Montag, 31. Mai 2010

Lebendgebärender Lauch

Hurra! Einer meiner Iranläuche (Allium aflatunense) bekommt Nachwuchs!
Etwas abseits seiner Artgenossen steht er unter der Süßkirsche, schlägt sich wacker gegen Wurzeldruck von unten und Beschattung von oben durch, und bringt es trotz allem noch fertig, mich mit winzigen, schon vollentwickelten Brutzwiebeln am Blütenboden zu erfreuen:


Eigentlich ist dieses Verhalten gar nicht gern gesehen bei den Züchtern, weil es die Blüte schwächt und die Zwerge obendrein das Auge beleidigen. Na, so ein Drama ist es ja nun auch wieder nicht. Erst wenn man genau hinschaut, erkennt man die kleinen weißen Zwiebelchen überhaupt.

Wenn die Blüte abstirbt, werde ich die Blütenbälle in spe abnehmen und einpflanzen. Gegenüber der Aussaat dürfte das sicher ein Jahr Vorsprung bis zur ersten Blüte bedeuten. Stelle merken ist wichtig, damit man die Winzlinge nicht aus Versehen umgräbt.

Iranlauch gehört ansonsten nicht zu den unbedingt günstigen Blumenzwiebeln, weil er so lange bis zur Blüte braucht. Bei Allium gilt wohl der Grundsatz: Je höher und stabiler der Blütenstiel, desto höher auch der Preis.

Als Steppenbewohner ist er Kummer gewohnt, kommt auch mit ärmeren Böden und Trockenheit klar, und hat noch einen - für Kleinstgartenbesitzer wie mich - unschätzbaren Vorteil: Solange die umgebenden Stauden im Frühling noch nicht richtig losgelegt haben, zeigt er üppiges, straffes Laub. Wenn er dann Gefahr laufen würde, übermäßig von seinen Nachbarn verschattet zu werden, macht er sich noch während der Blüte lieber dünne und zieht das Laub auch schon ein.

Auch wenn er verblüht ist, sieht der Samenstand noch lange gut aus.

Als wäre das alles noch nicht genug des Lobes, können auch die Insekten gar nicht genug von ihm kriegen:




Es sieht sogar so aus, als hätte er einen Wächter:

Sonntag, 30. Mai 2010

Die fabelhafte Welt der Akelei

Susanne Wiborg schwärmt von der Akelei, dass sie die Fähigkeit hätte, immer genau dort aufzutauchen, wo sie bisher gefehlt hat. Und dann noch in genau der richtigen Farbkombination zu den Nachbarstauden. "Wie machen sie das bloß?" fragt Frau Wiborg.
Haben Akeleien einen Sinn für Form und Farbe? Sind sie die besseren Designer?
Was die Farben angeht kann ich es nicht beurteilen, die meisten Pflanzen in meinem Garten stammen noch von genau der einen blauen Aquilegia vulgaris ab, der ich vor mehr als 10 Jahren bei einem Gartenbesuch ein paar Samen entführt habe, um sie dann zunächst jahrelang auf meinem Balkon weiterzupflegen. Als ich dann einen Garten hatte, sind sie natürlich mit umgezogen, und - aus dem Korsett des Blumenkastens befreit - verbreiten sie sich seitdem mit spielerischer Leichtigkeit von selbst - aber immer nur in blau und mittlerweile auch in weiß:


Die dunkleren Rosatöne fehlen meinem Garten also. Da sich Akeleien mit allen Artgenossen kreuzen, die sie nur irgendwie erreichen können, bleiben die Sämlinge selten der Farbe der Mutterpflanze treu - was immer wieder überraschende Wirkungen ergibt.

Was ich in meinem Garten schon vorfand, war ein Exemplar der unvergleichlichen Aquilegia atrata in herrlich dunklem, samtigen Violett:


Auch sie verbreitet sich, allerdings bleibt die dunkle Schönheit lieber unter sich.

Letztes Jahr begann ich dann aber ebenfalls an die verborgenen Talente meiner Akeleiensippschaft zu glauben, als sie unverhofft und völlig ohne Nachhilfe meinerseits eine perfekte Diagonale durch mein Terrassenbeet zauberten:


Einfach unglaublich, dachte ich, und plante, ihnen eine kreuzende Diagonale aus Iranlauch anzubieten. Mal sehen, was sie dazu sagen würden. Was die können, kann ich schließlich auch. Dachte ich.
Leider erschien eine der 5 Zierlauchzwiebeln gar nicht erst auf der Bildfläche, eine zweite schaffte es gerade mal, sich 10 cm über den Boden zu erheben (der Blütenstiel war mit einem Blatt verwachsen und krümmte und wand sich mitleiderregend) - aber die anderen drei sind ein Traum.
Nur hatte ich die Rechnung ohne die Rötelmäuse gemacht. Unglaublich niedliche kleine Nager, die unter der Terrasse Quartier bezogen haben, und in gar nicht niedlicher Manier die terrassennächste Akelei als Salat abrupften, bis nichts mehr an sie erinnerte außer ein paar klägliche Stumpen. Nein, die immer unter Generalverdacht stehenden Schnecken waren diesmal wirklich völlig unschuldig, ich habe die kleinen Pelztiere schließlich mit eigenen Augen dabei erwischt.
Wo sind die Katzen, wenn man sie mal braucht?

Jedenfalls hatte die schöne Akeleienreihe nun keinen rechten Anfang mehr:


Trotzdem: Der Sinn der Akelei für Muster war doch verblüffend. Sich selbst aussäende Stauden gibt es ja genug, aber nur die Akeleien bringen es fertig, aktiv den Garten zu gestalten.
Wie machen sie das bloß?

Mittwoch, 26. Mai 2010

Wilde Rosen

Wildrosen sind die Maiglöckchen unter den Sträuchern - verbreiten sich so gut, dass man sie von überall geschenkt bekommt - wenn man in der glücklichen Lage ist, Gärtner zu kennen, die Wildrosen besitzen, oder besser gesagt: von ihnen besessen werden.
Wildrosen machen keine Kompromisse - wenn man ihnen einen Platz im Garten einräumt, nehmen sie ihn mit Begeisterung an, blühen obenrum sensationell, während sie heimlich im Untergrund an der Eroberung der Welt, oder zumindest des Nachbargartens, arbeiten.
Ein gutes Verhältnis zu seinem Nachbarn braucht man also schon, wenn mal wieder ein Ausläufer rübermacht, aber ansonsten können sich die pflanzlichen Piraten zum Glück nicht mit solchen Plagen wie dem legendären Essigbaum messen. Wildrosenausläufer kann man relativ leicht wieder entfernen - und dann weiterverschenken, wie Hermann, den Sauerteig.
Wenn man einen Hang begrünen und befestigen möchte, sind Wildrosen die erste Wahl - hier können sie sich mit ihrem Ausbreitungsdrang sogar nützlich machen.
Wenn man wirklich niemanden finden sollte, der einem einen Ausläufer abtreten kann, macht das auch nichts. Im Handel werden sie günstig angeboten, und sogar die großen Rosenzüchter und Rosenschulen haben aus Samen vermehrte Wildrosen zu niedrigen Preisen im Programm.

Meine absoluten Favoriten für den Maigarten sind diese beiden hier, die auch duften:

Bibernellrose (Rosa spinosissima):
Dieser Traum in Weiß möchte immer der erste sein. Blüht im Mai, sogar bevor es die sprichwörtliche Mairose (Rosa majalis) tut.


Ich habe die Bibernellrose kombiniert mit Akelei und Zierlauch (ach, was red ich denn da eigentlich: kombiniert haben die Akeleien schon selbst, aber der Zierlauch war Absicht!) - für mich die schönste Zeit im Jahr:


Sie braucht unbedingt Sonne und kommt auch mit schlechten, trockenen Standorten zurecht - die Wildrose der Wahl, wenn sonst nichts wachsen will.
Eine kleine Kratzbürste ist sie schon, hat die dichteste Bestachelung von allen, die an frischen Zweigen knallrot ist:


Die Insektenwelt liebt diese Rose, leider konnte ich noch keinen Vogel entdecken, der die ungewöhnlichen, schwarzen Hagebutten frisst.


Rosa pendulina x salaevensis

Eine Kreuzung aus der Alpenheckenrose, an die schwer dran zu kommen ist. Zum Glück habe ich eine Nachbarin, die mir gerne ein paar Ausläufer geschenkt hat.
Diese Rose blüht ebenfalls jetzt im Mai in dunklem Rosa:


Wenn der Garten nach dem Winter noch kahl ist, ist sie die erste, die frisches Grün zeigt.
Ihre Hagebutten sind knallrot, flaschenförmig und lange haltbar.
Ein weiterer Clou ist die rote Winterfärbung der Zweige: Hartriegel war gestern, diese Rose hat eindeutig mehr zu bieten!

Montag, 17. Mai 2010

Luxusherbergen

In einer Gartenzeitschrift wird ein Vogelnistkasten am Stiel aus Teakholz und Edelstahl empfohlen, für knapp unter 600 Euro. Darf es ein bisschen mehr sein? Dann am besten die lackierte Variante kaufen, die kostet immerhin nur 100 Euro mehr. Ein Schnäppchen! Für den Preis kann man den Meisen schon einen kompletten Obstgarten anlegen. Haben sie sicher auch mehr von, so versnobt sind die nämlich gar nicht.
Nistkästen ohne teures Tropenholz tun es genauso, wenn sie eine Lage Dachpappe auf's Oberstübchen bekommen. Wenn es für die Ewigkeit sein soll, ist Holzbeton die erste Wahl.

Nisthilfen für Insekten sind noch günstiger zu bekommen - da reicht schon ein Hohlziegel mit Bambusstäben gefüllt oder eine selbstgebaute Lehmkiste. Für die Holzbewohner unter den Bienen und Wespen muss es auch kein Tropenholz sein, Hauptsache Hartholz von Buche, Eiche oder auch Apfel. Gut abgelagert und durchgetrocknet muss es sein, dann kann man Löcher hineinbohren. Weichholz sollte man meiden, es quillt zu stark, wenn es nass wird, und kann die Bienenbrut zerquetschen. Finger weg von noch so niedlich aussehenden käuflich zu erwerbenden Nisthilfen, wenn sie Splitter in den Bohrlöchern aufweisen oder schichtverleimt sind - das endet bestenfalls darin, dass die Bienen solche Machwerke links liegen lassen.
Hier steht, wie man es richtig macht.

Lohnen tut es sich in jedem Fall. Es macht Spaß, die Bewohner zu beobachten.
Manchmal passieren auch Missgeschicke:

 
Diese Rote Mauerbiene hier bewohnt den Schilfstengel unten rechts im Bild. Ein Arbeitsgang geht so: Zunächst läuft Biene vorwärts in die Röhre, entleert den gesammelten Nektar und krabbelt wieder hinaus. Dann dreht sie sich um und kriecht rückwärts hinein, um den Pollen von der Bauchbürste zu fegen.
Leider zeigt diese Röhre aber etwas schräg nach oben und stößt dort an die nächste, so dass die Biene beim Rückwärts-Einparken schlecht zielen kann. Immer wieder verfehlt sie den Eingang, fliegt wieder an, krabbelt vorwärts ein Stück in die Röhre, dreht um, klappt wieder nicht, also nochmal das Ganze.
"Klar, das kann auch nicht klappen," werden die Männer jetzt sagen, "..ist ja auch ne Frau.".
Vielleicht ist es auch nur eine besonders ungeschickte Biene, in dem Fall hat sie mein volles Mitgefühl - ich kenne das.
Sie wird aber schon besser von Tag zu Tag und schafft es mittlerweile in der Hälfte der Versuche.
Wenn die Röhre komplett zugemauert ist, werde ich sie mal geraderücken. Da soll sich die nächste Generation nicht auch noch mit abplagen müssen....

Samstag, 15. Mai 2010

Himmelblau

Eine Farbe, mit der der Himmel sich gerade ein bisschen geizig zeigt.
Für solche trüben Tage sind die Rauhblattgewächse (Boraginaceae) wie geschaffen, die Stimmung aufzuhellen.
Viele zeigen himmelblaue Blüten, allen voran das allgegenwärtige zweijährige Vergissmeinnicht:



Hat man erstmal eine einzige Pflanze im Garten, sät sie sich bereitwillig aus und wird zum Bodendecker auf Zeit. Nach der Blüte kann man es rausreißen, es hat dann schon selbst für Nachwuchs gesorgt. Man glaubt gar nicht, an welchen möglichen und unmöglichen Stellen die Sämlinge überall auftauchen können. Da die Samenkapseln sehr anhänglich sind und ein bisschen kletten können, hilft auch der Gärtner nach, wenn er die Samen an seiner Kleidung herumschleppt und irgendwo abschüttelt. Natürlich kann man sich auch so zu einem himmelblauen Maigarten verhelfen, indem man die verblühten Pflanzen über allen Beeten ausschüttelt.

Ausdauernder ist das Kaukasus-Vergissmeinnicht - eine Staude für den Gehölzrand, die sich ebenfalls selbst verbreitet. Meine sind Geschenke des Nachbargartens, von wo sie freiwillig eingewandert sind. Einige Sämlinge habe ich an der Gartengrenze eingesammelt und in mein "Waldbeet" unterm Zierapfel gesetzt, wo sie wunderschön zum weißen Tränenden Herz passen.
Mittlerweile gibt es schöne Züchtungen, wie "Jack Frost" mit seinen silbrigen Blättern:


Ein Rauhblatt, das man selten in Gärten sieht, hat ebenfalls gerade seine Blütensterne geöffnet: Die Immergrüne Ochsenzunge (Pentaglottis sempervirens). Wie ein Kunstwesen aus Borretsch und Vergissmeinnicht sieht es aus - an den Borretsch erinnert die borstige  Kratzbürstigkeit, an das Vergissmeinnicht seine überdimensionalen Blüten.
Hier ist gerade eine von meinen Mauerbienen im Anflug (ja, gestern gab es tatsächlich ein paar Stunden Sonne!):


Dieses Rauhblatt ist ein echtes Rauhbein: Ausdauernd, wintergrün und sich selbst verbreitend.

Seine Blüten soll man essen können, ähnlich wie die des Borretsch, aber ausprobiert habe ich es noch nicht.

Freitag, 14. Mai 2010

Findelkinder

Neulich beim Spaziergang entlang einer Schrebergartenkolonie (so eine "wilde", ohne Vereinsvorsitzenden, aber mit Bahndamm) fand ich ihn - einen achtlos am Wegesrand entsorgten Rhabarber.
So was kann der leidenschaftliche Pflanzenfreund nicht gut mitansehen - einmal ist es schade um das schöne Gemüse, andererseits muss so etwas ja auch nicht sein. Wozu gibt es schließlich Komposthaufen? Oder rhabarberlose Nachbarn? Es wird sich doch ein Abnehmer für einen Ableger finden lassen?
Na gut, wer nicht will, der hat schon. Also Stelle merken und beim nächsten Spaziergang mit Plastiktüte bewaffnet zum Retter des Rhabarbers werden. In der Zwischenzeit hatte ich Gelegenheit, Rhabarberschorle zu kosten, und die Begehrlichkeit wuchs. Ich weiß zwar noch nicht, wie man die Stangen fachgerecht entsaftet, aber hier steht es nun, das Findelkind, oder besser gesagt: Findel-Riesenbaby:


Man muss dazu sagen: Auf dem Foto residiert er schon drei Wochen an seinem neuen Platz, so groß hätte er nämlich den Rucksack zum Platzen gebracht oder sich alle Stangen gebrochen.
Da der eigene Kompost gerade aus war, habe ich die Pflanze erstmal mit Langzeitdünger versorgt und anschließend mit Strauch-Häckseln gemulcht.

Spazierwege an Schrebergärten halten oft Weggeworfenes feil - man muss es nur erkennen. Ein anderes Mal waren es auf einen großen Haufen geworfene, kräftige Krokusse. Wer weiß, welcher Neophyt auf diesem Wege seine steile Karriere als Nervensäge der Natur begonnen hat? Selbst wenn die entsorgten Pflanzen nicht Fuß fassen können, ersticken sie doch beim Verrotten Angestammtes, wie die zartbesaiteten Buschwindröschen, oder reichern den Boden mit Säure oder Stickstoff an.

Das Mitnehmen der Ausgestoßenen kann also nicht schaden. Da ist man auch in guter Gesellschaft, selbst Gartenberater und Redakteur Tjards Wendebourg schwärmt hier von seinen Findelkindern.
Ich bilde mir sogar ein, dass die Geretteten es einem danken und sich gerne auf ihre Art revanchieren.

Mittwoch, 12. Mai 2010

Das Unkraut einfach aufessen

Neulich in der Stadt bin ich fast hintenüber gekippt, als dort töpfeweise Vogelmiere verkauft wurde.
Und auch Scharbockskraut und Schöllkraut wechseln in Versandgärtnereien für ein paar Euronen gern den Besitzer.
Ich sollte also vorsichtshalber alle meine Beikräuter in Töpfe pflanzen und hegen und pflegen - sicher kommt irgendwann die Zeit, wo sich selbst der Giersch vergolden lässt. Dann muss man gewappnet sein, um die plötzliche Nachfrage auch bedienen zu können. Man soll seinem Glück bekanntlich nicht selbst im Wege stehen.

Bis es soweit ist, ess ich ihn lieber auf.

Auf die Idee gebracht hat mich Thomas mit seinem Rezept für Gierschpesto.
Pesto ist ja immer eine gute Idee, und auch das Jäten gewinnt doch gleich einen ganz besonderen Charme, wenn jedes Blatt, das man entfernt, dem Abendessen dient.

Am Ende meiner erfolgreichen Jagd stand ich mit viel mehr Gierschblättern da, als ich anfangs dachte. Das Zeug wächst so rasant, dass das letzte Mal Jäten gar nicht mehr auffiel.

Das Pesto war auch sehr lecker. Das mach ich jetzt öfter.
Wenn man sonst schon kaum Gemüse im Garten hat, muss man eben das Unkraut ernten.

Sollte sich der Giersch wider Erwarten dann doch nicht zum kulinarischen Aufsteiger à la Bärlauch mausern, kann man ihn ja immer noch als Bodendecker mit Erfolgsgarantie verkaufen  - panaschierter Giersch ("Variegatum") hat diesen Karrieresprung übrigens bereits geschafft und ist salonfähig geworden!

Freitag, 7. Mai 2010

Beet-Bordüren

Frauenmantel ist ein tolles Zeug! So anpassungsfähig, robust und anspruchslos wie er ist keiner.


Er ist der Joker für jede Gartensituation, ob Sonne oder Schatten: Alchemilla hält durch und begeistert.
Die großen, samtigen Blätter machen nicht nur auf uns Eindruck, auch die Insektenwelt nutzt sie gern als Sonnenbank oder Tränke: Selbst wenn der Boden schon trocken ist, sorgt die Pflanze durch Guttation für dekorative Wassertropfen auf den Blättern, die Insekten gern austrinken:


Schnecken meiden ihn allerdings, was ihn noch wertvoller macht.

Frauenmantel ist der Klassiker im Bauerngarten und die erste Wahl für eine Beetabgrenzung. Seine limonengrünen Blütenschleier ordnen sich unter und passen gut zu Rosen und Prachtstorchschnabel (oder blauen Gießkannen):


Alchemilla sät sich so bereitwillig aus, dass manche ihn schon als Plage bezeichnen. Das kann man sich zunutze machen! Gärtner, die Frauenmantel im Garten haben, geben gerne welchen in gute Hände ab, statt ihn der Biotonne zu überantworten.
Hat man erstmal eine Pflanze ergattert, kommt bald der Nachwuchs. Die ersten jungen Blätter der Keimlinge sehen aus wie kleine Krönchen - wie sollte es auch anders sein beim unangefochtenen König der Staudenrabatte:


Große Horste lassen sich gut teilen.

Meine komplette Beetabgrenzung habe ich aus dem Ablegervorrat aus dem eigenen Garten bestritten:


Selbst für den Vorgarten hat es noch gereicht (hier kombiniert mit Breitblättriger Glockenblume):



Eine andere preiswerte Beetbordüre ist eine Pflanze, die man eigentlich eher im Nutzgarten als im Staudenbeet findet, und einer meiner Lieblinge: Schnittlauch!
Weil die Aussaat kinderleicht ist und so gut wie immer klappt, braucht man keine getopften Pflanzen zu kaufen. Wenn man schon Schnittlauch im Garten hat, lässt man ihn blühen und die Samen ausreifen. Sie können dann gleich wieder ausgesät werden. Ein Samentütchen kostet aber auch nicht die Welt. Da die Pflanzen schnell wachsen, ist der Vorsprung von Containerware bald aufgeholt.

Zur Blütezeit ist so eine Bordüre einfach großartig:


....und ist wertvolle Nahrung für Hummeln:


Banausen, die nach der Blütezeit des Schnittlauchs fragen, ob man nicht mal bald die Rasenkanten schneiden müsste, ignoriert man einfach. ;-)

Sonntag, 2. Mai 2010

Neues aus dem "Hotel zur Gießkanne"

Das "Hotel zur Gießkanne" ist schon fast ausgebucht!

Die Rote Mauerbiene war mal wieder die schnellste:

 
Aber auch eine kleine solitäre Wespe hat sich sofort eingefunden:


Es scheint eine Lehmwespe (Ancistrocerus) zu sein. Sie hatte viel Arbei, ihre Röhre von zuviel Bambusmark zu reinigen. Den dicken Bienen ist die winzige Wespe irgendwie suspekt. Mehrmals musste sie sich beim millimetergenauen Anflug auf ihre Wohnung ein paar Rempler gefallen lassen.

Mein altes Bienenhotel aus einem Stück Abflussrohr mit Schilfmattentarnung wird ebenfalls ganz eifrig umschwärmt.


Wenn man keine Honigbienen als regelmäßige Gartenbesucher hat, sind die wilden Bienen Gold wert. Sie fliegen passend zur Apfelbaumblüter und sind die besten Bestäuber.

Samstag, 1. Mai 2010

Ein Hoch auf den Schatten!

Esst ihr auch so gerne Pesto mit Spaghetti und habt dazu noch schattige Ecken im Garten, die noch aufgehübscht werden müssen?
Dann besorgt euch irgendwo einen Topf mit dem neuen Star am kulinarischen Himmel, dem Bärlauch  (Allium ursinum) - den gibt es mittlerweile sogar im Supermarkt  - und pflanzt ihn in den Schatten. Halbschatten geht auch, zum Beispiel unter Obstbäumen.
Eine einzige Pflanze reicht. Das kostet meistens nicht mehr als ein Topf Basilikum, hält aber Jahre.
Die Blüte ist wie bei allen Laucharten sensationell und mit ihrem strahlenden Weiß wie geschaffen für dunkle Gartenbereiche:


Die Samen werden durch Ameisen verbreitet. Man sollte die Pflanzen also blühen und sich aussäen lassen. Zusammen mit ihrer Neigung zur Brutzwiebelbildung hat man bald einen schönen Bärlauchteppich.
Das Falllaub sollte man im Herbst über den Bärlauchzwiebeln liegen lassen. Als Pflanze des Laubwaldes gedeiht er besonders gut unter der entstehenden Humusschicht. Ansonsten kann man den kleinen Stinker ganz sich selbst überlassen. Er wird nicht von Schnecken gefressen, bekommt keine Läuse und muss nicht gedüngt werden.


Sind die Horste groß genug, kann man ernten. Die Blätter werden vor der Blüte entnommen, dann ist das Aroma am besten. Der Knoblauchgeruch verfliegt schnell - Bärlauchpesto ist also selbst am Sonntagabend zu genießen - ohne Angst haben zu müssen, dass die Kollegen am nächsten Tag nur noch per Email mit einem kommunizieren.

Im Sommer verlässt der Bärlauch die Gartenbühne - aber nicht ohne noch mal ordentlich auf die Stinkdrüse zu drücken: Die Blätter riechen im Vergehen besonders intensiv nach Knoblauch.


Ich freue mich jedes Jahr auf die Bärlauchzeit. Mittlerweile ist mein Bestand so groß, dass es für mehrere Pesto-Mahlzeiten reicht. Mit Zutaten aus dem eigenen Garten schmeckt es sowieso viel besser.