Samstag, 24. Februar 2024

Der schnellste Wegbelag aller Zeiten!

Ich mag Regen und bin im Sommer die immer die letzte, die sich über einen Regentag beschweren würde. Sogar eine verregnete Woche schockt mich nicht, die sind ja selten genug. Wenn es im Sommer aber zu lange gar nicht regnet, bin ich ungenießbar und kann keinen Film schauen, ohne bei einer Regenszene anklagend auf den Bildschirm zu zeigen, um mich zu beschweren, dass es woanders regnet und wie ungerecht das doch wäre. Diesen Winter, das muss auch ich zugeben, hat es aber sehr viel geregnet. So viel, dass es dem Rasen schon mehrfach zu den Ohren raus kam. Die Terrasse ist grün wie nie und das Moos wächst prächtig.

Nun heißt ein nasser Rasen auch, dass man ihn kaum Betreten kann, ohne die Grasnarbe zu zerstören. Die Grashalme werden in den Matsch gedrückt und bald ist er mehr braun als grün. Unterm Rosenbogen war der Rasenweg sowieso schon arg verdichtet und da wuchs seit geraumer Zeit schon kein Rasen mehr. Das sah nicht schön aus und auch neu gesäter Rasen hätte nicht lange ausgehalten bei so vielen Fußtritten.

Also habe ich mir gedacht, da kommen jetzt Holzhäcksel drauf. Das federt schön und sieht besser als als nackte, verdichtete Erde. Nun muss man sich bei einem Mulchweg im Klaren darüber sein, dass er für Wildbienen, die im Boden nisten, nichts ist. Käfer sind begeistert, Bienen gar nicht. Nun hatte ich da aber sowieso nie ein Sandbienennest gefunden und habe den Käfern daher einfach mal eine Freude gemacht.

Den Mulch muss man auch nicht kaufen. Man kann ihn aus Astschnitt selbst herstellen, bei Baumpflegebetrieben bekommen oder wenn die Stadt in den Parks die Sträucher schneidet und alles gleich vor Ort häckselt. Man kann ja fragen, ob man was mitnehmen darf.







So ein Weg ist turbomäßig schnell angelegt. Drauf schütten und fertig ist die Laube. Zufällig fand ich beim Spazierengehen auch noch ein Brett, dass den Mulch daran hindert, unter der Terrasse zu verschwinden, und als ich nachsehen wollte, ob die Biotonnen schon geleert wurden, fand ich in einer Tonne einen Holzstamm für das andere Ende zum Rasen hin. Alles fertig in wenigen Minuten, da kommt kein gepflasterter Weg gegen an.



Falls er zusammensackt, kommt neuer Astschnitt drauf, frisch um Garten geschreddert.

Der Krokus, der sich dort selbst gesät hat, wächst jetzt im Mulch.

Diese hier in einem fremden Vorgarten zeigen aber, dass Krokusse damit zurechtkommen und sogar mit ihren Blättern Mulchstücke anheben können, die kleinen Muskelprotze.

Der Weg wird irgendwann nachdunkeln, aber im Moment finde ich ihn auch hell sehr schön.

Freitag, 16. Februar 2024

Schneeglöckchen- oder Schneckenliebe?

Warum mögen wir eigentlich Schneeglöckchen so gern? Warum bezahlen wir teilweise dreistellige Summen für ein Töpfchen mit einer besonderen Sorte? Und warum gibt es keine Märzenbecher-Manie sondern nur eine Galanthophilie? Warum gibt es Schneeglöckchenfeste, aber keine Märzenbecher-Messen oder eine Krokus-Kirmes? Anscheinend neigen eher Galanthus als Leucojum zur Sortenbildung, der Märzenbecher und andere Blumenzwiebeln auch sind vielleicht konservativer.




 

Ein Grund für die anhaltende Begeisterung für das Schneeglöckchen ist sicher sein selbstbewusstes Auftreten schon früh im Jahr bei völliger Anspruchslosigkeit. Galanthus gibt sich die Ehre, wenn wir Blüten am meisten brauchen. Fast jeder Garten schafft es, ein paar Schneeglöckchenzwiebeln zum Wachsen zu bringen, schnell werden die Horste größer. Der Märzenbecher blüht zwar genauso früh und wird sogar höher als das Kleine Schneeglöckchen, aber der vermehrt sich nicht so schnell.

Daher arbeite ich auch jedes Frühjahr wieder an einer geschlossenen Schneeglöckchendecke. Der winzige Vorgarten ist auch schon gut gefüllt, da gibt es nur noch Stehplätze. Im Garten hinterm Haus aber ist mehr Platz und da dauert es. Gleichzeitig vermehren sich dort die Elfen-Krokusse, und zwar noch rasanter als die Schneeglöckchen, weil sie sich versamen und nicht nur auf Brutzwiebeln setzen.

Nur leider gibt es da ein Problem. Obwohl ich mittlerweile viele kleine neue Tuffs mit Schneeglöckchen habe - aus dem Vorgarten entnommen oder im Park aufgesammelt, wenn sie bodenlos herumlagen - sieht man sie kaum. Das liegt daran, dass die meisten blütenlos sind. Aber nicht, weil sie blühfaul wären, sondern weil auch andere der Galanthophilie fröhnen: Die Schnecken. Sie fressen nur die Blüten, und leider schmecken ihnen Blütenblätter von Schneeglöckchen genauso gut wie die der Elfen-Krokusse und Märzenbecher - also auch hier kein gärtnerischer Selektionsvorteil für Leucojum.





Nur 'Flore Pleno' steht noch gut da. Zumindest die größeren Horste haben trotz ein paar angeknabberter und vollgeschleimter Blüten insgesamt wenig von ihrer Fernwirkung verloren.




So wird sich natürlich auch kein Schneeglöckchen versamen können, da die Blüten ohne Blütenblätter nicht bestäubt werden. Bei manchen wird immerhin nicht alles gefressen und man jetzt dank der Schnecken anatomische Studien der Blüten betreiben.



Noch ein Problem ist das viel zu milde Regenwetter: Die Elfen-Krokusse öffnen sich nur bei Wärme und trockenem Wetter, und wenn diese Tage so selten sind wie diesen Winter, haben die Schnecken ausreichend Lieblingswetter, um die Blüten zu löchern.



Manche Krokusblüten waren so zugeschleimt, dass sie sich nicht mal mehr öffnen konnten. Die habe ich alle in Handarbeit aufblühen lassen.

Eigentlich sollte es ein Hoch auf Helleborus-Arten geben, denn die meiden die Schnecken komplett. Leider machen die sich auch so breit im Beet, dass nichts anderes mehr reinpassen würde, wollte man den Garten damit ebenso vollpflanzen wie mit Schneeglöckchen. Das ist ja ein weiterer Punkt bei Galanthus: Es macht sich dünn und ist schon bald gar nicht mehr im Weg und tritt anderen Stauden nicht auf den Schlips. Bei Helleborus besteht schon eher Verdunklungsgefahr. Man kann ihnen ja nicht ganzjährig die Blätter abschneiden...



Habt ihr das Problem auch? Ich sehe viele Bilder von Schneeglöckchen, die topp in Schuss sind - wie macht ihr das? Im Park und im Botanischen Garten sind die Blüten auch nicht so angeknabbert wie meine. Ich musste schon Schneckenrazzia machen - im Februar!


Und so knüpfe ich weiter an den Schneeglöckchenteppichen, in der Hoffnung, dass es irgendwann zu viele Blüten für einen schleimigen Kahlfraß sind und die Schnecken sie einfach mal satt haben...


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Und während die Schneeglöckchen ihre Blütenblätter verlieren, wird jemand von euch heute etwas gewinnen, nämlich mein Buch "Lass wachsen!", das ich hier verlost habe.

Gewonnen hat: Marianne mit folgendem Kommentar:

Hallo Elke, meinen Glückwunsch zum neuen Buch! Das liest sich ja wieder sehr vielversprechend. In die Vorschau habe ich auch schon geblickt. Ich kann dazu nur sagen: Sie hat mich neugierig auf mehr gemacht. Dann versuche ich doch auch gleich mal mein Glück und hüpfe mit in den Lostopf hinein.
Lieben Gruß von Marianne


Schick mir deine Adresse und du bekommst mein Buch!

Samstag, 10. Februar 2024

Archäologie mit Stauden

Diesen Winter sind mir seltsame durchlöcherte Dinger im Beet aufgefallen, die fast aussehen wie prähistorische Knochenfunde. Wer weiß, vielleicht stammen sie auch aus dem Märchen Hänsel und Gretel  - wo die beiden der kurzsichtigen Hexe einen Stock statt eines Fingers präsentiert haben, um mager zu wirken. Es sind jedenfalls helle Gebilde mit Löchern - eine Art fingerdickes Sieb für grobe Angelegenheiten. Oder eine formidale WG für Asseln, die zu ihrer Sicherheit gleich mehrere Hauseingänge vorfinden.







Für diese Objekte braucht es nicht mal eine Ausgrabung, sie liegen schon oben auf. Das wäre praktisch, falls ein Archäologe sich das einmal genauer ansehen wollte, da könnte er Schaufel und Pinsel zuhause lassen, aber ich fürchte, sie stammen eher aus der Neuzeit. Der sehr neuen Neuzeit.

Und ich hätte da auch einen Verdacht, wer diese kreativen Dinge fabriziert: Das Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana). Wenn es mehr oder weniger oberirdische Ausläufer macht, sind die offenbar fingerdick und fleischig. Anscheinend werden die nach dem Anwurzeln nicht mehr gebraucht und verrotten dann auf dem Beet. Für die immerzu expandierende Staude sind sie also durchaus antik.

Und während die Eignung dieser Staude für Hummeln verbürgt ist, wird nirgendwo erwähnt, dass sich diese südliche Staude als Hotelanlage für Tiere der Bodenstreu so gut eignet. Vermutlich hocken in jeder von diesen Anlagen 1-23 Kugelspringer, 5 Enchyträen und 7 Asseln.  Letztere dürfen nur nicht zu dick werden, sonst kommen sie nicht mehr ins Freie zurück, ohne das Gebilde aufzuessen. Schnecken haben hoffentlich Hausverbot.


Möglicherweise schafft sich das Brandkraut also auf diesem Wege eine Humus-Streubüchse für langsame Düngung. Aber bevor meine Fantasie jetzt weiter mit mir durchgeht, überlasse ich weiteres Rätseln lieber euch...


Samstag, 3. Februar 2024

Größer geht's nicht: IPM in Essen

Das Beste an der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) in Essen ist, dass sie im Januar stattfindet. Bei Messen im Frühjahr, Sommer oder Herbst bin ich immer hin und her gerissen, ob ich meinen Tag wirklich in geschlossenen Räumen verbringen möchte. 

Aber die IPM macht es richtig: Im Winter, bevor die Gartensaison losgeht, ist der beste Zeitpunkt für das Spektakel. Und ein bisschen Natur kommt auch die Messehallen, wenn auch nur in Form von ausgebufften Straßentauben, die die Imbissstände zur Mittagszeit anfliegen und irgendwie den Weg in die Hallen finden, oder als unglückseliger Kleiner Fuchs, der wohl mit Pflanzen in die für ihn zu warmen Hallen kam und herumirrte.

Auf der IPM findet man alle vier Jahreszeiten. Um die Pflanzen bestmöglich zu präsentieren, werden Blumenzwiebeln angetrieben und zum Blühen bewegt, Obstbäume in Winterruhe gezeigt oder Wildpflanzen blühend ausgestellt, die sonst im Sommer erst dran wären. Zimmerpflanzen gibt es auch.

Dieser Stand war besonders schön. Ich bekam hier auch gleich eine Echeveria pulvinata geschenkt, die mich dann den ganzen Messetag begleiten musste.






Der Nabu Niederrhein hat das Unmögliche möglich gemacht und Stauden blühend ausgestellt, die erst im Sommer ihre Hochzeit haben. Sie wollten das kleinste Insektenschutzgebiet Deutschlands zeigen. An diesem Stand habe ich mich sehr nett unterhalten. 





Nachhaltigkeit ist durchaus ein Thema auf der IPM. Viele Aussteller zeigen Töpfe, die nach dem Einpflanzen verrotten. Den hier unten mit dem bezeichnenden Namen "Greta" habe ich mitnehmen dürfen, ich werde berichten, wie er sich so anstellt.





Es gibt aber natürlich auch modische Entgleisungen, die nichts mit Nachhaltigkeit zu tun haben, wie diese in Wachs getauchten Blumenzwiebeln. Hier ist Erdöl in poppigen Bonbonfarben im Spiel, das nicht in den Boden oder in den Kompost gelangen sollte. Wenn sie wenigstens aus Zuckerguss wären - immerhin sind die armen Hyazinthen ja sogar aufgespießt worden wie die glasierten Äpfel auf dem Rummel.




Auch die Zitrusfrüchte mit dem Hinweis, dass man dadurch etwas für Bienen tut, waren etwas fragwürdig. Wenn es wenigstens Zitronenfalter gewesen wären....


Neu sind Bioland-zertifizierte Zimmerpflanzen, was wirklich eine Marktlücke ist, denn die meisten kommen pestizidverseucht ins Wohnzimmer.



Andere Stände zeigten Vermehrungsmaterial und waren nicht für uns Endverbraucher gedacht. Nichtsdestotrotz war es beeindruckend, die vielen Ableger und Stecklinge zu sehen. Hier musste ich mich zurückhalten, um nicht zuzugreifen. Ich habe aber den Boden nach verlorenen Stücken abgesucht, nur leider nichts gefunden.











Fantasievoll gestaltet war der Stand von Blu - mit Kühlschrank und Fahrrad. Hier kann man bald neue Nutzpflanzen als Topfware in Bioqualität kaufen, zum Beispiel Malabarspinat, Spargelerbse oder den Cannabis-ähnlichen Zuckerstrauch Rubus chingii var. suavissimus, der die Nachbarn garantiert schocken wird.






Mit diesen Frühlingsimpressionen von der IPM möchte ich für heute schließen. Es war wieder ein spannender Messetag.