Samstag, 29. Januar 2022

Waldgarten - Schlaraffenland im Schatten?

Jeder, der einen zunehmend schattigen Garten hat, hat sich sicher schon gefragt, ob das nun das Ende ist vom Gemüse, vom Obst, vom Liegestuhl in der Sonne und überhaupt, ob jetzt die Schattenseiten des Lebens anbrechen und es vorbei ist mit Dolce Vita.

Da klingt die Idee eines Waldgartens doch nicht schlecht, oder? Dabei geht es darum, zusammen mit Gehölzen einen Garten zu schaffen, in dem sich möglichst viel ernten lässt. Die Sträucher und Bäume werden danach ausgewählt, ob sie etwas Essbares hergeben würden - am besten auf jeder Ebene, von der Kraut- über die Strauch- bis zur Baumschicht. Es darf durchaus auch gerankt werden, der Kaukasische Rankspinat ist zum Beispiel hier ein heißer Kandidat, der sich am laufenden Meter ernten lässt und wie Spinat zubereitet wird. Der Clou dabei ist, dass es durchaus noch sonnige Stellen geben muss, um Gemüse anbauen zu können, es ist also eher ein Waldrandgarten. Durch die Gehölze erhöht sich aber die Artenvielfalt, sodass Schädlinge eher weggefuttert werden als in einer - wenn auch super sonnigen - großen Monokultur. Zusätzlich werden die Nährstoffe des Bodens optimal genutzt, weil alle Pflanzen in unterschiedlichen Tiefen nach ihnen fahnden.

Der Haupt-Verlag hat ein Buch zu diesem Thema herausgebracht: Praxisbuch Waldgarten von Volker Kranz und Frederik Deemter:

 


Auf dem Titelbild sieht man schon, wohin es führen soll: Eine Lichtung dient der Anzucht von "normalem" Gemüse, die weiteren Bilder zeigen, dass auch Pilze und nicht ganz gängige Früchte im Fokus sind.

Der erste Teil des Buches widmet sich den vielen planerischen Fragen. Was kann und darf man aus einem Grundstück machen, das im Grundbuch als Wiese eingetragen ist? Was ist mit einem Waldgrundstück? Rechtlich kann das durchaus kniffelig sein, denn man darf in einem Forst nicht einfach eine Ölweide pflanzen, weil sie kein offizieller Forstbaum ist. Eine Esskastanie würde aber gehen. Am besten ist es aber, wenn man einen Hausgarten hat, da darf man sich viel mehr erlauben. Allerdings darf er auch nicht allzu klein sein. Im Buch sind 700 qm schon grenzwertig, da muss ich mit meinem Kleinstgarten gar nicht erst anfangen, einen Waldgarten anlegen zu wollen.

Ein Thema ist auch die Frage, wie man mit der Sukzession umgeht. Nicht nur im älter werdenden Waldgarten, sondern auch bei der Umgestaltung eines Grundstücks. Wie schneidet man die Bäume und welche dürfen bleiben? 



Auch viele praktische Kniffe werden erörtert. Zum Beispiel, dass es sehr, sehr unangenehm werden kann, Brombeeren unter eine Walnuss zu pflanzen, wenn man die Nüsse wiederfinden möchte. Bis einer heult. Und die Brombeere wird es nicht sein, die heult, denn die gewinnt ja immer. Auch die Frage: Gießen oder nicht, wird gestellt. Und wie viel Ertrag kann man erwarten bei wie viel Arbeitseinsatz? Ganz klar wird gesagt: Wer nicht viel tun will im Waldgarten, wird nicht satt werden.

 

Der zweite Teil handelt von den Pflanzen und Pilzen, die man anbauen kann, und davon, was man mit ihnen anstellt. Tabellen ergänzen die bebilderten Pflanzenportraits. Gewarnt wird vor Pflanzen, die invasiv sein können.


Ich habe im Buch viele Anregungen bekommen, weiß aber nun auch, dass mein Garten nicht zum Waldgarten taugt. Die Lichtung wäre schon eine arg kleine. Mit dem Park nebenan und den umliegenden Grundstücken lebe ich allerdings wiederum in einem parzellierten Waldgarten. Da wäre es klug, Gehölze zu setzen, die man auch in der Küche nutzen kann. Wenn da nur nicht die Wildbienen wären, für die ich auch so viele Sträucher brauche. Ein guter Kompromiss sind Beerensträucher, die werden auch von Sandbienen genutzt.

Mein "Waldgarten" mit Zierapfel - der ist essbar, aber muss auch geschnitten werden, um die Lichtung zu erhalten, hier vor und nach dem Schnitt


Das Buch hat mir gut gefallen, ich werde sicherlich die ein oder andere Idee mitnehmen. Und vielleicht habe ich ja mal ein anderes, größeres Grundstück, wer weiß.

Samstag, 22. Januar 2022

Der kindliche Garten

Was wolltet ihr früher werden, wenn ihr groß seid? Ich wäre gern Malerin geworden, später Tierforscherin, dann Fotografin. Feuerwehrfrau, Astronautin oder Ärztin wollte ich nie werden, und schon gar keine Kindergärtnerin. Und nun bin ich genau das - für den Garten! Entweder spiele ich Feuerwehr und muss gießen, wünsche die Schnecken zum Mond oder bin die Kindergärtnerin. Der Garten räumt nämlich wie ein kleines Kind nie sein Zimmer auf, überall liegen jetzt Blumenzwiebeln herum! Ich sollte ihn wirklich öfter ohne Regen ins Bett schicken. Ständig kann ich hinter dem Garten her räumen und ihn dazu ermahnen, die Blumenzwiebeln da zu lassen, wo sie hingehören, nämlich unter die Erde.

Selbst so eine riesige Allium-aflatunense-Zwiebel wurde an die Oberfläche befördert und ich musste sie wieder einbuddeln, schließlich hat sie schon längst Wurzeln getrieben und möchte gerade jetzt nicht die Bodenhaftung verlieren:


Auch die Schneeglöckchen lassen sich gerne gehen und kullern auf den Beeten herum. Oft sind es sicher die eifrigen Amseln, die auf der Suche nach Würmern kurzerhand mal eben die Zwiebeln umsortieren oder am Blattschopf aus der Erde ziehen.

 


Solche Gelegenheiten darf man sich keinesfalls entgehen lassen, denn es ist die Chance auf einen neuen Schneeglöckchenhorst, ganz ohne sich die Finger schmutzig zu machen oder die Nachbarpflanzen zu gefährden.

Diese winzige Zwiebel klebte sogar ziemlich weit oben an einem alten Herbstanemonen-Blatt, wie auch immer sie dahin gekommen ist:


Das hier könnten herumkullernde Zwiebeln von Allium paradoxum sein, der wächst jedenfalls verdächtig nah dran und spielt gern Murmeln mit seinen Nachkommen:

 



Viel ordentlicher sind da ja die Helleborus-Pflanzen. Die bleiben immer hübsch am Platz und stehen wie die Supernanny über all dem ungezogenen Zwiebelvolk. Das hier ist meine einzige Helleborus purpurascens, die immer besonders früh blüht und vorher sogar ganz penibel ihr Laub wegräumt, damit die schönen Blüten auch gesehen werden.

 

Na, wenigstens bei einigen Pflanzen ist also der Ordnungswahn doch vorhanden - und ich kann sein, was ich viel lieber bin als Kindergärtnerin: Fotografin!

Samstag, 15. Januar 2022

"Heimische Pflanzen für den Garten" 3. Auflage - mit Verlosung!

Ich bin so stolz, dass mein allererstes Buch "Heimische Pflanzen für den Garten", das im Jahr 2016 erschien, soeben in der 3. Auflage gedruckt wurde!

In der 2. Auflage von 2019 ist das Format größer geworden, in der 3. Auflage ist nun aber richtig viel geändert worden - nicht nur das Titelbild. Statt 128 Seiten sind es jetzt 144 - Bücher dürfen natürlich immer gern zunehmen!

Es sind einige hilfreiche Projekte hinzugekommen, um Tiere in den Garten zu locken, außerdem gibt es neue Tabellen. Es wurden aber auch etliche Pflanzenarten ausgetauscht, es ist also ein fast ganz neues Buch geworden und lohnt sich auch für jeden, der schon eine alte Auflage besitzt.

Heimische Pflanzen für den Garten. 100 Blumen, Sträucher und Bäume für Biene & Co. Elke Schwarzer. 3., akt. u. erw. Auflage 2022. 144 S., 128 Farbfotos, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8186-1365-5. € 16,95. 13.01.2022


 

Kaufen kann man es im Buchhandel oder natürlich direkt bei Ulmer.

 

Ich möchte mich bei allen Lesern ganz herzlich bedanken, die durch ihre Buchkäufe mitgeholfen haben, die 3. Auflage möglich zu machen, und daher ein Exemplar verlosen. Hinterlasst bis zum 22.1.2022 hier einen Kommentar, wenn ihr das Buch gewinnen möchtet! Versenden kann ich aus Kostengründen aber nur innerhalb von Deutschland. Viel Glück!


Samstag, 8. Januar 2022

Nichts los im Moos?

Heißt der Frühling eigentlich so, weil er in letzter Zeit immer zu früh kommt? Jetzt kam er schon zum Jahreswechsel und hat Honigbienen, Fledermäuse, Marienkäfer und viele andere Tiere zu voreiligen Schlüssen bewogen. Das wird nicht immer ein gutes Ende nehmen und ist eigentlich kein Grund zur Freude, genauso wenig wie über die ersten Schneeglöckchen, die aus dem Boden spitzen, denn auch sie werden sich noch warm anziehen müssen, wenn doch noch der Winter kommt.

Die milden Tage habe ich immerhin dazu genutzt, zu schauen, was in der Streuschicht meines Gartens so los ist. Besonders beliebt sind diesmal die Blätter vom Echten Alant (Inula helenium). Da sie an dem langen Stängel herumhingen wie dreckige graue Putzlappen, hatte ich sie im Herbst abgezupft und auf die Beete gelegt, damit dieses pflanzliche Aschenputtel nicht ganz so auffällig im Beet herumsteht. Und hier tobt das Leben - alle haben sich gedacht, die großen Blätter sind eine prima Wolldecke und auch eine tolle Speisekammer, immer gut gefüllt mit vegetarischen oder tierischen Spezialitäten, je nach Vorlieben.

Natürlich sind auch die Bunten Kugelspringer (Dicyrtomina ornata) hier ansässig, diese kleinen niedlichen Urinsekten mit den schrillen Farben, die zwar nicht fliegen, aber große Sprünge machen können, wenn sie erschreckt werden.

Kugelspringer auf der Blattunterseite vom Alant

 

Dieser sehr große Springschwanz, vielleicht ein Tomocerus, ist nicht so süß und gefleckt, aber er schillert in den buntesten Farben, da er wie ein Schmetterling mit Schuppen bekleidet ist.


 

Springschwänze neigen auch dazu, im Winter Olympiaden zu veranstalten. Hoch- und Weitsprung sind ja ihre Standarddisziplinen, aber wo immer sich kleine Wasserstellen in Bodennähe bilden, müssen sie unbedingt aufs Wasser. Hier fahren sie dann in Grüppchen aus verschiedenen Arten Schlittschuh, nur ohne Eis.

 




Und wo so viele hüpfende Beutetiere anwesend sind, da ist auch die räuberische Zunft nicht weit. Zu klein, um ihn mit bloßen Auge zu erkennen (also keine Angst, der tut nix), musste ich schon durch das Makro schauen, um zu wissen, wer hier so gut getarnt herumlungerte: Eine Moosskorpion (Neobisium)!

 






Ja, ich weiß, der taugt jetzt nicht gerade dazu, als Plüschtier in Produktion zu gehen, aber ich finde den super. Dieses kleine Spinnentier ist ein Pseudoskorpion, denn es hat keinen Giftstachel am Schwanz, und selbst der fehlt. Manche Arten haben daher Gift in ihren Zangen, wie der Bücherskorpion, der gern in alten Schinken im Bücherregal wohnt und dort Staubläuse verputzt, manche haben gar kein Gift, wie der Moosskorpion.

Ihr müsst also wirklich keine Angst haben, ins Laub zu fassen, denn Pseudoskorpione sind viel zu klein, als dass sie uns beißen könnten, meistens übersieht man sie sowieso.

In jedem Fall gilt: Finger weg vom Laubsauger, denn all diese kleinen Tiere wären verloren, wenn wir sie einsaugen und in die Biotonne kippen.

Samstag, 1. Januar 2022

Kaffee wie sauer Bier

Zimmerpflanzen sind ja gerade sehr in, es gibt Bücher über sie, wo sämtliche  Räume aussehen wie ein Dschungel, mit mehr oder weniger sparsam eingestreutem Mobiliar, das meistens auch schon von Pflanzen besetzt ist. Lediglich das Sofa bleibt frei. Und wo unfassbare Summen für seltene Monstera-Sorten gezahlt werden, die riesig werden, sollte man doch meinen, dass einem die Leute Nachwuchs der eigenen Zimmerpflanzen nur so aus den Händen reißen würden? Leider ist das Gegenteil der Fall und man fragt sich, ob der Zimmerpflanzentrend nicht eher ein Dekotrend ist und die armen Gewächse meistens nicht alt werden sollen?

Den Nachwuchs von meinen Kaffeepflanzen jedenfalls muss ich anpreisen wie sauer Bier und selbst dann werde ich sie nicht los. Dabei sind meine Pflänzchen selbst gezogen aus eigenem Saatgut, und das ist gar nicht mal so leicht, denn die Samen müssen frisch sein und brauchen Wochen bei viel Heizungswärme im Minigewächshaus, bis endlich die Keimblätter erscheinen. Meine Zöglinge wurden von frühester Kindheit an an torffreie Erde gewöhnt und sind stubenrein. Sie lassen nur manchmal ein altes Blatt oder eine Blüte fallen. Die Pflanze wurde bei mir noch nie von Schädlingen heimgesucht (das Koffein vielleicht?), ich muss sie nicht mit Wasser einsprühen und sie braucht keinen Platz an der Sonne. Sie liebt Kokossubstrat, was besonders attraktiv ist für Gärtner ohne Auto, denn die vorgetrockneten Brickets sind sehr klein und leicht.

Meine Coffea arabica sind Pflanzen mit Stammbaum - und einen solchen bilden sie auch später aus, sie wachsen strauchig. Vielleicht ist das auch das Problem, sie brauchen mehr Platz als eine Monstera, die sich an die Zimmerwand anlehnen kann. Eine Kaffeepflanze passt nur als Baby auf die Fensterbank, danach wird sie zum Purzelbaum und fällt herunter, wenn man sie nicht bald umtopft. Und das muss man regelmäßig tun, sonst leidet der Kaffee, seine Blätter werden gelb oder braun und er wächst nicht mehr. Das ist keine Pflanze, die man im Supermarkt hübsch in eine kleine Kaffeetasse gepflanzt kauft und sie darin jahrelang stehen lassen kann.

 

So sehen meine erwachsenen Pflanzen gerade aus - vom Sofa aus blicke ich in einen Kaffeedschungel, mit Ficus lyrata und Ficus elastica als Nachbarn:



Organischem Tomatendünger gelöst in Regenwasser ist Coffea arabica sehr aufgeschlossen gegenüber und bedankt sich mit glänzenden Blättern, vielen Blüten und Früchten. 

 



Und das ist ja der Clou an Coffea - wann bekommt man schon mal eine echte Nutzpflanze für's Wohnzimmer? Nach 3–4 Jahren und guter Pflege fangen die Sträucher an zu blühen. Die weißen Blüten duften herrlich, danach bilden sich nach und nach die Früchte, die nicht gleichzeitig reifen, sodass ein Ast kunterbunt aussieht mit allen Schattierungen von Grün über Orange nach Rot. Von der Blüte bis zur Reife dauert es allerdings Monate, ein halbes Jahr kann das dauern.




 

Dieses Jahr sind so viele Beeren gewachsen, dass ich tatsächlich meinen eigenen Kaffee rösten werde. Vielleicht reicht es für eine kleine Espressotasse voll. Aussäen muss ich sie ja nicht, denn erstens habe ich bereits 4 Jungpflanzen auf der Fensterbank stehen, zum anderen will sie ja keiner haben, nicht mal geschenkt.