Nein, keine Sorge, das wird jetzt hier kein Roman mit einer Dame namens Iris, die sich im Urlaub unsterblich in einen Gärtner verliebt, der selbstredend Head-Gardener in einem berühmten englischen Garten ist. Wobei ich tatsächlich sagen muss, dass ich mich wirklich im Urlaub unsterblich in Bart-Iris verliebt habe - die sich auch wie ein bärtiger Head-Gardener aufführen kann und Beete mit Freude selbst gestaltet. Dabei durchbohrt sie sonnige Rabatten mit ihren pfeilspitzen Blättern und sieht dann auch nach der Blütezeit adrett aus, wie es einer Dame geziemt.
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Botanischer Garten Jena |
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Vor allem im sandigen Brandenburg scheinen die Iris-Stauden aufzublühen und trotzen der Trockenheit. Die hier habe ich zwischen einem Garten und hohen Bäumen am Weg fotografiert. Diese dunkle, die einfach grandios aussieht, habe ich dort in mehreren Gärten gesehen, sie scheint sich gut zu vermehren und wird vielleicht von Hand zu Hand weitergereicht:
Was Bart-Iris nicht mögen, ist Staunässe, dann faulen die Wurzeln. Deswegen soll man auf zu schweren Böden Sand ins Pflanzloch geben. Andere schwören auf Katzenstreu als Beigabe - das könnte bei zu großzügigen Gaben zu Düngegaben durch Katzen führen...
Im Brandenburger Boden kann man sich solchen Firlefanz meistens sparen, der Boden ist in der Regel gut drainiert. Und das ist er auch im Bielefelder Beet bei uns in der Siedlung unter den schon 25 Jahre alten Kugel-Ahorn-Bäumen. Noch dazu ist es dort eher mager. In das Beet habe ich vor ein paar Jahren Findelpflanzen hingepflanzt - nämlich am Bahndamm weggeworfene Iris, die dort trotz des vielen Schattens gut wächst - wegen Staunässe muss sie sich dort jedenfalls keine grauen Barthaare wachsen lassen.
Im Moment blühen sie - aber nicht alle, ausgerechnet die auf den sonnigsten Plätzen zeigen nur Blätter, wenn auch viele, während die in der zweiten Reihe ganz hübsch aussehen.
Das müsste die Holunder-Iris (Iris sambucina) sein. Keine seltene, teure Sammlersorte (im Gegenteil, noch dazu vom Bahndamm Südseite), aber trotzdem sehr schön, oder?
Im Mai in Brandenburg kam ich dann an einer wilden Müllkippe vorbei, wo haufenweise weggeworfene Bart-Iris-Blätter aus dem mit Rasenschnitt dekorierten Haufen ragten. Ich zog zaghaft an einigen, doch viele waren mit ihren Rhizomen zu tief vergraben und rührten sich nicht. Bei anderen hatte ich aber mehr Glück und konnte eine Handvoll Pflanzen mitnehmen. Nun hatte ich sie zwar noch 1,5 Wochen im Urlaub an der Backe, aber das war's wert. Ist ja auch ein prima Reiseandenken, noch dazu kostenlos. Ich hatte sie in einer flachen Schale gelagert, die ich mit Wasser gefüllt habe, was bei der Fahrt zum nächsten Camping-Ziel natürlich wieder ausgeschüttet werden musste. Bei jedem Umzug habe ich blinde Passagiere in Form von Laufkäfern oder Sand-Ohrenkneifern vorher ausquartiert. So ist die Iris dann noch nach Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gereist, hat jetzt also mit Nordrhein-Westfalen ihr viertes Bundesland gesehen. Hoffentlich ist sie nicht von der Reisekrankheit befallen..
Jetzt hoffe ich, dass sie gut anwachsen und bald blühen werden, damit ich weiß, was ich da eingesammelt habe. Vielleicht eine andere Art oder Sorte? Das wäre fantastisch!