Samstag, 27. Januar 2018

Die Demokratisierung der Tulpe

Tulpen aus Amsterdam sind ein Welthit und bekannt wie ein bunter Hund - aber was hat es auf sich mit Tulpen in Amsterdam, und dann noch im kalten Januar? Warum stehen tausende Blumen in der Innenstadt herum und blühen sogar ganz unverfroren?



Dieses Spektakel findet jedes Jahr statt, immer am dritten Samstag im Januar - 2018 war es der 20.1. - und nennt sich Tulpendag. Dann legen die holländischen Tulpenzüchter einen Garten zum Selberpflücken an, auf dem Dam vor dem Palast. Während die Zwiebeln früher Spekulationsobjekt und purer Luxus waren, ist dies die ultimative Demokratisierung der Tulpe, denn jeder darf hinein und bis zu 15 Tulpen pro Person pflücken, kostenlos! Mit dieser Aktion soll darauf hingewiesen werden, dass nun die Saison der Schnittblumen losgeht, die hiermit feierlich eröffnet ist.










Das stößt natürlich auf großes Interesse. Für das Betreten des Geländes um 13 Uhr müssen die Tulpenjäger anstehen, denn auf Los geht´s los und die Schlacht am kalten Tulpenbuffet ist eröffnet: Tulpen-Hamstern in Amsterdam.




Liebevoll wurden die Kisten mit den Blumen auf dem Platz arrangiert. Was hier so aussieht, als hätten sie mir zu Ehren ein E wie Elke angelegt, ist nur das Ende von LOVE - geschrieben mit Tulpen. Von einer eigens für die Übersicht errichteten Brücke sieht man erst, dass dort Buchstaben entstanden sind.



Die Pflanzen warten mit Zwiebel darauf, dass sie gepflückt werden, manche versuchen noch rechtzeitig zu fliehen:


Die Leute nehmen aber meistens die ganze Tulpe mit, denn mitsamt ihrem Speicherorgan ist sie deutlich leichter zu entführen und bleibt auch länger frisch. Überhaupt geht es sehr gesittet dabei zu, es wird nicht gedrängelt und der Platz ist nachher nicht übersät mit zerrupften Blättern. Stolz ziehen die Menschen mit ihrer bunten Beute von dannen. Der Trend geht bei diesem Event zu bunten Sträußen, obwohl auch unifarbene Arrangements möglich wären, oder Pastelltöne unter sich.

Auch das Fernsehen ist dabei und viel Prominenz. Die Organisatoren des Tulpentags erkennt man an ihren orangefarbenen Jacken.




Trotz der eisigen Kälte an diesem leider bewölkten Samstag im Januar war es ein beeindruckendes Erlebnis. Beim anschließenden Rundgang durch die Stadt begegneten wir immer wieder Menschen mit den Tulpentüten in der Hand. Es dauert etwa drei Stunden, also bis 16 Uhr, bis alle Blumen neue Besitzer gefunden haben.







Nun stehen die Tulpen schon fast eine Woche zu hause und ich bin immer noch ganz begeistert - stellt man sie mit Zwiebel in die Vase wirkt das so locker-leicht wie ein Gemälde alter niederländischer Meister. Ich werde versuchen, meine Ausbeute an Tulpen später im Garten auszuwildern. Mal sehen, ob es klappt!



Tausend Dank an das Niederländische Büro für Tourismus und Convention (NBTC), das die Reise möglich gemacht hat, obwohl Orkan Friederike alles daran gesetzt hat, uns die Tour zu vermasseln. Die Weitwinkel- und Panoramafotos hat mein Mann gemacht.

#thisisholland #ichliebetulpen

Samstag, 20. Januar 2018

Birkenschmuddel

Neulich fand ich in einem Buch über Gärten, die auch im Winter schön aussehen, eine Anleitung, wie man seine Birken putzt, damit sie schön strahlend weiß bleiben. Denn natürlich tun Moose alles dafür, dass sie die Oberhand auf der Rinde gewinnen, und so sieht die Birkenborke dann nicht mehr so blendend weiß aus. Hätte ich eine Birke, ich hätte ja keine Lust, sie im Winter abzuschrubben. Ich finde es schon eine Zumutung, den hellgrauen Gartentisch jedes Jahr zu entgrünen. Und überhaupt hat man so schon genug zu putzen, da muss man nicht noch die Gartenbäume auf Hochglanz polieren.

So wie hier beim Totholz im Null-Euro-Beet m Frühjahr sieht das dann aus - grünlich eben:


Ich habe keine lebendigen Birken im Garten (zumindest keine nennenswert großen, die bestimmt vorhandenen Sämlinge zählen nicht und werden irgendwann gejätet, nicht geputzt). Dafür habe ich aber mehrere birkige Totholzstämme, die in Würde vor sich hin modern sollen. Auch sie werden nicht abgestaubt, die Pilze sollen ungestört arbeiten dürfen.

Und wie geht es den toten Birken so, sind sie schon wieder lebendig geworden? Tut sich was bei der Mission Moder?



Wie man sieht, hat das dicke Birkenstück oben rote Pusteln bekommen und unten braune. Auf der Schnittfläche ist es grün angelaufen. Der dünne Ast rechts hat ein bisschen von seiner Strahlkraft eingebüßt, zeigt aber keinerlei Pilzbesatz, das Eimerchen sorgt auch dafür, dass er einen Regenschirm hat.

Hier noch mal zum Vergleich das Bild des dicken Stammstücks vom letzten Jahr - schneeweiß:


Was man auch sehen kann - der Birkenstamm hat Schlagseite bekommen. Ich muss ihm wohl mal wieder die Richtung weisen.

Bald werden bestimmt Schmetterlingstrameten aus dem Holz wachsen oder andere hübsche Pilze - und dann kommen hoffentlich die holzbewohnenden Tiere. Geputzt wird also nicht, ein Glück für mich.

Samstag, 13. Januar 2018

Alles klar im Kompost

Schon öfters habe ich mich beschwert (hier, und hier noch mehr), dass vermeintlich kompostierbare Folien in meinem Komposter jedes Frühjahr ein fröhliches Comeback feiern und so gut erhalten wirken wie so mancher Hollywoodstar - völlig faltenfrei und immer noch glasklar. Wiedersehen macht also nicht immer Freude. Auch die Kompostwürmer bekommen bestimmt mächtig schlechte Laune, wenn sie die ungenießbaren Klarsichtdinger auf dem Weg zur Arbeit mühsam umschiffen müssen.

Doch es besteht Hoffnung für meinen Kompost, denn nun gibt es Folien, die nicht aus Plastik und wirklich vollständig kompostierbar sind. Die Firma Sonnentor hat geforscht und verpackt ihren Tee und die Gewürzmischungen nun so, dass Müll möglichst vermieden wird. Tatsächlich sehen die Umverpackungen genauso aus wie die herkömmlichen - man kann durchgucken. Und sie fühlen sich auch an wie Plastik, aber es ist Cellulose, und damit vollständig abbaubar! Bei Sonnentor wurde das Kompostieren getestet, mit dem Ergebnis, dass die Folien in 45-90 Tagen spurlos verschwunden sein sollen. Da ich meinen schnellen Brüter nur einmal im Jahr leere, komme ich mit dieser Zeitspanne prima aus.

Mein Komposter und ich wollten das für euch gern ausprobieren, und daher hat mir die Firma Sonnentor netterweise leckere Produktproben geschickt. Genau das richtige für den Winter!

Natürlich darf man die Rotte nicht ausschließlich mit den Folien beschicken, das mögen die Tierchen im Komposter dann auch wieder nicht und würden in Streik treten. Aber wenn die Verpackungen gut gemischt mit Küchen- und Gartenabfällen serviert werden, müssen auch die wählerischen Würmer nicht die Nase rümpfen. Da die Produkte von Sonnentor in Bioqualität hergestellt werden, ist sogar gewährleistet, dass die Mitarbeiter im Komposter nicht kollektiv krank feiern müssen.

Die Folien und auch die pyramidenförmigen Teebeutel sind also kompostierbar, eignen sich aber viel besser für den Hauskompost als für die Biotonne, denn die städtischen Kompostierwerke würden die Folien aussortieren und wegwerfen, da sie den leidigen Plastikverpackungen wie aus dem Gesicht geschnitten sind.



 
Da die Umverpackung sowieso bald im Komposter landet, durften sich die Tees schon mal ein bisschen im Garten umschauen und sich akklimatisieren:




Beim Entfernen der Folie um die Teepackung habe ich gemerkt, dass es sich doch anders verhält als Plastik: Das Material reißt leichter ein, was der Verrottung auf jeden Fall zuträglich ist.

Hier wird die erste Verpackung feierlich dem schnellen Brüter übergeben:

Und nun kann ich abwarten und Teetrinken, mein Komposter und seine Belegschaft arbeiten derweil mit vereinten Kräften an der Müllvermeidung!

Ich werde später berichten, wie es um die Zersetzung der Folien steht!

Samstag, 6. Januar 2018

Bodenständig und lecker

Das ist ja mal wieder typisch. Ich wollte wie immer Feldsalat als Nachkultur in die Tomatenkübel säen. Hab ich auch gemacht, aber Frau Vergissmeinnicht hat mich mal wieder komplett überrumpelt und ist schneller gewachsen als der Salat. Weil es am Wochenende zuverlässig kein gutes Wetter gab, habe ich die Geburtenkontrolle bei Myosotis etwas vernachlässigt. Das nutzen die schamlosen Schnellkeimer natürlich gnadenlos aus.





Aber gibt es keine Alternativen zum Feldsalat, die man ohne vorhergehende Planung ernten kann?

Zum Glück gibt es die. Wer sich jetzt am Boden duckt und darauf hofft, nicht entdeckt zu werden, ist so manches wintergrüne Wildkraut, landläufig auch als Unkraut bezeichnet.

Da wäre zum Beispiel die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), die man sowieso bald mal aus den Beeten jäten wollte, warum also nicht jetzt im Winter? Die Blätter sind essbar, der eigentliche Knaller sind aber ihre Wurzeln, die ein Aroma wie Gewürznelken haben. Mit ihnen kann man Getränke aromatisieren. Der Geschmack der Blätter wird oft als bitter beschrieben, bei der Jungpflanze, die ich probiert habe, waren sie das aber gar nicht. Sie schmeckten eher nach rohen Champignons.


Auch der Gundermann wächst in milden Wintern einfach weiter und ist immer gut für ein bisschen grüne Würze im Essen.

Falls die Knoblauchsrauke es in den Staudenbeeten allzu bunt getrieben hat, können einzelne Blätter nun für den Kräuterquark genutzt werden. Sie schmecken scharf wie Kresse mit einem Hauch Knoblauch.


Gänseblümchen im Rasen sind ein adäquater Feldsalat-Ersatz, allerdings finde ich die zu nett zum Essen. Haben sie noch mal Glück gehabt. Allenfalls die Blüten, die dank der milden Temperaturen erschienen sind und sowieso kaum Insekten anlocken, würde ich ernten wollen.


Die Möglichkeiten, ein bisschen winterliche Jätegymnastik mit einem leckeren Küchenbonus zu verbinden, sind also unbegrenzt. Und die Vergissmeinnicht dürfen jetzt auch bleiben, über die freue ich mich dann im Frühling.