Samstag, 21. September 2019

Natur- versus Nutzgarten?

Der Phlox hat Mehltau. Das sieht nicht so unbedingt repräsentativ aus, zumal die Pflanzen längst verblüht sind. Ich wollte auch gerade zur Schere greifen, da entdeckte ich Marienkäfer auf dem verpilzten Laub. Es waren Exemplare der Gattung Thea, die mittlerweile leider umbenannt wurde in das unaussprechliche Psyllobora vigintiduopunctata. Egal, ich rede diese Käferchen, die von Mehltau geradezu besessen sind und sich davon ernähren, weiterhin mit Thea an.


Es braucht auch gar nicht unbedingt eine wuchernde Wildnis aus (meistens der invasiven Armenischen) Brombeere, um einen Garten für Tiere anzulegen. Denn Insekten brauchen eine Vielfalt an Blüten, manchmal Pilze, offene Bodenstellen und meist auch reichlich Sonne. Es können sogar nicht-heimische Pflanzen einen gewissen Nutzen haben, wie das Beispiel Phlox zeigt, der zusätzlich von Nachtfaltern besucht wird.

Auch ein Nutzgarten ist daher nicht per se naturfern, Mischkultur mit Blumen und ein mit Gartenabfällen gemulchter Boden helfen vielen Lebewesen, oben wie unten. Außerdem bildet sich durch Mulch mehr Humus, was wiederum mehr CO2 bindet.





Hinzu kommt, dass die meisten Gärtner, die einen Gemüsegarten anlegen, grundsätzlich ein Faible für Pflanzen haben, und oft auch Staudenbeete mit vielen Blüten - und damit auch vielen Insekten - anlegen. Jedes selbst angebaute Gemüse muss darüber hinaus nicht von weit her angekarrt werden, hat keine Bienengifte und keine Plastikverpackung gesehen.

Vor ein paar Wochen konnte ich einen Blick in so einen vielfältigen, nämlich Achims Garten, werfen, den viele sicher als leidenschaftlichen Gemüseanbauer und Selbstversorger kennen.





Und dort, am Zaun des Gemüsegartens, habe ich ihn gefunden - IHN, den ich bisher für eine Legende hielt, weil ich ihn nie mit eigenen Augen gesehen hatte: Den Malven-Dickkopffalter (Carcharodus alceae). Nun, um genau zu sein, habe ich den sehr hübschen, kleinen Falter auch gar nicht gesehen, aber seine Raupen. Die hockten nämlich an den Wilden Malven und den Stockrosen an mehreren Stellen im Garten. Und sie gelten als recht selten!

Die grauen, immer etwas pummelig wirkenden Raupen erkennt man gut an ihrem gelben Halsband, als hätten sie auch eine Hundesteuermarke und einen Besitzer. Die Larven fressen Löcher in die Blätter von Malvenarten und lümmeln manchmal ganz offen auf dem Laub herum.





Als Versteck klappen sie den Blattrand um, spinnen ihn fest und sitzen dann verborgen in dieser Nische. Wenn man die umgeklappten Blätter einmal gefunden hat, findet man sie auch an anderen Pflanzen recht schnell.






Diese jetzt gefundenen  Raupen überwintern auch in diesem Blattumschlag und verpuppen sich im nächsten Jahr darin, daher sollte man die Stockrosen nicht zu früh abschneiden oder das heruntergefallene Laub wegwerfen.

Bei Achim im Gewächshaus wurde dann noch einer der Haus- und Hof-Laubfrösche vorgeführt (einen weiteren habe ich nur gehört, aber nicht gefunden), außerdem gibt es im Garten Holzbienen, Feuer- und Streifenwanzen, die Lauch-Maskenbiene und viele andere Insekten. Auch gab es schon eine Schwalbenschwanzraupe im Gemüsegarten.







Ein kombinierter Nutz- und Ziergarten kann daher sogar mehr Arten beherbergen als eine Wildnis aus Armenischen Brombeeren. Die Mischung aus verschiedenen Blüten, Bodenarten, Holz und Steinen in unterschiedlichen Belichtungssituationen schafft ein Mosaik aus vielen Nischen, die eine große Artenvielfalt fördern.

Und für den Magen gibt es auch noch was, hier die Geschenke aus Achims Garten, die wir mit Genuss verzehrt haben - bis auf die kleinen Etagenzwiebeln, die habe ich eingepflanzt:





Danke an Achim für seine Gastfreundschaft, das Gemüse und die Laubfroschsafari!

19 Kommentare:

  1. Wer einen eigenen Garten hat, der liebt meistens auch die Natur. Es passt gut zusammen und man kann viele schöne Beobachtungen machen. Achim hat ein Gartenparadies, aber auch viel Arbeit. Ich kenne seinen Blog und schaue immer wieder gerne dort vorbei.
    Schön, dass Du den Achimsgarten besuchen konntest und uns an Deinen Entdeckungen teilhaben lässt.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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  2. Danke für die Einblicke in die Kreisläufe in der Natur mit der Insekten und Faltervielfalt. . Nun bestätigt sich, lieber alles stehen und wachsen bis zum Neuaustrieb. In der Natur schneidet auch niemand alles gleich nach der Blüte. LG von Frauke

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  3. Liebe Elke,
    ja der Phlox sieht bei mir jetzt auch nicht mehr gut aus. Ist meistens so um diese Zeit, dann kommt der Mehltau. Die Thea Marienkäferchen hast Du ja allerliebst fotografisch eingefangen. Ich wußte gar nicht dass sie den Mehltau so lieben, da muss ich doch mal drauf achten. Achims Garten ist wunderbar, es muss herrlich sein so aus dem Vollen ernten zu können. Bei mir beschränkt sich das auf Beeren, Kräuter und Tomaten.

    Hab' eine gute Zeit, es grüßt Dich herzlich
    Monika

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  4. Der Phlox hat bei uns auch Mehltau. Ich wusste nicht, dass sich Marienkäfer davon ernähren. So verzichte ich auf Rückschnitt... Danke für den tolle Beitrag.

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  5. Liebe Elke,
    vielen Dank für die wundervollen Ausführungen zu meinem Garten und vor allem zu einigen der Tierchen in ihm. Du würdest sicher noch viele andere finden, bezeichnen und vor allem erklären können. Das fasziniert mich wirklich. Mir begegnen sie und ich wei nur, dass es schön ist, sie zu haben, aber nicht wer sie sind. Nun kenne ich wieder ein paar mehr. Bei mir ist wohl tatsächlich auchdie Größe des Gartens mit entscheidend für die Vielzwahl seiner Bewohner. Und zwar aus dem ganz bananalen Grund, dass ich es einfach nicht schaffe immer und überall alles sauber und ordentlich zu halten. Da bleibt eben mehr Raum für die Mitbewohner. Und doch ernte ich auch noch das Gemüse rund ums Jahr für unsere Küche. Ich selbst habe oft darbüer nachgedacht, was anders wäre, hätte ich viel mehr Zeit für den Garten und ich kann beruhigen. Die Tierchen müssten nicht ausziehen, denn auch dann würde nicht alles auf- und weggeräumt oder jede Krankheit (wie Mehltau) gleich weggespritzt. Das wäre einfach nicht mehr meine Art zu gärtnern.

    Liebe Grüße und noch mal Danke für euren Besuch und den tollen Beitrag hier, der Achim

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    1. Liebe Achim,
      genauso hätte ich dich auch eingeschätzt, dass du auch bei mehr Zeit die Tiere nicht enteignen würdest! Ein großer Garten ist natürlich besser, da finden sich mehr Tiere ein als in einem kleinen - und die Sonneneinstrahlung kann man besser steuern als in einem kleinen Garten, wo man mit Sichtschutz gleich viel Schattenwurf produziert, was Insekten nicht so mögen.
      VG
      Elke

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    2. LiebeR Achim sollte das heißen, heute wieder zu dicke Finger zum Tippen...

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  6. Guten Morgen Elke,
    dein Eingangsbild ist ja zauberhaft...dass die Marienkäfer auf Mehltau stehen, wusste ich bislang noch nicht. Dann darf der Phlox noch ne Weile stehen bleiben, denn mittlerweile hat es bei der Trockenheit doch fast alle erwischt. Schöne Bilder hast du aus Achims Garten mitgebracht.
    Schönen Sonntag, Marita

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  7. Wunderschöne Bilder, mein Kompliment. Auch ich habe einen typischen reihenhausgarten mit einem Gemisch aus Blüten und Nutzpflanzen und mache genau die selben Beobachtungen. Bei mir ist übrigend am Phlox vor allem das Hummelschwänzchen zu finden, die Theas habe ich leider noch nicht gesichtet.

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  8. Das war mir neu, dass Mehltau auch noch für etwas gut ist! Ich finde es immer sehr spannend, was Du von vielen Gartenbewohnern zu berichten weißt!
    viele Grüße von
    Margit

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  9. Pierwsze zdjęcie jest cudowne super ujęcie

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  10. Hallo Elke,
    es gibt tatsächlich Insekten die den Mehltau wegfressen? Wow, jetzt bin ich baff! Ich hielt den immer nur für eine Plage. Naja, wobei - solange ich diesen Marienkäfer nicht bei mi im Garten haben IST der Mehltau eine Plage..... Naja. Kommt Zeit, kommt hoffentlich Marienkäfer.
    Liebe Grüße,
    Krümel

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  11. Das ist ein super Froschfoto! So jemanden finde ich auf meinem Balkon wohl kaum.
    Mehltau kümmert mich ja nur am Rande... irgendwie ist das für mich so eine Herbstsache, wie Nebel und bunte Blätter. Natürlich ist es schöner, wenn die Rosen *nicht* stauben, aber, hm, pff. Sollten Theas kommen, soll es mir recht sein.

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  12. Du sprichst mir aus der Seele. Ein Garten sollte Vielfalt bieten. Und Tierchen - auch wenn man sie erst mal auf der Abschussliste hat nicht gleich bekämpfen. Gerade im Küchengarten ist bei mir insektentechnisch immer was los. Die habe ich ganz bestimmt nicht alle lieb. Gespritzt wird trotzdem nicht. Und er auf abwechslungsreiche Bepflanzung achtet muss auch keinen Platz für vermeintliche Wildblumenwiesenmischungen opfern, die gar keine sind. Jedenfalls keine heimischen.Und somit für viele spezialisierte Arten unbrauchbar.

    Viele Grüße
    Claudia

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  13. Ein ver(w)irrter Nachtfalter hat sein Gelege in meinem Haus abgelegt. Ich habe die winzigen Räupchen erst gefunden, als sie schon tot waren - und daneben den toten Falter....Ich wünschte, es wäre anders. Mein Garten ist wohl einfach zu klein, damit er wirklich etwas für die Tiere hergeben kann...
    Herzlichst
    yase

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  14. Liebe Elke, wunderschöne Bilder hast du mitgebracht und wieder wertvolle Informationen! Ich hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, als ich noch alles mit Gemüse zugepflastert hatte. Viel zu wenig Blumen für die Brummer. Mir war allerdings nicht bewusst, dass ich was Gutes zur CO2-Bilanz beitrage, denn was vor Ort wuchs musste nicht in den Supermarkt gefahren werden (und Gift habe ich auch nie benutzt). Gemüsebeete find' ich auch am schönsten wenn Blumen dazwischen wachsen. Dass Mulch ebenfalls CO2 bindet, war mir nicht klar. Ich mulche seit etwa zwei Jahren. Den Malven-Dickkopffalter kannte ich nicht, aber ich freue mich gerade sehr mit, dass du ihn bei Achim entdecken konntest und hier vorgestellt hast- man lernt einfach nie aus! Alles Liebe, Bianca

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  15. Liebe Elke,
    prima, dass du jetzt auch den Achim und seinen großen Selbstversorgergarten kennen lernen durftest. Den Malvendickkopffalter habe ich ja hier auch, aber die Raupen habe ich noch nie gesichtet. Obwohl die Malvenblätter oft sehr gelöchert aussehen.
    LG Sigrun

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  16. Liebe Elke,
    da muss ich doch mal unsere Malven untersuchen, ob ich irgendwo was Eingeklapptes finde :-)
    Mein Nutzgarten fügt sich aufs Beste in mein Naturgartenprinzip ein. So hat mein Knollenfenchel zwar keine gescheiten Knollen gebildet, blüht aber wundervoll. Ich lass die Pflanzen einfach so stehen und sie dürfen sich versamen. Nur ein Beispiel von vielen. Achims Garten steht auf meiner Wunschliste, dieses Jahr mit dem Rad war es uns leider nicht möglich.
    Liebe Grüße
    Karen

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