Dieses Jahr läuft es ganz oft so: Nach ewigem Wünschen und Wollen habe ich meine Sehnsuchtsstauden letzten Herbst ausgesät. Sie sind auch brav wunschgemäß gekeimt, und kaum haben sie die ersten richtigen Blätter, bekomme ich sie als größere Ausgabe geschenkt. Es ist wie verhext. Hätte ich das Wagnis Kaltkeimer nicht auf mich genommen, hätte ich jetzt vermutlich gar kein Exemplar, auch kein geschenktes.
So ein Monster von Wald-Geißbart wie diese hier wollte ich gern haben vor lauter Übermut - denn Barttragen ist ja gerade so unglaublich modern:
So ein Monster von Wald-Geißbart wie diese hier wollte ich gern haben vor lauter Übermut - denn Barttragen ist ja gerade so unglaublich modern:
Nun habe ich ihn in Gütersloh bei der Staudentauschbörse in die Finger bekommen, nachdem die Wald-Geißbart-Babies schon als solche zu erkennen waren. Sind sie nicht niedlich, auch ohne Bart? Die Samen hatte ich letzten Sommer im Vorbeigehen in einem Vorgarten einkassiert und vor dem Winter draußen ausgesät. (Das Blaue auf der Erde auf dem folgenden Bild ist kein Blaukorn, sondern Schneckenschleim. Geißbart schmeckt aber nicht, ha!)
Dann ist da noch die süße Süßdolde (Myrrhis odorata), die ich unbedingt haben wollte, da sie auch ganz gut im Schatten wächst und als Zugabe leckere Samen hat, die frischgrün nach Lakritz schmecken. Einer der besten Doldenblütler überhaupt für den Garten: So langlebig wie lecker.
Also habe ich die Samen auch im letzten Sommer in einen Topf gesteckt und abgewartet. Tatsächlich rührte sich im Frühling was: Die elegantesten Keimblätter überhaupt erschienen auf der Bildfläche, schön wie Models.
Schnell wuchsen die ersten weiß gezeichneten Laubblätter - auch das ist typisch Süßdolde, die durchaus zur Blattschmuckstaude taugt.
Schnell wuchsen die ersten weiß gezeichneten Laubblätter - auch das ist typisch Süßdolde, die durchaus zur Blattschmuckstaude taugt.
Und genau also in dem Jahr, als ich stolz die ersten süßen Mini-Döldchen im Töpfchen hatte, besuche ich einen Schaugarten an einem Montag. Es arbeitete dort gerade jemand. Wir kamen ins Gespräch, ich bewunderte die schönen Süßdolden, als der gute Mann auch schon den Spaten zückte und mir beherzt ein gigantisches Stück Wurzel abstach. Die Pflanze musste sowieso ein wenig eingedämmt werden, da sie sich so gut versamt.
So
eine verletzte Wurzel riecht übrigens auch ganz herrlich und sehr stark
nach Anis, aber es wäre gemein, sie nur dafür zu piesacken. Immerhin
wurde die Rückfahrt auf dem Rad so zu einem ungeahnten Dufterlebnis.
In
meinem Garten angekommen war die neue Süßdolde erst ganz schlapp und
fremdelte ein wenig, erholte sich aber unglaublich schnell von dem
Schock und fing sofort an zu blühen. Das nenn ich Lebenswillen.
Zusammen
mit Bärlauch in weißen Hasenglöckchen sieht sie sensationell aus. Bald
schon kann ich die ersten Samen naschen, aber nicht zuviele, damit ich
bald überall die eleganten Keimlinge habe.
Und was säe ich jetzt, damit ich es geschenkt bekomme? Krötenlilien, Trillium oder -nein, jetzt hab ich's: Frühlings-Platterbse!