Giersch ist garstig. In Staudenbeeten mit empfindlichen oder noch kleinen Pflanzen wuchert er in beeindruckender Geschwindigkeit alles zu und und scheint dank der Ausläufer zu springen - stets poppt er ein bisschen weiter im Beet auf. Dabei helfen ihm auch noch die Schnecken, indem sie ihn nicht fressen, sich aber sehr gut unter seinem Laub verstecken können. Eigentlich wäre er also eine sehr pflegeleichte, bodendeckende kostenlose Staude, die fast alles mitmacht und auch noch essbar ist. Ein Bodendecker also, der Unterkraut unterdrückt, wenn er nur nicht selbst als solches gelten würde. Ich jäte ihn trotz seiner Vorzüge, wenn ich ihn sehe, aber ich glaube, wenn er blühen würde, würde ich schwach werden.
Denn das muss man ihm lassen: Die Blüten sind großartig und wie erwähnt völlig ohne Mühen zu bekommen. Manchmal gibt er sich sogar richtig Mühe und blüht in Weiß und mit einem Hauch Rosé. Aber ich denke, für eine zünftige Blüte müsste man ihn gewähren lassen und darf ihm nicht durch Jäten den letzten Nerv und die ganze Kraft rauben.
In einem großen Garten habe ich ihn blühen sehen. Das sah toll aus. Man sollte den Umgang mit dem gierigen Giersch also unbedingt überdenken, denn in Säumen vor Hecken oder in Staudenbeeten mit sehr robusten anderen Gewächsen kann er durchaus kleidsam sein.
Doldenblütler sind ja sowieso in den meisten Gärten etwas unterrepräsentiert und der allgegenwärtige Giersch hilft doch gern freiwillig aus. Die Insekten lieben ihn, wie die folgenden Bilder zeigen.
Korpulenter Käfer an zarter Blüte: Rosenkäfer:
Wer sich doch nicht an den Giersch herantraut, wählt die Süßdolde (Myrrhis odorata). Sie blüht etwas früher, ist relativ schneckenfest und auch schattentolerant. Es gibt sogar einen Bonus: Die Samen sind essbar und schmecken nach Anis. Aus ihnen lässt sie sich auch leicht heranziehen. Insekten schätzen die Blüten und Samen sehr, vor allem die Streifenwanze.
Also, wer ist dein Doldenblütler-Herzblatt - und wie hälst du's mit dem Giersch?