So früh, dass es sich wie mitten in der Nacht anfühlt und man doch spontan lieber auf die Reise verzichten möchte. Aber Kneifen gilt nicht.
So früh, dass jedes Flusstal, dessen man aus dem Zugfenster ansichtig wird, mit Begeisterungsstürmen und dem Wunsch nach einem Nothalt quittiert wird, so dekorativ liegt der Nebel über den Wiesen.
Später dann, auf dem Weg zwischen Hannover und Berlin, fehlen plötzlich die markanten Landmarken weitestgehend.
Wo die innerdeutsche Grenze einmal war, ist nicht mehr auszumachen, und man merkt, was man bei einer Zugfahrt entbehrt: Diese unübersehbaren Hinweisschilder in freundlichem Braun, die jede Autobahn zieren, und auf die nächsten Städte oder Sehenswürdigkeiten der Region hindeuten.
Selbst die kleinsten Landstraßen beschriften voller Stolz jeden noch so winzigen Fluss.
Im Zug dagegen: Nichts. War das gerade die Elbe, an der wir vorübergerast sind?
Nur mit einer gut ausgeprägten Nackenmuskulatur und ebensolchem Reaktionsvermögen schafft man es gerade so, am nächsten Bahnhof, der in Sekundenbruchteilen vorbeizieht, die Ortsangabe zu entziffern:
"Schönhausen a. Elbe". Gut, das wäre geklärt.
Aber im Zug hat man ja zum Glück andere Zerstreuungen. Man kann beispielsweise ein Buch lesen, bei Tempo 150 die sanitären Anlagen besuchen oder die Räusperfrequenz des Hintermannes analysieren. Dinge, die man im Auto nicht so gut kann.
Im Kraftfahrzeug fehlen zudem die manchmal unfreiwillig komischen Lautsprecherdurchsagen: "Wir möchten sie nun auf unseren astronomischen Service aufmerksam machen!". Die Preise zumindest sind wirklich mehr astronomisch als gastronomisch, aber was tut man nicht alles für einen Morgenkaffee.
Irgenwann schließlich kommt man möglicherweise dort an, wo man hinwollte, in unserem Fall in Potsdam, genauer: Park Sanssouci.
Völlig überraschend ist das riesige, sehenswerte Parkgelände mit eingestreuten Prunkbauten kostenlos zu besichtigen, welch ein Glück! Und es hat sogar eine eigene Haltestelle!
Es lohnt sich, bis zum Bahnhof "Park Sanssouci" durchzufahren - das schafft man vom Berliner Hauptbahnhof aus in einer guten halben Stunde - um dann durch den Park, die Innenstadt und die Freundschaftsinsel bis zum Potsdamer Hauptbahnhof zurückzulaufen.
Landmarken gibt es genug - Schlösser, alte Bäume, bunte Wiesen und viele Blumen!
Es gibt große Prachtbauten aus alten Zeiten zu besichtigen, aber auch die kleinen Dinge am Wegesrand, wie dieses männliche Dornröschen hier am Neuen Palais:
Die Orangerie hat traditionell besonders viel für Gourmetgärtner zu bieten - es gibt Süßes und Saures, angefangen von Zitronen bis hin zu Salbei, Mangold, Artischocken, Basilikum und Lavendel:
Mangold mit Fontäne |
Der Aufgang zur Orangerie |
Mangold, Salbei und Basilikum |
Weiter führt der Weg an einer Windmühle vorbei zu den Neuen Kammern:
Auch hier viel Gärtnerisches, hauptsächlich mit Einjährigen gestaltet und sehr formal:
Am Schloss Sanssouci angekommen schließlich weiß man gar nicht mehr, wohin man zuerst schauen soll:
Auf das Schloss selbst mit seinem atemberaubenden terrassenartig angelegten Aufgang - oder auf die überquellenden Blumenbeete mit Tagetes, Cosmeen, Spinnenblumen, Löwenmäulchen, Malven und Salbei:
Hat man genug vom Leben der Schönen und Reichen vergangener Zeiten, läuft man ein Stück weiter, durchquert das Brandenburger Tor (Potsdam hat - natürlich - ein eigenes) und die Innenstadt, bis man kurz vorm Hauptbahnhof auf die Freundschaftsinsel stößt.
Auch dieses botanische Highlight ist kostenlos zu besichtigen!
Die Insel wurde bereits von Karl Foerster gestaltet und ist angelegt wie ein botanischer Garten - mit vielen Pflanzenschildern und Züchtungen, die noch auf den Meister persönlich zurückgehen.
Außerdem findet man hier noch Rosensorten aus DDR-Zeiten.
Federmohn |
Die Havel - von Bergenien flankiert |
Sonnige Spätsommerbepflanzung |
Torhäuschen mit den Kuppeln der Nikolaikirche und des Alten Rathauses |
Man hätte noch ewig bleiben können, aber irgendwann mussten wir doch zurück zur nächsten Landmarke - dem Berliner Hauptbahnhof....
Hallo,
AntwortenLöschenbin neu bei Dir und finde Dein Blog klasse. Werde mich gleich fleißig weiter durchlesen.
Lieben Gruß
Sandra
Liebe Elke,
AntwortenLöschenPotsdam und Berlin haben eins sicher gemeinsam. Egal wie oft Du dort hinfährst, Du kannst immer wieder was Neues entdecken. Einmal im Jahr fahre ich garantiert immer hin.
Es wieder ein Genuss, Deinen Text zu lesen und Deine Bilder anzuschauen. Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Jutta
eine schöner spaziergang, danke sehr! Irgendwann komme ich hoffentlich auch in diese ecke von D. Sie lockt sehr, in Deinen stimmungsvollen bildern.
AntwortenLöschenThat makes for a fascinating journey. I always wanted to see the ancient Egyptian sculpture of Nefertiti's head. We had a replica in the Cape Town Cultural History Museum. The original is in Berlin?
AntwortenLöschenLiebe Elke! Vielen Dank für diesen tollen Ausflug. Leider war ich noch nie im Schloss Sanssouci, obwohl ich zweimal schon in der Nähe war.
AntwortenLöschenLG Kathrin
Liebe Elke
AntwortenLöschenDa kommt wirklich Urlaubsstimmung auf! Danke, dass Du uns auf diesen herrlichen Ausflug mitgenommen hast. Wunderschön!
Herzlichst grüsst Dich Yvonne
so ein schöner Ausflug mit wunderschönen Bilder, die richtig Lust auf Wegfahren machen!
AntwortenLöschenDanke für den tollen Reisebericht!
Viele Grüße Renate
Schöne Fotos liebe Elke.Die Gegend kenne ich auch ist dort sehr schön noch viel Natur.
AntwortenLöschenSchönen Tag und liebe GRüße Jana
Hallo Elke,
AntwortenLöschendas ist ein sehr kurzweiliger und interessanter Reisebericht. Überall dort möchte ich auch einmal hin und dazu noch den berühmten Senkgarten von Karl Foerster in Bornim besuchen. Letztes Jahr waren wir zwar vier Tage in Berlin, aber da hat ein Besuch in Potsdam leider nicht geklappt...aber irgendwann sicher mal. ;-)
LG Angelika
Danke für die gelungenen Fotos und den interessanten Bericht!! Glücklicherweise wohne ich ja nicht soo weit entfernt, es wäre auch für uns mal wieder ein lehnender Ausflug.
AntwortenLöschenViele Grüße
Sabine
Ach schön! Ich war vor über 10 Jahren mal dort zu einem Design-Kongreß. Da blieb leider kaum Zeit für die Gartenanlagen, und die Gebäude wurden gerade saniert. Da ist so eine Blogreise jetzt ideal :-)
AntwortenLöschenLG Silke
Hallo,
AntwortenLöschendanke, dass duuns an deinem Ausflug teilhaben lässt. Schöne Bilder aus Potsdam. Hat mich an einen Ausflug dahin erinnert. VG Manfred
Bei dem Lautsprecheransagen mußte ich lachen, mir kam da gleich an "Senk ju vor träwelling" in den Sinn - was gibt es auf Reisen Netteres ;-) Wir hatten es auch erst kürzlich wieder erlebt auf unserer Reise nach München. Zu schön!
AntwortenLöschenBerlin kenne ich zwar ganz gut, aber leider war ich in Sanssouci doch noch nie. Die Freundschaftsinsel kannte ich auch noch nicht, bin gleich mal dem Link gefolgt. So ist das, wenn man Verwandte dort wohnen hat, da kommt man nicht immer so herum. Danke für die wunderschönen Impressionen, so habe ich schon einmal etwas davon gesehen. Und vielleicht klappts ja irgendwann doch einmal ...
Hach und der Federmohn, den hatte ich früher mal, seine Blätter sind ja so schön!
Das mit den Mails hat sich schon aufgeklärt, die waren beabsichtigt, sahen aber wie Kommentare bzw. Kommentar-Mails aus. Sollten aber keine Kommentare in dem Sinne sein - jedenfalls Dinge, die öffentlich nicht jeder lesen soll.
Liebe Grüße
Sara
Hey Mädel,
AntwortenLöschenVielen, vielen Dank für diese Reise. Ich war im Winter 1994 oder so in Berlin. Und ich muss sagen, es hat mich überhaupt nicht begeistert. Eigentlich wollte ich niiiiiiie wieder in diese graue Stadt. Aber jetzt... nachdem Du mir so richtig den Speck durchs Maul gezogen hast, würde es mich doch mal wieder nach einer Reise gelüsten. Aber ganz ehrlich und ganz unökologisch... ich fahre lieber Auto *schäm*.
Hab ein schönes Wochenende!
Liebe Grüsse
Alex