Straßenlaternen haben's auch nicht immer leicht. Sie werden getreten, angefahren, von Hunden als Bedürfnisanstalt benutzt, und dabei auch noch wenig beachtet. Man nimmt sie höchstens beiläufig zur Kenntnis, dabei sind sie doch so helle Köpfe. Wir nehmen sie erst dann wirklich wahr, wenn sie nicht mehr funktionieren.
Neuerdings werden sie zu allem Überfluss auch noch enthauptet: In letzter Zeit sieht das Straßenbild im Dunklen nämlich ganz anders illuminiert aus als vorher. Der Grund: Die alten Pilzkopflaternen, die nicht nur in Bielefeld so sehr zum Straßenbild gehörten, werden nun nach und nach ausgetauscht durch LED-Leuchten. Die sind modern, hell und energiesparend und noch dazu wartungsarm.
Tolle Sache, aber was ist mit den hübschen Plexiglaszylindern der alten Laternen? Alles Schrott, oder was?
Das wollen wir doch mal sehen, haben sich hiesige Designer gedacht, und einfach mal beim nächsten Abwracktermin ein paar Lampenköpfe vor der Verschrottung gerettet. Und siehe da: Die Dinger sind, wenn man sie umdreht, äußerst standfest, stabil und haben zufällig genau die richtige Höhe, um sich darauf an einen handelsüblichen Esstisch zu setzen. Und schon leuchtete ein neuer Stern am Hockerhimmel: Der Statthocker.
Die Zylinder werden geschrubbt, dann wird ein in Handarbeit hergestellter Deckel aufgeklebt, fertig ist die Sitzgelegenheit mit Geschichte. Auf Wunsch gibt es den Hocker innen mit LED-Leuchte, so dass sich die Ex-Laterne dann nicht ganz so entfremdet vorkommt.
Mein Mann hat mich zu Weihnachten mit so einem Hocker aus Freilandhaltung überrascht. Günstig ist so eine Sitzgelegenheit nicht, aber wann bekommt man schon mal ein Stück Stadtgeschichte zum Draufsetzen, und umweltfreundlich noch dazu? Bei meiner Variante ist noch eine Spende für den Tierpark im Preis inbegriffen.
Jetzt habe ich endlich einen eigenen Hocker, denn der andere ist sowieso immer besetzt:
Jetzt habe ich endlich einen eigenen Hocker, denn der andere ist sowieso immer besetzt:
Im Sommer kann der Hocker auf der Terrasse aushelfen, wenn ein Stuhl fehlt und die Grillparty erhellt werden muss. Er ist wirklich äußerst stabil und überhaupt nicht unbequem.
Vielleicht wird so eine Aktion zum Lampenaustausch auch in eurer Stadt durchgeführt, und ihr könnt selbst so einen Zylinder abstauben? Mit handwerklichem Geschick bekommt man sicher noch andere tolle Sachen daraus gezaubert. In einem Altbau oder Treppenhaus kann man die Milchglasröhren bestimmt direkt als Lampenschirme verwenden. Mit einem alten Teller aufgeklebt hätte man einen Blumenhocker. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
Jetzt wüsste ich natürlich noch zu gerne, wo
genau denn mein Hocker in seinem früheren Leben seinen Dienst verrichtet
hat. Aber das wird leider nicht verraten...