Das kommt davon, wenn man immer zwei Meter lange Zweige veranstaltet, die man gerne aufrecht tragen möchte.
Senkrecht stehen tun sie aber nur so lange, bis die Äpfelchen heranreifen. Da die Schwerkraft auch vor Apfelbäumen keinen Halt macht, kann man ab Juli nur noch durch den Garten robben, weil Mr Golden Hornet seine vollbehangenen Äste schrankenartig überall verteilt hat.
Erst habe ich die Schwächlinge noch aufzubinden versucht - bis sich schließlich einer der beiden Leitäste bedrohlich von seinem Geschwister entfernte und gegen Boden neigte.
Bevor also einer der wöchentlichen Stürme, die im Moment so "in" sind, zu massivem Astbruch führt, haben wir den Guten lieber aufgeastet und eingekürzt.
Ich kann euch sagen, sowas macht keinen Spaß. Nicht mit all dem schönen Fruchtbehang und dem gesunden Laub. Man kommt sich ganz schändlich vor, als würde man ein Stück tropischen Regenwald vernichten, denn genauso viel Leben beherbergt jeder einzelne Zweig. Weberknechte, Spinnen, diverse Netzflügler und Marienkäfer rennen um ihr Leben. Schnirkelschnecken aller Altersklassen möchten bitteschön umquartiert werden, weil sie nicht so schnell laufen können.
Um den Lebensmittelvorrat der Vögel muss man sich allerdings keine Sorgen machen. Die Amseln, die die Äpfel erst nach dem ersten Frost überhaupt eines Blickes würdigen, schaffen es seit Jahren nicht mehr, den Baum leerzufuttern. Bis er im Februar dann aussieht wie ein misslungenes Dörrobstexperiment - die verpilzten Fruchtmumien aus 4 Metern Höhe per Hand zu entfernen, ist auch kein Vergnügen!
Aber es wäre doch ein großer Frevel, die Äpfelchen, die an den abgeschnittenen Ästen haften, wegzuwerfen.
Man soll schließlich ein ganz tolles Zierapfelgelee aus ihnen kochen können!
Also kann man die sicher auch prima verschenken und muss kein schlechtes Gewissen haben?
Ja, denkste. Alle lehnten dankend ab: "Keine Zeit." oder "Wir kochen nie was ein." bis hin zu "Die schmecken doch nicht".
Schließlich habe ich sogar beim Tierpark angerufen, aber die wollten auch keine Futterspende, zu sauer seien die Früchtchen. Dabei hatte ich große Hoffnungen in die Wildschweine gesetzt.
Alles muss man selber machen.
Da es sowieso nur regnete, habe ich ein Kilo der besten, gelbsten Äpfelchen zusammengeklaubt, entstielt und den Blütenansatz abgeschnitten.
Entkernen würde zu weit führen, das hält keiner aus, soviel Arbeit ist das.
Halbieren reicht, um Beifang auszuschließen (die Apfelwickler machen auch vor so kleinen Dingern nicht halt), dann alles in den Kochtopf werfen und mit etwa 750ml Wasser aufkochen.
Klingt einfach, ist es aber nicht. Dauert ewig. Zwischenzeitlich kam doch die Sonne raus, was die ganze Plackerei in der Küche nicht verlockender machte.
Zwischenzeitlich hatte ich mir schon Sorgen gemacht, dass das Ganze nicht fruchtig genug werden könnte, denn die Fruchtfliegen-Kunstflieger-Staffel, die gerade in der Küche gastiert, interessierte sich für keinen einzigen Schritt der Zubereitung.
Nach etwa einer Viertelstunde sind die Äpfel schon schön zerkocht, so dass man sie absieben kann, um den Saft aufzufangen. Hier käme jetzt eigentlich der große Auftritt eines Mulltuchs, damit der Saft nicht eintrübt.
Da hatte ich aber irgendwie keine Lust zu. Das muss auch so gehen, schließlich trinke ich auch naturtrüben Apfelsaft.
Hat man den Saft erfolgreich aufgefangen und gewogen, kann man mit der passenden Menge Gelierzucker noch mal alles aufkochen und nach 3 Minuten in Gläser abfüllen.
Das Endergebnis sieht aus wie Marmelade und schmeckt wie Apfelmus, süß auf jeden Fall, aber etwas würziger als von großen Äpfeln. Also nennen wir es doch einfach Zierapfelkonfitüre.
Mein Mann war jedenfalls begeistert, als er probiert hat.
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Habt ihr noch Ideen, was man Sinnvolles mit dem Apfelsegen anstellen kann? Kränzestecken vielleicht?