Das ist ja mal wieder typisch. Während überall anders der Efeu entweder flach an einer Mauer klebt oder über und über blüht, lässt meiner sich mal wieder alle Zeit der Welt und streckt nur unvollendete Knospen aus. Durch seine Trödelei hat er jetzt wohl das Sommerwetter im September verpasst. Das wird er dann selber merken, was er davon hat, denn ohne Blütenkugeln bei warmem Wetter kommt auch die illustre Schar der Bestäuber nicht vorbei. Und dann gibt es keine Früchte.
Und bei so einer blütenreichen Efeuwand weiß man gar nicht, was man schöner finden soll: Die grünlichen Kugelblüten oder die vielen Insekten, die unermüdlich daran herumschwirren. Zugegeben, Efeu eröffnet kein Feuerwerk an bunten Farben, Düften oder riesigen Blüten, aber die runden Dinger beeindrucken in der Masse, was man diesem vermeintlichen Friedhofsgewächs gar nicht zugetraut hätte.
Und Friedhofsstimmung herrscht hier nun wirklich nicht, eher ausgelassene Feierstimmung unter den Insekten - zur Flugshow kommen sie alle: Die Kundschaft besteht aus Wespen, Hulmmeln und Honigbienen - die Feldwespe lässt es sich schmecken:
Jetzt lockt der Efeu aber auch die im Spätsommer fliegenden Schwebliegen-Arten in Scharen.
Jetzt lockt der Efeu aber auch die im Spätsommer fliegenden Schwebliegen-Arten in Scharen.
Dieses dicke Ding hier ist die Hornissenschwebfliege (Volucella zonaria). Es gibt eine sehr ähnliche Art Volucella inanis, da dieses Exemplar mir aber ihren Bauch gezeigt hat, weiß ich, dass es auf jeden Fall eine V. zonaria ist, denn nur sie hat die breiten schwarzen Streifen auf der Unterseite.
Das hier ist ein weiterer meiner besonderen Lieblinge: Die Totenkopfschwebfliege, so benannt nach ihrer Rückenzeichnung, die aber genauso gut ein Batman-Emblem darstellen kann.
Sie ist unverwechselbar und fällt in der Masse durch ihre bunten Farben auf.
Und das hier links ist die Hottentottenfliege (Villa hottentotta), sie ist mit dem Hummelschweber verwandt und wie er ein Brutparasit. Nur bei wem scheint man nicht so recht zu wissen:
Die Mistbiene ist um diese Zeit sehr häufig unterwegs. Sie imitiert perfekt eine Honigbiene, wirkt aber dicklicher und hat größere Augen.
Wenn man ganz großes Glück hat, kommen auch Schmetterlinge an den Efeu. Der Admiral liebt die Blüten besonders.
In südlichen Regionen muss man die Bienen genau studieren, denn es könnte die zarte Efeu-Seidenbiene dabei sein.
Es lohnt sich also immer, einen Efeu bis zur Blütenreife zu ziehen - und sei es nur ein kleiner Strauchefeu, der klettert nicht und bleibt garantiert zahm und klein:
Die große Blütenshow findet an ihm aber auch statt - und so hat man stundenlang was zu gucken, ohne sich den Hals dabei zu verrenken!