Samstag, 26. August 2023

Kleine, wilde Kratzbürste

Der Gemeine Hohlzahn sollte im Garten nicht fehlen, finden die Sumpfmeisen und ich. Wie bitte was? Hohlzahn und dann auch noch Gemein oder Gewöhnlich? Warum sollte man sich ein so schnödes Gewächs ins Beet holen? Nun, zum einen muss man es meist gar nicht, weil die einjährige Pflanze als Unkraut gilt und deswegen auch einfach mal ungefragt erscheint. Und wie es sich für ein zünftiges Unkraut gehört, können die Schnecken es nicht in Grund und Boden fressen, und es schiebt sich unbeeindruckt zwischen großen Stauden mit bodenbedeckenden Blättern durch. So geht Unkraut, so geht Hohlzahn!

Die Pflanze heißt Galeopsis tetrahit und ein Hit ist er bei der Tierwelt wirklich, wenn auch nicht bei uns. Er sieht immer etwas verlottert aus, seine Blüten sind klein, aber immerhin färben sich die Samenhüllen adrett lila. Er kann rosa oder weiß blühen und leider erwische ich immer nur die weißen.



Ist die Blüte abgefallen, blickt man in einen hohlen Zahn, wo die Samen heranreifen. Hier sitzen dann Schillerwanzen oder Raupen. Zu ihnen komme ich gleich - wer kann die Bewohner auf dem Bild entdecken?




 

Nein, der Herr Hohlzahn wird sicher keine Beifallsstürme hervorrufen. Die Sumpfmeisen aber lieben ihn und finden ihn garantiert unter all den Gartenpflanzen sofort. Sie schwirren wie ein Kolibri vor den Samenständen, um die Samen zu ernten, oder klettern an den Zweigen umher, um die Leckerbissen herauszupicken. Geht was daneben, suchen sie auch noch akribisch den Boden danach ab. Die Blaumeise schaute einmal ganz genau zu und versucht dann auch ihr Glück am selben Zweig, den die Sumpfmeise angeflogen hatte. Sie konnte aber nicht herausfinden, was daran jetzt so spannend sein soll, und gab das Vorhaben wieder auf. Blaumeisen denken also sicher genauso über den Hohlzahn wie die meisten Gartenbesitzer - er ist ihrer Meinung nach überflüssig, Sonnenblumen sind besser.



 

Auch Raupen findet man an der Pflanze. Der Hohlzahn-Kapselspanner ist besonders oft zu finden, er kann in den Samenkapseln fressen oder auch an den Blättern. Man entdeckt leicht verschiedene Größen der hübschen Raupen.




 

Sie treten damit in Konkurrenz zu den Sumpfmeisen, die aber auch nicht böse sind, wenn sie statt Samen eine Raupe aus der Pflanze picken. Ich habe es schon beobachtet, dass sie eine große Raupe aus dem Samenstand gezogen und begeistert verspeist haben.

Auch der Brennnesselzünsler ist hier zuhause und baut sich ein Versteck aus einem zusammengesponnenen Blatt. Dieser Falter ist polyphag und geht genauso gern an Brennnesseln oder sogar Herzgespann und Hohes Helmkraut.

Wer entdeckt den Entomobrya-Springschwanz auf dem Bild?


Die Schillerwanze und die Grüne Stinkwanze sind Stammgäste am Hohlzahn. Hummeln bestäuben die Blüten und sorgen dafür, dass die Sumpfmeise genug zu essen hat.



Eigentlich also eine richtige Hotspot-Pflanze. Wenn sie doch nur sexy genug wäre, damit die Gartenbesitzer sie tolerieren würden.

Würdet ihr den Hohlzahn von der Beetkante schubsen?

Samstag, 19. August 2023

Gartenbloggertreffen Nummer 8

Letzten Samstag war es wieder soweit: Das Gartenbloggertreffen bei Volmary in Münster fand statt. Die einzige Konstante dabei: Noch mehr Teilnehmer als letztes Mal. Wobei Blogger mittlerweile auch eher Instagram meint, einen richtigen Blog haben nur noch die wenigsten. Die Party mit dem Motto Festival fand wie immer auf dem Schaugelände statt mit unzähligen Blumen, dazu kamen Workshops - die Veranstalter lassen sich wirklich jedes Mal etwas Neues einfallen, langweilig wird es nie.







 

Diesmal konnte man Saatgutpapier herstellen, also Papiermatschepampe gefärbt mit Kurkuma, Roter Bete oder Rotkohl und mit Samen vermischt. Das dann gut in Plätzchenformen pressen, eine Blumenform sieht besonders hübsch aus. Leider sind meine etwas dick geraten und ich habe die Samen sehr ungleichmäßig verteilt. Auf eine Postkarte werden sie also nicht passen, dann ist der Briefumschlag wegen Überfüllung geschlossen. Oder eben nicht...

 




Ein weiteres Highlight war das Bepflanzen eines Glases mit Sukkulenten. Meins ist schlicht gehalten, die Formen und Farben von Geldbaum und Echeverie sollen für sich sprechen.




Das wahre Highlight kam aber noch - und zwar im Tomatengewächshaus, wo ein Bachstelzennest auf einem Tomatennest zu finden war. Die Eltern flogen durch die offenen Seiten rein und raus, waren aber durch die vielen Besucher sehr gestresst. Jetzt haben sie wieder ihre Ruhe und es kommen hoffentlich alle Jungvögel durch. Vor Räubern sind sie zumindest geschützt und die Tomaten werden auch nicht gespritzt, sondern mit Raubmilben gegen Spinnmilben behandelt.


 

Auch eine Gammaeule hatte sich deswegen im Gewächshaus gemütlich eingerichtet, sie muss nur vor den Bachstelzen aufpassen.




Draußen fand sich eine aus Samen vermehrte Kartoffelsorte, an der Kartoffelkäfer zu sehen waren. Die sind ja schon ausgesprochen hübsch mit ihrem Pyjama-Look.

Das Wetter war regnerisch und so flogen nur wenige Insekten, auch Fotos habe ich wegen der vielen Schauer weniger gemacht als sonst.




 



 

Aber schön war's trotzdem wieder!

Samstag, 12. August 2023

Die Alant-Havarie

Bevor hier Missverständnisse auftauchen: Ich liebe Regen und er war auch bitter nötig. Regen bringt Segen, aber so manche Pflanze in meinem Garten bringt er eben auch zu Fall. Und wenn die erstmal herumhängen wie ein Schluck Wasser in der Kurve gibt es kein Zurück mehr, auch nicht, wenn sie wieder trocken hinter den Blättern geworden sind. The only way is up? Nee, in diesem Fall eher nicht.

So ist in den letzten Wochen auch mein Echter Alant (Inula helenium) havariert und spielt jetzt Verkehrshindernis. Und das macht er ziemlich effizient, muss man sagen, eine Bahnschranke ist nichts dagegen. Und ich bin die Bahnwärterin.

Wenn ich durch den Garten gehen will, der ja nun schon ziemlich klein ist, muss nun ich die Alantstängel hochheben und drunter hergehen, den Hummeln auf den Blüten werden dann ganz schwindlig, als wären sie in einer Schiffsschaukel auf der Kirmes. Oder ich robbe durch den Garten - geht auch, sieht aber hochnotpeinlich aus.

Ich hatte ja berichtet, dass der Alant im Mai schon beängstigende Ausmaße angenommen hatte und nur durch den Staketenzaun gebändigt wurde. Nun, der reicht nun nicht mehr, er verhindert lediglich, dass die Triebe ganz am Boden liegen.


Nun ist guter Rat teuer. Alle Stängel einzusammeln und zusammenzubinden traue ich mich nicht so recht. Was, wenn er dann beim nächsten Orkan, wie sie ja im Sommer mittlweweile an der Tagesordnung sind, dann komplett umkippt und sogar entwurzelt wird?






 

Und ein höherer Zaun innerhalb des bestehenden sähe auch irgendwie blöd aus.

So bietet der elefantöse Alant dieses Jahr wenigstens die Möglichkeit, seine gelben Strubbelsonnen nicht nur von unten zu sehen. Die Blütenbesucher kann man nun ganz bequem beobachten.

Und es kommt zu ganz neuen Beetkombinationen! Mehrere Triebe sagen nun dem Kerzen-Knöterich guten Tag, eine Zusammenstellung, die im letzten Jahr nur mit roher Gewalt möglich war. Nun kniet sich er Alant freiwillig nieder.




Der Sonnenhut allerdings schaut ganz skeptisch ob der Belagerung:


 

Das Positive: Offenbar geht es die riesigen Staude prächtig. Meine Kompostgaben lassen sie zu Höchstleistungen aufsteigen. Ich habe in anderen Gärten schon deutlich kleinere Exemplare gesehen, die nur im Hochbeet die Zweimetermarke geknackt haben. Meiner schafft das vom Boden aus, der alte Angeber.

Also, ein Hoch auf den Alant, auch wenn er dieses Jahr etwas bodenständig daherkommt!



Samstag, 5. August 2023

Rosenschleier in Berlin

Fährt man extra nach Berlin, um zu schauen, ob das Schleierkraut Gypsophila repens 'Rosenschleier' mehr kann als nur den Rosenschleier im Blumenstrauß geben? Wohl kaum. Aber wo man schon mal im Britzer Garten darüber stolpert, kann man doch mal genauer hingucken. Und tatsächlich waren die kleinen, gefüllten Blüten sogar ganz gut besucht. Es fand offenbar gerade das Internationale Parasitentreffen statt, denn die Pflanze war besonders begehrt bei den parasitischen Hautflüglern, wie Kegelbienen, Blutbienen und Goldwespen. Diese kleinen Tiere haben auch nur einen kurzen Rüssel und mögen daher diese kleinen Blüten sehr gern, obwohl sie sicher noch beliebter wären, wenn sie nicht gefüllt wären.





 

Die Frage, wozu 'Rosenschleier' gut ist, war also geklärt. Jetzt kann man sich ja noch weiter umschauen im Karl-Foester-Garten im Britzer Garten.

Die Steppen-Wolfsmilch spielt Krake und hat ihre Stängel hübsch rot eingefärbt.




Kohl ist ja fast immer blau - dieser Meerkohl (Crambe maritima) ist es auf jeden Fall und passt sehr gut zu dem Gekielten Lauch (Allium carinatum).

 




 

An der Dornigen Hauhechel wuselte eine Holzbiene und das Feld-Mannstreu bildete mit allen Pflanzen ein hübsches Bild. Eryngium campestre kann wirklich alles tragen und es sieht immer gut aus.




 

Auch die Mittelmeer-Strohblume und der Oregano sehen ganz reizend dazu aus.

 

 

Blaue Rasselblume und Federmohn sieht man auch nicht so oft.


Leider wurde die Gartenbesichtigung durch ein Gewitter vereitelt und wir haben den Rückzug angetreten, auch die Katze guckte schon skeptisch.

 



 

Schnell mit dem Bus zur Gartenakademie in Berlin-Dahlem gehuscht, wo der Regen schon durch war, als wir ankamen.





Die Superpflanzen wurden zu meiner grenzenlosen Freude auch im Laden der Gartenakademie verkauft!


Ein Geheimtipp: Hinter der Akademie liegt der Garten der TU, man kann durch einen Heckenbogen hindurchgehen und findet sich plötzlich in einer anderen Welt. Ein Senkgarten mit Seerosenbecken, Mauern und vielen Stauden lassen die Zeit vergessen, mal will gar nicht mehr weg.






Das war trotz des gewitters ein schöner Tag in Berlin! Das nächste Mal kommt wieder der Botanische Garten dran. Oder der sich so sehr zierende Waldgarten wird doch noch einmal in Angriff genommen...