Im Winter, wenn kein störendes Grün draußen vom Anblick der warmen Seite des Wohnzimmerfensters ablenkt, sieht man erst das ganze Ausmaß des Gedränges: Meine Zimmerpflanzen-Zwangswohngemeinschaft ist die reinste Ellbogengesellschaft. Die Aloe vera versucht mit ihren bewaffneten Krakenarmen die Pfefferminzgeranie von der Fensterbank zu schubsen, diese wiederum bemüht sich nach Kräften, die kleineren Nachbarn mit ihren Stinkeblättern zum Verduften zu bringen. Das Brutblatt schließlich arbeitet eher auf subversive Art an der Weltherrschaft, indem es seine Kindel in jeden erreichbaren Blumentopf fallen lässt.
Und zwischen all den grünen Verdrängungswettbewerbern erblickt man des Öfteren ein schwarzes Raubtier auf einem Kissen, das so manche zu übermütige Pflanzen durch gnadenloses Zerbeißen in die Schranken weist und so punktuell für die Wiederherstellung des biologischen Gleichgewichts sorgt.
Doch der Mikrokosmos Fensterbank droht trotz Katzenschützenhilfe des Öfteren aus dem Lot zu geraten. Pflanzen, die sich nicht teilen lassen oder mit Hilfe von Kindeln nicht immer wieder bei Null anfangen können, brauchen früher oder später einen größeren Topf, da hilft auch keine Diät. Das ist dann wie in einer großen Familie, wo die älteren Kinder ihre abgetragenen Kleidungsstücke an die kleineren nach unten weiterreichen, nur dass hier nicht geschmollt wird, wenn das Grünzeug einen gebrauchten Topf anziehen soll.
Das System funktioniert eine Weile lang recht gut, bis irgendwann zu viele Pflanzen auf einmal aus ihrer Topfgröße herausgewachsen sind. Zum einen können die vielen großen Kübel gar nicht mehr alle zusammen auf der Fensterbank stehen, zum anderen ist bald ein Durchmesser überschritten, der noch komfortabel auf den Sims passen würde, ohne in Scherben zu enden.
Auch gibt es gern mal einen Engpass im heimischen Warenlager ab einem bestimmten Topfvolumen, gerade für schon fortgeschrittene Insassen.
Auch gibt es gern mal einen Engpass im heimischen Warenlager ab einem bestimmten Topfvolumen, gerade für schon fortgeschrittene Insassen.
Zum Glück schmeißt aber meine Mutter nie was weg - und man staunt, wie modern die jahrzehntelang völlig inakzeptabel gewesenen Töpfe nun wieder aussehen, kaum wartet man mal 30-40 Jahre. Ich konnte mir also aus ihrem Fundus etwas aussuchen und mitnehmen - das heißt Geld gespart und Umwelt geschont.
Dieser hier hat es als Topf-Favorit in die Endauswahl geschafft - ein relativ leichter, großer Übertopf im modischen Zebralook, der sogar aus den 50er Jahren stammen könnte. Etwas angeschlagen ist er an manchen Stellen, aber sowas verzeiht man bei dem Alter und nennt es Patina. Der Sansevierie stand er schon richtig gut, ich habe ihn dann aber doch der Ufo-Pflanze (Pilea peperomioides) - mit Spathiphyllum zur Untermiete - angezogen.
Das Platzproblem wird dadurch gelöst, dass dieser oder ein anderer Topf samt Bewohnern mit ins Büro kommt, damit er zuhause nicht etwa mit der Aloe vera um den Platz an der Sonne konkurrieren muss. Da der Zebratopf aber so gut zum Raubtier passt, darf er vielleicht sogar bleiben, mal sehen.
Schön, wenn ein Gang in den Keller die Ellbogengesellschaft ein bisschen entspannter macht!