz gerne. Nicht immer findet man das Örtchen aber auf Anhieb.

Und so fand ich mich im Botanischen Garten Potsdam beim Studium der Landkarte wieder, um die dringend benötigte Gelegenheit zu finden. Männer müssen ja sowieso viel seltener. Aber auch für die ist es natürlich gar keine Option, einfach so im Park Sanssouci, in dem der Garten liegt... Dort darf man schon nicht mit dem Fahrrad durchfahren, man darf sein Fahrrad nicht mal schieben. Eigentlich darf man dort nicht mal an Fahrräder denken...

Kurzum: Das Finden der Toilette im Botanischen Garten Potsdam war etwas herausfordernd, denn sie befindet sich im Gewächshaus und ist gut versteckt. Nachdem das endlich erledigt war, fiel mir ein, dass auf der Karte ja noch ein Teil des Gartens verzeichnet war, auf der anderen Seite der Straße. Obwohl ich schon öfter in Potsdam war, habe ich ihn nie entdeckt. So hat es sich also ausgezahlt, die Toilette zu suchen.

Der Botanische Garten Potsdam ist immer einen Besuch wert, im Winter hat man die Schauhäuser und im Sommer kann man in Blumen schwelgen und Exoten bewundern.








 


Die Anlage verfügt über eine exklusive Fuchsienausstellung. Jepp, auch das rechte Bild zeigt eine Fuchsie, nämlich eine Fuchsia paniculata, das links ist Fuchsia boliviana.


 

Man kann Schnirkelschnecken beim Bauchmuskeltraining am Kerzen-Knöterich bewundern und Tagpfauenaugen an Skabiosen.

 


Der Kleine Feuerfalter interessiert sich brennend für den Nektar der Wandelröschen, die hier sogar Früchte bilden.

 

 

Im von mir neuendeckten Teil auf der anderen Straßenseite gibt es das Alpinum, eine Blumenwiese und historische Gartenanlagen, wie das weinberankte Gebäude mit dem bunten Vasenschmuck oben dran.




 

Auch der Treppenaufgang mit den bepflanzten Amphoren ist sehenswert. Sowas wirkt im Reihenhausgarten dann doch nicht so gut wie hier.




 

Der Eintritt in den Garten ist in beiden Teilen kostenlos, solange man sich unter freiem Himmel aufhält. Und so war es doch gut, die Toilette gesucht zu haben, sonst hätte ich wohl nie von dem anderen Gartenteil erfahren...

Samstag, 11. September 2021

BUGA Erfurt

Endlich Erfurt - da war ich nämlich noch nie. Dieses Jahr bietet es sich geradezu an, die Stadt zu besuchen, denn es findet die Bundesgartenschau statt! An zwei Standorten, dem Petersberg und dem egapark, kann man in Blüten schwelgen. Doch zunächst einmal musste ich eine Eigenart von Erfurt kennenlernen - vielleicht ist es die Nähe zum Fluss, jedenfalls gab es jeden Tag Hochnebel. Am Tag des BUGA-Besuchs hatte sich Erfurt immerhin in waschechten Nebel gehüllt, viel besser als Hochnebel. Erst war ich ja enttäuscht, ohne Sonne durch den egapark zu laufen, doch dann war ich begeistert - Altweibersommer mit Spinnweben und geradezu nebulösen Motiven ohne Menschenmassen. Die Bilder wirken geradezu wie Gemälde.







Die Einjährigenbeete mit Schwarzäugiger Susanne - im Nebel wie vor einer Leinwand.


Neben dem mdr-Garten gibt es einen Naturgarten und man findet auf dem Weg dahin viele Ideen für das günstige und naturnahe Gärtnern. Verschiedene Substrat- und Mulchtypen (wie der aus Haselnussschalen) werden vorgestellt und es wird erläutert, was wie lange zum Zerfall braucht. Ein Baumwoll-T-Shirt braucht zum Beispiel ein Jahr, eine kompostierbare Schokoriegelverpackung braucht 42 Tage. Die Schwammtücher sind übrigens kompostierbar.







Es gibt so manche komische Frisur zu bestaunen:


 

Der Karl-Foerster-Garten im egapark ist komplett restauriert und erstrahlt wieder in neuem Glanz, ohne aus der Zeit gefallen zu sein - er hat immer noch den Stil seiner Erbauung. Wer die Foerster-Züchtungen kennenlernen möchte, wie den Phlox 'Wenn schon denn schon' ist hier richtig.





Dann ist der egapark zuende und man kann mit der Straßenbahn vom Gothaer Platz aus (sehr schönes Beet aus Stauden unter Birken an der Haltestelle!) zum Petersberg fahren. Dieser Teil der BUGA ist in die Zitadelle integriert und einfach riesig - man entdeckt immer neue Winkel. Den größten Teil nehmen die Erfurter Schätze ein mit Sorten, die in Erfurt gezüchtet wurden. Wer es ganz eilig hat, dort hin zu kommen, kann die Edelstahlrutsche nehmen, die es in mehreren Schwierigkeitsgraden gibt. Hier kam dann auch endlich die Sonne raus.

 

 

Am Haupteingang gibt es erst einmal bunte Blumenbeete und Tipps, wie man Hecken ohne Buchs gestalten kann.


Ein Gewölbe zeigt die Kultivierung verschiedener Speisepilze:




Der Große Kohlweißling findet hier Nektar und Raupenfutterpflanzen direkt nebeneinander:

Zum Schluss bin ich dann noch mal eine Runde rückwärts durch den egapark gelaufen, weil ich ihn zum Abschluss doch noch einmal im Sonnenschein sehen wollte. Die Präriebeete sahen spätsommerlich üppig aus.


Hier noch fast dieselbe Ansicht wie beim Eingangsbild - welche Lichtstimmung gefällt euch besser?

 

 

 

Mein Fazit: Die BUGA lohnt sich wirklich! Wenn ihr es noch schafft, bis zum 10.10. hinzufahren, macht es unbedingt! Diese Kombination aus Moderne und historischem Ambiente ist einmalig! Es gibt wenig Experimentelles oder Überkandideltes zu sehen, dafür solide Gartenkunst, was mir besser gefällt.