Es ist September und der Sommer damit größtenteils vorbei. Zeit, eine Bilanz zu ziehen. Der April und Mai waren viel zu trocken, den Juni und Juli fanden der Garten und ich dank ein wenig Regen einigermaßen erträglich, der August aber hatte es dann wieder in sich. Es war schrecklich heiß und das Gewitter, das wie ein Paukenschlag die Hitze beenden sollte, streifte uns nur mit wenigen, sehr großen Regentropfen, die aber nicht gereicht haben die Dürre zu beenden - und dann wurde es bald schon wieder heiß. Der August war schrecklich, am Ende alles trocken, die Regentonnen und meine Batterien leer - ich hatte einfach keine Lust mehr auf Sommer.
Selbst die robuste Bibernell-Rose hatte wohl solche Existenzängste bekommen ganz ohne Wasser, dass sie im August noch einmal blühte. Die Wilde Karde gab auch vorzeitig auf und war dieses Jahr nicht annähernd so groß wie letztes.


Der Garten ribbelte an allen Enden, vieles welkte, doch eine Staude brillierte weiterhin und blühte monatelang ohne Pause und ohne Regen: Der Kaukasus-Gamander (Teucrium hircanicum), eine extrem trockenheitsverträgliche Staude mit lila Blütenkerzen, die unermüdlich erscheinen. An ihr kann man getrost mit der Gießkanne vorbeigehen, denn:
Alles welkt und knickt und bricht, nur diese eine Pflanze nicht!
Am 23. August sah der Kaukasus-Gamander so aus. Ein bisschen gebeutelt zwar, aber grün und blühend - und da sind sogar noch eine ganz neue Blütenkerzen in Arbeit!
Die Art ist von der Türkei bis in den Iran verbreitet und wächst dort in Wäldern, Gebüschen und auf Wiesen. Daher kommt auch ihre Toleranz für Halbschatten. Sogar unter den Fittichen vom Echten Alant wächst bei mir eine Pflanze bei recht wenig direkter Sonne - obwohl man sagen muss, dass seine Selbstaussaat ihn eher in Richtung Sonne treibt und er durch andere Stauden verschattete Plätze auch mal räumt.
Ich habe diesen Gamander vor Jahren als Samen erhalten und seitdem wächst er in meinem Garten. Er ist eine treue Seele, sät sich wirklich prima selbst aus und man kann nach Herzenslust weitere Exemplare in den Beeten verteilen - auch, um seine Standortamplitude zu testen. In jedem Fall ist er vollkommen winterhart.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis in den Oktober. Man ist immer versucht, verblühte Kerzen abzuschneiden, aber dann bringt man die Schillerwanzen um ihre Samennahrung.
Am Laub leben Zikaden und auch Blütengäste gibt es immer reichlich, nicht nur Honigbienen und Hummeln. Diese Baby-Dickfühlerweichwanze kann es anscheinend kaum erwarten, dass sich die Blüten öffnen:
Eine Silberschuppen-Rundstirnmotte (Prochoreutis sehestediana) mit ihren dezenten blauen Punkten auf den Flügeln sitzt hier auf dem immer etwas runzligen Laub. Die Raupen fressen an Helmkraut, das gleich daneben wächst - ob sie vielleicht doch auch am Gamander Eier ablegt?
Der Kaukasus-Gamander kann den in der Gartengestaltung schon inflationär verwendeten Steppen-Salbei ergänzen oder ersetzen. Alles in allem ist er eine recht stabile Staude, die immer wacker aufrecht steht und sich so schnell durch nichts umwerfen lässt. Nicht mal durch wochenlange Dürre und Hitze - und erst recht nicht durch Schnecken!









Hallo Elke,
AntwortenLöschenden Gamander finde ich sehr hübsch. Ich habe dieses Jahr den immergrünen Gamander gepflanzt und er wird auch von vielen Insekten besucht. Vom Steppen-Salbei gedeiht bei uns nur der weiße 'Adrian' wirklich gut, da ist das tatsächlich eine schöne Alternative.
Viele Grüße
Susanna
Hallo Elke,
AntwortenLöschender anspruchslose Gamander hält auch in unserem Garten am schlechtesten Standort durch, er bleibt da zwar recht klein, aber er bleibt.
Du schreibst von Samennahrung für die Schillerwanzen - ich habe im Sommer beobachtet, dass an den Samenständen von Smyrnium massenhaft Feuerwanzen sitzen, ich konnte mir das nicht erklären, aber anscheinend fressen Wanzen Sämereien. Interessant. Oder tun das nur Schillerwanzen am Gamander und die Feuerwanzen wollten an den Samen was anderes ?
Bei euch war die Trockenheit offenbar noch schlimmer als bei uns . normalerweise kriegen wir hier sehr wenig Regen ab, unsere kleine Ortschaft liegt äußerst ungünstig, die Wolken machen immer einen großen Bogen und ziehen Richtung Isar ab, aber in diesem Jahr haben wir doch hin und wieder ein paar Tropfen abbekommen.
Viele Grüße
Inge
Hallo Inge,
Löschengenau, viele Wanzen saugen an Samen, wie Schiller- und Feuerwanzen. Es gibt aber auch viele räuberische Wanzen.
Viele Grüße
Elke
Eine spannende Pflanze. Mal gucken, ob ich die im nächsten Jahr in den Garten holen kann. Deine Insektenfotos sind wieder toll, auch dass du immer die Namen kennst.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße – Elke
leider war es auch trocken bei dir * aber so schöne bienen auf der "germandrée du Caucase" und die fotos zeigen sie sehr gut ! hier entlang eines kleines baches sah ich in der grösste hitze solche art blumen
AntwortenLöschenlieber gruss
mo
Den Kaukasus-Gamander hat man mir als Trockenkünstler verkauft und da ist wirklich immer was los. Das mit dem eigenständigen Aussäen habe ich noch nicht beobachtet. Vielleicht helfe ich ihm hier mal ein bisschen nach...
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Wieder ein lehrreicher Gang durch deinen Garten. Dabei habe ich festgestellt, dass ich die Schillerwanze noch nie gesehen habe, sie fehlt noch in meiner Sammlung. Ebenso die schöne Rundstirnmotte, ich wünschte, sie würde sich mal in unserem Wintergarten verirren. Ja, es herbstelt schon an einigen Stellen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Edith
Ich habe mir letztes Jahr ein paar kleine Pflänzchen aus den Pflasterfugen bei unserem Pfarrzentrum mitgenommen. Sie haben sich prächtig entwickelt. Ich kann bestätigen, dass die Pflanzen sehr anspruchslos und trockenheitsverträglich sind. Und sie sehen auch noch sehr hübsch aus!
AntwortenLöschenViele Grüße von
Margit
Hallo Elke, Dein letzter Satz war der wichtigste für mich in Deinem Text. Ich mag den Gamander nämlich genau deshalb besonders gern, weil ihn die Schnecken in Ruhe lassen. Aber seine Blüten finde ich auch hübsch. Auf seine Trockenheitsresistenz konnte ich ihn in diesem Jahr nicht über einen längeren Zeitraum testen, denn bei uns im kühlen Norden hielt es sich mit der Hitze in Grenzen - sehr zu meiner Freude. Der Gamander wächst bei mir überall dort, wo er mag. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich ursprünglich zu ihm gekommen bin.
AntwortenLöschenEinen herzlichen Gruß schickt Dir Marianne
Den immergrünen Gamader habe ich vor kurzem in mein Sandbeet gesetzt, so wie ich es bei der Rietberger Staudengärtnerei gesehen habe. Den hohen Kerzengamander habe ich seit letztem Jahr als Ableger bekommen, weil er in trockenen, schattigen Bereichen auch blüht. Man hat mich gewarnt, dass er sich gerne aussät, doch noch hält sich der Nachwuchs zum Glück in Grenzen.
AntwortenLöschenEin feines Wochenende wünsche ich dir - lieben Gruß von Marita