Das war ja ein Nervenkitzel! Das lange Fronleichnamswochenende wegfahren bei Hitze und Dürre und die Kübel mit dem jungen Gemüse alleine lassen? Jeder, der noch ganz bei Trost ist, hätte wenigstens für einen Gießdienst aus der Nachbarschaft gesorgt, aber ich bin ja immer aufgeschlossen für neue Erfahrungswerte - und eben nicht ganz bei Trost. Es war dann auch wirklich heiß am Urlaubsort in Brandenburg, zuhause leider auch. Und so sitzt man an der Havel und fragt sich, ob die Tomaten schon raschelnd trocken geworden sind.
Am Sonntag dann das große Wiedersehen: Alles prima, keine Pflanze lechzte wirklich nach Wasser, einige fingen gerade erst an, sich zu beklagen, aber die Kübel mit Minze, Grünkohl und Tomaten standen wie eine Eins. Auch der Inhalt.
Das hier sind die Tricks, mit denen ich erfolgreich war, die Pflanzen von Donnerstag morgen bis Sonntag mittag ohne fremde Hilfe am Leben zu halten:
- die Gemüsekübel sind sehr groß, haben also viel Substrat, das ist schon mal ein guter Anfang
- gleich beim Pflanzen kamen Schafwollpellets mit ins Pflanzloch
- die Terrassenstühle wurden als Schattenspender vor die Kübel gerückt. Das sah zwar aus wie die Reise nach Jerusalem, hat aber geholfen
- Alle Kübel hingen an der Flasche und konnten wenigstens ein bisschen Wasser nachziehen - Selbstbedienung!
- Am Tag zuvor hatte ich die Töpfe so voll laufen lassen, dass der Untersetzer komplett unter Wasser stand. So wird das Substrat einmal komplett gesättigt.
- Der Durchschlag mit den Glockenblumen wurde in eine große, mit Wasser gefüllte Schüssel gestellt, damit er nasse Füße hat
- Als letzte Amtshandlung morgens dann noch mal einen Abschiedsschluck oben drauf
Viola, hat funktioniert, was für ein Glück! Und das bei über 30 Grad!
In Brandenburg herrschte eine noch viel größere Dürre als bei uns zuhause, das war wirklich nichts für schwache Nerven. Die Gräser sahen aus wie im August, nur wenige Pflanzen blühten überhaupt noch. Auf den Sandböden helfen kleine Schauer zwischendurch auch nicht lange. Doch es gab tatsächlich viele heimische Pflanzen, die sich der Dürre nicht beugten und immer noch etwas für die Insekten boten. Hier standen diese dann auch Schlange, gab ja sonst nichts.
Der Gewöhnliche Natternkopf ist einer dieser Helden.
Hier tummelten sich Dickkopffalter, Distelfalter, Kohlweißlinge und Bläulinge, dazu die Spalten-Wollbiene (Bilder unten) an der Gelben Resede genauso wie die Dünen-Pelzbiene am Natternkopf, beides sehr seltene Arten. Die Natternkopfmauerbiene war natürlich auch nicht weit.
Mauerpfeffer harrte tapfer aus in der Wiese, die Eselsdisteln überragten auch ohne Wasser alles, sogar am Hang. Johanniskraut, Schafgarbe und Ampfer hockten als letzte grüne Inseln in der Steppe.
Ich verstehe gar nicht, warum die Leute sich nicht einfach diese fantastischen Pflanzen in den Garten holen?
Jetzt hat es zum Glück endlich geregnet in Brandenburg, bei uns aber nicht genug, nur ein paar versprengte Schauer. Es ist leider wieder Zeit für den allabendlichen Regentanz. So gern ich auch Experimente mache, aber Wasser von oben ist mir doch am liebsten, da bin ich konservativ.