Samstag, 24. Juni 2023

Von getupften Fliegern und Flokatis

Ich bin euch ja noch eine Antwort schuldig, welcher Schmetterling sich aus den Raupen entwickelt hat, sie winters wie sommers das Falllaub unter meinem Kaffeestrauch auffuttern und so für Humus sorgen. Ihr könnt es sicher kaum erwarten, den kleinen Flattermann zu sehen, oder? Oder??



 

Hier ist er also. Klein, aber sehr hübsch getupft. Und nicht sehr langlebig.

Es sind auch noch Raupen da und außerdem wollen die Falter sicher Eier legen. Nun ist es aber so, dass der Kaffeestrauch im Sommer nur wenig Blätter verliert. Was sehr gut ist, sonst wäre er kahl, wenn der Blattfall in der selben Geschwindigkeit wie im Winter ablaufen würde. Was aber soll ich den Raupen anbieten? Zu meiner großen Freude muss ich ihnen nur alte vergiblte Blätter vom Spathiphyllum unter den Kaffeestrauch legen, das wird sofort begeistert angenommen und weggemampft. Meinen Haustieren soll es ja gut gehen.


Draußen auf der Terrasse an der Minze fand ich die Tage andere illustre Gesellen. Da rannten kleine Flokatis über die Blätter wie aufgezogene Spielzeuge. Die kleinen weißen Pelztiere sind über und über mit Zotteln besetzt wie schlohweiße Rastafaris. 

 





Man darf nicht zu sehr an den Pflanzen rütteln, dann fallen die Tierchen vom Stängel und wenn man sie auf den Finger nimmt, fallen anschließend die Zotteln ab, denn es sind nur Wachsausscheidungen, die ständig neu produziert werden können.

Hier kann man es sehen, den habe ich vom Boden aufgehoben und ihn dabei ein bisschen zurm Glatzkopf gemacht:

 

Auch nach jeder Häutung muss die Frisur erstmal wieder gerichtet werden. Sie wirkt sicher gegen Fressfeinde, die dann glauben, sie hätten in eine Kerze gebissen, und nur mehr Wachs zwischen den Zähnen, während der rasende Teppich längst über alle Berge ist.

 

Was aber sind diese Bettvorleger? Sind sie schädlich, immerhin sehen sie sehr nach Wolllaus aus? Nein, sie sind sogar sehr nützlich, denn es handelt sich um Larven von Zwergmarienkäfern (Scymnus). Die futternden Flokatis suchen nach Blattläusen und anderen Tieren, die wir nicht auf den Pflanzen haben wollen. Also behandelt sie gut und schüttelt sie nicht herunter.

Samstag, 17. Juni 2023

Landesgartenschau Höxter

Höxter: Die Landesgartenschau, wo Milch und Honig fließen. Naja, nicht ganz, aber tatsächlich durften wir in Höxter unsere Finger in Bienenwaben piksen, um Honig zu naschen (vermutlich sehr zum Unmut der Bienen, die hinter unserem Vandalismus aufräumen mussten) und außerdem gab es ein Erdbeerfeld, wo man verkosten durfte. So etwas habe ich noch bei keiner Veranstaltung erlebt - es hatte erst etwas von Anarchie- darf man die Erdbeeren wirklich pflücken?. Wir haben uns hoffentlich zurückgehalten und am Ende keinen rotverschmierten Mund.

Aber von vorn: Zunächst betritt man das Gelände durch die Pforten von Kloster Corvey, Weltkulturerbe und durch die Gartenschau deutlich aufgewertet. Dann befindet man sich im Remtergarten zwischen Kloster und Weser, nur durch eine Klostermauer vom Fluss getrennt, und muss erst einmal Vokabeln lernen - wer oder was ist denn bitteschön ein Remter? Das ist ein Speise- oder Versammlungssaal in einem Kloster, ach so. Und daneben ist eben der Garten, der gut mit Obst und Gemüse bestückt wurde, wie es sich für ein Kloster und einen anständigen Remtergarten gehört (da habe ich ja richtig was gelernt!).

Es befinden sich Brunnen zwischen den Kräuterparzellen, die auch von Singvögeln gern genutzt werden zum Trinken. Außerdem dürfen Rauchschwalben ins Klostergebäude fliegen, da war ich natürlich schon wieder ganz angetan von. Man sieht hier aktuell Rosen, Fingerhut und eine große Anzahl an Zierlaucharten.












 

Verlässt man die Klostermauern, findet man sich am Weserbogen wieder und es wird plötzlich alles zu einer weiten Landschaft mit Blumenacker, Erdbeerfeld, Weiden und kleineren Gärten, wo auch der Bienenstock steht.









 

Am hinteren Ende, wo es an der Weserpromenade weitergeht, findet sich das Naturgartenforum mit Natternkopf, Margeriten, Totholz, Teich, kunstvollen lebenden Flechthecken und auch Gemüse.




 




Weiter geht es an der Weser lang, bei der Hitze kommt der Oasengarten mit Wasserbecken ganz gelegen. In Höxter muss man das Gelände dann verlassen und durch die Altstadt zum zweiten Teil der Gartenschau, der Wallanlage. Hier gibt es neben Staudenbeeten an der Stadtmauer auch Mustergärten mit Vertikal- und Dachbegrünung, einen Unkrautgarten - und in einem Garten sind Teller eingepflanzt wie ein Lindwurm - na, wer macht es im Garten nach, anstatt einen Polsterabend zu veranstalten?





Zum Schluss haben wir noch ausgiebig die Liegestühle getestet - und dabei ist mir mein Schlüsselbund abhanden gekommen, was ich natürlich erst zuhause gemerkt habe. Den Schlüsseln hatte Höxter offenbar so gut gefallen, dass sie dableiben wollten. Am nächsten Tag habe ich bei der Landesgarten angerufen, der Schlüsselbund wurde glücklicherweise gefunden und sofort an mich zurückgeschickt, mit einem Brief dabei, dass ich doch gerne noch einmal vorbeischauen soll. Nicht nur, dass sie so einen guten Service geboten haben, sie wollen mich trotz des Erdbeerfutterns und meiner Schussligkeit sogar noch mal auf der Gartenschau begrüßen! Alles in allem hat Höxter also einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.

Wenn ihr auch Erdbeeren naschen wollt, nur zu, fahrt noch im Sommer hin!

Samstag, 10. Juni 2023

Goldlack auf Reisen

Neulich bin ich über die grüne Grenze ins Nicht-EU-Ausland gelaufen. Am Bodensee ist das recht einfach, man kann komfortabel jede Menge Ausland erreichen. Es gab schöne Blumenwiesen, einen kleinen Nutztierzoo und einen Aussichtsturm. Es gab aber auch einen Park, bei dem gerade der Wechselflor gewechselt wurde. Wechselflor, das sind diese armen Gewächse, die ihren Lebenszyklus nicht abschließen dürfen, weil sie in den Müll kommen, sobald auch nur die erste Blüte welkt. Stiefmütterchen sind die Klassiker im Wechselflorbeet, wo sie auch entsprechend stiefmütterlich behandelt werden. In diesem Fall handelte es sich aber um blaue Vergissmeinnicht und orangefarbenen Schöterich. Es könnte die Sorte 'Orange Glow' sein.



Und der war schon in großen Teilen herausgezogen und in Eimern gesammelt worden, wo alle Pflanzen vor sich hin trockneten. Schöterich kann aber mehrjährig sein, und wenn nicht, besteht die Chance, dass er sich aussamt. Ein Gärtner war gerade nicht zu sehen. Ich konnte nicht widerstehen und habe einen Schöterich mitgenommen. Eine Spur von orangefarbenen Blütenblättern hinterlassend bin ich noch eine Runde durch die Blumenwiesen gegangen, damit der Schöterich auch mal sieht, wie gut Pflanzen es haben können, und dann wieder zurück nach Deutschland.



Interpol hat bisher vergeblich versucht, den goldenen Schöterich wiederzufinden, trotz der Blütenblattspur.

Die Pflanze ist dann mit nach Mittelfranken gekommen, wo sie feierlich an ihren neuen Besitzer übergeben wurde, der ihr hoffentlich ein artgerechtes sonniges Leben bieten kann. In meinem Garten wäre es zu schattig und bis nach Hause wäre vermutlich kein einziges Blütenblatt mehr dran gewesen.

Also: Stauden statt Wechselflor, finden auch die Bodenlebewesen!


Samstag, 3. Juni 2023

Elefanten-Alant

Alant reimt sich nicht umsonst auf Elefant. Zumindest der Echte, ausgestattet mit dem schönen botanischen Namen Inula helenium. Da ist man mal zwei Wochen im Urlaub und er hat gleich den Ehrgeiz entwickelt, Bodendecker und Sichtschutz in Personalunion zu werden. Nur gut, dass er seit letztem Herbst hinter Gittern wohnt. Da haben wir nämlich die marode Süßkirsche in der Mitte des Gartens gefällt und das Beet mit einem Staketenzaun eingekreist. Was im Winter etwas überkandidelt aussah, ergibt mit Alantfüllung nun endlich richtig Sinn - die mächtige Staude wird gebändigt und gebündelt, bevor sie auch noch den Rasen belegt mit ihren riesigen Blättern. Irgendwie bin ich auch froh, dass die Süßkirsche, die von Anfang an Gummifluss samt aauplatzender Rinde hatte, nun kein Verkehrshindernis mehr darstellt. Das wurde alles zu eng im Reihenhausgarten.

Das war er vor dem Urlaub, am 12. Mai - hier tut er noch so schüchtern:

 


Und das am 27. Mai, da schlägt er schon ordentlich über die Stränge:




Der Echte Alant ist eine herrliche, sonnengelb, aber zerzaust blühende Staude, die sich viel Zeit lässt, bis sie zur Höchstform aufläuft. Ein kleines Staudentöpfchen braucht Jahre, bis die Pflanze zum ersten Mal blüht, geschweige denn bis sie so elefantös auftritt - und noch mehr blüht. Man darf nicht zu ungeduldig sein. Auch die Blütenknospen sind bei aller Ungeduld nicht leicht zu entdecken, die verschanzen sich in immer mehr verhüllenden Blättern, man dringt nie bis zu Pudels Kern vor.


Aber die Laubblätter sind an sich schon sehenswert, nicht nur wegen der schieren Größe. Unterseits sind sie beharrt und tragen ein feines Muster, oberseits wirken sie eher wie Reibeisen und immer sind irgendwo Ameisen darauf zu finden.


Im Hochsommer wird er dann blühen und gelbe Sonnen strahlen lassen. Das sind dann auch die einzigen Staudenblüten im Garten, die ich mir von unten angucken muss, weil ich zu klein bin, um draufzuschauen. Das ist ein bisschen lästig, wenn man Blütenbesucher fotografieren will, aber die wollen ja auch mal ihre Ruhe haben...




 

Ich finde den Echten Alant echt spitze!