Der Gemeine Hohlzahn sollte im Garten nicht fehlen, finden die Sumpfmeisen und ich. Wie bitte was? Hohlzahn und dann auch noch Gemein oder Gewöhnlich? Warum sollte man sich ein so schnödes Gewächs ins Beet holen? Nun, zum einen muss man es meist gar nicht, weil die einjährige Pflanze als Unkraut gilt und deswegen auch einfach mal ungefragt erscheint. Und wie es sich für ein zünftiges Unkraut gehört, können die Schnecken es nicht in Grund und Boden fressen, und es schiebt sich unbeeindruckt zwischen großen Stauden mit bodenbedeckenden Blättern durch. So geht Unkraut, so geht Hohlzahn!
Die Pflanze heißt Galeopsis tetrahit und ein Hit ist er bei der Tierwelt wirklich, wenn auch nicht bei uns. Er sieht immer etwas verlottert aus, seine Blüten sind klein, aber immerhin färben sich die Samenhüllen adrett lila. Er kann rosa oder weiß blühen und leider erwische ich immer nur die weißen.
Ist die Blüte abgefallen, blickt man in einen hohlen Zahn, wo die Samen heranreifen. Hier sitzen dann Schillerwanzen oder Raupen. Zu ihnen komme ich gleich - wer kann die Bewohner auf dem Bild entdecken?
Nein, der Herr Hohlzahn wird sicher keine Beifallsstürme hervorrufen. Die Sumpfmeisen aber lieben ihn und finden ihn garantiert unter all den Gartenpflanzen sofort. Sie schwirren wie ein Kolibri vor den Samenständen, um die Samen zu ernten, oder klettern an den Zweigen umher, um die Leckerbissen herauszupicken. Geht was daneben, suchen sie auch noch akribisch den Boden danach ab. Die Blaumeise schaute einmal ganz genau zu und versucht dann auch ihr Glück am selben Zweig, den die Sumpfmeise angeflogen hatte. Sie konnte aber nicht herausfinden, was daran jetzt so spannend sein soll, und gab das Vorhaben wieder auf. Blaumeisen denken also sicher genauso über den Hohlzahn wie die meisten Gartenbesitzer - er ist ihrer Meinung nach überflüssig, Sonnenblumen sind besser.
Auch Raupen findet man an der Pflanze. Der Hohlzahn-Kapselspanner ist besonders oft zu finden, er kann in den Samenkapseln fressen oder auch an den Blättern. Man entdeckt leicht verschiedene Größen der hübschen Raupen.
Sie treten damit in Konkurrenz zu den Sumpfmeisen, die aber auch nicht böse sind, wenn sie statt Samen eine Raupe aus der Pflanze picken. Ich habe es schon beobachtet, dass sie eine große Raupe aus dem Samenstand gezogen und begeistert verspeist haben.
Auch der Brennnesselzünsler ist hier zuhause und baut sich ein Versteck aus einem zusammengesponnenen Blatt. Dieser Falter ist polyphag und geht genauso gern an Brennnesseln oder sogar Herzgespann und Hohes Helmkraut.
Wer entdeckt den Entomobrya-Springschwanz auf dem Bild? |
Die Schillerwanze und die Grüne Stinkwanze sind Stammgäste am Hohlzahn. Hummeln bestäuben die Blüten und sorgen dafür, dass die Sumpfmeise genug zu essen hat.
Eigentlich also eine richtige Hotspot-Pflanze. Wenn sie doch nur sexy genug wäre, damit die Gartenbesitzer sie tolerieren würden.
Würdet ihr den Hohlzahn von der Beetkante schubsen?