Freitag, 29. Mai 2020

Marmelade - in Gold aufgewogen

Vor der Haustür steht eine Rose. Nicht irgendeine und noch nicht mal auf gewöhnlichem Wege beschafft. Kaufen wäre ja zu einfach, ich musste natürlich wieder die günstige Variante wählen: Meine 'Rose de Resht' habe ich wurzelnackt als Ausläufer auf einer Tauschbörse bekommen. Die ist vor dem Haus auch ganz gut aufgehoben. Da wird man - zumindest zur Blütezeit - gleich von ihrem Duft empfangen und der Briefträger wird unverzüglich milde gestimmt, sollte sie mal mit einem Zweig nach ihm angeln.




Seit ein paar Wochen hat diese duftende Rose auch einen standesgemäßen Staketenzaun bekommen, der gut zu dieser bauerngartentauglichen Pflanze passt. Das ist deswegen passiert, weil der Buchsbaumzünsler die Hecke zerstört hat. An diesem Zaun beißt er sich jetzt aber die Zähne aus, soviel steht fest. Schön lichtdurchlässig ist diese Begrenzung auch, was die Stauden und die Rose freut, die sicher auch froh ist, dass sie die lästige Wurzelkonkurrenz los ist. Sie hat den Zünsler bestimmt sogar noch angefeuert, das sehe ich an ihrer Schamesröte.








Und weil nun im Eingangsbereich alles soweit ganz bauerngartenartig aussieht und auch so riecht, wollte ich das Parfum der 'Rose de Resht' auch ins Haus holen. Damit das länger hält, dachte ich, Rosenmarmelade wäre doch mal eine prima Idee.

Als Rezept habe ich mir dieses hier von einer Bloggerkollegin ausgesucht, weil die Maßangaben so schön konkret waren, anstatt 10 Handvoll Blütenblätter anzugeben (Männer- oder Frauenhände?), steht dort 50 Gramm. Damit kann man doch arbeiten.




Also morgens raus in den Vorgarten und Blüten gepflückt, dann alles rauf auf die Feinwaage. Und da staunt man ja, wieviele Blütenblätter doch 50 g ergeben. Und die Blüten waren sogar noch regennass. Ich habe erst einmal die gepflückt, die sowieso am Abblühen waren, das tut dem Geschmack keinen Abbruch.

Als ich alles erbeutet hatte, habe ich es nach Anleitung gekocht, aber am Ende noch Agar-Agar für 200 ml zugegeben, damit es geliert. Ich habe faulerweise darauf verzichtet, den gelben Ansatz an jedem der unzähligen Blütenblätter abzuschneiden, bitter ist es trotzdem nicht, auf Madame 'Rose de Resht' ist Verlass.




Und dann staunt man noch einmal, wie wenige kleine Gläser man mit der Masse vollbekommt. Eine winziges volles und noch ein winzigeres nur halbvoll. Aber wenn ich 100 g geerntet hätte, wäre wohl keine einzige Blüte mehr am Strauch gewesen.



In der Küche riecht es nun seit Stunden herrlich nach Rosen. Das hier ist ein Butterbrot mit der Marmelade auf selbstgebackenem Sauerteigbrot mit Roggenvollkornmehl:


Dann bin ich übermütig geworden und haben auch noch Rosenlikör angesetzt, Zutaten:

  • 15 g Blütenblätter
  • 700 ml weißer Rum
  • 150 g weißer Kandis
  • 1 halbe Biozitrone, in Scheiben geschnitten

Hier sieht man, wieviele Blütenblätter 15 g sind:


Nun das Gebräu 4-6 Wochen stehen lassen, öfter schütteln und dann abfiltern. Prost.

Samstag, 23. Mai 2020

Blumenzwiebeln pflanzen: Auf die harte Tour

Blumenzwiebeln pflanzt man im Herbst, mindestens mal die ganz dicken, wie Zierlauch, Narzissen und Tulpen. Mit Laub dran, also "in the green", setzt man Schneeglöckchen, doch man ist ganz schön arbeitswütig und waghalsig, wenn man sich Tulpen und Allium auch mit Laub dran in den Garten holt. Aber manchmal muss man vom gewohnten Weg abweichen, um kostenlose Blumenzwiebeln zu bekommen. Dass am oberen Ende eben noch was Grünes baumelt, ist dann eben so: Geschenktem Lauch schaut man nicht ins Laub. Oder so ähnlich.

Jedenfalls hatte der botanische Garten dieses Jahr ganz wunderprächtige und farblich sagenhaft aufeinander abgestimmte Tulpenbeete zu präsentieren.



Und wie das immer so ist bei diesen Schaubeeten, dürfen die Tulpen hier nicht in Ruhe ihren Lebensabend genießen, sondern müssen Platz machen für Neues. Und zwar schleunigst. Kaum steht bei den zweistelligen Kalenderwochen die 2 vorne, muss alles raus. Ich hatte vorher angefragt, ob ich beim Tulpenretten helfen darf. Prompt wurde mir der Termin genannt, also nix wie hin.

Einmal den Einkaufskorb vollgemacht mit den schönsten Tulpen. Was vorher nicht zu sehen war, weil er noch nicht blühte: Darunter war auch zaudernder Zierlauch, noch in Knospe. Der musste jetzt auch raus, das war dann Pech, dass er seinen Blühtermin verpasst hatte, Gnade gab's trotzdem keine.






Zuhause war es dann nicht gerade ein Vergnügen, die Pflanzen mit ihren meist meterlangen Blütenstielen in den Boden zu bekommen. Dank der wochenlangen Regenpause rieselten die Pflanzlöcher immer wieder zu.

Irgendwann war das auch geschafft, alle Rodungsopfer waren in der Erde und frisch angegossen. Erst sah das auch durchaus ganz nett aus. Doch dann glichen die Tulpen eher Glockenblumen mit hängenden Blüten. Zu groß war der Kulturschock des Rausrupfens und Umsetzens. 







Nur die schwarze Sorte 'Black Hero' und diese dunkel gestreifte hielten sich besser. Ich habe sie zum schon vorhandenen Allium aflatunense gesetzt.




Und der gigantische Zierlauch ist auch nicht von schlechten Eltern. Die Knospen waren schon fantastisch, jetzt blühen dunkel violette Blütenkugeln auf ewig langen Stielen - Beine bis zum Hals hat dieses Allium! Wirklich beeindruckend, nur den Sortennamen kenne ich nicht, mittlerweile tippe ich aber auf Allium altissimum 'Goliath' bzw. 'Samson'.



Hier mit Bad-Hair-Day, aber das verwächst sich wieder:





Der Zierlauch wird hoffentlich auch in den Folgejahren noch blühen. Bei den Tulpen weiß man's nicht so genau. Einmal sind sie bei Wühlmäusen begehrt, andererseits neigen diese hochgezüchteten Sorten ab dem zweiten Jahr gern zum Streiken.

Naja, gucken wir mal. Für einen kurzen Moment hatte ich jedenfalls Prachtbeete mit einem Hauch Sensationsgier wie im botanischen Garten...

Samstag, 16. Mai 2020

Fünf Blütenblätter sollt ihr sein

Das ist ihr Markenzeichen: Fünf blaue Blütenblätter rund um eine weiße Blütenmitte. Das ist auch schon das Flauschigste an der Pflanze, der Rest ist borstig und nicht gerade kuschlig. Keine Staude also, die man zum Muttertag verschenkt, auch wenn sie dann gerade so schön blüht: Die Immergrüne Ochsenzunge (Pentaglottis sempervirens) zählt vielleicht nicht zu den Prachtstauden, ist aber unglaublich zäh, verträgt lichten Schatten, versamt sich in Eigenregie und man muss sie nie gießen.





Nur das Ausputzen der braun gewordenen Blütenstände ist etwas lästig, weil die borstigen Stiele die Haut ein bisschen irritieren können. Aber wozu gibt es Handschuhe? 

Ich habe einige Exemplare hinten im Garten. Alles hat mit einem einzigen angefangen, das auch immer noch lebt - nach 10 Jahren! Da diese Pflanze also dieses Jahr Jubiläum feiert, darf sie sich mal wieder einen eigenen Blogartikel wünschen.


Obwohl das alte Raublattgewächs das gar nicht nötig hätte, denn anscheinend finden die Suchanfragen meinen Blog zuverlässig, denn die Staude ist eine Rarität, im Handel kaum zu finden. Und so bekomme ich öfter Anfragen, hauptsächlich von Imkern, die eine zuverlässige Bienenweide suchen. Manche schicken netterweise gleich das Porto vorab mit, damit ich ihnen Samen schicke. Keimen tut das Saatgut kinderleicht.

Bei Insekten ist die Pentaglottis wirklich rasend beliebt. Hummeln, Honigbienen und Mauerbienen findet man jeden Tag an den blauen Blüten, die in der Handhabung auch ganz einfach sind: Einfach den Bienenrüssel in den weißen Punkt stecken. Zum Pollensammeln scheint sie daher weniger geeignet, aber irgendwie muss sie ja auch bestäubt werden, denn mit der Potenz hat sie zumindest keine Probleme.




Also nach 10 Jahren immer noch ein Rätsel.

Auch diese Wanze mit Herz, eine Wiesenwanze, schätzt die Pflanze, hat aber vermutlich eher Zerstörerisches im Sinne.

Dieses unbekannte, wunderschön goldene Osmia-Männchen habe ich bisher nur auf der Pentaglottis gefunden, leider immer ohne Weibchen:




Da die Samen ein Eleiosom haben, das Ameisen gern verspeisen, tragen sie die Saat im ganzen Garten herum und wohl auch in den Kompost, von wo man sie noch weiter im Garten verteilt.

Komischerweise habe ich die Pentaglottis noch nie außerhalb meines Garten gesehen, ob sie immer gejätet wird?

Eigentlich schade, denn gerade jetzt im Mai zaubert sie einen wiesenartigen Effekt in den Garten, tatkräftig unterstützt von Geranium phaeum.




Ich mag ihre fünf Blütenblätter jedenfalls!

Samstag, 9. Mai 2020

Kohl vom Kompost

Gibt es eigentlich zweijähriges Gemüse, das auch im zweiten Jahr noch gut aussieht und bei genug Platz, und wenn man keine Samen ernten möchte, auch mal im Beet bleiben darf? Die Schönheitskönige unter den Gemüsen, wie Mangold zum Beispiel, sehen doch während der Blüte nur untenrum noch halbwegs adrett aus, die Blüte ist dagegen nichts, was man sich freiwillig ins Blumenbeet holen würde, außerdem duftet sie nicht gerade nach Rosen.

Klar, Möhren sehen natürlich super aus, wenn sie im zweiten Jahr blühen, und Pastinaken erst, allerdings will man da ja den Teil essen, der unter der Erde wächst, und wenn man das getan hat, blüht da oben auch nichts mehr.

Wir suchen also ein Gemüse, das man erst nach Herzenslust abernten darf, dann im Beet lässt, um sich im zweiten Jahr an einer sagenhaften Blüte zu erfreuen. Samen ernten kann man dann auch noch, wenn man möchte.

Ich habe es mal mit Palmkohl ausprobiert. Der sieht schließlich immer super aus. Eigentlich war das nur Zufall und eine fixe Idee, als ich im Herbst einen weggeworfenen Kohlstrunk mit Wurzel auf einem Komposthaufen gefunden habe. Den habe ich einfach im Garten wieder eingepflanzt, obwohl er schon ziemlich zerrupft aussah.

Und das hat sich am Ende als großer Glücksfall herausgestellt, sowohl für den Kohl als auch für mich. Und für die Insekten.



Aber noch mal von vorne: Erst sah das gute Stücke nach nichts aus als nach kompostierbaren Essensresten.



So hat er sich entwickelt: Als ich schon dachte, da tut sich nichts mehr, erschienen doch aus allen Ecken neue Blätter.



Seit Anfang April blüht der Kohl nun schon und noch immer sind Knospen da. Zu den Blütenbesuchern gehören der Aurorafalter, Grünader-Weißling, Hummeln, die Rotschopfige Sandbiene, Mauerbienen, Masken- und Furchenbienen, weswegen auch schon mal eine Grüne Krabbenspinne auf der Lauer lag.







Und jetzt wird es tatsächlich noch mal schöner, denn die Blüten des Zierlauchs (Allium aflatunense) haben sich zwischen die Kohlblüten gedrängelt und bilden mal wieder meine diesjährige liebste Farbkombi: Lila und Gelb.







Man sollte also öfter Gemüse blühen lassen - zumindest bei Kohlgewächsen ist das spektakulär genug und macht den Insekten eine große Freude.