Vor der Haustür steht eine Rose. Nicht irgendeine und noch nicht mal auf gewöhnlichem Wege beschafft. Kaufen wäre ja zu einfach, ich musste natürlich wieder die günstige Variante wählen: Meine 'Rose de Resht' habe ich wurzelnackt als Ausläufer auf einer Tauschbörse bekommen. Die ist vor dem Haus auch ganz gut aufgehoben. Da wird man - zumindest zur Blütezeit - gleich von ihrem Duft empfangen und der Briefträger wird unverzüglich milde gestimmt, sollte sie mal mit einem Zweig nach ihm angeln.
Seit ein paar Wochen hat diese duftende Rose auch einen standesgemäßen Staketenzaun bekommen, der gut zu dieser bauerngartentauglichen Pflanze passt. Das ist deswegen passiert, weil der Buchsbaumzünsler die Hecke zerstört hat. An diesem Zaun beißt er sich jetzt aber die Zähne aus, soviel steht fest. Schön lichtdurchlässig ist diese Begrenzung auch, was die Stauden und die Rose freut, die sicher auch froh ist, dass sie die lästige Wurzelkonkurrenz los ist. Sie hat den Zünsler bestimmt sogar noch angefeuert, das sehe ich an ihrer Schamesröte.
Und weil nun im Eingangsbereich alles soweit ganz bauerngartenartig aussieht und auch so riecht, wollte ich das Parfum der 'Rose de Resht' auch ins Haus holen. Damit das länger hält, dachte ich, Rosenmarmelade wäre doch mal eine prima Idee.
Als Rezept habe ich mir dieses hier von einer Bloggerkollegin ausgesucht, weil die Maßangaben so schön konkret waren, anstatt 10 Handvoll Blütenblätter anzugeben (Männer- oder Frauenhände?), steht dort 50 Gramm. Damit kann man doch arbeiten.
Also morgens raus in den Vorgarten und Blüten gepflückt, dann alles rauf auf die Feinwaage. Und da staunt man ja, wieviele Blütenblätter doch 50 g ergeben. Und die Blüten waren sogar noch regennass. Ich habe erst einmal die gepflückt, die sowieso am Abblühen waren, das tut dem Geschmack keinen Abbruch.
Als ich alles erbeutet hatte, habe ich es nach Anleitung gekocht, aber am Ende noch Agar-Agar für 200 ml zugegeben, damit es geliert. Ich habe faulerweise darauf verzichtet, den gelben Ansatz an jedem der unzähligen Blütenblätter abzuschneiden, bitter ist es trotzdem nicht, auf Madame 'Rose de Resht' ist Verlass.
Und dann staunt man noch einmal, wie wenige kleine Gläser man mit der Masse vollbekommt. Eine winziges volles und noch ein winzigeres nur halbvoll. Aber wenn ich 100 g geerntet hätte, wäre wohl keine einzige Blüte mehr am Strauch gewesen.
In der Küche riecht es nun seit Stunden herrlich nach Rosen. Das hier ist ein Butterbrot mit der Marmelade auf selbstgebackenem Sauerteigbrot mit Roggenvollkornmehl:
Dann bin ich übermütig geworden und haben auch noch Rosenlikör angesetzt, Zutaten:
- 15 g Blütenblätter
- 700 ml weißer Rum
- 150 g weißer Kandis
- 1 halbe Biozitrone, in Scheiben geschnitten
Hier sieht man, wieviele Blütenblätter 15 g sind:
Nun das Gebräu 4-6 Wochen stehen lassen, öfter schütteln und dann abfiltern. Prost.