Samstag, 10. Februar 2024

Archäologie mit Stauden

Diesen Winter sind mir seltsame durchlöcherte Dinger im Beet aufgefallen, die fast aussehen wie prähistorische Knochenfunde. Wer weiß, vielleicht stammen sie auch aus dem Märchen Hänsel und Gretel  - wo die beiden der kurzsichtigen Hexe einen Stock statt eines Fingers präsentiert haben, um mager zu wirken. Es sind jedenfalls helle Gebilde mit Löchern - eine Art fingerdickes Sieb für grobe Angelegenheiten. Oder eine formidale WG für Asseln, die zu ihrer Sicherheit gleich mehrere Hauseingänge vorfinden.







Für diese Objekte braucht es nicht mal eine Ausgrabung, sie liegen schon oben auf. Das wäre praktisch, falls ein Archäologe sich das einmal genauer ansehen wollte, da könnte er Schaufel und Pinsel zuhause lassen, aber ich fürchte, sie stammen eher aus der Neuzeit. Der sehr neuen Neuzeit.

Und ich hätte da auch einen Verdacht, wer diese kreativen Dinge fabriziert: Das Russel-Brandkraut (Phlomis russeliana). Wenn es mehr oder weniger oberirdische Ausläufer macht, sind die offenbar fingerdick und fleischig. Anscheinend werden die nach dem Anwurzeln nicht mehr gebraucht und verrotten dann auf dem Beet. Für die immerzu expandierende Staude sind sie also durchaus antik.

Und während die Eignung dieser Staude für Hummeln verbürgt ist, wird nirgendwo erwähnt, dass sich diese südliche Staude als Hotelanlage für Tiere der Bodenstreu so gut eignet. Vermutlich hocken in jeder von diesen Anlagen 1-23 Kugelspringer, 5 Enchyträen und 7 Asseln.  Letztere dürfen nur nicht zu dick werden, sonst kommen sie nicht mehr ins Freie zurück, ohne das Gebilde aufzuessen. Schnecken haben hoffentlich Hausverbot.


Möglicherweise schafft sich das Brandkraut also auf diesem Wege eine Humus-Streubüchse für langsame Düngung. Aber bevor meine Fantasie jetzt weiter mit mir durchgeht, überlasse ich weiteres Rätseln lieber euch...


10 Kommentare:

  1. Interessant mit der löchrigen Gestaltung der oberirdischen Wurzeln des Brandkrauts, liebe Elke...da werd ich gleich mal nachschauen gehen, ob es bei mir auch ähnliche Archäologie zu entdecken gibt.
    Lieben Gruß von Marita

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  2. Spannend, was für Formen sich in der Natur finden! Das erinnert mich an eine Zeit, als Potpourri total in war. Da hat man viel Geld für so eine Tüte von vertrocknete Dingen gezahlt. Ich weiß gar nicht, ob es das heute noch gibt aber das wäre ja ein nettes Nebeneinkommen 😉

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  3. Und schon hast Du mir wieder einmal ein Geheimnis meines Gartens aufgeklärt. Ich habe Phlomis, mag die sehr und auch diese undefinierbaren Lochhölzchen sah ich bereits. Die Brandkräuter büxen bei mir gerne aus, also habe ich ja eigentlich immer eine Chance, mal wieder so einen Fund zu machen. Ich schreibe schon mal ein Schild: "Zimmer frei". Danke fürs Vorstellen und ein schönes Wochenende wünscht Wurzerl

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  4. Immer wieder interessant, dass man im Garten auch spannende Entdeckungen machen kann, wenn eigentlich keine oder noch keine Gartenzeit ist. Diese verkappten Fingerknöchelchen sehen schon sehr interessant aus. Sie sind bestimmt für Deine geliebten Kugelspringer und Co. eine hübsche kleine Luxuswohnanlage.
    Einen lieben Sonntagsgruß schickt Dir, liebe Elke, Marianne

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  5. Interessante Sachen entdeckst du immer wieder, liebe Elke. Brandkraut wollte ich bei mir im Garten auch schon immer mal ansiedeln. Vielleicht in diesem Jahr. Ich bewundere diese Staude immer im Botanischen Garten.
    Herzliche Grüße - Elke (die andere)

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  6. danke uns diese besonderheit zu zeigen * bin gerne mehr draussen : die natur hat wieder viel zu zeigen und es ist wärmer ! es ist interessant festzustellen nach deine bilder das die kleine löcher von den insekten in reguläre abstände gemacht wurden (fast wie eine flöte )
    und jetzt sind die bienen und hummel wieder fleissig !
    liebe grüsse
    mo

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    1. Ich vermute, dass die Löcher von ehemaligen Seitenwurzeln stammen, die schneller verrottet sind als der Rest.

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  7. Hallo Elke,
    das Brandkraut wollte ich schon länger haben im Garten, vielleicht schaffe ich das in diesem Jahr...
    Viele Grüße
    Gabi

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  8. Hallo Elke,
    da bin ich sofort in den Garten und habe nach meinem Brandkraut geschaut. Hier ist nichts von Höhlenfraß erkennbar. Bisher hat diese Staude auch noch nicht geblüht, ich setze auf dieses Jahr.
    LG...Stephanie

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  9. Heute habe ich viele Schwertlilien ausgegraben.
    Auch da waren an der Unterseite von älteren Rizomen diese Löcher.
    Denke waren einfach nicht mehr benötigt und sind abgestorben.
    Viele Grüße,Irmgard

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