Er ist eine Pflanze mit einer richtig guten Work-Life-Balance, denn er macht schon mittags Feierabend: Der Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis). Nach einem Morgen harter Arbeit bei der Nektarproduktion schließt er mittags die Blüten und ist fertig für den Tag. Als zweijährige Pflanze ist er außerdem im Herbst spätestens fertig mit seiner gesamten Lebensplanung.
Für ein Exemplar schien aber so richtig endgültig Feierabend zu sein, denn er lag ausgerissen am Weg herum und trocknete vor sich hin.

Das war in der Rhön in Unter-Franken, wo ich zufällig an einem gemähten Randstreifen zwischen einem Garten und der Straße vorbeikam. Der arme Bocksbart war aber nicht nur gemäht, er war gleich mit Stumpf und Stiel ausgerissen worden. Sowas geht doch nicht! Gut, dass das Rettungskommando vor Ort war und ihn mitgenommen hat!
Wieder zurück am Camper bekam er erst einmal ein Wasserbad spendiert, um sich von der Nahtoderfahrung zu erholen. Ich habe ihn in eine Tasse mit äußerst motivierendem Spruch gestellt, damit es ihm rasch besser geht:
Nun, zuhause angekommen sah das Grün oben rum nicht gerade besser aus, aber wozu hat der Bocksbart eine Speicherwurzel? Ein paar Wochen später und im Kübel ansässig, sieht man jetzt tatsächlich aus der Basis neue Blätter entspringen! Da hat der Gute aber noch mal Glück gehabt.
Merke: Kein Fall ist zu hoffnungslos und es lohnt sich immer, eine Pflanze mitzuschleppen aus dem Urlaub, auch wenn es noch so unbequem ist.
Ob er dieses Jahr noch mal blühen wird? Dann hätte ich immerhin Samen, die wie Löwenzahn mit einem Fallschirm ausgestattet sind, aber in XXL. In die Rhön zurück wird er aber wohl damit nicht fliegen können...