Samstag, 25. März 2023

Im Schrebergartenparadies

Nirgendwo gibt es so viele einzelne Gärten auf engstem Raum wie in einem Schrebergarten. Und nirgendwo scheint es so viele Schrebergärten zu geben wie auf der Werderinsel in Bremen. Ein Labyrinth aus Wegen führt hindurch und man muss schon aufpassen, dass man wieder hinaus findet - aber wer will das schon? Es gibt doch so viel zu sehen! Viel entspannter als auf einer Gartenschau, nicht so voll und ohne Rummel. Und es sind reale Gärten mit realen Problemen, keine Schaugärten, die nach ein paar Jahren des guten Aussehens wieder eingestampft werden.

Das Prinzip eines Schrebergartens ist ja auch, dass man hineinschauen soll, die Anlage darf auch für Spaziergänger etwas bieten, daher sind die Anlagen meist gut einsehbar und nicht hinter meterhohen Bretterzäunen versteckt.








Auf der Werderinsel kommt sogar richtig Urlaubsgefühl auf, rundherum Wasser und mitten drin diese unglaublich vielen Gärten mit teilweise wunderschönen Lauben. Ganz unterschiedliche Gartenstile gibt es hier zu sehen, vom akkuraten Ziergarten bis hin zum Naturgarten. Manche sind voll mit Blumen, andere voll mit Rasen, manch einer ähnelt einem Recyclinghof mit Laube, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. 



Ich liebe auch dieses Improvisierte, das Schrebergärten oft haben. Da wird altes Gartengerät in den Zaun gesteckt, damit es noch ein paar Jahre nach Renteneintritt dekorativ herumsteht und von der Arbeit vergangener Tage zeugt, oder es hängen Hühnergötter an einem alten Apfelbaum.



 


 

Und was für Schätze man plötzlich im Gebüsch zwischen Weg und dem nächsten Garten finden kann - da blitzt es grell gelb über dunkel lilafarbenem Laub hervor! Das war niemand geringeres als das Scharbockskraut 'Brazen Hussy', zusammen mit einer anderen fantastischen Sorte, die grünes Laub, aber riesige hellgelbe Blüten hat. Ich war begeistert, aber auch ein wenig neidisch, denn dieses Gebüsch hatte etwas, das ich nicht hatte.





Und wenn einer der Bremer Schrebergärtner 'Brazen Hussy' mal in einem anderen Bundesland statt im Gebüsch ansiedeln möchte - mein Garten meldet sich hiermit freiwillig!

Samstag, 18. März 2023

Die Gretchenfrage

Wie haltet ihr es mit den Lenzrosen? Laub ab oder Laub dran? Man sagt ja, dass die Blüten besser zur Geltung kommen, wenn man die Blätter entfernt.  



Wie das bei wintergrünen Pflanzen so ist, sehen sie um diese Zeit auch sehr mitgenommen aus, sind zerschlissen oder mit ungesunden dunklen Flecken übersät, die der Pflanze nicht gut bekommen.

 


Sie mussten ja auch einiges aushalten. Frost, Schnee, Sturm, Regen, das volle Programm. Noch dazu kommt bei ihnen ja die ganze Morgengymnastk, wenn der Nachtfrost ihre Triebe gen Boden gedrückt hat und sie morgens wieder aufstehen müssen. Die haben es definitiv schlimmer als wir, wenn der Wecker klingelt. Daher komme ich mir immer schäbig vor, wenn ich das schäbige Laub abschneide. Von irgendwas müssen die Pflanzen ja schließlich auch leben.

Ich mache es meistens davon abhängig, wie schlimm die Blätter aussehen und ob sie ihre Beetnachbarn zu sehr bedrängen.

Im Botanischen Garten Gütersloh hat man die Blätter auch abgeschnitten:


 

 

Meine Helleborus purpurascens wirft ihre Blätter selber ab im Herbst, mit der hat man keine Last:

 



Diese hier ist der Platzhirsch und neben ihm wächst kaum etwas, wenn man die Blätter nicht entfernt:



 

Das Exemplar breitet sich aus wie eine Krake und man sieht weder Märzenbecher und Carex 'Evergold' unter seinen ausladenden Blättern. Da sie auch nicht mehr so taufrisch aussahen, habe ich sie doch entfernt.



Dummerweise ist das hier auch die einzige Lenzrose, die sich einen Regen- und Sonnenschirm zugelegt hat. Alle anderen tragen die Blüten über dem Laub, doch diese hier ist etwas extravaganter und hat eine andere Mode. Ihre andere Seite (siehe oben) ist ansehnlicher.


Das sieht jetzt ein bisschen schräg aus, aber das Blatt ist ja noch halbwegs gut, das geht doch noch.

Wie macht ihr das mit den Damen?

Samstag, 11. März 2023

Das Dickerchen in weiß

Wo der Winter zurück ist, kann man sich doch ruhig noch einmal mit den Schneeglöckchen beschäftigen. Dieses Jahr war ich ganz angetan von meinen 'Flore Pleno'-Dickerchen. Diese feisten, aufgeblasenen Blüten haben eine riesigen Vorteil gegenüber den normalen Schneeglöckchen: Während sich die einfache Form abends und bei zuviel Kälte oder Nässe zuklappt wie ein weißer Regenschirm, ist dies 'Flore Pleno' nicht vergönnt. 


 

Das kommt davon, wenn man den Hals nicht vollkriegen kann und immer mehr Blütenblätter produzieren muss. So kann die Blüte beim besten Willen nicht mehr geschlossen werden, das Maß ist voll. Doch das ist gut für uns, denn die Fernwirkung vom Dickerchen ist enorm.




 


 

Ich habe auch den Eindruck, dass sich die Zwiebeln schneller teilen, aber Kunststück, 'Flore Pleno' setzt auch weniger Samen an bei dieser völlig übertriebenen Blütenkonstruktion. Auch erscheinen noch recht spät neue Knospen. Ein ungemein produktives Schneeglöckchen also.


Ich habe ja kaum gefüllte Blüten im Garten, aber 'Flore Pleno' habe ich mir gegönnt. Bei einem Spaziergang fand ich mal welche im Wald, wohl aus Gartenabfällen. Von ihnen nahm ich eine Zwiebel mit. Sie dankte es mir mit üppiger Vermehrung.

Wenn man sich so eine Superblüte von unten anschaut, sind immerhin Staubblätter zu sehen, Bienen sollten also noch etwas finden und tatsächlich werden sie manchmal angeflogen. Alles in allem sind in meinem Garten aber auch die normalen Schneeglöckchen bei den Honigbienen immer die zweite Wahl, solange es Krokusse gibt.


Man sieht auch an dieser Blüte, dass Schnecken Gefallen an ihr finden. Eine tolle Pflanze also für die Artenvielfalt im Garten (seufz). Dieses Jahr nach dem trockenen Sommer letztes Jahr ist 'Flore Pleno' aber so schön wie nie und wird nicht komplett zu Klump gefressen von den Schnecken.

 



Ich mag mein Pummelchen und freue mich schon auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

Samstag, 4. März 2023

Auf die Knie!

Jetzt ist sie wieder da, die Zeit, wo Gärtner feuchte Knie bekommen, weil sie den Schneeglöckchen unters Röckchen gucken müssen. Könnte ja immer eine neue Sorte dabei sein. Ich schaue bei meinen auch immer nach, aber bei Pflanzen, die sich lieber über Zwiebeln als über Samen vermehren, kann man da lange auf den Knien herumrobben, da ist es unwahrscheinlich, eine neue Blütenfarbe- oder Form zu finden.

Vor einer Woche fand das Schneeglöckchenfest auf Gut Bustedt in Hiddenhausen statt. 


 


Da kann man welche kaufen, auch besondere Sorten, und netterweise stehen sie auf Tischen, man kann sie also auch ohne nasse Hose ganz genau unter die Lupe nehmen. Ich war doch schwer enttäuscht, keinen Topf mit einem dreistelligen Preisschild zu finden, immerhin ist das hier der Blog Günstig Gärtnern!

 

Das hier war das teuerste im Angebot:

 

Schön waren sie alle. Es gab aber nicht nur Schneeglöckchen, sondern auch Winterlinge, Lenzrosen, Kamelien, Iris, Fritillarien, Krokusse, Narzissen mit und ohne Duft sowie viele andere Schätze. Auch Gehölze wurden feilgeboten, außerdem Kaffee und Kuchen. Und Pflanzkartoffeln in erlesenen Sorten.




Weil mein residenter Winterling aber anscheinend unter sich bleiben möchte und der einzige ist, der jedes Jahr wiederkommt und blüht (er ist als blinder Passagier im Wurzelballen eines Kerzen-Knöterichs von der Staudenbörse Gütersloh mitgekommen), habe ich widerstehen können und keine 'Schwefelglanz' gekauft.



Mir ist aufgefallen, dass beim Schneeglöckchenfest viele Besucher ausnehmend gute Laune hatten. Auch Kauflaune.



Ich Spaßbremse habe aber bis auf Eintritt (4 Euro) und Kaffee und Kuchen (5 Euro) kein Geld ausgegeben, sondern mein neues Buch Superpflanzen bei einem mir bekannten Händler getauscht gegen einen Topf mit Galanthus elwesii aus seinem Garten und einen Topf mit einer Winterheckenzwiebel. Beide habe ich mir schon immer gewünscht. Ich habe ja eh keinen Platz für neue Pflanzen, fragt mal den Winterling.

Lustig fand ich diese Deko mit Zwiebelblumen und Knollen von bekannten und unbekannten Gemüsen.



Selbst Oca durfte mitmachen - ein richtig buntes Gemälde in 3D.


Hat Spaß gemacht, das Schneeglöckchenfest, auch wenn ich meine Lieblingssorte 'Grumpy' nicht angetroffen habe.

Die Eintrittskarte habe ich mir sogar eingerahmt, weil sie so schön ist: