Samstag, 9. August 2025

Rosa Wölkchen

Man sollte sich im kleinen Garten wirklich hüten vor Stauden, die größer werden als man selbst. So auch der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum). Zumindest aber schaue ich bei ihm zur Blütezeit in schöne, fluffige rosa Wölkchen. Gut, kleinen Pflanzen nützt das nichts, für die ist der Riese eine echte dunkle Gewitterwolke. Auch überragt mich der Wasserdost nicht nur, ich könnte mich vermutlich auch in ihn hinein legen und wäre auf ganzer Länge nicht mehr zu sehen.





Da habe ich wirklich nicht mit gerechnet, dass die Staude vom Samenkorn zum Platzhirsch wird. Noch dazu in so kurzer Zeit - das verflixte siebte Jahr dürfte das jetzt sein und zur Linken des Zierapfels ist alles voll mit Wasserdost. Man darf sich von seiner mädchenhaften Erscheinung mit den schlüpferrosa Blüten nicht täuschen lassen!

Der hat aber als heimische, spät austreibende Staude einige Vorteile: Frühlingsblumen können unbehelligt zu Ende blühen, da er sich nicht vor April hervorwagt. Sollte die Bärlauchbelagerung dann noch anhalten, macht das nichts, da wächst der Wasserdost einfach hindurch. Schnecken fressen ihn bei mir überhaupt nicht.

Man kann ihn ganz leicht selbst aus Samen ziehen, was er aber auch gern für einen übernimmt.

Er verträgt zwar feuchten Boden, aber kommt auch mit Trockenheit klar, wenn er eingewachsen ist. Dann bleibt er kleiner, was aber in diesem Fall nicht so schlimm wäre.

Wegen seiner wuchtigen Gestalt überlege ich im Juni immer, ob ich ihn im Herbst nicht mal ein bisschen zurechtstutze und Teile aus dem Wurzelstock aussteche. Und dann fängt er an zu blühen und ich bin wieder überwältigt von der Fülle an Insekten, die ihn besuchen.

Stammgäste sind jedes Jahr Bienenwölfe, Hummeln, Honigbienen und Riesen-Blutbienen, Bienenjagende Knotenwespen, Maskenbienen, Schmalbienen, Schwebfliegen, C-Falter, Grünader-Weißling und Faulbaum-Bläuling.

Da kann man sich dann danebensetzen und schauen, was passiert. Gut, man braucht schon einen Barhocker, um in die Blüten zu gucken, aber was soll's. Dann jedenfalls wird man mit atemberaubenden Szenen belohnt, wie den Jagdambitionen eines Weibchens der Grünen Krabbenspinne (Diaea dorsata), die versucht hat, nach Insekten zu greifen und dabei immer wieder vom Bienenwolf einfach überrannt wurde. Am Ende hat sie eine Blumenwanze erwischt. Sie hat auch links nur noch zwei Beine, das macht es nicht einfacher.




Damit der Wasserdost nicht unter sich bleibt, aber das Farbschema durchgezogen wird, hat er ebenfalls rosablühende Nachbarn bekommen, als da wären Moschus-Malven und Kerzen-Knöterich.

Ich weiß zwar noch nicht, wo das Ganze hinführen soll, aber wenn er blüht, ist er ja wirklich unwiderstehlich. Und die Insekten und Spinnen leben auf rosa Wolke Sieben.

3 Kommentare:

  1. Holla die Waldfee, ich bin heute auf einer Krimiseite gelandet. Der Barhocker leistet da beim Beobachten offenbar gute Dienste. Ich habe auf meinen 180 qm und meiner Wurzerlwinzigkeit von 1.60 m keine Stauden, die mich überragen. Aber schuld daran, dass ich nicht meinen eigenen Krimi-Podcast eröffnen kann ist, dass es mir an einer grundlegenden Gärtnertugend fehlt. Ich fotografierte kürzlich mein Eryngium alpinum und amüsierte mich, dass grundsätzlich 2 - 3 Hummelbrummer mit aufs Bild wollten. Erst als ich am großen Bildschirm die Fotos sortierte, bemerkte ich, dass das nicht alles war. Es gab auch noch einen Bockkäfer zu sehen, eine grüne Wanze, zarte Wildbienen und Honigbienen. Eigentlich fehlte nur die amputierte Krabbenspinne zum Krimi im eigenen Garten. LG Wurzerl

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  2. Ich schaue immer voller Neid auf Deinen prächtigen Wasserdost und habe dazu auch schon einmal kommentiert. Meiner wird nicht größer als etwa 1,20m, und die Schnecken lieben ihn. Da er auch immer zögerlicher austrieb, habe ich mir einen neuen gekauft und den alten in einen Pflanzring umgesetzt - etwas erhöht, etwas sonniger, in der Hoffnung, dass die Schnecken ihn da nicht finden. Leider ist er nur noch ungefähr 20cm hoch, den Rest haben die Schnecken erledigt. Vom neuen, der da steht, wo vorher der alte stand, habe ich auch diverse Übeltäter abgesammelt (ich werfe sie immer mit Schwung in den Vorgarten und hoffe, dass sie den Weg zurück nicht so schnell finden), aber der ist nun gut 1m hoch und steht in Blüte. Vom Wuchern kann bei mir aber keine Rede sein - leider.

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  3. Oh, ist der aber schön! Und wie gut der zu den Malven passt. Prima! Außerdem finden ihn so viele Tierchen gut... solange noch irgendwo Platz für was anderes ist, würde ich den galube ich nicht zurechtstutzen wollen. :-)
    LG
    Centi

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